Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

wäre, wie wir es gewollt haben, so würde man sich zu Einem solchen Vereine mit aller Kraft in unserm ganzen Vaterlande vereinigt haben, überall würde man in den mannigfaltigsten Formen sich zu Werken der Liebe und der Barmherzigkeit vereinigt haben, und man würde sich leicht haben trösten können, wenn nirgends ein Diaconissenhaus entstanden wäre, dagegen aber allenthalben mit Lust und Eifer das geschehen wäre, was Gott und Christo gefallen hätte.

Als wir uns gegen das Ende des Jahres 53, Männer und Frauen in der Diöcese Windsbach, zusammenfanden, und an unsre Regierung in Ansbach wendeten, begehrten wir weiter nichts als die Erlaubnis, in unsrem fränkischen Heimathlande einen Verein für weibliche Diaconie zu stiften. Und als wir von der Obrigkeit belehrt wurden, daß das gar kein Bedenken hätte, und daß wir eine staatspolizeiliche Genehmigung erst dann bedürften, wenn es zu Anstalten und Krankenhäusern käme, und der Sinn, den wir hätten, in's concrete Leben hervortreten würde, da waren wir schon hoch erfreut und rasch constituirte sich ein Verein für weibliche Diaconie in Bayern. Der Name weibliche Diaconie wurde gleich vornherein so gefaßt, daß die Geschäfte sammt und sonders von Frauen geschehen und Männer blos als Helfer zum Gelingen weiblicher Werke herbeigezogen werden sollten. Drei Vorsteherinnen sollten an der Spitze stehen und den innersten Mittelpunkt des Ganzen bilden. Diejenigen Frauen und Männer, die in der Diöcese Windsbach sich zusammenfinden würden, wurden als Muttergesellschaft angesehen, zu der sich allenthalben Zweig- oder Töchter-Vereine in ganz gleicher Weise finden sollten. Die Muttergesellschaft sollte in ihrer Einrichtung und in ihrer Thätigkeit den Zweigvereinen Gestalt und Maß verleihen, und alle Zweigvereine sollten der Muttergesellschaft nachfolgen und nacharten. Das zunächst

wäre, wie wir es gewollt haben, so würde man sich zu Einem solchen Vereine mit aller Kraft in unserm ganzen Vaterlande vereinigt haben, überall würde man in den mannigfaltigsten Formen sich zu Werken der Liebe und der Barmherzigkeit vereinigt haben, und man würde sich leicht haben trösten können, wenn nirgends ein Diaconissenhaus entstanden wäre, dagegen aber allenthalben mit Lust und Eifer das geschehen wäre, was Gott und Christo gefallen hätte.

Als wir uns gegen das Ende des Jahres 53, Männer und Frauen in der Diöcese Windsbach, zusammenfanden, und an unsre Regierung in Ansbach wendeten, begehrten wir weiter nichts als die Erlaubnis, in unsrem fränkischen Heimathlande einen Verein für weibliche Diaconie zu stiften. Und als wir von der Obrigkeit belehrt wurden, daß das gar kein Bedenken hätte, und daß wir eine staatspolizeiliche Genehmigung erst dann bedürften, wenn es zu Anstalten und Krankenhäusern käme, und der Sinn, den wir hätten, in’s concrete Leben hervortreten würde, da waren wir schon hoch erfreut und rasch constituirte sich ein Verein für weibliche Diaconie in Bayern. Der Name weibliche Diaconie wurde gleich vornherein so gefaßt, daß die Geschäfte sammt und sonders von Frauen geschehen und Männer blos als Helfer zum Gelingen weiblicher Werke herbeigezogen werden sollten. Drei Vorsteherinnen sollten an der Spitze stehen und den innersten Mittelpunkt des Ganzen bilden. Diejenigen Frauen und Männer, die in der Diöcese Windsbach sich zusammenfinden würden, wurden als Muttergesellschaft angesehen, zu der sich allenthalben Zweig- oder Töchter-Vereine in ganz gleicher Weise finden sollten. Die Muttergesellschaft sollte in ihrer Einrichtung und in ihrer Thätigkeit den Zweigvereinen Gestalt und Maß verleihen, und alle Zweigvereine sollten der Muttergesellschaft nachfolgen und nacharten. Das zunächst

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="5"/>
wäre, wie wir es gewollt haben, so würde man sich zu Einem solchen Vereine mit aller Kraft in unserm ganzen Vaterlande vereinigt haben, überall würde man in den mannigfaltigsten Formen sich zu Werken der Liebe und der Barmherzigkeit vereinigt haben, und man würde sich leicht haben trösten können, wenn nirgends ein Diaconissenhaus entstanden wäre, dagegen aber allenthalben mit Lust und Eifer das geschehen wäre, was Gott und Christo gefallen hätte.</p>
        <p>Als wir uns gegen das Ende des Jahres 53, Männer und Frauen in der Diöcese Windsbach, zusammenfanden, und an unsre Regierung in Ansbach wendeten, begehrten wir weiter nichts als die Erlaubnis, in unsrem fränkischen Heimathlande einen <hi rendition="#g">Verein für weibliche Diaconie</hi> zu stiften. Und als wir von der Obrigkeit belehrt wurden, daß das gar kein Bedenken hätte, und daß wir eine staatspolizeiliche Genehmigung erst dann bedürften, wenn es zu <hi rendition="#g">Anstalten</hi> und <hi rendition="#g">Krankenhäusern</hi> käme, und der Sinn, den wir hätten, in&#x2019;s concrete Leben hervortreten würde, da waren wir schon hoch erfreut und rasch constituirte sich ein Verein für weibliche Diaconie in Bayern. Der Name <hi rendition="#g">weibliche</hi> Diaconie wurde gleich vornherein so gefaßt, daß die Geschäfte sammt und sonders von Frauen geschehen und Männer blos als Helfer zum Gelingen weiblicher Werke herbeigezogen werden sollten. Drei Vorsteherinnen sollten an der Spitze stehen und den innersten Mittelpunkt des Ganzen bilden. Diejenigen Frauen und Männer, die in der Diöcese Windsbach sich zusammenfinden würden, wurden als Muttergesellschaft angesehen, zu der sich allenthalben Zweig- oder Töchter-Vereine in ganz gleicher Weise finden sollten. Die Muttergesellschaft sollte in ihrer Einrichtung und in ihrer Thätigkeit den Zweigvereinen Gestalt und Maß verleihen, und alle Zweigvereine sollten der Muttergesellschaft nachfolgen und nacharten. <hi rendition="#g">Das zunächst
</hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0005] wäre, wie wir es gewollt haben, so würde man sich zu Einem solchen Vereine mit aller Kraft in unserm ganzen Vaterlande vereinigt haben, überall würde man in den mannigfaltigsten Formen sich zu Werken der Liebe und der Barmherzigkeit vereinigt haben, und man würde sich leicht haben trösten können, wenn nirgends ein Diaconissenhaus entstanden wäre, dagegen aber allenthalben mit Lust und Eifer das geschehen wäre, was Gott und Christo gefallen hätte. Als wir uns gegen das Ende des Jahres 53, Männer und Frauen in der Diöcese Windsbach, zusammenfanden, und an unsre Regierung in Ansbach wendeten, begehrten wir weiter nichts als die Erlaubnis, in unsrem fränkischen Heimathlande einen Verein für weibliche Diaconie zu stiften. Und als wir von der Obrigkeit belehrt wurden, daß das gar kein Bedenken hätte, und daß wir eine staatspolizeiliche Genehmigung erst dann bedürften, wenn es zu Anstalten und Krankenhäusern käme, und der Sinn, den wir hätten, in’s concrete Leben hervortreten würde, da waren wir schon hoch erfreut und rasch constituirte sich ein Verein für weibliche Diaconie in Bayern. Der Name weibliche Diaconie wurde gleich vornherein so gefaßt, daß die Geschäfte sammt und sonders von Frauen geschehen und Männer blos als Helfer zum Gelingen weiblicher Werke herbeigezogen werden sollten. Drei Vorsteherinnen sollten an der Spitze stehen und den innersten Mittelpunkt des Ganzen bilden. Diejenigen Frauen und Männer, die in der Diöcese Windsbach sich zusammenfinden würden, wurden als Muttergesellschaft angesehen, zu der sich allenthalben Zweig- oder Töchter-Vereine in ganz gleicher Weise finden sollten. Die Muttergesellschaft sollte in ihrer Einrichtung und in ihrer Thätigkeit den Zweigvereinen Gestalt und Maß verleihen, und alle Zweigvereine sollten der Muttergesellschaft nachfolgen und nacharten. Das zunächst

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-03T16:04:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-03T16:04:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-03T16:04:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/5
Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/5>, abgerufen am 28.03.2024.