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Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.

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verlor. - Nachdem, was wir bisher gesagt haben, gibt es also eine doppelte Auferstehung, und die Frage, welche von beiden der Apostel in unserem Texte meine, kann uns daher nicht länger befremden.

Die erste Auferstehung ist nach Offenbarung 20, 4 eine Auferstehung der "Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen," aber nicht bloß derer, sondern, wie der Apostel in allgemeineren Ausdrücken weiter redet, auch der Seelen derer, "die überhaupt nicht angebetet hatten das Thier, nämlich den Antichristus, noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und an ihre Hand." Diese erste Auferstehung fällt in die Zeit, da der HErr den Antichristus überwindet und sein wunderbares tausendjähriges Reich beginnt. Die zweite Auferstehung hingegen fällt an das Ende der tausend Jahre und ist die allgemeine Auferstehung aller Menschen, welche in der ersten Auferstehung noch nicht auferweckt wurden. Wenn man nun nach so getroffener Unterscheidung die erste Frage unseres Vortrags beantworten will, so findet man, daß der heilige Apostel die zweite nicht gemeint haben kann. Der braucht er nicht entgegen zu kommen, sie ist unvermeidlich; er braucht sich nicht um sie zu bemühen, sintemal ein jeder von ihr ergriffen wird, er sei gut oder böse. Wenn er die zweite Auferstehung meinte, so würde der Ausdruck "Entgegenkommen," so wie er im Zusammenhang des Textes genommen werden muß, nicht passen; denn diese zweite Auferstehung ist in sich selber eine gedoppelte, nämlich aller derer, die vom Anfang der Welt nicht glaubten, sowie derjenigen, die im Verlauf der letzten tausend Jahre gläubig und in das Buch des Lebens eingetragen wurden. Bei dieser letzten Auferstehung sollen die Heiligen Gottes, die in der ersten Auferstehung mit ihren Leibern bekleidet werden, richterliche Geschäfte verrichten. Der HErr wird ja, nach der Weißagung Enochs und dem Briefe Judä, zu dieser zweiten Auferstehung kommen mit vielen tausend Heiligen, und die Heiligen sollen die Welt richten. Da nun die Heiligen nur Menschen sein können, so müßen sie, um

verlor. – Nachdem, was wir bisher gesagt haben, gibt es also eine doppelte Auferstehung, und die Frage, welche von beiden der Apostel in unserem Texte meine, kann uns daher nicht länger befremden.

Die erste Auferstehung ist nach Offenbarung 20, 4 eine Auferstehung der „Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen,“ aber nicht bloß derer, sondern, wie der Apostel in allgemeineren Ausdrücken weiter redet, auch der Seelen derer, „die überhaupt nicht angebetet hatten das Thier, nämlich den Antichristus, noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und an ihre Hand.“ Diese erste Auferstehung fällt in die Zeit, da der HErr den Antichristus überwindet und sein wunderbares tausendjähriges Reich beginnt. Die zweite Auferstehung hingegen fällt an das Ende der tausend Jahre und ist die allgemeine Auferstehung aller Menschen, welche in der ersten Auferstehung noch nicht auferweckt wurden. Wenn man nun nach so getroffener Unterscheidung die erste Frage unseres Vortrags beantworten will, so findet man, daß der heilige Apostel die zweite nicht gemeint haben kann. Der braucht er nicht entgegen zu kommen, sie ist unvermeidlich; er braucht sich nicht um sie zu bemühen, sintemal ein jeder von ihr ergriffen wird, er sei gut oder böse. Wenn er die zweite Auferstehung meinte, so würde der Ausdruck „Entgegenkommen,“ so wie er im Zusammenhang des Textes genommen werden muß, nicht passen; denn diese zweite Auferstehung ist in sich selber eine gedoppelte, nämlich aller derer, die vom Anfang der Welt nicht glaubten, sowie derjenigen, die im Verlauf der letzten tausend Jahre gläubig und in das Buch des Lebens eingetragen wurden. Bei dieser letzten Auferstehung sollen die Heiligen Gottes, die in der ersten Auferstehung mit ihren Leibern bekleidet werden, richterliche Geschäfte verrichten. Der HErr wird ja, nach der Weißagung Enochs und dem Briefe Judä, zu dieser zweiten Auferstehung kommen mit vielen tausend Heiligen, und die Heiligen sollen die Welt richten. Da nun die Heiligen nur Menschen sein können, so müßen sie, um

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[6/0006] verlor. – Nachdem, was wir bisher gesagt haben, gibt es also eine doppelte Auferstehung, und die Frage, welche von beiden der Apostel in unserem Texte meine, kann uns daher nicht länger befremden. Die erste Auferstehung ist nach Offenbarung 20, 4 eine Auferstehung der „Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen,“ aber nicht bloß derer, sondern, wie der Apostel in allgemeineren Ausdrücken weiter redet, auch der Seelen derer, „die überhaupt nicht angebetet hatten das Thier, nämlich den Antichristus, noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und an ihre Hand.“ Diese erste Auferstehung fällt in die Zeit, da der HErr den Antichristus überwindet und sein wunderbares tausendjähriges Reich beginnt. Die zweite Auferstehung hingegen fällt an das Ende der tausend Jahre und ist die allgemeine Auferstehung aller Menschen, welche in der ersten Auferstehung noch nicht auferweckt wurden. Wenn man nun nach so getroffener Unterscheidung die erste Frage unseres Vortrags beantworten will, so findet man, daß der heilige Apostel die zweite nicht gemeint haben kann. Der braucht er nicht entgegen zu kommen, sie ist unvermeidlich; er braucht sich nicht um sie zu bemühen, sintemal ein jeder von ihr ergriffen wird, er sei gut oder böse. Wenn er die zweite Auferstehung meinte, so würde der Ausdruck „Entgegenkommen,“ so wie er im Zusammenhang des Textes genommen werden muß, nicht passen; denn diese zweite Auferstehung ist in sich selber eine gedoppelte, nämlich aller derer, die vom Anfang der Welt nicht glaubten, sowie derjenigen, die im Verlauf der letzten tausend Jahre gläubig und in das Buch des Lebens eingetragen wurden. Bei dieser letzten Auferstehung sollen die Heiligen Gottes, die in der ersten Auferstehung mit ihren Leibern bekleidet werden, richterliche Geschäfte verrichten. Der HErr wird ja, nach der Weißagung Enochs und dem Briefe Judä, zu dieser zweiten Auferstehung kommen mit vielen tausend Heiligen, und die Heiligen sollen die Welt richten. Da nun die Heiligen nur Menschen sein können, so müßen sie, um

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_entgegenkommen_1857/6>, abgerufen am 29.03.2024.