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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
diesen Zweck, diese in allen andern Wissenschaften unübertroffene
Schärfe in ihren Beobachtungen zu erreichen? Denn auf Beob-
achtungen
muß am Ende alles beruhen, und von ihnen alles
ausgehen, was uns zur Kenntniß der Dinge außer uns, was uns
zur Kenntniß der Natur führen soll.

Es wird nicht uninteressant, ja es wird nothwendig seyn,
diese Instrumente und die Art ihres Gebrauches kennen zu lernen,
weil es nur dadurch möglich wird, die Wahrheit der Theorien,
welche auf den mit diesen Instrumenten gemachten Beobachtungen
erbaut wurden, zu erkennen, und den Grad der Verläßlich-
keit zu beurtheilen, der ihnen zukömmt. In der That ist wohl
jede unserer Beobachtungen, welcher Art sie auch seyn mag, wie
überhaupt jedes Menschenwerk, Fehlern unterworfen; diese Fehler
mögen ihre Quelle in der Beschränktheit unseres Geistes oder
unserer Aufmerksamkeit, in der Unvollkommenheit unserer eigenen
Sinne oder auch derjenigen Werkzeuge haben, deren wir uns bei
diesen Beobachtungen bedienen. Was uns, bei dieser Lage der
Dinge, übrig bleibt, ist nur, zuzusehen, daß diese, an sich unver-
meidlichen Fehler so klein werden, als es unter diesen Umständen
eben seyn kann, und daß wir uns von dem größtmöglichen Fehler,
den wir bei jeder bestimmten Beobachtung und unter jeden gege-
benen Verhältnissen noch begehen können, eine deutliche Rechen-
schaft zu geben wissen. Denn nur dann sind wir mit Bestimmt-
heit anzugeben im Stande, ob eine aus unseren Beobachtungen
abgeleitete Hypothese oder eine darauf erbaute Theorie mit den
Erscheinungen der Natur, welche wir dadurch darstellen oder er-
klären wollen, so weit übereinstimmt, daß wir sie als ein wahres
Gesetz der Natur betrachten dürfen.

Wir werden uns daher in dem Folgenden mit der Beschrei-
bung der vorzüglichsten astronomischen Instrumente, und mit der
Art, sie zu gebrauchen, beschäftigen, um dadurch die Leser in den
Stand zu setzen, die Mittel, welche man bei jenen Beobachtungen
anwendet, näher kennen zu lernen, und sich von der hohen Ge-
nauigkeit, welche man dabei erreichen kann, gleichsam durch eigene
Ansicht zu überzeugen.

§. 2. (Schwierigkeit der Verfertigung genauer Instrumente.)
Unter allen unsern mechanischen Künstlern haben es die Verfertiger

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
dieſen Zweck, dieſe in allen andern Wiſſenſchaften unübertroffene
Schärfe in ihren Beobachtungen zu erreichen? Denn auf Beob-
achtungen
muß am Ende alles beruhen, und von ihnen alles
ausgehen, was uns zur Kenntniß der Dinge außer uns, was uns
zur Kenntniß der Natur führen ſoll.

Es wird nicht unintereſſant, ja es wird nothwendig ſeyn,
dieſe Inſtrumente und die Art ihres Gebrauches kennen zu lernen,
weil es nur dadurch möglich wird, die Wahrheit der Theorien,
welche auf den mit dieſen Inſtrumenten gemachten Beobachtungen
erbaut wurden, zu erkennen, und den Grad der Verläßlich-
keit zu beurtheilen, der ihnen zukömmt. In der That iſt wohl
jede unſerer Beobachtungen, welcher Art ſie auch ſeyn mag, wie
überhaupt jedes Menſchenwerk, Fehlern unterworfen; dieſe Fehler
mögen ihre Quelle in der Beſchränktheit unſeres Geiſtes oder
unſerer Aufmerkſamkeit, in der Unvollkommenheit unſerer eigenen
Sinne oder auch derjenigen Werkzeuge haben, deren wir uns bei
dieſen Beobachtungen bedienen. Was uns, bei dieſer Lage der
Dinge, übrig bleibt, iſt nur, zuzuſehen, daß dieſe, an ſich unver-
meidlichen Fehler ſo klein werden, als es unter dieſen Umſtänden
eben ſeyn kann, und daß wir uns von dem größtmöglichen Fehler,
den wir bei jeder beſtimmten Beobachtung und unter jeden gege-
benen Verhältniſſen noch begehen können, eine deutliche Rechen-
ſchaft zu geben wiſſen. Denn nur dann ſind wir mit Beſtimmt-
heit anzugeben im Stande, ob eine aus unſeren Beobachtungen
abgeleitete Hypotheſe oder eine darauf erbaute Theorie mit den
Erſcheinungen der Natur, welche wir dadurch darſtellen oder er-
klären wollen, ſo weit übereinſtimmt, daß wir ſie als ein wahres
Geſetz der Natur betrachten dürfen.

Wir werden uns daher in dem Folgenden mit der Beſchrei-
bung der vorzüglichſten aſtronomiſchen Inſtrumente, und mit der
Art, ſie zu gebrauchen, beſchäftigen, um dadurch die Leſer in den
Stand zu ſetzen, die Mittel, welche man bei jenen Beobachtungen
anwendet, näher kennen zu lernen, und ſich von der hohen Ge-
nauigkeit, welche man dabei erreichen kann, gleichſam durch eigene
Anſicht zu überzeugen.

§. 2. (Schwierigkeit der Verfertigung genauer Inſtrumente.)
Unter allen unſern mechaniſchen Künſtlern haben es die Verfertiger

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[223/0235] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. dieſen Zweck, dieſe in allen andern Wiſſenſchaften unübertroffene Schärfe in ihren Beobachtungen zu erreichen? Denn auf Beob- achtungen muß am Ende alles beruhen, und von ihnen alles ausgehen, was uns zur Kenntniß der Dinge außer uns, was uns zur Kenntniß der Natur führen ſoll. Es wird nicht unintereſſant, ja es wird nothwendig ſeyn, dieſe Inſtrumente und die Art ihres Gebrauches kennen zu lernen, weil es nur dadurch möglich wird, die Wahrheit der Theorien, welche auf den mit dieſen Inſtrumenten gemachten Beobachtungen erbaut wurden, zu erkennen, und den Grad der Verläßlich- keit zu beurtheilen, der ihnen zukömmt. In der That iſt wohl jede unſerer Beobachtungen, welcher Art ſie auch ſeyn mag, wie überhaupt jedes Menſchenwerk, Fehlern unterworfen; dieſe Fehler mögen ihre Quelle in der Beſchränktheit unſeres Geiſtes oder unſerer Aufmerkſamkeit, in der Unvollkommenheit unſerer eigenen Sinne oder auch derjenigen Werkzeuge haben, deren wir uns bei dieſen Beobachtungen bedienen. Was uns, bei dieſer Lage der Dinge, übrig bleibt, iſt nur, zuzuſehen, daß dieſe, an ſich unver- meidlichen Fehler ſo klein werden, als es unter dieſen Umſtänden eben ſeyn kann, und daß wir uns von dem größtmöglichen Fehler, den wir bei jeder beſtimmten Beobachtung und unter jeden gege- benen Verhältniſſen noch begehen können, eine deutliche Rechen- ſchaft zu geben wiſſen. Denn nur dann ſind wir mit Beſtimmt- heit anzugeben im Stande, ob eine aus unſeren Beobachtungen abgeleitete Hypotheſe oder eine darauf erbaute Theorie mit den Erſcheinungen der Natur, welche wir dadurch darſtellen oder er- klären wollen, ſo weit übereinſtimmt, daß wir ſie als ein wahres Geſetz der Natur betrachten dürfen. Wir werden uns daher in dem Folgenden mit der Beſchrei- bung der vorzüglichſten aſtronomiſchen Inſtrumente, und mit der Art, ſie zu gebrauchen, beſchäftigen, um dadurch die Leſer in den Stand zu ſetzen, die Mittel, welche man bei jenen Beobachtungen anwendet, näher kennen zu lernen, und ſich von der hohen Ge- nauigkeit, welche man dabei erreichen kann, gleichſam durch eigene Anſicht zu überzeugen. §. 2. (Schwierigkeit der Verfertigung genauer Inſtrumente.) Unter allen unſern mechaniſchen Künſtlern haben es die Verfertiger

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/235>, abgerufen am 29.03.2024.