Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 1. (Ueber die Mittel und die unvermeidlichen Fehler der
Beobachtungen.) Wir haben bisher das Vorzüglichste von Dem-
jenigen angezeigt, was uns die Astronomen von den Körpern des
Himmels und von den Bewegungen derselben kennen gelehrt
haben, und unsere Leser werden, wie wir glauben, oft genug Ge-
legenheit gehabt haben, sich über die Genauigkeit jener Angaben
von Gegenständen zu verwundern, die so ungemein weit von uns
entfernt sind, daß sie sich unseren Untersuchungen beinahe ganz zu
entziehen scheinen. In der That kennen wir von den meisten
Dingen, die uns in unserer nächsten Nähe umgeben, ihren gegen-
wärtigen Standpunkt und die Veränderungen, welche mit ihnen
vorgegangen sind und in der Folge noch vorgehen werden, viel
weniger, als uns die Orte der himmlischen Körper, und ihre Be-
wegungen in der Vor- und Folgezeit bekannt geworden sind. Die
Astronomen pflegen die Orte der Gestirne am Himmel mit der
Genauigkeit von einer Sekunde anzugeben. Allein ein gewöhn-
liches Menschenhaar bedeckt mit seiner Dicke, wenn es in der
Entfernung von dem Auge gehalten wird, wo es am reinsten und
dunkelsten erscheint, schon 15 bis 20 Sekunden am Himmel, so
daß man also jene Orte der Gestirne an der Sphäre des Himmels
mit einer Schärfe angeben kann, welche die Dicke eines solchen
Haares weit übertrifft. Eben so haben wir gesehen, daß man die
Entfernung des Mondes und mehrerer Planeten von der Erde,
so schwierig dieselbe auch anfangs zu bestimmen schien, im Ver-
hältnisse zu der Größe dieser Entfernungen, genauer angeben
kann, als man dieß bei den meisten größeren Städten der Erde,
selbst unseres Welttheiles, zu thun im Stande ist (I. S. 154). Die
Finsternisse der Sonne und des Mondes, die man mit derselben


§. 1. (Ueber die Mittel und die unvermeidlichen Fehler der
Beobachtungen.) Wir haben bisher das Vorzüglichſte von Dem-
jenigen angezeigt, was uns die Aſtronomen von den Körpern des
Himmels und von den Bewegungen derſelben kennen gelehrt
haben, und unſere Leſer werden, wie wir glauben, oft genug Ge-
legenheit gehabt haben, ſich über die Genauigkeit jener Angaben
von Gegenſtänden zu verwundern, die ſo ungemein weit von uns
entfernt ſind, daß ſie ſich unſeren Unterſuchungen beinahe ganz zu
entziehen ſcheinen. In der That kennen wir von den meiſten
Dingen, die uns in unſerer nächſten Nähe umgeben, ihren gegen-
wärtigen Standpunkt und die Veränderungen, welche mit ihnen
vorgegangen ſind und in der Folge noch vorgehen werden, viel
weniger, als uns die Orte der himmliſchen Körper, und ihre Be-
wegungen in der Vor- und Folgezeit bekannt geworden ſind. Die
Aſtronomen pflegen die Orte der Geſtirne am Himmel mit der
Genauigkeit von einer Sekunde anzugeben. Allein ein gewöhn-
liches Menſchenhaar bedeckt mit ſeiner Dicke, wenn es in der
Entfernung von dem Auge gehalten wird, wo es am reinſten und
dunkelſten erſcheint, ſchon 15 bis 20 Sekunden am Himmel, ſo
daß man alſo jene Orte der Geſtirne an der Sphäre des Himmels
mit einer Schärfe angeben kann, welche die Dicke eines ſolchen
Haares weit übertrifft. Eben ſo haben wir geſehen, daß man die
Entfernung des Mondes und mehrerer Planeten von der Erde,
ſo ſchwierig dieſelbe auch anfangs zu beſtimmen ſchien, im Ver-
hältniſſe zu der Größe dieſer Entfernungen, genauer angeben
kann, als man dieß bei den meiſten größeren Städten der Erde,
ſelbſt unſeres Welttheiles, zu thun im Stande iſt (I. S. 154). Die
Finſterniſſe der Sonne und des Mondes, die man mit derſelben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0233" n="[221]"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>§. 1. (Ueber die Mittel und die unvermeidlichen Fehler der<lb/>
Beobachtungen.) Wir haben bisher das Vorzüglich&#x017F;te von Dem-<lb/>
jenigen angezeigt, was uns die A&#x017F;tronomen von den Körpern des<lb/>
Himmels und von den Bewegungen der&#x017F;elben kennen gelehrt<lb/>
haben, und un&#x017F;ere Le&#x017F;er werden, wie wir glauben, oft genug Ge-<lb/>
legenheit gehabt haben, &#x017F;ich über die Genauigkeit jener Angaben<lb/>
von Gegen&#x017F;tänden zu verwundern, die &#x017F;o ungemein weit von uns<lb/>
entfernt &#x017F;ind, daß &#x017F;ie &#x017F;ich un&#x017F;eren Unter&#x017F;uchungen beinahe ganz zu<lb/>
entziehen &#x017F;cheinen. In der That kennen wir von den mei&#x017F;ten<lb/>
Dingen, die uns in un&#x017F;erer näch&#x017F;ten Nähe umgeben, ihren gegen-<lb/>
wärtigen Standpunkt und die Veränderungen, welche mit ihnen<lb/>
vorgegangen &#x017F;ind und in der Folge noch vorgehen werden, viel<lb/>
weniger, als uns die Orte der himmli&#x017F;chen Körper, und ihre Be-<lb/>
wegungen in der Vor- und Folgezeit bekannt geworden &#x017F;ind. Die<lb/>
A&#x017F;tronomen pflegen die Orte der Ge&#x017F;tirne am Himmel mit der<lb/>
Genauigkeit von einer Sekunde anzugeben. Allein ein gewöhn-<lb/>
liches Men&#x017F;chenhaar bedeckt mit &#x017F;einer Dicke, wenn es in der<lb/>
Entfernung von dem Auge gehalten wird, wo es am rein&#x017F;ten und<lb/>
dunkel&#x017F;ten er&#x017F;cheint, &#x017F;chon 15 bis 20 Sekunden am Himmel, &#x017F;o<lb/>
daß man al&#x017F;o jene Orte der Ge&#x017F;tirne an der Sphäre des Himmels<lb/>
mit einer Schärfe angeben kann, welche die Dicke eines &#x017F;olchen<lb/>
Haares weit übertrifft. Eben &#x017F;o haben wir ge&#x017F;ehen, daß man die<lb/>
Entfernung des Mondes und mehrerer Planeten von der Erde,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chwierig die&#x017F;elbe auch anfangs zu be&#x017F;timmen &#x017F;chien, im Ver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;e zu der Größe die&#x017F;er Entfernungen, genauer angeben<lb/>
kann, als man dieß bei den mei&#x017F;ten größeren Städten der Erde,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t un&#x017F;eres Welttheiles, zu thun im Stande i&#x017F;t (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 154). Die<lb/>
Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e der Sonne und des Mondes, die man mit der&#x017F;elben<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[221]/0233] §. 1. (Ueber die Mittel und die unvermeidlichen Fehler der Beobachtungen.) Wir haben bisher das Vorzüglichſte von Dem- jenigen angezeigt, was uns die Aſtronomen von den Körpern des Himmels und von den Bewegungen derſelben kennen gelehrt haben, und unſere Leſer werden, wie wir glauben, oft genug Ge- legenheit gehabt haben, ſich über die Genauigkeit jener Angaben von Gegenſtänden zu verwundern, die ſo ungemein weit von uns entfernt ſind, daß ſie ſich unſeren Unterſuchungen beinahe ganz zu entziehen ſcheinen. In der That kennen wir von den meiſten Dingen, die uns in unſerer nächſten Nähe umgeben, ihren gegen- wärtigen Standpunkt und die Veränderungen, welche mit ihnen vorgegangen ſind und in der Folge noch vorgehen werden, viel weniger, als uns die Orte der himmliſchen Körper, und ihre Be- wegungen in der Vor- und Folgezeit bekannt geworden ſind. Die Aſtronomen pflegen die Orte der Geſtirne am Himmel mit der Genauigkeit von einer Sekunde anzugeben. Allein ein gewöhn- liches Menſchenhaar bedeckt mit ſeiner Dicke, wenn es in der Entfernung von dem Auge gehalten wird, wo es am reinſten und dunkelſten erſcheint, ſchon 15 bis 20 Sekunden am Himmel, ſo daß man alſo jene Orte der Geſtirne an der Sphäre des Himmels mit einer Schärfe angeben kann, welche die Dicke eines ſolchen Haares weit übertrifft. Eben ſo haben wir geſehen, daß man die Entfernung des Mondes und mehrerer Planeten von der Erde, ſo ſchwierig dieſelbe auch anfangs zu beſtimmen ſchien, im Ver- hältniſſe zu der Größe dieſer Entfernungen, genauer angeben kann, als man dieß bei den meiſten größeren Städten der Erde, ſelbſt unſeres Welttheiles, zu thun im Stande iſt (I. S. 154). Die Finſterniſſe der Sonne und des Mondes, die man mit derſelben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/233
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. [221]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/233>, abgerufen am 23.04.2024.