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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmosphäre d. Erde.
zur Zeit des Neu- oder Vollmondes eintreten, durchaus viel grö-
ßer, und die der Quadraturen im Gegentheile beträchtlich kleiner
sind, als die mittleren Fluthen. Wenn man diese Beobachtungen
noch weiter fortsetzt, so findet man, daß die Fluth und eben so
die Ebbe immer größer wird, wenn der Mond oder die Sonne
der Erde näher kömmt, und daß selbst die Declinationen dieser
beiden Gestirne noch einen Einfluß auf diese Erscheinungen äußern,
wobei jedoch der des Mondes immer als der überwiegende er-
kannt wird.

§. 110. (Lokalverhältnisse, welche die Ebbe und Fluth be-
dingen.) Alles Vorhergehende gilt eigentlich nur in seiner ganzen
Stärke von großen freien Meeren, von dem eigentlichen Welt-
meere. In kleineren Seen, selbst in dem kaspischen Meere,
und überhaupt nahe am Ufer oder in engen Häfen werden die
Gewässer in ihrem regelmäßigen Laufe aufgehalten und gestört,
und der Moment, selbst die Größe des Hochmeers wird dadurch
oft bedeutend modificirt. An den Küsten von Frankreich sind
diese Zeiten, oft selbst schon für zwei benachbarte Häfen, sehr
verschieden, obschon sie für einen und denselben Hafen eben so
constant sind, wie auf der hohen See. In Dünkirchen z. B. tritt
das Hochmeer erst zwölf Stunden nach der Culmination des
Mondes ein, und in St. Malo (Breite 48° 39') sechs Stunden,
während am Cap der guten Hoffnung die Fluth schon 11/2 Stunde
nach der Culmination des Mondes ihre größte Höhe erreicht.

§. 111. (Hafenetablissement und Totalfluth.) Man pflegt die
Zeit seit der Culmination des Mondes, wo das Hochmeer am
Tage des Neumondes für jeden Hafen eintritt, das Etablisse-
ment du port (establishment of the port)
zu nennen, und man
geht von diesem Augenblicke aus, um alle folgenden Momente
des Hochmeers für diesen Monat durch Rechnung zu bestimmen.
Dieses Hafenetablissement beträgt in


[Spaltenumbruch]
Hamburg . 5 St. 0 Min.
Amsterdam . 3 -- 0 --
Flissingen . 1 -- 0 --
Ostende . . 0 -- 20 --
Calais . . 11 -- 40 --
Dieppe . . 10 -- 30 --

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St. Malo . 6 St. 0 Min.
Lissabon . 4 -- 0 --
London . . 2 -- 45 --
Plymouth . 6 -- 5 --
Dublin . . 9 -- 45 --
Gröningen . 11 -- 15 --

Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmoſphäre d. Erde.
zur Zeit des Neu- oder Vollmondes eintreten, durchaus viel grö-
ßer, und die der Quadraturen im Gegentheile beträchtlich kleiner
ſind, als die mittleren Fluthen. Wenn man dieſe Beobachtungen
noch weiter fortſetzt, ſo findet man, daß die Fluth und eben ſo
die Ebbe immer größer wird, wenn der Mond oder die Sonne
der Erde näher kömmt, und daß ſelbſt die Declinationen dieſer
beiden Geſtirne noch einen Einfluß auf dieſe Erſcheinungen äußern,
wobei jedoch der des Mondes immer als der überwiegende er-
kannt wird.

§. 110. (Lokalverhältniſſe, welche die Ebbe und Fluth be-
dingen.) Alles Vorhergehende gilt eigentlich nur in ſeiner ganzen
Stärke von großen freien Meeren, von dem eigentlichen Welt-
meere. In kleineren Seen, ſelbſt in dem kaspiſchen Meere,
und überhaupt nahe am Ufer oder in engen Häfen werden die
Gewäſſer in ihrem regelmäßigen Laufe aufgehalten und geſtört,
und der Moment, ſelbſt die Größe des Hochmeers wird dadurch
oft bedeutend modificirt. An den Küſten von Frankreich ſind
dieſe Zeiten, oft ſelbſt ſchon für zwei benachbarte Häfen, ſehr
verſchieden, obſchon ſie für einen und denſelben Hafen eben ſo
conſtant ſind, wie auf der hohen See. In Dünkirchen z. B. tritt
das Hochmeer erſt zwölf Stunden nach der Culmination des
Mondes ein, und in St. Malo (Breite 48° 39′) ſechs Stunden,
während am Cap der guten Hoffnung die Fluth ſchon 1½ Stunde
nach der Culmination des Mondes ihre größte Höhe erreicht.

§. 111. (Hafenetabliſſement und Totalfluth.) Man pflegt die
Zeit ſeit der Culmination des Mondes, wo das Hochmeer am
Tage des Neumondes für jeden Hafen eintritt, das Etablisse-
ment du port (establishment of the port)
zu nennen, und man
geht von dieſem Augenblicke aus, um alle folgenden Momente
des Hochmeers für dieſen Monat durch Rechnung zu beſtimmen.
Dieſes Hafenetabliſſement beträgt in


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Hamburg . 5 St. 0 Min.
Amſterdam . 3 — 0 —
Fliſſingen . 1 — 0 —
Oſtende . . 0 — 20 —
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St. Malo . 6 St. 0 Min.
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[157/0169] Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmoſphäre d. Erde. zur Zeit des Neu- oder Vollmondes eintreten, durchaus viel grö- ßer, und die der Quadraturen im Gegentheile beträchtlich kleiner ſind, als die mittleren Fluthen. Wenn man dieſe Beobachtungen noch weiter fortſetzt, ſo findet man, daß die Fluth und eben ſo die Ebbe immer größer wird, wenn der Mond oder die Sonne der Erde näher kömmt, und daß ſelbſt die Declinationen dieſer beiden Geſtirne noch einen Einfluß auf dieſe Erſcheinungen äußern, wobei jedoch der des Mondes immer als der überwiegende er- kannt wird. §. 110. (Lokalverhältniſſe, welche die Ebbe und Fluth be- dingen.) Alles Vorhergehende gilt eigentlich nur in ſeiner ganzen Stärke von großen freien Meeren, von dem eigentlichen Welt- meere. In kleineren Seen, ſelbſt in dem kaspiſchen Meere, und überhaupt nahe am Ufer oder in engen Häfen werden die Gewäſſer in ihrem regelmäßigen Laufe aufgehalten und geſtört, und der Moment, ſelbſt die Größe des Hochmeers wird dadurch oft bedeutend modificirt. An den Küſten von Frankreich ſind dieſe Zeiten, oft ſelbſt ſchon für zwei benachbarte Häfen, ſehr verſchieden, obſchon ſie für einen und denſelben Hafen eben ſo conſtant ſind, wie auf der hohen See. In Dünkirchen z. B. tritt das Hochmeer erſt zwölf Stunden nach der Culmination des Mondes ein, und in St. Malo (Breite 48° 39′) ſechs Stunden, während am Cap der guten Hoffnung die Fluth ſchon 1½ Stunde nach der Culmination des Mondes ihre größte Höhe erreicht. §. 111. (Hafenetabliſſement und Totalfluth.) Man pflegt die Zeit ſeit der Culmination des Mondes, wo das Hochmeer am Tage des Neumondes für jeden Hafen eintritt, das Etablisse- ment du port (establishment of the port) zu nennen, und man geht von dieſem Augenblicke aus, um alle folgenden Momente des Hochmeers für dieſen Monat durch Rechnung zu beſtimmen. Dieſes Hafenetabliſſement beträgt in Hamburg . 5 St. 0 Min. Amſterdam . 3 — 0 — Fliſſingen . 1 — 0 — Oſtende . . 0 — 20 — Calais . . 11 — 40 — Dieppe . . 10 — 30 — St. Malo . 6 St. 0 Min. Liſſabon . 4 — 0 — London . . 2 — 45 — Plymouth . 6 — 5 — Dublin . . 9 — 45 — Gröningen . 11 — 15 —

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/169>, abgerufen am 16.04.2024.