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Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847.

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wird, in seiner Erfüllung nichts als Gnade um Gnade verbreitet, voller Gnaden ist, der Gnade rechte Hand, nicht aber ein Widerspruch der Gnade, dieser ersehntesten Eigenschaft in Gottes Herzen. Dies Gesetz verhält sich zu dem großen, uralten und doch immer neuen Gebote der Liebe, welches der Herr in der Nacht, da er verrathen war, feierlich wiederholt hat, wie zum Feuer das Licht und zum Glanze der Abglanz, - es ist eine erweiternde Deutung jenes Liebesgebotes, die schönste Verklärung der Bruderliebe zur allgemeinen Liebe, darum daß es alle Menschen zu Jesu Brüdern und Gottes Kindern machen will. Dies Gesetz hat der hochgelobte Herr gesprochen vor seinem letzten Segen, ehe er auffuhr zum Throne seines Vaters, in dem herrlichsten Augenblick, den die Erde bis jetzt gehabt hat: - es ist der letzte, majestätisch erklärte Wille dessen, der wieder kommen und nach dem Gehorsam forschen wird. Ich brauche es nicht erst zu sagen, theure Brüder, wie das Gesetz des N. Bundes heißt, welches alle Kinder Gottes treiben soll. "Prediget das Evangelium aller Creatur" - so lautet das letzte Gebot des Herrn.

Was darf man am leichtesten gebieten, meine Freunde? Welches Gebot wird mit der größten Freude aufgenommen werden? Welches hat Aussicht auf die treueste Erfüllung? Doch wol dasjenige, welches unsern Wünschen am meisten entspricht und das zum Befehl erhebt, wofür man sich mit tausend Freuden die Erlaubnis erbeten hätte. So sollte es mit dem letzten Befehle unsers Herrn sein. Mitleid mit der hirtenlosen, unzähligen Schaar der Heiden sollte uns voll Sehnsucht machen, ihnen helfen zu dürfen, und der Befehl, zu helfen, sollte von uns als der willkommenste, welcher gegeben werden konnte, mit Jubel und Dankpsalmen aufgenommen werden. Ich weiß es wohl, meine Brüder, daß wir von Natur nichts Gutes können, und daß den Menschen, der seine Ohnmacht erkennt, jeder

wird, in seiner Erfüllung nichts als Gnade um Gnade verbreitet, voller Gnaden ist, der Gnade rechte Hand, nicht aber ein Widerspruch der Gnade, dieser ersehntesten Eigenschaft in Gottes Herzen. Dies Gesetz verhält sich zu dem großen, uralten und doch immer neuen Gebote der Liebe, welches der Herr in der Nacht, da er verrathen war, feierlich wiederholt hat, wie zum Feuer das Licht und zum Glanze der Abglanz, – es ist eine erweiternde Deutung jenes Liebesgebotes, die schönste Verklärung der Bruderliebe zur allgemeinen Liebe, darum daß es alle Menschen zu Jesu Brüdern und Gottes Kindern machen will. Dies Gesetz hat der hochgelobte Herr gesprochen vor seinem letzten Segen, ehe er auffuhr zum Throne seines Vaters, in dem herrlichsten Augenblick, den die Erde bis jetzt gehabt hat: – es ist der letzte, majestätisch erklärte Wille dessen, der wieder kommen und nach dem Gehorsam forschen wird. Ich brauche es nicht erst zu sagen, theure Brüder, wie das Gesetz des N. Bundes heißt, welches alle Kinder Gottes treiben soll. «Prediget das Evangelium aller Creatur» – so lautet das letzte Gebot des Herrn.

Was darf man am leichtesten gebieten, meine Freunde? Welches Gebot wird mit der größten Freude aufgenommen werden? Welches hat Aussicht auf die treueste Erfüllung? Doch wol dasjenige, welches unsern Wünschen am meisten entspricht und das zum Befehl erhebt, wofür man sich mit tausend Freuden die Erlaubnis erbeten hätte. So sollte es mit dem letzten Befehle unsers Herrn sein. Mitleid mit der hirtenlosen, unzähligen Schaar der Heiden sollte uns voll Sehnsucht machen, ihnen helfen zu dürfen, und der Befehl, zu helfen, sollte von uns als der willkommenste, welcher gegeben werden konnte, mit Jubel und Dankpsalmen aufgenommen werden. Ich weiß es wohl, meine Brüder, daß wir von Natur nichts Gutes können, und daß den Menschen, der seine Ohnmacht erkennt, jeder

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[7/0007] wird, in seiner Erfüllung nichts als Gnade um Gnade verbreitet, voller Gnaden ist, der Gnade rechte Hand, nicht aber ein Widerspruch der Gnade, dieser ersehntesten Eigenschaft in Gottes Herzen. Dies Gesetz verhält sich zu dem großen, uralten und doch immer neuen Gebote der Liebe, welches der Herr in der Nacht, da er verrathen war, feierlich wiederholt hat, wie zum Feuer das Licht und zum Glanze der Abglanz, – es ist eine erweiternde Deutung jenes Liebesgebotes, die schönste Verklärung der Bruderliebe zur allgemeinen Liebe, darum daß es alle Menschen zu Jesu Brüdern und Gottes Kindern machen will. Dies Gesetz hat der hochgelobte Herr gesprochen vor seinem letzten Segen, ehe er auffuhr zum Throne seines Vaters, in dem herrlichsten Augenblick, den die Erde bis jetzt gehabt hat: – es ist der letzte, majestätisch erklärte Wille dessen, der wieder kommen und nach dem Gehorsam forschen wird. Ich brauche es nicht erst zu sagen, theure Brüder, wie das Gesetz des N. Bundes heißt, welches alle Kinder Gottes treiben soll. «Prediget das Evangelium aller Creatur» – so lautet das letzte Gebot des Herrn. Was darf man am leichtesten gebieten, meine Freunde? Welches Gebot wird mit der größten Freude aufgenommen werden? Welches hat Aussicht auf die treueste Erfüllung? Doch wol dasjenige, welches unsern Wünschen am meisten entspricht und das zum Befehl erhebt, wofür man sich mit tausend Freuden die Erlaubnis erbeten hätte. So sollte es mit dem letzten Befehle unsers Herrn sein. Mitleid mit der hirtenlosen, unzähligen Schaar der Heiden sollte uns voll Sehnsucht machen, ihnen helfen zu dürfen, und der Befehl, zu helfen, sollte von uns als der willkommenste, welcher gegeben werden konnte, mit Jubel und Dankpsalmen aufgenommen werden. Ich weiß es wohl, meine Brüder, daß wir von Natur nichts Gutes können, und daß den Menschen, der seine Ohnmacht erkennt, jeder

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Prediget das Evangelium aller Creatur! Nürnberg, 1847, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_evangelium_1847/7>, abgerufen am 25.04.2024.