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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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Die Einrichtung dieses Saals hat das Wohlgefallen vieler Menschen auf sich gezogen, und mehr als einmal geschah es, daß Geistliche, die zu bauen hatten, ein so großes Wohlgefallen an unserm Bau aussprachen, daß man von ihnen hören konnte, wie gern sie uns nachbauen möchten. Auch wir selbst haben am Bau zumal im Anfang, großes Wohlgefallen getragen, wenn wir auch ganz willig waren, die Fehler anzuerkennen, die auch er an sich trägt. Die sämmtlichen Baukosten betrugen 10,544 Gulden und 73/4, Kreuzer, eine Summa, die selbstverständlich schwer aufzubringen war, die wir aber dennoch dermaßen überwinden konnten, daß wir ein eignes kleines Fest der Schuldenfreiheit unsres Betsaals feiern konnten. Wir hätten ihn ja gern dem Herrn zu einem Opfer gebracht und siehe, es gelang uns und wir kamen zu dem fröhlichen Gefühl, in dem Hause feiern und beten zu können, ohne daß uns ein Andenken an noch rückständige Schulden stören oder beunruhigen konnte. Der Betsaal wurde der Augenstern der Gemeinschaft. Während er seiner Vollendung entgegengieng, giengen viele von uns, wie ihr Beruf sie führte, in ferne Lande, ohne daß ihnen eine Thräne entfiel, den stillen Ort verlaßen zu müßen. Beim Weggehen waren alle nüchtern. Wenn sie aber wiederkehrten, und sich wieder sammeln konnten, dann sah man es ihnen an, daß ihnen der Betsaal süß und angenehm war. Jedermann steuerte und schenkte gern zum Betsaal und heute noch legt gar mancher irgend eine Gabe seines Wohlgefallens an seinen Stufen nieder.

Am 11. October des Jahres 1865 kam die neue Glocke an, die schon lange vorher erwartet worden war. Schon seit Wochen war der Glockenstuhl, eine Art Dachreiter auf dem westlichen Giebel des Gebäudes, durch den Zimmermann hergestellt worden. Die Glocke wiegt 2 Centner 65 Pfund, 15 Loth und hat 307 Gulden und 20 Kreuzer gekostet. Auf

Die Einrichtung dieses Saals hat das Wohlgefallen vieler Menschen auf sich gezogen, und mehr als einmal geschah es, daß Geistliche, die zu bauen hatten, ein so großes Wohlgefallen an unserm Bau aussprachen, daß man von ihnen hören konnte, wie gern sie uns nachbauen möchten. Auch wir selbst haben am Bau zumal im Anfang, großes Wohlgefallen getragen, wenn wir auch ganz willig waren, die Fehler anzuerkennen, die auch er an sich trägt. Die sämmtlichen Baukosten betrugen 10,544 Gulden und 7¾, Kreuzer, eine Summa, die selbstverständlich schwer aufzubringen war, die wir aber dennoch dermaßen überwinden konnten, daß wir ein eignes kleines Fest der Schuldenfreiheit unsres Betsaals feiern konnten. Wir hätten ihn ja gern dem Herrn zu einem Opfer gebracht und siehe, es gelang uns und wir kamen zu dem fröhlichen Gefühl, in dem Hause feiern und beten zu können, ohne daß uns ein Andenken an noch rückständige Schulden stören oder beunruhigen konnte. Der Betsaal wurde der Augenstern der Gemeinschaft. Während er seiner Vollendung entgegengieng, giengen viele von uns, wie ihr Beruf sie führte, in ferne Lande, ohne daß ihnen eine Thräne entfiel, den stillen Ort verlaßen zu müßen. Beim Weggehen waren alle nüchtern. Wenn sie aber wiederkehrten, und sich wieder sammeln konnten, dann sah man es ihnen an, daß ihnen der Betsaal süß und angenehm war. Jedermann steuerte und schenkte gern zum Betsaal und heute noch legt gar mancher irgend eine Gabe seines Wohlgefallens an seinen Stufen nieder.

Am 11. October des Jahres 1865 kam die neue Glocke an, die schon lange vorher erwartet worden war. Schon seit Wochen war der Glockenstuhl, eine Art Dachreiter auf dem westlichen Giebel des Gebäudes, durch den Zimmermann hergestellt worden. Die Glocke wiegt 2 Centner 65 Pfund, 15 Loth und hat 307 Gulden und 20 Kreuzer gekostet. Auf

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Die Einrichtung dieses Saals hat das Wohlgefallen vieler Menschen auf sich gezogen, und mehr als einmal geschah es, daß Geistliche, die zu bauen hatten, ein so großes Wohlgefallen an unserm Bau aussprachen, daß man von ihnen hören konnte, wie gern sie uns nachbauen möchten. Auch wir selbst haben am Bau zumal im Anfang, großes Wohlgefallen getragen, wenn wir auch ganz willig waren, die Fehler anzuerkennen, die auch er an sich trägt. Die sämmtlichen Baukosten betrugen 10,544 Gulden und 7¾, Kreuzer, eine Summa, die selbstverständlich schwer aufzubringen war, die wir aber dennoch dermaßen überwinden konnten, daß wir ein eignes kleines Fest der Schuldenfreiheit unsres Betsaals feiern konnten. Wir hätten ihn ja gern dem Herrn zu einem Opfer gebracht und siehe, es gelang uns und wir kamen zu dem fröhlichen Gefühl, in dem Hause feiern und beten zu können, ohne daß uns ein Andenken an noch rückständige Schulden stören oder beunruhigen konnte. Der Betsaal wurde der Augenstern der Gemeinschaft. Während er seiner Vollendung entgegengieng, giengen viele von uns, wie ihr Beruf sie führte, in ferne Lande, ohne daß ihnen eine Thräne entfiel, den stillen Ort verlaßen zu müßen. Beim Weggehen waren alle nüchtern. Wenn sie aber wiederkehrten, und sich wieder sammeln konnten, dann sah man es ihnen an, daß ihnen der Betsaal süß und angenehm war. Jedermann steuerte und schenkte gern zum Betsaal und heute noch legt gar mancher irgend eine Gabe seines Wohlgefallens an seinen Stufen nieder.</p>
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[81/0081] Die Einrichtung dieses Saals hat das Wohlgefallen vieler Menschen auf sich gezogen, und mehr als einmal geschah es, daß Geistliche, die zu bauen hatten, ein so großes Wohlgefallen an unserm Bau aussprachen, daß man von ihnen hören konnte, wie gern sie uns nachbauen möchten. Auch wir selbst haben am Bau zumal im Anfang, großes Wohlgefallen getragen, wenn wir auch ganz willig waren, die Fehler anzuerkennen, die auch er an sich trägt. Die sämmtlichen Baukosten betrugen 10,544 Gulden und 7¾, Kreuzer, eine Summa, die selbstverständlich schwer aufzubringen war, die wir aber dennoch dermaßen überwinden konnten, daß wir ein eignes kleines Fest der Schuldenfreiheit unsres Betsaals feiern konnten. Wir hätten ihn ja gern dem Herrn zu einem Opfer gebracht und siehe, es gelang uns und wir kamen zu dem fröhlichen Gefühl, in dem Hause feiern und beten zu können, ohne daß uns ein Andenken an noch rückständige Schulden stören oder beunruhigen konnte. Der Betsaal wurde der Augenstern der Gemeinschaft. Während er seiner Vollendung entgegengieng, giengen viele von uns, wie ihr Beruf sie führte, in ferne Lande, ohne daß ihnen eine Thräne entfiel, den stillen Ort verlaßen zu müßen. Beim Weggehen waren alle nüchtern. Wenn sie aber wiederkehrten, und sich wieder sammeln konnten, dann sah man es ihnen an, daß ihnen der Betsaal süß und angenehm war. Jedermann steuerte und schenkte gern zum Betsaal und heute noch legt gar mancher irgend eine Gabe seines Wohlgefallens an seinen Stufen nieder. Am 11. October des Jahres 1865 kam die neue Glocke an, die schon lange vorher erwartet worden war. Schon seit Wochen war der Glockenstuhl, eine Art Dachreiter auf dem westlichen Giebel des Gebäudes, durch den Zimmermann hergestellt worden. Die Glocke wiegt 2 Centner 65 Pfund, 15 Loth und hat 307 Gulden und 20 Kreuzer gekostet. Auf

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/81>, abgerufen am 29.03.2024.