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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Die Knechten offen stand/ entweyh't mit schnöder Lust.
95.Der Fürst urtheile selbst; Jch bin so wol vermählet
Dem Otho/ dem an Muth/ an Pracht das minste fehlet/
Die Wollust kräntz't mein Bett/ und Glücke füll't mein
Hauß.
Diß alles schlag' ich ja muthwillig von mir auß/
Verschütte Glück' und Eh' erwerbe Schimpf und Haßen.
100.Denn Otho mich nicht mehr wird zwey drey Nächte laßen
Jn frembden Armen ruh'n. Und ich erlange kaum
(Nach dem die Magd zuvor den Kern genaß) den Schaum
Von seiner Anmuths-Milch. Mein Fürst/ auch edle
Steine
Verlieren Werth und Preiß/ mach't man sie zu gemeine.
105.Jm Koth vertirb't die Perl'/ ein Spiegel wird verterb't
Durch ein beflecktes Aug'/ ein Türckis wird entfärb't
Jn ein nicht-reiner Hand.
Nero. Der Eifer ist ein Zei-
chen
Nicht ungefälschter Gunst: Wind/ Schatten muß ihm
weichen
Wenn der Verdacht ihr nichts für Nebenbuhler hält.
110.Mein Engel/ gläube doch: Daß keine Magd gefällt
Dem/ der Poppeen lib't: (Wo Königlich Geblütte
Auch eine Magd sol seyn.) Des Käysers gantz Gemütte
Ziel't nur/ mein Zweck/ auff dich. Du hast ja das Geschooß
Der Liebes Mutter selbst fürlängst gegürtet loß/
115.Umb durch den Pfritsch- und Pfeil dein Antlitz| auß-
zurüsten.
Solt' Acten denn mit dir zu kämpffen wol gelüsten?
Sorg'st aber du/ mein Licht: ich läschte frembde Brunst/
Es were dir zu kalt die schon zertheilte Gunst;
So laße doch mein Werck dir meine Kräfte zeugen.
120.Das Opffer meiner Hold wird wie die Flamm' aufstei-
gen/
Wo du diß Bette wirst zum Tempel widmen ein/
Die Brüste zum Altar. Du selbst magst Göttin seyn
Und Liebes-Pristerin.
Poppaea. Wenn ich das Anseh'n
hette
Der Gottheit/ würd' er nicht auf ungeweihtem Bette
Ver-
Die Knechten offen ſtand/ entweyh’t mit ſchnoͤder Luſt.
95.Der Fuͤrſt urtheile ſelbſt; Jch bin ſo wol vermaͤhlet
Dem Otho/ dem an Muth/ an Pracht das minſte fehlet/
Die Wolluſt kraͤntz’t mein Bett/ und Gluͤcke fuͤll’t mein
Hauß.
Diß alles ſchlag’ ich ja muthwillig von mir auß/
Verſchuͤtte Gluͤck’ und Eh’ erwerbe Schimpf und Haßen.
100.Denn Otho mich nicht mehr wird zwey drey Naͤchte laßen
Jn frembden Armen ruh’n. Und ich erlange kaum
(Nach dem die Magd zuvor den Kern genaß) den Schaum
Von ſeiner Anmuths-Milch. Mein Fuͤrſt/ auch edle
Steine
Verlieren Werth und Preiß/ mach’t man ſie zu gemeine.
105.Jm Koth vertirb’t die Perl’/ ein Spiegel wird verterb’t
Durch ein beflecktes Aug’/ ein Tuͤrckis wird entfaͤrb’t
Jn ein nicht-reiner Hand.
Nero. Der Eifer iſt ein Zei-
chen
Nicht ungefaͤlſchter Gunſt: Wind/ Schatten muß ihm
weichen
Wenn der Verdacht ihr nichts fuͤr Nebenbuhler haͤlt.
110.Mein Engel/ glaͤube doch: Daß keine Magd gefaͤllt
Dem/ der Poppeen lib’t: (Wo Koͤniglich Gebluͤtte
Auch eine Magd ſol ſeyn.) Des Kaͤyſers gantz Gemuͤtte
Ziel’t nur/ mein Zweck/ auff dich. Du haſt ja das Geſchooß
Der Liebes Mutter ſelbſt fuͤrlaͤngſt geguͤrtet loß/
115.Umb durch den Pfritſch- und Pfeil dein Antlitz| auß-
zuruͤſten.
Solt’ Acten denn mit dir zu kaͤmpffen wol geluͤſten?
Sorg’ſt aber du/ mein Licht: ich laͤſchte frembde Brunſt/
Es were dir zu kalt die ſchon zertheilte Gunſt;
So laße doch mein Werck dir meine Kraͤfte zeugen.
120.Das Opffer meiner Hold wird wie die Flamm’ aufſtei-
gen/
Wo du diß Bette wirſt zum Tempel widmen ein/
Die Bruͤſte zum Altar. Du ſelbſt magſt Goͤttin ſeyn
Und Liebes-Priſterin.
Poppæa. Wenn ich das Anſeh’n
hette
Der Gottheit/ wuͤrd’ er nicht auf ungeweihtem Bette
Ver-
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[29./0047] Die Knechten offen ſtand/ entweyh’t mit ſchnoͤder Luſt. Der Fuͤrſt urtheile ſelbſt; Jch bin ſo wol vermaͤhlet Dem Otho/ dem an Muth/ an Pracht das minſte fehlet/ Die Wolluſt kraͤntz’t mein Bett/ und Gluͤcke fuͤll’t mein Hauß. Diß alles ſchlag’ ich ja muthwillig von mir auß/ Verſchuͤtte Gluͤck’ und Eh’ erwerbe Schimpf und Haßen. Denn Otho mich nicht mehr wird zwey drey Naͤchte laßen Jn frembden Armen ruh’n. Und ich erlange kaum (Nach dem die Magd zuvor den Kern genaß) den Schaum Von ſeiner Anmuths-Milch. Mein Fuͤrſt/ auch edle Steine Verlieren Werth und Preiß/ mach’t man ſie zu gemeine. Jm Koth vertirb’t die Perl’/ ein Spiegel wird verterb’t Durch ein beflecktes Aug’/ ein Tuͤrckis wird entfaͤrb’t Jn ein nicht-reiner Hand. Nero. Der Eifer iſt ein Zei- chen Nicht ungefaͤlſchter Gunſt: Wind/ Schatten muß ihm weichen Wenn der Verdacht ihr nichts fuͤr Nebenbuhler haͤlt. Mein Engel/ glaͤube doch: Daß keine Magd gefaͤllt Dem/ der Poppeen lib’t: (Wo Koͤniglich Gebluͤtte Auch eine Magd ſol ſeyn.) Des Kaͤyſers gantz Gemuͤtte Ziel’t nur/ mein Zweck/ auff dich. Du haſt ja das Geſchooß Der Liebes Mutter ſelbſt fuͤrlaͤngſt geguͤrtet loß/ Umb durch den Pfritſch- und Pfeil dein Antlitz| auß- zuruͤſten. Solt’ Acten denn mit dir zu kaͤmpffen wol geluͤſten? Sorg’ſt aber du/ mein Licht: ich laͤſchte frembde Brunſt/ Es were dir zu kalt die ſchon zertheilte Gunſt; So laße doch mein Werck dir meine Kraͤfte zeugen. Das Opffer meiner Hold wird wie die Flamm’ aufſtei- gen/ Wo du diß Bette wirſt zum Tempel widmen ein/ Die Bruͤſte zum Altar. Du ſelbſt magſt Goͤttin ſeyn Und Liebes-Priſterin. Poppæa. Wenn ich das Anſeh’n hette Der Gottheit/ wuͤrd’ er nicht auf ungeweihtem Bette Ver-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 29.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/47>, abgerufen am 28.03.2024.