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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Thiere Näherung schon/ ehe sie sie zu Gesichte be-
kommen/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen
unversöhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus-
ländischen Fürsten wolten etliche von den Brit-
tannischen Tocken auff sie loß lassen; Malovend
aber meinte/ es wäre an einer genug. Denn an
den andern Bär würde sich wohl ein einiger Jä-
ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als-
bald den grösten Bär an/ und machte ihm so
viel zu schaffen/ daß er sich für ihm auff einen
Eichbaum flüchtete; nach welchen sie hernach
mit Pfeilen so lange zum Ziele schossen/ biß
er nach vielen empfangenen Wunden herab
fiel. Den andern Bär aber griff Alfelsleben/
ein von Fußauff gewaffneter Cattischer Edel-
mann des Fürsten Adgandesters/ an; gegen
welchen sich der Bär aufflehnte/ und als er ihn
mit den fördern Klauen umarmete/ fiel der Jä-
ger mit allem Fleiß zurücke/ und stach ihm ein
Messer durch den Bauch ins Hertze/ daß er ü-
ber ihm steintodt liegen blieb. Ehe sich aber die-
ser unter dem Bären herfürweltzte/ fing der ihn
begleitende Hund erbärmlich an zu winseln/ fiel
den todten Bären auffs grimmigste an/ und als
dieser sich nicht regte/ stürtzte sich der Hund in
den nechsten See/ hätte sich auch darinnen vor-
sätzlich ersäuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende
Jäger durch sein Zuruffen ihn davon abwen-
dig gemacht hätte. Sie verwunderten sich al-
le über dieser Begebniß/ und sagte Rhemetal-
ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und
Treue gegen den Menschen den Hunden gleich
thäte. Man hätte mehr als tausend berühmte
Beyspiele/ daß sie für ihre Herren biß in Tod ge-
fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Mörder
angefallen und entdeckt hätten. Ja des Eu-
polites Hund wäre über seinen Absterben er-
hungert/ des Xantippus wäre seinem Schif-
fe so lange nachgeschwommen/ biß er ersoffen/
des letzten Darius Hund wäre sein einiger
Todes-Gefärthe gewest/ des Lysimachus und
Pyrrhus hätten sich in ihre brennenden Holtz-
Stöße gestürtzet.

[Spaltenumbruch]

Die Verzweiffelung dieses getreuen Hundes
war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ der den Bär in
Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Bestürtzung
von sich blicken ließ. Wie nun dieser dem Jäger-
meister den Verlust seines eisernen Ringes/ als
die Ursache seiner Bekümmernis andeutete/ zo-
he Zeno einen köstlichen mit Diamanten versetz-
ten Ring vom Finger/ und reichte selbten diesem
Cattischen Edelmanne/ um dardurch seinen
Schaden zu ergäntzen. Alfelsleben bezeugte
gegen dieser Fürstlichen Freygebigkeit die höff-
lichste Demut/ und weigerte sich dieses Geschen-
cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth
seines verlohrnen eisernen Ringes durch keinen
andern/ auch durch den mit einem köstlichen
Opal versetzten Ring nicht ersetzt werden könte/
welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und so
hoch geachtet/ daß er sich lieber damit ins Elend
verjagen lassen/ als solchen dem geitzigen Anto-
nius abtreten wollen; noch auch um denselben
Ring/ um dessen Kauff zwischen dem Cöpio und
Drusus eine Todt-Feindschafft und ein schreck-
licher Krieg erwachsen. Rhemetalces fing an:
in was denn die Kostbarkeit dieses Ringes be-
standen/ weil selbter nur für eisern angegeben
würde? Ob selbter eine geheime Krafft wie der-
selbe Ring in sich gehabt habe/ welchen der Kö-
nigliche Hirte Gyges in einer Höle einer in ei-
nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge-
zogen; sich damit als wie des Pluto oder der Höl-
le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben soll/
unsichtbar und zum Könige in Lydien gemacht
hätte? oder ob dieser Ring den Alfelsleben/ wie
des Phecensischen Fürsten zwey Ringe/ durch
ihren Klang erinnert hätten: Ob er diß oder
jenes thun oder lassen solte? Alfesleben/ wel-
cher in dem Eingeweide des Bären seinen Ring
bekümmert suchte/ gleichwohlaber das eine Ohr
bey dem Gespräche dieser Fürsten hatte/ ant-
wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et-
was bessers/ als die betrügerischen Künste der
Zauberey wäre/ würde sein Ring zweiffelsfrey

hö-

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] Thiere Naͤherung ſchon/ ehe ſie ſie zu Geſichte be-
kom̃en/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen
unverſoͤhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus-
laͤndiſchen Fuͤrſten wolten etliche von den Brit-
tanniſchen Tocken auff ſie loß laſſen; Malovend
aber meinte/ es waͤre an einer genug. Denn an
den andern Baͤr wuͤrde ſich wohl ein einigeꝛ Jaͤ-
ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als-
bald den groͤſten Baͤr an/ und machte ihm ſo
viel zu ſchaffen/ daß er ſich fuͤr ihm auff einen
Eichbaum fluͤchtete; nach welchen ſie hernach
mit Pfeilen ſo lange zum Ziele ſchoſſen/ biß
er nach vielen empfangenen Wunden herab
fiel. Den andern Baͤr aber griff Alfelsleben/
ein von Fußauff gewaffneter Cattiſcher Edel-
mann des Fuͤrſten Adgandeſters/ an; gegen
welchen ſich der Baͤr aufflehnte/ und als er ihn
mit den foͤrdern Klauen umarmete/ fiel der Jaͤ-
ger mit allem Fleiß zuruͤcke/ und ſtach ihm ein
Meſſer durch den Bauch ins Hertze/ daß er uͤ-
ber ihm ſteintodt liegen blieb. Ehe ſich aber die-
ſer unter dem Baͤren herfuͤrweltzte/ fing der ihn
begleitende Hund erbaͤrmlich an zu winſeln/ fiel
den todten Baͤren auffs grimmigſte an/ und als
dieſer ſich nicht regte/ ſtuͤrtzte ſich der Hund in
den nechſten See/ haͤtte ſich auch darinnen vor-
ſaͤtzlich erſaͤuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende
Jaͤger durch ſein Zuruffen ihn davon abwen-
dig gemacht haͤtte. Sie verwunderten ſich al-
le uͤber dieſer Begebniß/ und ſagte Rhemetal-
ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und
Treue gegen den Menſchen den Hunden gleich
thaͤte. Man haͤtte mehr als tauſend beruͤhmte
Beyſpiele/ daß ſie fuͤr ihre Herren biß in Tod ge-
fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Moͤrder
angefallen und entdeckt haͤtten. Ja des Eu-
polites Hund waͤre uͤber ſeinen Abſterben er-
hungert/ des Xantippus waͤre ſeinem Schif-
fe ſo lange nachgeſchwommen/ biß er erſoffen/
des letzten Darius Hund waͤre ſein einiger
Todes-Gefaͤrthe geweſt/ des Lyſimachus und
Pyrrhus haͤtten ſich in ihre brennenden Holtz-
Stoͤße geſtuͤrtzet.

[Spaltenumbruch]

Die Verzweiffelung dieſes getreuen Hundes
war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ deꝛ den Baͤꝛ in
Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Beſtuͤꝛtzung
von ſich blicken ließ. Wie nun dieſer dem Jaͤger-
meiſter den Verluſt ſeines eiſernen Ringes/ als
die Urſache ſeiner Bekuͤmmernis andeutete/ zo-
he Zeno einen koͤſtlichen mit Diamanten verſetz-
ten Ring vom Finger/ und reichte ſelbten dieſem
Cattiſchen Edelmanne/ um dardurch ſeinen
Schaden zu ergaͤntzen. Alfelsleben bezeugte
gegen dieſer Fuͤrſtlichen Freygebigkeit die hoͤff-
lichſte Demut/ und weigerte ſich dieſes Geſchen-
cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth
ſeines verlohrnen eiſernen Ringes durch keinen
andern/ auch durch den mit einem koͤſtlichen
Opal verſetzten Ring nicht erſetzt werden koͤnte/
welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und ſo
hoch geachtet/ daß er ſich lieber damit ins Elend
verjagen laſſen/ als ſolchen dem geitzigen Anto-
nius abtreten wollen; noch auch um denſelben
Ring/ um deſſen Kauff zwiſchen dem Coͤpio und
Druſus eine Todt-Feindſchafft und ein ſchreck-
licher Krieg erwachſen. Rhemetalces fing an:
in was denn die Koſtbarkeit dieſes Ringes be-
ſtanden/ weil ſelbter nur fuͤr eiſern angegeben
wuͤrde? Ob ſelbter eine geheime Krafft wie der-
ſelbe Ring in ſich gehabt habe/ welchen der Koͤ-
nigliche Hirte Gyges in einer Hoͤle einer in ei-
nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge-
zogen; ſich damit als wie des Pluto oder der Hoͤl-
le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben ſoll/
unſichtbar und zum Koͤnige in Lydien gemacht
haͤtte? oder ob dieſer Ring den Alfelsleben/ wie
des Phecenſiſchen Fuͤrſten zwey Ringe/ durch
ihren Klang erinnert haͤtten: Ob er diß oder
jenes thun oder laſſen ſolte? Alfesleben/ wel-
cher in dem Eingeweide des Baͤren ſeinen Ring
bekuͤmmert ſuchte/ gleichwohlaber das eine Ohr
bey dem Geſpraͤche dieſer Fuͤrſten hatte/ ant-
wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et-
was beſſers/ als die betruͤgeriſchen Kuͤnſte der
Zauberey waͤre/ wuͤrde ſein Ring zweiffelsfrey

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[98/0148] Anderes Buch Thiere Naͤherung ſchon/ ehe ſie ſie zu Geſichte be- kom̃en/ angedeutet/ weil die Natur beyden einen unverſoͤhnlichen Haß eingepflantzt. Die aus- laͤndiſchen Fuͤrſten wolten etliche von den Brit- tanniſchen Tocken auff ſie loß laſſen; Malovend aber meinte/ es waͤre an einer genug. Denn an den andern Baͤr wuͤrde ſich wohl ein einigeꝛ Jaͤ- ger machen. Der loßgelaßne Hund griff als- bald den groͤſten Baͤr an/ und machte ihm ſo viel zu ſchaffen/ daß er ſich fuͤr ihm auff einen Eichbaum fluͤchtete; nach welchen ſie hernach mit Pfeilen ſo lange zum Ziele ſchoſſen/ biß er nach vielen empfangenen Wunden herab fiel. Den andern Baͤr aber griff Alfelsleben/ ein von Fußauff gewaffneter Cattiſcher Edel- mann des Fuͤrſten Adgandeſters/ an; gegen welchen ſich der Baͤr aufflehnte/ und als er ihn mit den foͤrdern Klauen umarmete/ fiel der Jaͤ- ger mit allem Fleiß zuruͤcke/ und ſtach ihm ein Meſſer durch den Bauch ins Hertze/ daß er uͤ- ber ihm ſteintodt liegen blieb. Ehe ſich aber die- ſer unter dem Baͤren herfuͤrweltzte/ fing der ihn begleitende Hund erbaͤrmlich an zu winſeln/ fiel den todten Baͤren auffs grimmigſte an/ und als dieſer ſich nicht regte/ ſtuͤrtzte ſich der Hund in den nechſten See/ haͤtte ſich auch darinnen vor- ſaͤtzlich erſaͤuffet/ wenn nicht der hinzu lauffende Jaͤger durch ſein Zuruffen ihn davon abwen- dig gemacht haͤtte. Sie verwunderten ſich al- le uͤber dieſer Begebniß/ und ſagte Rhemetal- ces/ daß es doch kein ander Thier an Liebe und Treue gegen den Menſchen den Hunden gleich thaͤte. Man haͤtte mehr als tauſend beruͤhmte Beyſpiele/ daß ſie fuͤr ihre Herren biß in Tod ge- fochten/ auch nach etlichen Jahren ihre Moͤrder angefallen und entdeckt haͤtten. Ja des Eu- polites Hund waͤre uͤber ſeinen Abſterben er- hungert/ des Xantippus waͤre ſeinem Schif- fe ſo lange nachgeſchwommen/ biß er erſoffen/ des letzten Darius Hund waͤre ſein einiger Todes-Gefaͤrthe geweſt/ des Lyſimachus und Pyrrhus haͤtten ſich in ihre brennenden Holtz- Stoͤße geſtuͤrtzet. Die Verzweiffelung dieſes getreuen Hundes war kaum vorbey/ als Alfelsleben/ deꝛ den Baͤꝛ in Eil ausgeweidet hatte/ keine geringe Beſtuͤꝛtzung von ſich blicken ließ. Wie nun dieſer dem Jaͤger- meiſter den Verluſt ſeines eiſernen Ringes/ als die Urſache ſeiner Bekuͤmmernis andeutete/ zo- he Zeno einen koͤſtlichen mit Diamanten verſetz- ten Ring vom Finger/ und reichte ſelbten dieſem Cattiſchen Edelmanne/ um dardurch ſeinen Schaden zu ergaͤntzen. Alfelsleben bezeugte gegen dieſer Fuͤrſtlichen Freygebigkeit die hoͤff- lichſte Demut/ und weigerte ſich dieſes Geſchen- cke anzunehmen/ anziehende/ daß der Werth ſeines verlohrnen eiſernen Ringes durch keinen andern/ auch durch den mit einem koͤſtlichen Opal verſetzten Ring nicht erſetzt werden koͤnte/ welchen der Rathsherr Monius gehabt/ und ſo hoch geachtet/ daß er ſich lieber damit ins Elend verjagen laſſen/ als ſolchen dem geitzigen Anto- nius abtreten wollen; noch auch um denſelben Ring/ um deſſen Kauff zwiſchen dem Coͤpio und Druſus eine Todt-Feindſchafft und ein ſchreck- licher Krieg erwachſen. Rhemetalces fing an: in was denn die Koſtbarkeit dieſes Ringes be- ſtanden/ weil ſelbter nur fuͤr eiſern angegeben wuͤrde? Ob ſelbter eine geheime Krafft wie der- ſelbe Ring in ſich gehabt habe/ welchen der Koͤ- nigliche Hirte Gyges in einer Hoͤle einer in ei- nem ertztenen Pferde verwahrten Leiche abge- zogen; ſich damit als wie des Pluto oder der Hoͤl- le Helm ebenfals die Krafft gehabt haben ſoll/ unſichtbar und zum Koͤnige in Lydien gemacht haͤtte? oder ob dieſer Ring den Alfelsleben/ wie des Phecenſiſchen Fuͤrſten zwey Ringe/ durch ihren Klang erinnert haͤtten: Ob er diß oder jenes thun oder laſſen ſolte? Alfesleben/ wel- cher in dem Eingeweide des Baͤren ſeinen Ring bekuͤmmert ſuchte/ gleichwohlaber das eine Ohr bey dem Geſpraͤche dieſer Fuͤrſten hatte/ ant- wortete: Wo die Anreitzung der Tugend et- was beſſers/ als die betruͤgeriſchen Kuͤnſte der Zauberey waͤre/ wuͤrde ſein Ring zweiffelsfrey hoͤ-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/148>, abgerufen am 19.04.2024.