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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gust dem Agrippa seinen Ring gegeben. Ma-
lovend nahm das Wort von ihm und fing an:
Es wäre die Art mit dem Ringe einem die
Nachfolge der Herrschafft zuzueignen/ oder
sonst eine ungemeine Vertrauligkeit anzudeu-
ten/ wie Alexander gegen dem Hephestion mit
seinem an den Mund gedrückten Ringe ge-
than/ als er ihme Olympiens geheime Schrei-
ben zu lesen gab/ auch in Deutschland nicht un-
bekant/ und pflegten die Catten diese eiserne
Ringe ihrer Ahnen auffs fleißigste zu verwah-
ren. Sonst wären diese Ringe vielleicht deß-
wegen stählern/ weil bey denen alten Deutschen
dieses in der Haushaltung und im Kriege nütz-
lichere Ertzt in grösserm Ansehen/ als das Gold/
auch dem Kriegs-Gotte zugeeignet gewest. Aus
welchem Absehen/ und weil die rechte Hand
meist die Ausüberin der Tapfferkeit seyn muß/
der Daumen und mitlere Finger auch der stärck-
ste ist/ diese eiserne Ringe auch nur in der rechten
Hand/ und zwar in oberwehnten zweyen Fin-
gern getragen würden. Da hingegen die mei-
sten Völcker die aus blosser Wollust angenom-
mene Ringe in der müssigern und verborgenern
lincken Hand/ und in dem Finger neben dem
kleinern/ gleich als wenn nach der Egyptier wie-
wohl irrigen Meinung aus diesem Goldfinger
eine kleine Ader zu dem vom Golde Stärckung
empfangenden Hertzen ginge/ trügen/ den Dau-
men und mittlern Finger damit niemahls be-
steckten. Diese Erzehlung vergnügte die frem-
den Fürsten überaus/ und nachdem Rhemetal-
ces diesen Ring gleichfals wohl betrachtet hatte/
fing er an: Jch finde in diesem Ringe gleichwohl
noch etwas/ was Fürst Zeno nicht angemercket/
oder gemeldet; Denn es ist in ihn was gebei-
tzet/ welches ich aber noch nicht recht erkennen
kan. Für kein Bild eines Gottes darff ich es
nicht annehmen/ weil ich weiß/ daß die Deut-
schen mit den Egyptiern dißfals nicht einig sind/
welche des Harpocrates und anderer Götter
Bilder gar gemein an Fingern tragen. Ver-
[Spaltenumbruch] mutlich aber wird es iemand berühmtes von die-
ses Edelmanns Ahnen oder aus seinen vertrau-
ten Freunden seyn. Massen ich in Griechenland
und zu Rom diese Gewohnheit wahrgenommen/
und bey dem Germanicus den Ring mit des A-
fricanischen Scipio eingeetztem Haupte gesehen/
welchen das Volck seinem unwürdigen Sohne/
als er sich die Stadtvogtey zu suchen unterstand/
abgezogen hat. Käyser Julius hat der gewaffne-
ten Venus Bild/ von welcher er nichts minder
entsprossen/ als seine Aehnligkeit empfangen zu
haben vermeinte/ getragen. Jn Griechenland
pflegen noch die Nachfolger des Welt-Weisen
Epicurus sein Bild in ihren Ringen zu vereh-
ren/ in ihre Säle zu setzen und auff ihre Trinck-
Geschirre etzen zu lassen. Alfesleben antwor-
tete hierauff selbst: Es ist weder eines noch
das andere/ sondern ein Schild/ und darauff
das Haupt des Tuisco/ zu meiner Erinnerung/
daß nichts schändlichers sey als im Kriege den
Schild einbüssen; und daß alle edele Gemüther
in die Fußstapffen ihres niemahls überwunde-
nen Tuisco zu treten schuldig sind. Zeno fing
hierüber laut an zu ruffen: diß ist ein so schönes
Sinn-Bild/ als dieser junge Ritter tapffer ist.
Nichts nicht kan einem einen grössern Zug zur
Tugend/ als das Anschauen eines berühmten
Helden verursachen. Also hat Aristomenes
des Agathocles/ Callicrates des Ulysses/ und
Käyser August des grossen Alexanders Bild in
ihren Ringen getragen/ und Tiberius siegelt
schon mit des Augustus. Callicrates hat so gar
nach Ulysses Kindern den seinigen ihre Nahmen
gegeben/ und das Römische Geschlechte der
Macer trägt nicht nur in Ringen/ in Trinckge-
schirren und Waffen; sondern auch das Frau-
en-Zimmer Alexanders Bild mit Perlen/ Gold
und Seide gestickt auff ihren Hauben/ Kleidern
und Zierrathen. Auch hat mir zu Rom Lucius
Macro ein vertrauter des Tiberius eine aus
Agtstein gearbeitete Schale/ als das schätzbarste
Kleinod ihres Geschlechtes/ gewiesen/ in welche

vom
N 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] guſt dem Agrippa ſeinen Ring gegeben. Ma-
lovend nahm das Wort von ihm und fing an:
Es waͤre die Art mit dem Ringe einem die
Nachfolge der Herrſchafft zuzueignen/ oder
ſonſt eine ungemeine Vertrauligkeit anzudeu-
ten/ wie Alexander gegen dem Hepheſtion mit
ſeinem an den Mund gedruͤckten Ringe ge-
than/ als er ihme Olympiens geheime Schrei-
ben zu leſen gab/ auch in Deutſchland nicht un-
bekant/ und pflegten die Catten dieſe eiſerne
Ringe ihrer Ahnen auffs fleißigſte zu verwah-
ren. Sonſt waͤren dieſe Ringe vielleicht deß-
wegen ſtaͤhlern/ weil bey denen alten Deutſchen
dieſes in der Haushaltung und im Kriege nuͤtz-
lichere Ertzt in groͤſſerm Anſehen/ als das Gold/
auch dem Kriegs-Gotte zugeeignet geweſt. Aus
welchem Abſehen/ und weil die rechte Hand
meiſt die Ausuͤberin der Tapfferkeit ſeyn muß/
der Daumẽ und mitlere Finger auch der ſtaͤrck-
ſte iſt/ dieſe eiſerne Ringe auch nur in der rechten
Hand/ und zwar in oberwehnten zweyen Fin-
gern getragen wuͤrden. Da hingegen die mei-
ſten Voͤlcker die aus bloſſer Wolluſt angenom-
mene Ringe in der muͤſſigern und verborgenern
lincken Hand/ und in dem Finger neben dem
kleinern/ gleich als wenn nach der Egyptier wie-
wohl irrigen Meinung aus dieſem Goldfinger
eine kleine Ader zu dem vom Golde Staͤrckung
empfangenden Hertzen ginge/ truͤgen/ den Dau-
men und mittlern Finger damit niemahls be-
ſteckten. Dieſe Erzehlung vergnuͤgte die frem-
den Fuͤrſten uͤberaus/ und nachdem Rhemetal-
ces dieſen Ring gleichfals wohl betrachtet hatte/
fing er an: Jch finde in dieſem Ringe gleichwohl
noch etwas/ was Fuͤrſt Zeno nicht angemercket/
oder gemeldet; Denn es iſt in ihn was gebei-
tzet/ welches ich aber noch nicht recht erkennen
kan. Fuͤr kein Bild eines Gottes darff ich es
nicht annehmen/ weil ich weiß/ daß die Deut-
ſchen mit den Egyptiern dißfals nicht einig ſind/
welche des Harpocrates und anderer Goͤtter
Bilder gar gemein an Fingern tragen. Ver-
[Spaltenumbruch] mutlich aber wird es iemand beruͤhmtes von die-
ſes Edelmanns Ahnen oder aus ſeinen vertrau-
ten Freunden ſeyn. Maſſen ich in Griechenland
und zu Rom dieſe Gewohnheit wahrgenom̃en/
und bey dem Germanicus den Ring mit des A-
fricaniſchen Scipio eingeetztem Haupte geſehen/
welchen das Volck ſeinem unwuͤrdigen Sohne/
als er ſich die Stadtvogtey zu ſuchen unterſtand/
abgezogen hat. Kaͤyſer Julius hat der gewaffne-
ten Venus Bild/ von welcher er nichts minder
entſproſſen/ als ſeine Aehnligkeit empfangen zu
haben vermeinte/ getragen. Jn Griechenland
pflegen noch die Nachfolger des Welt-Weiſen
Epicurus ſein Bild in ihren Ringen zu vereh-
ren/ in ihre Saͤle zu ſetzen und auff ihre Trinck-
Geſchirre etzen zu laſſen. Alfesleben antwor-
tete hierauff ſelbſt: Es iſt weder eines noch
das andere/ ſondern ein Schild/ und darauff
das Haupt des Tuiſco/ zu meiner Erinnerung/
daß nichts ſchaͤndlichers ſey als im Kriege den
Schild einbuͤſſen; und daß alle edele Gemuͤther
in die Fußſtapffen ihres niemahls uͤberwunde-
nen Tuiſco zu treten ſchuldig ſind. Zeno fing
hieruͤber laut an zu ruffen: diß iſt ein ſo ſchoͤnes
Sinn-Bild/ als dieſer junge Ritter tapffer iſt.
Nichts nicht kan einem einen groͤſſern Zug zur
Tugend/ als das Anſchauen eines beruͤhmten
Helden verurſachen. Alſo hat Ariſtomenes
des Agathocles/ Callicrates des Ulyſſes/ und
Kaͤyſer Auguſt des groſſen Alexanders Bild in
ihren Ringen getragen/ und Tiberius ſiegelt
ſchon mit des Auguſtus. Callicrates hat ſo gar
nach Ulyſſes Kindern den ſeinigen ihre Nahmen
gegeben/ und das Roͤmiſche Geſchlechte der
Macer traͤgt nicht nur in Ringen/ in Trinckge-
ſchirren und Waffen; ſondern auch das Frau-
en-Zimmer Alexanders Bild mit Perlen/ Gold
und Seide geſtickt auff ihren Hauben/ Kleidern
und Zierrathen. Auch hat mir zu Rom Lucius
Macro ein vertrauter des Tiberius eine aus
Agtſtein gearbeitete Schale/ als das ſchaͤtzbarſte
Kleinod ihres Geſchlechtes/ gewieſen/ in welche

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[101/0151] Arminius und Thußnelda. guſt dem Agrippa ſeinen Ring gegeben. Ma- lovend nahm das Wort von ihm und fing an: Es waͤre die Art mit dem Ringe einem die Nachfolge der Herrſchafft zuzueignen/ oder ſonſt eine ungemeine Vertrauligkeit anzudeu- ten/ wie Alexander gegen dem Hepheſtion mit ſeinem an den Mund gedruͤckten Ringe ge- than/ als er ihme Olympiens geheime Schrei- ben zu leſen gab/ auch in Deutſchland nicht un- bekant/ und pflegten die Catten dieſe eiſerne Ringe ihrer Ahnen auffs fleißigſte zu verwah- ren. Sonſt waͤren dieſe Ringe vielleicht deß- wegen ſtaͤhlern/ weil bey denen alten Deutſchen dieſes in der Haushaltung und im Kriege nuͤtz- lichere Ertzt in groͤſſerm Anſehen/ als das Gold/ auch dem Kriegs-Gotte zugeeignet geweſt. Aus welchem Abſehen/ und weil die rechte Hand meiſt die Ausuͤberin der Tapfferkeit ſeyn muß/ der Daumẽ und mitlere Finger auch der ſtaͤrck- ſte iſt/ dieſe eiſerne Ringe auch nur in der rechten Hand/ und zwar in oberwehnten zweyen Fin- gern getragen wuͤrden. Da hingegen die mei- ſten Voͤlcker die aus bloſſer Wolluſt angenom- mene Ringe in der muͤſſigern und verborgenern lincken Hand/ und in dem Finger neben dem kleinern/ gleich als wenn nach der Egyptier wie- wohl irrigen Meinung aus dieſem Goldfinger eine kleine Ader zu dem vom Golde Staͤrckung empfangenden Hertzen ginge/ truͤgen/ den Dau- men und mittlern Finger damit niemahls be- ſteckten. Dieſe Erzehlung vergnuͤgte die frem- den Fuͤrſten uͤberaus/ und nachdem Rhemetal- ces dieſen Ring gleichfals wohl betrachtet hatte/ fing er an: Jch finde in dieſem Ringe gleichwohl noch etwas/ was Fuͤrſt Zeno nicht angemercket/ oder gemeldet; Denn es iſt in ihn was gebei- tzet/ welches ich aber noch nicht recht erkennen kan. Fuͤr kein Bild eines Gottes darff ich es nicht annehmen/ weil ich weiß/ daß die Deut- ſchen mit den Egyptiern dißfals nicht einig ſind/ welche des Harpocrates und anderer Goͤtter Bilder gar gemein an Fingern tragen. Ver- mutlich aber wird es iemand beruͤhmtes von die- ſes Edelmanns Ahnen oder aus ſeinen vertrau- ten Freunden ſeyn. Maſſen ich in Griechenland und zu Rom dieſe Gewohnheit wahrgenom̃en/ und bey dem Germanicus den Ring mit des A- fricaniſchen Scipio eingeetztem Haupte geſehen/ welchen das Volck ſeinem unwuͤrdigen Sohne/ als er ſich die Stadtvogtey zu ſuchen unterſtand/ abgezogen hat. Kaͤyſer Julius hat der gewaffne- ten Venus Bild/ von welcher er nichts minder entſproſſen/ als ſeine Aehnligkeit empfangen zu haben vermeinte/ getragen. Jn Griechenland pflegen noch die Nachfolger des Welt-Weiſen Epicurus ſein Bild in ihren Ringen zu vereh- ren/ in ihre Saͤle zu ſetzen und auff ihre Trinck- Geſchirre etzen zu laſſen. Alfesleben antwor- tete hierauff ſelbſt: Es iſt weder eines noch das andere/ ſondern ein Schild/ und darauff das Haupt des Tuiſco/ zu meiner Erinnerung/ daß nichts ſchaͤndlichers ſey als im Kriege den Schild einbuͤſſen; und daß alle edele Gemuͤther in die Fußſtapffen ihres niemahls uͤberwunde- nen Tuiſco zu treten ſchuldig ſind. Zeno fing hieruͤber laut an zu ruffen: diß iſt ein ſo ſchoͤnes Sinn-Bild/ als dieſer junge Ritter tapffer iſt. Nichts nicht kan einem einen groͤſſern Zug zur Tugend/ als das Anſchauen eines beruͤhmten Helden verurſachen. Alſo hat Ariſtomenes des Agathocles/ Callicrates des Ulyſſes/ und Kaͤyſer Auguſt des groſſen Alexanders Bild in ihren Ringen getragen/ und Tiberius ſiegelt ſchon mit des Auguſtus. Callicrates hat ſo gar nach Ulyſſes Kindern den ſeinigen ihre Nahmen gegeben/ und das Roͤmiſche Geſchlechte der Macer traͤgt nicht nur in Ringen/ in Trinckge- ſchirren und Waffen; ſondern auch das Frau- en-Zimmer Alexanders Bild mit Perlen/ Gold und Seide geſtickt auff ihren Hauben/ Kleidern und Zierrathen. Auch hat mir zu Rom Lucius Macro ein vertrauter des Tiberius eine aus Agtſtein gearbeitete Schale/ als das ſchaͤtzbarſte Kleinod ihres Geſchlechtes/ gewieſen/ in welche vom N 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/151>, abgerufen am 23.04.2024.