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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] für diesem einiges Volck erkundigt/ und daß
solche unter der Deutschen Herrschafft bestehe.
Dahero muß ich meine Gedancken ändern.
Sintemahl ich die Atlantische Jnsel zeither für
so wesentlich/ als die Länder im Monden gehal-
ten/ von denen darhinter liegenden andern Län-
dern aber das minste gehöret. Nunmehr/ sag-
te Malovend/ ist nichts gewissers; ja es haben
seit der Zeit die Britannier und Bataver nebst
unsern Friesen gegen Sud noch eine dritte
Welt entdecket/ welche an einem Ende durch
zwey Meer-Engen von der neuen Welt und
dem so genennten Feuer-Lande abgeschnitten
wird/ in der man aber noch zur Zeit nichts als die
steilen Ufer und etliche wilde Menschen erkun-
digen können. Zeno fing hierauff an: Wer a-
ber hat den Britanniern den ersten Weg dahin
gewiesen/ und wie sind die Bataver und Friesen
dahin kommen? Der allgemeine Wegweiser/
nehmlich das Ungewitter/ antwortete Malo-
vend/ ist es bey dieser letztern Erfindung ebens-
falls gewest. Jch erinnere mich nun/ antwor-
tete Rhemetalces/ daß ich zu Rom gehöret/ es
habe ein deutscher Fürst dem Landvogte in Gal-
lien Q. Metellus etliche fremde Menschen ver-
ehret/ welche mit einem Schiffe aus dem grossen
Atlantischen Eylande in die Deutsche Nord-
See getrieben worden. Malovend versetzte:
Diß ist Hertzog Herrmanns Vater gewesen/ wel-
cher sie vorher von dem Hertzoge der Friesen be-
kommen. Er hat aber ihre ungefährliche An-
lendung den Römern nur weiß gemacht/ weil
selbige Menschen die dahin fahrenden Friesen
mit heraus gebracht. Unterdessen bleibet gleich-
wohl wahr/ daß auff dem Meere die Schiffe so
weit können verschlagen werden. Sintemahl
schon für mehr als fünff hundert Jahren bey der
Stadt Treva Atlantische Einwohner angelän-
det sind/ und andere dergleichen von den Galli-
ern im Aqvitanischen Meere auffgefangen wor-
den. Gleicher gestalt hat Nocol ein Ligurier/
der bey den Britaniern den Ruhm der letzten
Erfindung darvon getragen/ Nachricht von die-
[Spaltenumbruch] ser neuen Welt von einem auff der Hibernischen
Küste scheiternden Jberier/ der durch Sturm
auff die Britannische Jnsel gediegen/ erfahren.
Diese Britannier haben sie zwar nichts minder
als vor Zeiten die von Carthago für allen andern
Völckern möglichst verschlossen; aber nachdem
die Bataver und Friesen mit den Britanniern
gantzer achzig Jahr Krieg geführet/ und ihnen
im grossen Meere viel daraus kommende Sil-
berschiffe weggenommen/ haben sie hierdurch den
Schlüssel und den Weg auch in diese neue Welt
gefunden/ und sich vieler grossen Länder be-
mächtigt. Es rühmen sich aber unsere Cim-
bern/ daß mehr als 300. Jahr für dieser letzten
Entdeckung nach Absterben ihres Fürsten
Güneths sein Sohn Madoch/ aus Verdruß
der mit seinen Brüdern entsponnenen kriegeri-
schen Zwytracht/ mit etlichen Schiffen diese itzt
wieder neue Welt erkundigt/ ja zweymahl wie-
der zurück kommen sey/ und immermehr seines
Land-Volcks dahin geführet habe. Die War-
heit dessen wird dadurch bestärcket/ daß noch itzt
die Gnahutemallier diesen Madoch Zungam
als einen grossen Helden und Halb-Gott vereh-
ren. Nichts weniger bescheinigen unsere Si-
tonier/ die das Nord-Gebürge Sevo an dem
grossen Weltmeere bewohnen/ daß ihrer em
groß theil schon für acht hundert Jahren für dem
Wüteriche Harfager sich auff das Eyland Thu-
le gerettet/ von dar über eine Meer-Enge in
Kronien oder Grönland/ und aus diesem theils
zu Lande/ theils über einen See-Busen in die
Nord-Länder der neuen Welt kommen wären.
Jch wundere mich/ hob Rhemetalces an/ daß in
dieser Mitternacht nicht nur die Atlantische Jn-
sel sondern auch fernere und grössere Länder so
gar kein Geheimniß sind/ da doch wir und die Rö-
mer selbst solche für eitel Träume halten/ oder doch
der Egyptischen Priester Bericht geglaubt ha-
ben/ daß die Atlantische Jnsel durch ein Erdbe-
ben und eine grosse Ergiessung der Wasser vom
Meere verschlungen worden sey. Maldvend
versetzte: Es sey nicht zu verwundern/ daß die-

selbten
Q 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] fuͤr dieſem einiges Volck erkundigt/ und daß
ſolche unter der Deutſchen Herrſchafft beſtehe.
Dahero muß ich meine Gedancken aͤndern.
Sintemahl ich die Atlantiſche Jnſel zeither fuͤr
ſo weſentlich/ als die Laͤnder im Monden gehal-
ten/ von denen darhinter liegenden andern Laͤn-
dern aber das minſte gehoͤret. Nunmehr/ ſag-
te Malovend/ iſt nichts gewiſſers; ja es haben
ſeit der Zeit die Britannier und Bataver nebſt
unſern Frieſen gegen Sud noch eine dritte
Welt entdecket/ welche an einem Ende durch
zwey Meer-Engen von der neuen Welt und
dem ſo genennten Feuer-Lande abgeſchnitten
wird/ in der man aber noch zur Zeit nichts als die
ſteilen Ufer und etliche wilde Menſchen erkun-
digen koͤnnen. Zeno fing hierauff an: Wer a-
ber hat den Britanniern den erſten Weg dahin
gewieſen/ und wie ſind die Bataver und Frieſen
dahin kommen? Der allgemeine Wegweiſer/
nehmlich das Ungewitter/ antwortete Malo-
vend/ iſt es bey dieſer letztern Erfindung ebens-
falls geweſt. Jch erinnere mich nun/ antwor-
tete Rhemetalces/ daß ich zu Rom gehoͤret/ es
habe ein deutſcher Fuͤrſt dem Landvogte in Gal-
lien Q. Metellus etliche fremde Menſchen ver-
ehret/ welche mit einem Schiffe aus dem groſſen
Atlantiſchen Eylande in die Deutſche Nord-
See getrieben worden. Malovend verſetzte:
Diß iſt Hertzog Herrmañs Vater geweſen/ wel-
cher ſie vorher von dem Hertzoge der Frieſen be-
kommen. Er hat aber ihre ungefaͤhrliche An-
lendung den Roͤmern nur weiß gemacht/ weil
ſelbige Menſchen die dahin fahrenden Frieſen
mit heraus gebracht. Unterdeſſen bleibet gleich-
wohl wahr/ daß auff dem Meere die Schiffe ſo
weit koͤnnen verſchlagen werden. Sintemahl
ſchon fuͤr mehr als fuͤnff hundert Jahren bey der
Stadt Treva Atlantiſche Einwohner angelaͤn-
det ſind/ und andere dergleichen von den Galli-
ern im Aqvitaniſchen Meere auffgefangen wor-
den. Gleicher geſtalt hat Nocol ein Ligurier/
der bey den Britaniern den Ruhm der letzten
Erfindung darvon getragen/ Nachricht von die-
[Spaltenumbruch] ſer neuen Welt von einem auff der Hiberniſchen
Kuͤſte ſcheiternden Jberier/ der durch Sturm
auff die Britanniſche Jnſel gediegen/ erfahren.
Dieſe Britannier haben ſie zwar nichts minder
als vor Zeiten die von Carthago fuͤr allen andern
Voͤlckern moͤglichſt verſchloſſen; aber nachdem
die Bataver und Frieſen mit den Britanniern
gantzer achzig Jahr Krieg gefuͤhret/ und ihnen
im groſſen Meere viel daraus kommende Sil-
berſchiffe weggenom̃en/ haben ſie hierdurch den
Schluͤſſel und den Weg auch in dieſe neue Welt
gefunden/ und ſich vieler groſſen Laͤnder be-
maͤchtigt. Es ruͤhmen ſich aber unſere Cim-
bern/ daß mehr als 300. Jahr fuͤr dieſer letzten
Entdeckung nach Abſterben ihres Fuͤrſten
Guͤneths ſein Sohn Madoch/ aus Verdruß
der mit ſeinen Bruͤdern entſponnenen kriegeri-
ſchen Zwytracht/ mit etlichen Schiffen dieſe itzt
wieder neue Welt erkundigt/ ja zweymahl wie-
der zuruͤck kommen ſey/ und immermehr ſeines
Land-Volcks dahin gefuͤhret habe. Die War-
heit deſſen wird dadurch beſtaͤrcket/ daß noch itzt
die Gnahutemallier dieſen Madoch Zungam
als einen groſſen Helden und Halb-Gott vereh-
ren. Nichts weniger beſcheinigen unſere Si-
tonier/ die das Nord-Gebuͤrge Sevo an dem
groſſen Weltmeere bewohnen/ daß ihrer em
groß theil ſchon fuͤr acht hundert Jahren fuͤr dem
Wuͤteriche Harfager ſich auff das Eyland Thu-
le gerettet/ von dar uͤber eine Meer-Enge in
Kronien oder Groͤnland/ und aus dieſem theils
zu Lande/ theils uͤber einen See-Buſen in die
Nord-Laͤnder der neuen Welt kommen waͤren.
Jch wundere mich/ hob Rhemetalces an/ daß in
dieſer Mitternacht nicht nur die Atlantiſche Jn-
ſel ſondern auch fernere und groͤſſere Laͤnder ſo
gar kein Geheimniß ſind/ da doch wir und die Roͤ-
mer ſelbſt ſolche fuͤr eitel Traͤume haltẽ/ oder doch
der Egyptiſchen Prieſter Bericht geglaubt ha-
ben/ daß die Atlantiſche Jnſel durch ein Erdbe-
ben und eine groſſe Ergieſſung der Waſſer vom
Meere verſchlungen worden ſey. Maldvend
verſetzte: Es ſey nicht zu verwundern/ daß die-

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[125/0175] Arminius und Thußnelda. fuͤr dieſem einiges Volck erkundigt/ und daß ſolche unter der Deutſchen Herrſchafft beſtehe. Dahero muß ich meine Gedancken aͤndern. Sintemahl ich die Atlantiſche Jnſel zeither fuͤr ſo weſentlich/ als die Laͤnder im Monden gehal- ten/ von denen darhinter liegenden andern Laͤn- dern aber das minſte gehoͤret. Nunmehr/ ſag- te Malovend/ iſt nichts gewiſſers; ja es haben ſeit der Zeit die Britannier und Bataver nebſt unſern Frieſen gegen Sud noch eine dritte Welt entdecket/ welche an einem Ende durch zwey Meer-Engen von der neuen Welt und dem ſo genennten Feuer-Lande abgeſchnitten wird/ in der man aber noch zur Zeit nichts als die ſteilen Ufer und etliche wilde Menſchen erkun- digen koͤnnen. Zeno fing hierauff an: Wer a- ber hat den Britanniern den erſten Weg dahin gewieſen/ und wie ſind die Bataver und Frieſen dahin kommen? Der allgemeine Wegweiſer/ nehmlich das Ungewitter/ antwortete Malo- vend/ iſt es bey dieſer letztern Erfindung ebens- falls geweſt. Jch erinnere mich nun/ antwor- tete Rhemetalces/ daß ich zu Rom gehoͤret/ es habe ein deutſcher Fuͤrſt dem Landvogte in Gal- lien Q. Metellus etliche fremde Menſchen ver- ehret/ welche mit einem Schiffe aus dem groſſen Atlantiſchen Eylande in die Deutſche Nord- See getrieben worden. Malovend verſetzte: Diß iſt Hertzog Herrmañs Vater geweſen/ wel- cher ſie vorher von dem Hertzoge der Frieſen be- kommen. Er hat aber ihre ungefaͤhrliche An- lendung den Roͤmern nur weiß gemacht/ weil ſelbige Menſchen die dahin fahrenden Frieſen mit heraus gebracht. Unterdeſſen bleibet gleich- wohl wahr/ daß auff dem Meere die Schiffe ſo weit koͤnnen verſchlagen werden. Sintemahl ſchon fuͤr mehr als fuͤnff hundert Jahren bey der Stadt Treva Atlantiſche Einwohner angelaͤn- det ſind/ und andere dergleichen von den Galli- ern im Aqvitaniſchen Meere auffgefangen wor- den. Gleicher geſtalt hat Nocol ein Ligurier/ der bey den Britaniern den Ruhm der letzten Erfindung darvon getragen/ Nachricht von die- ſer neuen Welt von einem auff der Hiberniſchen Kuͤſte ſcheiternden Jberier/ der durch Sturm auff die Britanniſche Jnſel gediegen/ erfahren. Dieſe Britannier haben ſie zwar nichts minder als vor Zeiten die von Carthago fuͤr allen andern Voͤlckern moͤglichſt verſchloſſen; aber nachdem die Bataver und Frieſen mit den Britanniern gantzer achzig Jahr Krieg gefuͤhret/ und ihnen im groſſen Meere viel daraus kommende Sil- berſchiffe weggenom̃en/ haben ſie hierdurch den Schluͤſſel und den Weg auch in dieſe neue Welt gefunden/ und ſich vieler groſſen Laͤnder be- maͤchtigt. Es ruͤhmen ſich aber unſere Cim- bern/ daß mehr als 300. Jahr fuͤr dieſer letzten Entdeckung nach Abſterben ihres Fuͤrſten Guͤneths ſein Sohn Madoch/ aus Verdruß der mit ſeinen Bruͤdern entſponnenen kriegeri- ſchen Zwytracht/ mit etlichen Schiffen dieſe itzt wieder neue Welt erkundigt/ ja zweymahl wie- der zuruͤck kommen ſey/ und immermehr ſeines Land-Volcks dahin gefuͤhret habe. Die War- heit deſſen wird dadurch beſtaͤrcket/ daß noch itzt die Gnahutemallier dieſen Madoch Zungam als einen groſſen Helden und Halb-Gott vereh- ren. Nichts weniger beſcheinigen unſere Si- tonier/ die das Nord-Gebuͤrge Sevo an dem groſſen Weltmeere bewohnen/ daß ihrer em groß theil ſchon fuͤr acht hundert Jahren fuͤr dem Wuͤteriche Harfager ſich auff das Eyland Thu- le gerettet/ von dar uͤber eine Meer-Enge in Kronien oder Groͤnland/ und aus dieſem theils zu Lande/ theils uͤber einen See-Buſen in die Nord-Laͤnder der neuen Welt kommen waͤren. Jch wundere mich/ hob Rhemetalces an/ daß in dieſer Mitternacht nicht nur die Atlantiſche Jn- ſel ſondern auch fernere und groͤſſere Laͤnder ſo gar kein Geheimniß ſind/ da doch wir und die Roͤ- mer ſelbſt ſolche fuͤr eitel Traͤume haltẽ/ oder doch der Egyptiſchen Prieſter Bericht geglaubt ha- ben/ daß die Atlantiſche Jnſel durch ein Erdbe- ben und eine groſſe Ergieſſung der Waſſer vom Meere verſchlungen worden ſey. Maldvend verſetzte: Es ſey nicht zu verwundern/ daß die- ſelbten Q 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/175>, abgerufen am 16.04.2024.