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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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man Gott preisen und solche Erfolge sind Glück der Blödeninstitute. - Aber ich bezweifele, ob sie eigentlich da sind, um solche Stufen zu erringen und ob nicht die Arbeit, die das Blödeninstitut an denen thut, bei denen keine große Umwandlung hervortritt, gerade die schönste ist. Sie können in ihrer Sphäre und unter ihrem Horizonte für Leben und Sterben reifen, aber ob sie auf Erden jemals das werden, was ein gesunder Mensch sein und werden kann, das ist eine andere Frage. Wir in Dettelsau haben von der ersten und zweiten ja auch von der dritten Art Beispiele gehabt, aber das Glück haben wir selten gefunden, die Blöden zu den Fortschritten der Gesunden zu bringen und die Folgen des Blödsinns für dieses Leben aufzuheben.

Es mag wohl sein, daß gerade die Blöden von unseren Gegenden nicht wie die von anderen Gegenden sind, und daß man uns wenig bildungsfähige herzubringt, oder wir mögen unter welchen andern Einflüßen sein und wirken, gewiß gönnen wir jedem Blöden seinen Ort und seine gesegnete Führung. Wir bescheiden uns aber auch gern, die Blöden zu bedienen, wie sie Gott uns gibt, mit dem Mangel und Uebel, aber auch mit der Gnade und Hoffnung, wie sie Gott uns verleiht und möglich macht. Dieses unser Referat über unsre beiden Blödenanstalten, so männliche als weibliche Abtheilung, kann einigermaßen zur Traurigkeit stimmen, aber es ist am Ende wahr, und wir werden bei den Angehörigen unsrer Blöden gewiß nirgends als Heuchler erfunden werden, wobei es aber fern von uns ist, uns zu entschuldigen und andere anklagen zu wollen. Im Gegentheil wir bewundern die Erfolge anderer und pflegen, so gut wir können, das uns gegebene Maß von Gaben.

Ob man nun gleich aus dem bis jetzt Gesagten den Schluß machen könnte, wie wenn es mit der Blödenanstalt

man Gott preisen und solche Erfolge sind Glück der Blödeninstitute. – Aber ich bezweifele, ob sie eigentlich da sind, um solche Stufen zu erringen und ob nicht die Arbeit, die das Blödeninstitut an denen thut, bei denen keine große Umwandlung hervortritt, gerade die schönste ist. Sie können in ihrer Sphäre und unter ihrem Horizonte für Leben und Sterben reifen, aber ob sie auf Erden jemals das werden, was ein gesunder Mensch sein und werden kann, das ist eine andere Frage. Wir in Dettelsau haben von der ersten und zweiten ja auch von der dritten Art Beispiele gehabt, aber das Glück haben wir selten gefunden, die Blöden zu den Fortschritten der Gesunden zu bringen und die Folgen des Blödsinns für dieses Leben aufzuheben.

Es mag wohl sein, daß gerade die Blöden von unseren Gegenden nicht wie die von anderen Gegenden sind, und daß man uns wenig bildungsfähige herzubringt, oder wir mögen unter welchen andern Einflüßen sein und wirken, gewiß gönnen wir jedem Blöden seinen Ort und seine gesegnete Führung. Wir bescheiden uns aber auch gern, die Blöden zu bedienen, wie sie Gott uns gibt, mit dem Mangel und Uebel, aber auch mit der Gnade und Hoffnung, wie sie Gott uns verleiht und möglich macht. Dieses unser Referat über unsre beiden Blödenanstalten, so männliche als weibliche Abtheilung, kann einigermaßen zur Traurigkeit stimmen, aber es ist am Ende wahr, und wir werden bei den Angehörigen unsrer Blöden gewiß nirgends als Heuchler erfunden werden, wobei es aber fern von uns ist, uns zu entschuldigen und andere anklagen zu wollen. Im Gegentheil wir bewundern die Erfolge anderer und pflegen, so gut wir können, das uns gegebene Maß von Gaben.

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[100/0100] man Gott preisen und solche Erfolge sind Glück der Blödeninstitute. – Aber ich bezweifele, ob sie eigentlich da sind, um solche Stufen zu erringen und ob nicht die Arbeit, die das Blödeninstitut an denen thut, bei denen keine große Umwandlung hervortritt, gerade die schönste ist. Sie können in ihrer Sphäre und unter ihrem Horizonte für Leben und Sterben reifen, aber ob sie auf Erden jemals das werden, was ein gesunder Mensch sein und werden kann, das ist eine andere Frage. Wir in Dettelsau haben von der ersten und zweiten ja auch von der dritten Art Beispiele gehabt, aber das Glück haben wir selten gefunden, die Blöden zu den Fortschritten der Gesunden zu bringen und die Folgen des Blödsinns für dieses Leben aufzuheben. Es mag wohl sein, daß gerade die Blöden von unseren Gegenden nicht wie die von anderen Gegenden sind, und daß man uns wenig bildungsfähige herzubringt, oder wir mögen unter welchen andern Einflüßen sein und wirken, gewiß gönnen wir jedem Blöden seinen Ort und seine gesegnete Führung. Wir bescheiden uns aber auch gern, die Blöden zu bedienen, wie sie Gott uns gibt, mit dem Mangel und Uebel, aber auch mit der Gnade und Hoffnung, wie sie Gott uns verleiht und möglich macht. Dieses unser Referat über unsre beiden Blödenanstalten, so männliche als weibliche Abtheilung, kann einigermaßen zur Traurigkeit stimmen, aber es ist am Ende wahr, und wir werden bei den Angehörigen unsrer Blöden gewiß nirgends als Heuchler erfunden werden, wobei es aber fern von uns ist, uns zu entschuldigen und andere anklagen zu wollen. Im Gegentheil wir bewundern die Erfolge anderer und pflegen, so gut wir können, das uns gegebene Maß von Gaben. Ob man nun gleich aus dem bis jetzt Gesagten den Schluß machen könnte, wie wenn es mit der Blödenanstalt

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/100>, abgerufen am 25.04.2024.