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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Ein sich absondernd Sohn üb't oft nicht Kindes-Wercke.
Ein Brunn ein Mutter-Hertz wird aber nicht vergäll't/
Wenn gleich die süße Bach in saltzicht Wasser fäll't/
495.Ein Kind die sanffte Gunst in heissen Grimm verkehret.
Burrh. Die wahre Tugend wird durch den Bestand be-
wehret.
Wir wollen/ was sie itzt vorschützend wendet ein/
Dem Käyser tragen für; Er selbst mag Richter seyn.
Agrip. Wir woll'n; Daß Nero selbst mög' unser' Antwort
hören/
500.Den unsre Unschuld wird die Ertzt-Verläumbdung leh-
ren/
Und seiner Rache Glutt zieh'n auf die Mörder-schaar
Die Uns.
Senec. Gleich recht; sie red'. Jtzt ist der Käyser
dar.
Agrippina. Nero. Burrhus.
Seneca.
Die Freygelassenen. Die Traban-
ten.
Agrip. So such't man deinem Ruhm' ein Brandmahl an-
zubrennen?
Durch unsern Todt? mein Fürst. Denn/ dich mein Kind
zu nennen/
505.Verdächtigte mein Recht. Weil man bey Lastern Gnad'
Aus holden Titeln such't. So spiel't der Zeiten Rad!
Jch/ die ich Mutter bin/ muß diesen Nahmen fliehen/
Vermummten Schlangen nur bie Larven abzuziehen/
Die mehr als Mutter woll'n bei dir gesehen seyn/
510.Wenn sie solch ein Gesicht mir Mutter drucken ein/
Das Drach und Wolff' nicht hat; Wenn sie woll'n un-
srem Hertzen
Den Meyneyd tichten an/ ja Uns mit Lastern schwärtzen
Für den den Unthiern grauf't. Jch heisse dich nicht Kind.
Weil schärfste, Richter auch der Unschuld linde sind.
Halt
B 2
Ein ſich abſondernd Sohn uͤb’t oft nicht Kindes-Wercke.
Ein Brunn ein Mutter-Hertz wird aber nicht vergaͤll’t/
Wenn gleich die ſuͤße Bach in ſaltzicht Waſſer faͤll’t/
495.Ein Kind die ſanffte Gunſt in heiſſen Grimm verkehret.
Burrh. Die wahre Tugend wird durch den Beſtand be-
wehret.
Wir wollen/ was ſie itzt vorſchuͤtzend wendet ein/
Dem Kaͤyſer tragen fuͤr; Er ſelbſt mag Richter ſeyn.
Agrip. Wir woll’n; Daß Nero ſelbſt moͤg’ unſer’ Antwort
hoͤren/
500.Den unſre Unſchuld wird die Ertzt-Verlaͤumbdung leh-
ren/
Und ſeiner Rache Glutt zieh’n auf die Moͤrder-ſchaar
Die Uns.
Senec. Gleich recht; ſie red’. Jtzt iſt der Kaͤyſer
dar.
Agrippina. Nero. Burrhus.
Seneca.
Die Freygelaſſenen. Die Traban-
ten.
Agrip. So ſuch’t man deinem Ruhm’ ein Brandmahl an-
zubrennen?
Durch unſern Todt? mein Fuͤrſt. Denn/ dich mein Kind
zu nennen/
505.Verdaͤchtigte mein Recht. Weil man bey Laſtern Gnad’
Aus holden Titeln ſuch’t. So ſpiel’t der Zeiten Rad!
Jch/ die ich Mutter bin/ muß dieſen Nahmen fliehen/
Vermummten Schlangen nur bie Larven abzuziehen/
Die mehr als Mutter woll’n bei dir geſehen ſeyn/
510.Wenn ſie ſolch ein Geſicht mir Mutter drucken ein/
Das Drach und Wolff’ nicht hat; Wenn ſie woll’n un-
ſrem Hertzen
Den Meyneyd tichten an/ ja Uns mit Laſtern ſchwaͤrtzen
Fuͤr den den Unthiern grauf’t. Jch heiſſe dich nicht Kind.
Weil ſchaͤrfſte, Richter auch der Unſchuld linde ſind.
Halt
B 2
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[19./0037] Ein ſich abſondernd Sohn uͤb’t oft nicht Kindes-Wercke. Ein Brunn ein Mutter-Hertz wird aber nicht vergaͤll’t/ Wenn gleich die ſuͤße Bach in ſaltzicht Waſſer faͤll’t/ Ein Kind die ſanffte Gunſt in heiſſen Grimm verkehret. Burrh. Die wahre Tugend wird durch den Beſtand be- wehret. Wir wollen/ was ſie itzt vorſchuͤtzend wendet ein/ Dem Kaͤyſer tragen fuͤr; Er ſelbſt mag Richter ſeyn. Agrip. Wir woll’n; Daß Nero ſelbſt moͤg’ unſer’ Antwort hoͤren/ Den unſre Unſchuld wird die Ertzt-Verlaͤumbdung leh- ren/ Und ſeiner Rache Glutt zieh’n auf die Moͤrder-ſchaar Die Uns. Senec. Gleich recht; ſie red’. Jtzt iſt der Kaͤyſer dar. Agrippina. Nero. Burrhus. Seneca. Die Freygelaſſenen. Die Traban- ten. Agrip. So ſuch’t man deinem Ruhm’ ein Brandmahl an- zubrennen? Durch unſern Todt? mein Fuͤrſt. Denn/ dich mein Kind zu nennen/ Verdaͤchtigte mein Recht. Weil man bey Laſtern Gnad’ Aus holden Titeln ſuch’t. So ſpiel’t der Zeiten Rad! Jch/ die ich Mutter bin/ muß dieſen Nahmen fliehen/ Vermummten Schlangen nur bie Larven abzuziehen/ Die mehr als Mutter woll’n bei dir geſehen ſeyn/ Wenn ſie ſolch ein Geſicht mir Mutter drucken ein/ Das Drach und Wolff’ nicht hat; Wenn ſie woll’n un- ſrem Hertzen Den Meyneyd tichten an/ ja Uns mit Laſtern ſchwaͤrtzen Fuͤr den den Unthiern grauf’t. Jch heiſſe dich nicht Kind. Weil ſchaͤrfſte, Richter auch der Unſchuld linde ſind. Halt B 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 19.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/37>, abgerufen am 18.04.2024.