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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Anderes Buch
[Spaltenumbruch] ne Augen und Hertz zu neigen. Diß begegne-
te diesem Uberwinder/ sagte Malovend. Denn
die sich ergebenden Feinde richteten ihm auf der
Wallstadt eine prächtige Siegs-Seule auf;
Und weil Hertzog Mars sich der durch die
Wahl ihm aufgetragenen Würde enteuserte/ in
dem zwey auf des Suasandufals Seiten ste-
hende Fürsten dazu nicht gestimmet hatten/ ka-
men sie alle noch einmahl zusammen/ und er-
klärten ihn einmüthig zu ihrem Haupt und O-
bersten Feldherrn. Alleine Hertzog Mars
wolte auf einmahl sein Geschlechte allzu mäch-
tig/ ihm die Qvaden und Hermundurer unter-
thänig machen/ und seines Vettern des Hertzo-
gens der Alemannier Hertzogthum an sich zie-
hen; Welches diesen veranlassete/ daß als er
bey Ubersetzung des Flusses Ursa seine Gele-
genheit ersahe/ ihn im Gesichte seiner auf der
andern Seite des Stroms zurücke bliebener
Söhne und Hofleute mit Hülffe dreyer mit-
verschwornen Edelleute tödtete. Dessen Her-
tzogthum aber ward dennoch des Mars Söh-
nen zu theile. Also ist die Herrschenssucht eine
rechte Flamme/ derer Unersättligkeit von dem
erlangten Uberflusse wächset/ endlich aber doch
zu einer Hand voll Asche wird.

Hierauf wurden neun andere Fürsten zu O-
bersten Feldherrn erwehlet. Denn ob schon
etliche Cridifern des Hertzogs Mars Sohn ge-
gen Dulwigen den Hertzog der Vindelicher er-
kieseten/ ward er doch in einer blutigen
Schlacht/ darinnen er mit eigner Hand funfzig
streitbare Männer erlegte/ von Hertzog Dul-
wigen gefangen.

Nach hundert und dreißig Jahren kam der
Cheruskische Stamm wieder zu solcher Wür-
de/ ist auch biß itzt dabey blieben. Denn es
ward Hertzog Vandal Oberster Feldherr der
dritte allhier in der Reye. Ja seine Tapffer-
keit machte ihn im eben selbigen Jahre zu einem
Fürsten der Pannonier und Marckmänner.
Und ob wohl einige Marckmännische Herren/
[Spaltenumbruch] welche in ihrem Gottesdienste der Eubagen auf
den Gründen der Natur befestigten Meinun-
gen/ mehr als der Druiden geheimen Offenbah-
rungen/ denen Vandal zugethan war/ beypflich-
teten/ ihn verworffen/ seine Vertheidig er von
einem Thurme herab stürtzten/ und den Sar-
matischen Fürsten Micasir zu ihrem Fürsten be-
rufften/ so schlug er doch diesen mit Hülffe des
Hertzogs der Hermundurer auffs Haupt/ also
daß die Sarmater ihn umb Friede bitten/ die
Scythen auch/ welche in Pannonien eingefallen
waren/ für ihm zurücke weichen musten. Aber
seine Herrschafft endigte sich nach zweyen Jah-
ren mit seinem frühzeitigen Tode. Als Ma-
lovend mit diesen Worten ein wenig verbließ/
setzte Fürst Zeno bey: Dieser Held dienet uns zu
einem Beyspiele/ daß allzugrosses Glücke so ge-
schwinde/ als die zwischen den Bergen zusam-
menschüssenden Regen-Fluthen/ vergehen; und
daß Fürsten/ welche der Himmel mit so häuffigen
Siegen überschüttet/ sich denen fallenden Luft-
und Schwantz-Gestirnen vergleichen/ welche
zwar mit ihrem Blitze den Glantz der ewigen
Sternen wegstechen/ in kurtzem aber in Asche
zerfallen.

Diesem folgte in solcher Würde/ fuhr Malo-
vend fort/ der hier in der vierdten Stelle stehen-
de Hertzog Ulsing/ dessen Mutter Cimburgis/
eine Sarmatische Fürstin/ mit flacher Hand
einen eisernen Nagel in die Wand schlagen kon-
te. Dieser Herrwar in der Stern- und Meß-
Kunst erfahren; er befließ sich die Heimligkeiten
der Natur zu erforschen/ und aller guten Künste
Meister zu seyn/ derer Friede und Ruhe/ wozu
ihn seine Zuneigung trieb/ bedürftig sind. Sei-
ne fernen Reisen hatten ihm eine ungemeine
Klugheit zuwege gebracht/ welche er für die ei-
gentliche Kunst eines Feldherrn hielt. Dahero
mangelte es ihm nie an klugen Rathschlägen/ wel-
che sonst meist bey Unglück einem entfallen. Er
zohe denen heftigen und grossen Ruff nach sich
ziehenden Entschlüssungen die vorsichtigen für/

als

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] ne Augen und Hertz zu neigen. Diß begegne-
te dieſem Uberwinder/ ſagte Malovend. Denn
die ſich ergebenden Feinde richteten ihm auf der
Wallſtadt eine praͤchtige Siegs-Seule auf;
Und weil Hertzog Mars ſich der durch die
Wahl ihm aufgetragenen Wuͤrde enteuſerte/ in
dem zwey auf des Suaſandufals Seiten ſte-
hende Fuͤrſten dazu nicht geſtimmet hatten/ ka-
men ſie alle noch einmahl zuſammen/ und er-
klaͤrten ihn einmuͤthig zu ihrem Haupt und O-
berſten Feldherrn. Alleine Hertzog Mars
wolte auf einmahl ſein Geſchlechte allzu maͤch-
tig/ ihm die Qvaden und Hermundurer unter-
thaͤnig machen/ und ſeines Vettern des Hertzo-
gens der Alemannier Hertzogthum an ſich zie-
hen; Welches dieſen veranlaſſete/ daß als er
bey Uberſetzung des Fluſſes Urſa ſeine Gele-
genheit erſahe/ ihn im Geſichte ſeiner auf der
andern Seite des Stroms zuruͤcke bliebener
Soͤhne und Hofleute mit Huͤlffe dreyer mit-
verſchwornen Edelleute toͤdtete. Deſſen Her-
tzogthum aber ward dennoch des Mars Soͤh-
nen zu theile. Alſo iſt die Herrſchensſucht eine
rechte Flamme/ derer Unerſaͤttligkeit von dem
erlangten Uberfluſſe waͤchſet/ endlich aber doch
zu einer Hand voll Aſche wird.

Hierauf wurden neun andere Fuͤrſten zu O-
berſten Feldherrn erwehlet. Denn ob ſchon
etliche Cridifern des Hertzogs Mars Sohn ge-
gen Dulwigen den Hertzog der Vindelicher er-
kieſeten/ ward er doch in einer blutigen
Schlacht/ darinnen er mit eigner Hand funfzig
ſtreitbare Maͤnner erlegte/ von Hertzog Dul-
wigen gefangen.

Nach hundert und dreißig Jahren kam der
Cheruskiſche Stamm wieder zu ſolcher Wuͤr-
de/ iſt auch biß itzt dabey blieben. Denn es
ward Hertzog Vandal Oberſter Feldherr der
dritte allhier in der Reye. Ja ſeine Tapffer-
keit machte ihn im eben ſelbigen Jahre zu einem
Fuͤrſten der Pannonier und Marckmaͤnner.
Und ob wohl einige Marckmaͤnniſche Herren/
[Spaltenumbruch] welche in ihrem Gottesdienſte der Eubagen auf
den Gruͤnden der Natur befeſtigten Meinun-
gen/ mehr als der Druiden geheimen Offenbah-
rungen/ denen Vandal zugethan war/ beypflich-
teten/ ihn verworffen/ ſeine Vertheidig er von
einem Thurme herab ſtuͤrtzten/ und den Sar-
matiſchen Fuͤrſten Micaſir zu ihrem Fuͤrſten be-
rufften/ ſo ſchlug er doch dieſen mit Huͤlffe des
Hertzogs der Hermundurer auffs Haupt/ alſo
daß die Sarmater ihn umb Fꝛiede bitten/ die
Scythen auch/ welche in Pannonien eingefallen
waren/ fuͤr ihm zuruͤcke weichen muſten. Aber
ſeine Herrſchafft endigte ſich nach zweyen Jah-
ren mit ſeinem fruͤhzeitigen Tode. Als Ma-
lovend mit dieſen Worten ein wenig verbließ/
ſetzte Fuͤrſt Zeno bey: Dieſer Held dienet uns zu
einem Beyſpiele/ daß allzugroſſes Gluͤcke ſo ge-
ſchwinde/ als die zwiſchen den Bergen zuſam-
menſchuͤſſenden Regen-Fluthen/ vergehen; und
daß Fuͤrſten/ welche der Himmel mit ſo haͤuffigen
Siegen uͤberſchuͤttet/ ſich denen fallenden Luft-
und Schwantz-Geſtirnen vergleichen/ welche
zwar mit ihrem Blitze den Glantz der ewigen
Sternen wegſtechen/ in kurtzem aber in Aſche
zerfallen.

Dieſem folgte in ſolcher Wuͤrde/ fuhr Malo-
vend fort/ der hier in der vierdten Stelle ſtehen-
de Hertzog Ulſing/ deſſen Mutter Cimburgis/
eine Sarmatiſche Fuͤrſtin/ mit flacher Hand
einen eiſernen Nagel in die Wand ſchlagen kon-
te. Dieſer Herꝛwar in der Stern- und Meß-
Kunſt erfahren; er befließ ſich die Heimligkeiten
der Natur zu erforſchen/ und aller guten Kuͤnſte
Meiſter zu ſeyn/ derer Friede und Ruhe/ wozu
ihn ſeine Zuneigung trieb/ beduͤrftig ſind. Sei-
ne fernen Reiſen hatten ihm eine ungemeine
Klugheit zuwege gebracht/ welche er fuͤr die ei-
gentliche Kunſt eines Feldherrn hielt. Dahero
mangelte es ihm nie an klugẽ Rathſchlaͤgen/ wel-
che ſonſt meiſt bey Ungluͤck einem entfallen. Er
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[114/0164] Anderes Buch ne Augen und Hertz zu neigen. Diß begegne- te dieſem Uberwinder/ ſagte Malovend. Denn die ſich ergebenden Feinde richteten ihm auf der Wallſtadt eine praͤchtige Siegs-Seule auf; Und weil Hertzog Mars ſich der durch die Wahl ihm aufgetragenen Wuͤrde enteuſerte/ in dem zwey auf des Suaſandufals Seiten ſte- hende Fuͤrſten dazu nicht geſtimmet hatten/ ka- men ſie alle noch einmahl zuſammen/ und er- klaͤrten ihn einmuͤthig zu ihrem Haupt und O- berſten Feldherrn. Alleine Hertzog Mars wolte auf einmahl ſein Geſchlechte allzu maͤch- tig/ ihm die Qvaden und Hermundurer unter- thaͤnig machen/ und ſeines Vettern des Hertzo- gens der Alemannier Hertzogthum an ſich zie- hen; Welches dieſen veranlaſſete/ daß als er bey Uberſetzung des Fluſſes Urſa ſeine Gele- genheit erſahe/ ihn im Geſichte ſeiner auf der andern Seite des Stroms zuruͤcke bliebener Soͤhne und Hofleute mit Huͤlffe dreyer mit- verſchwornen Edelleute toͤdtete. Deſſen Her- tzogthum aber ward dennoch des Mars Soͤh- nen zu theile. Alſo iſt die Herrſchensſucht eine rechte Flamme/ derer Unerſaͤttligkeit von dem erlangten Uberfluſſe waͤchſet/ endlich aber doch zu einer Hand voll Aſche wird. Hierauf wurden neun andere Fuͤrſten zu O- berſten Feldherrn erwehlet. Denn ob ſchon etliche Cridifern des Hertzogs Mars Sohn ge- gen Dulwigen den Hertzog der Vindelicher er- kieſeten/ ward er doch in einer blutigen Schlacht/ darinnen er mit eigner Hand funfzig ſtreitbare Maͤnner erlegte/ von Hertzog Dul- wigen gefangen. Nach hundert und dreißig Jahren kam der Cheruskiſche Stamm wieder zu ſolcher Wuͤr- de/ iſt auch biß itzt dabey blieben. Denn es ward Hertzog Vandal Oberſter Feldherr der dritte allhier in der Reye. Ja ſeine Tapffer- keit machte ihn im eben ſelbigen Jahre zu einem Fuͤrſten der Pannonier und Marckmaͤnner. Und ob wohl einige Marckmaͤnniſche Herren/ welche in ihrem Gottesdienſte der Eubagen auf den Gruͤnden der Natur befeſtigten Meinun- gen/ mehr als der Druiden geheimen Offenbah- rungen/ denen Vandal zugethan war/ beypflich- teten/ ihn verworffen/ ſeine Vertheidig er von einem Thurme herab ſtuͤrtzten/ und den Sar- matiſchen Fuͤrſten Micaſir zu ihrem Fuͤrſten be- rufften/ ſo ſchlug er doch dieſen mit Huͤlffe des Hertzogs der Hermundurer auffs Haupt/ alſo daß die Sarmater ihn umb Fꝛiede bitten/ die Scythen auch/ welche in Pannonien eingefallen waren/ fuͤr ihm zuruͤcke weichen muſten. Aber ſeine Herrſchafft endigte ſich nach zweyen Jah- ren mit ſeinem fruͤhzeitigen Tode. Als Ma- lovend mit dieſen Worten ein wenig verbließ/ ſetzte Fuͤrſt Zeno bey: Dieſer Held dienet uns zu einem Beyſpiele/ daß allzugroſſes Gluͤcke ſo ge- ſchwinde/ als die zwiſchen den Bergen zuſam- menſchuͤſſenden Regen-Fluthen/ vergehen; und daß Fuͤrſten/ welche der Himmel mit ſo haͤuffigen Siegen uͤberſchuͤttet/ ſich denen fallenden Luft- und Schwantz-Geſtirnen vergleichen/ welche zwar mit ihrem Blitze den Glantz der ewigen Sternen wegſtechen/ in kurtzem aber in Aſche zerfallen. Dieſem folgte in ſolcher Wuͤrde/ fuhr Malo- vend fort/ der hier in der vierdten Stelle ſtehen- de Hertzog Ulſing/ deſſen Mutter Cimburgis/ eine Sarmatiſche Fuͤrſtin/ mit flacher Hand einen eiſernen Nagel in die Wand ſchlagen kon- te. Dieſer Herꝛwar in der Stern- und Meß- Kunſt erfahren; er befließ ſich die Heimligkeiten der Natur zu erforſchen/ und aller guten Kuͤnſte Meiſter zu ſeyn/ derer Friede und Ruhe/ wozu ihn ſeine Zuneigung trieb/ beduͤrftig ſind. Sei- ne fernen Reiſen hatten ihm eine ungemeine Klugheit zuwege gebracht/ welche er fuͤr die ei- gentliche Kunſt eines Feldherrn hielt. Dahero mangelte es ihm nie an klugẽ Rathſchlaͤgen/ wel- che ſonſt meiſt bey Ungluͤck einem entfallen. Er zohe denen heftigen und groſſen Ruff nach ſich ziehenden Entſchluͤſſungen die vorſichtigen fuͤr/ als

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/164>, abgerufen am 24.04.2024.