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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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ich kann mich nicht rühmen, ein Nachfolger August Hermann Franke's, oder eines anderen etwa noch größeren Geldsammlers für das Reich Gottes zu sein. - Ich werde wohl auch sagen dürfen und müßen, daß meine Waßer im Vergleich mit denen anderer der stillen Quelle Siloah's glichen, aber in Wahrheit, es ist mir doch soviel durch Gott gelungen, daß ich es nicht zählen noch wiegen kann, und ich bin doch auch eines von den vielen Beispielen, an denen Gott bewiesen hat, was seine Mutter sagte: die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßet die Reichen leer. Ich bin ja kein Crösus und überhaupt kein Geldmensch, aber die Unterstützung des großen Gottes habe ich dennoch oft genug zu schauen bekommen. Ich möchte jedermann auf dem Wege der Barmherzigkeit vor Leichtsinn und Uebermuth warnen, aber auch keinen züchtigen, der in seiner Liebesarbeit seine Hoffnung und sein Vertrauen auf den reichen Gott zu setzen wagt. Es lebt noch immer der alte Gott, der die Hungrigen mit seinen Gütern füllt und die Reichen leer läßt.

Seitdem das Mutterhaus der Schwestern von Dettelsau entstanden ist, sind fünfzehn Jahre vergangen, und seitdem kann man sagen, ist aus dem einen Hause eine ganze Colonie entstanden. Das jüngste Gebäude, schöner und vortheilhafter aufgebaut, als andere, verdanken wir, wie es geht und steht, einem großen Geschenke, und niemals haben wir Baues halber es leichter gehabt als dieses Mal. Man hat ja immer nur einfach zum Bankier in Nürnberg schicken dürfen, wenn man Geld bedurfte. Dennoch hat eine mit der Führung betraute Schwester ihren Mitschwestern schriftlich versichert, daß es keine ärmeren Anstalten gebe, als die Dettelsauer, aber die Schwester weiß eben doch nicht, was leere Kassen sind, und die länger in der Arbeit und Mühsal stecken als sie, vertragen es zwar, daß Schwestern so etwas sagen oder schreiben,

ich kann mich nicht rühmen, ein Nachfolger August Hermann Franke’s, oder eines anderen etwa noch größeren Geldsammlers für das Reich Gottes zu sein. – Ich werde wohl auch sagen dürfen und müßen, daß meine Waßer im Vergleich mit denen anderer der stillen Quelle Siloah’s glichen, aber in Wahrheit, es ist mir doch soviel durch Gott gelungen, daß ich es nicht zählen noch wiegen kann, und ich bin doch auch eines von den vielen Beispielen, an denen Gott bewiesen hat, was seine Mutter sagte: die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßet die Reichen leer. Ich bin ja kein Crösus und überhaupt kein Geldmensch, aber die Unterstützung des großen Gottes habe ich dennoch oft genug zu schauen bekommen. Ich möchte jedermann auf dem Wege der Barmherzigkeit vor Leichtsinn und Uebermuth warnen, aber auch keinen züchtigen, der in seiner Liebesarbeit seine Hoffnung und sein Vertrauen auf den reichen Gott zu setzen wagt. Es lebt noch immer der alte Gott, der die Hungrigen mit seinen Gütern füllt und die Reichen leer läßt.

Seitdem das Mutterhaus der Schwestern von Dettelsau entstanden ist, sind fünfzehn Jahre vergangen, und seitdem kann man sagen, ist aus dem einen Hause eine ganze Colonie entstanden. Das jüngste Gebäude, schöner und vortheilhafter aufgebaut, als andere, verdanken wir, wie es geht und steht, einem großen Geschenke, und niemals haben wir Baues halber es leichter gehabt als dieses Mal. Man hat ja immer nur einfach zum Bankier in Nürnberg schicken dürfen, wenn man Geld bedurfte. Dennoch hat eine mit der Führung betraute Schwester ihren Mitschwestern schriftlich versichert, daß es keine ärmeren Anstalten gebe, als die Dettelsauer, aber die Schwester weiß eben doch nicht, was leere Kassen sind, und die länger in der Arbeit und Mühsal stecken als sie, vertragen es zwar, daß Schwestern so etwas sagen oder schreiben,

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[70/0070] ich kann mich nicht rühmen, ein Nachfolger August Hermann Franke’s, oder eines anderen etwa noch größeren Geldsammlers für das Reich Gottes zu sein. – Ich werde wohl auch sagen dürfen und müßen, daß meine Waßer im Vergleich mit denen anderer der stillen Quelle Siloah’s glichen, aber in Wahrheit, es ist mir doch soviel durch Gott gelungen, daß ich es nicht zählen noch wiegen kann, und ich bin doch auch eines von den vielen Beispielen, an denen Gott bewiesen hat, was seine Mutter sagte: die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßet die Reichen leer. Ich bin ja kein Crösus und überhaupt kein Geldmensch, aber die Unterstützung des großen Gottes habe ich dennoch oft genug zu schauen bekommen. Ich möchte jedermann auf dem Wege der Barmherzigkeit vor Leichtsinn und Uebermuth warnen, aber auch keinen züchtigen, der in seiner Liebesarbeit seine Hoffnung und sein Vertrauen auf den reichen Gott zu setzen wagt. Es lebt noch immer der alte Gott, der die Hungrigen mit seinen Gütern füllt und die Reichen leer läßt. Seitdem das Mutterhaus der Schwestern von Dettelsau entstanden ist, sind fünfzehn Jahre vergangen, und seitdem kann man sagen, ist aus dem einen Hause eine ganze Colonie entstanden. Das jüngste Gebäude, schöner und vortheilhafter aufgebaut, als andere, verdanken wir, wie es geht und steht, einem großen Geschenke, und niemals haben wir Baues halber es leichter gehabt als dieses Mal. Man hat ja immer nur einfach zum Bankier in Nürnberg schicken dürfen, wenn man Geld bedurfte. Dennoch hat eine mit der Führung betraute Schwester ihren Mitschwestern schriftlich versichert, daß es keine ärmeren Anstalten gebe, als die Dettelsauer, aber die Schwester weiß eben doch nicht, was leere Kassen sind, und die länger in der Arbeit und Mühsal stecken als sie, vertragen es zwar, daß Schwestern so etwas sagen oder schreiben,

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/70>, abgerufen am 23.04.2024.