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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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wir nach Gottes Willen zu leben und die wir durch seine Gnade zu überwinden hatten. Es schien uns, als sei von uns geschrieben: "dazu seid ihr berufen."

Wir haben schon bemerkt, daß der Verein für weibliche Diaconie gleich in seiner ersten Zeit drei Vorsteherinnen berief, welche für seine gesammte Thätigkeit die eigentliche Mitte bilden sollten. Die ersten beiden waren Memmingerinnen, zu denen man deshalb ein besonderes Vertrauen hatte, weil sie sich in einer wichtigen Zeit vorher, da das confessionelle Leben bei uns in Bayern kräftiger emporgegangen war, trotz der schwierigen Umstände, die damals stattfanden, sehr wohl und ernst benommen hatten. Die eine von diesen, Caroline Rheineck, war zwei Mal in Kaiserswerth gewesen und hatte sich wegen ihrer Augenleiden wieder zurückziehen müßen. Sie hatte hernach mit großem Beifall die Kinderschule ihrer Heimathstadt Memmingen übernommen. Bei den bedeutenden Talenten, die sie hatte, und ihrer sittlichen Haltung, hatte sie großen Anklang gefunden, und sie war es, die zur ersten Vorsteherin des Diaconissenhauses berufen wurde. Eine zweite, eine Tochter des Kirchenraths Rehm zu Memmingen, hatte ganz andere Gaben und Talente und trat nach dem schnellen Tode der ersten Vorsteherin an deren Stelle, und sie ist es, die seitdem nicht blos die Stelle der ersten, sondern geradezu die Stelle der Vorsteherin bekleidet und mit großem Verstand und Würde als Hausmutter das Ganze regiert hat. Die Stelle der dritten Vorsteherin ging nach dem Tode der ersten, Caroline Reineck, ein und wurde nie wieder besetzt, so daß es eine längere Zeit nur zwei Vorsteherinnen gab. Die dritte Vorsteherin schied später ohne äußere Ursache, blos nach eignem Ermeßen, aus dem Diaconissen-Verbande aus, bis sie dann späterhin auch freiwillig wieder eintrat. Die ersten drei Vorsteherinnen kamen zuerst im November des Jahres 53 versuchsweise

wir nach Gottes Willen zu leben und die wir durch seine Gnade zu überwinden hatten. Es schien uns, als sei von uns geschrieben: „dazu seid ihr berufen.“

Wir haben schon bemerkt, daß der Verein für weibliche Diaconie gleich in seiner ersten Zeit drei Vorsteherinnen berief, welche für seine gesammte Thätigkeit die eigentliche Mitte bilden sollten. Die ersten beiden waren Memmingerinnen, zu denen man deshalb ein besonderes Vertrauen hatte, weil sie sich in einer wichtigen Zeit vorher, da das confessionelle Leben bei uns in Bayern kräftiger emporgegangen war, trotz der schwierigen Umstände, die damals stattfanden, sehr wohl und ernst benommen hatten. Die eine von diesen, Caroline Rheineck, war zwei Mal in Kaiserswerth gewesen und hatte sich wegen ihrer Augenleiden wieder zurückziehen müßen. Sie hatte hernach mit großem Beifall die Kinderschule ihrer Heimathstadt Memmingen übernommen. Bei den bedeutenden Talenten, die sie hatte, und ihrer sittlichen Haltung, hatte sie großen Anklang gefunden, und sie war es, die zur ersten Vorsteherin des Diaconissenhauses berufen wurde. Eine zweite, eine Tochter des Kirchenraths Rehm zu Memmingen, hatte ganz andere Gaben und Talente und trat nach dem schnellen Tode der ersten Vorsteherin an deren Stelle, und sie ist es, die seitdem nicht blos die Stelle der ersten, sondern geradezu die Stelle der Vorsteherin bekleidet und mit großem Verstand und Würde als Hausmutter das Ganze regiert hat. Die Stelle der dritten Vorsteherin ging nach dem Tode der ersten, Caroline Reineck, ein und wurde nie wieder besetzt, so daß es eine längere Zeit nur zwei Vorsteherinnen gab. Die dritte Vorsteherin schied später ohne äußere Ursache, blos nach eignem Ermeßen, aus dem Diaconissen-Verbande aus, bis sie dann späterhin auch freiwillig wieder eintrat. Die ersten drei Vorsteherinnen kamen zuerst im November des Jahres 53 versuchsweise

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[28/0028] wir nach Gottes Willen zu leben und die wir durch seine Gnade zu überwinden hatten. Es schien uns, als sei von uns geschrieben: „dazu seid ihr berufen.“ Wir haben schon bemerkt, daß der Verein für weibliche Diaconie gleich in seiner ersten Zeit drei Vorsteherinnen berief, welche für seine gesammte Thätigkeit die eigentliche Mitte bilden sollten. Die ersten beiden waren Memmingerinnen, zu denen man deshalb ein besonderes Vertrauen hatte, weil sie sich in einer wichtigen Zeit vorher, da das confessionelle Leben bei uns in Bayern kräftiger emporgegangen war, trotz der schwierigen Umstände, die damals stattfanden, sehr wohl und ernst benommen hatten. Die eine von diesen, Caroline Rheineck, war zwei Mal in Kaiserswerth gewesen und hatte sich wegen ihrer Augenleiden wieder zurückziehen müßen. Sie hatte hernach mit großem Beifall die Kinderschule ihrer Heimathstadt Memmingen übernommen. Bei den bedeutenden Talenten, die sie hatte, und ihrer sittlichen Haltung, hatte sie großen Anklang gefunden, und sie war es, die zur ersten Vorsteherin des Diaconissenhauses berufen wurde. Eine zweite, eine Tochter des Kirchenraths Rehm zu Memmingen, hatte ganz andere Gaben und Talente und trat nach dem schnellen Tode der ersten Vorsteherin an deren Stelle, und sie ist es, die seitdem nicht blos die Stelle der ersten, sondern geradezu die Stelle der Vorsteherin bekleidet und mit großem Verstand und Würde als Hausmutter das Ganze regiert hat. Die Stelle der dritten Vorsteherin ging nach dem Tode der ersten, Caroline Reineck, ein und wurde nie wieder besetzt, so daß es eine längere Zeit nur zwei Vorsteherinnen gab. Die dritte Vorsteherin schied später ohne äußere Ursache, blos nach eignem Ermeßen, aus dem Diaconissen-Verbande aus, bis sie dann späterhin auch freiwillig wieder eintrat. Die ersten drei Vorsteherinnen kamen zuerst im November des Jahres 53 versuchsweise

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/28>, abgerufen am 28.03.2024.