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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Periodische Störungen.
nähe sich weiter von der Erde entfernen, und die kleinste Entfer-
nung wird gegen die mittlere größer, d. h. seine Excentricität
wird wieder kleiner erscheinen.

Wenn aber für eine andere Zeit die Absiden mit den Syzy-
gien zusammen fallen, so ändert sich, wie durch dieselbe Rechnung
gezeigt werden kann, die Centralkraft der Erde mehr, als in
allen andern Fällen, woraus daher, durch Wiederholung derselben
Schlüsse, folgt, daß dann die Excentricität der Mondsbahn
größer erscheinen muß. Als Endresultat alles Vorhergehenden
werden wir also annehmen, daß die Excentricität, oder was das-
selbe ist, die Gleichung des Mittelpunktes der Mondsbahn am
größten erscheint, wenn die Absiden in die Syzygien, und am
kleinsten, wenn sie in die Quadraturen fallen, und das ist es,
worauf die eigentliche Erklärung der Evection beruht.

§. 79. (Variation.) Die zweite große Ungleichheit der
Mondslänge heißt die Variation. Sie kann sich bis auf 0,65
Grade erheben, und hat diesen ihren größten Werth in den vier
Punkten, die zwischen den Syzygien und Quadraturen in der
Mitte liegen, das heißt, in den vier Octanten, während sie in
den Syzygien und Quadraturen selbst verschwindet. Ihr Aus-
druck ist 0°,65 Sin 2 A, wo wieder A gleich der Länge des Mon-
des weniger jener der Sonne ist. Daraus folgt zugleich, daß die
Periode dieser Störung gleich 14,76 Tagen, oder gleich einem halben
synodischen (I. §. 98) Monat ist.

Es läßt sich nämlich durch eine einfache Rechnung, die wir
aber hier, unserem Zwecke gemäß, nicht näher anführen wollen,
leicht zeigen, daß die Tangentialkraft (vergl. §. 63) des Mondes
im Allgemeinen, in den Syzygien am größten, und in den Qua-
draturen am kleinsten ist, und daß sie daher in den Octanten in
ihrem mittleren Werthe seyn muß, woraus dann unmittelbar
folgt, daß die Geschwindigkeit des Mondes im ersten und dritten
Quadranten von A, durch die Wirkung der Sonne vermindert, im
zweiten und vierten Quadranten aber vermehrt wird, was mit
der erwähnten Erscheinung der Variation unmittelbar im Zusam-
menhange steht.

§. 80. (Jährliche Gleichung des Mondes.) Eine dritte be-
trächtliche Störung des Mondes durch die Sonne, die jährliche

Periodiſche Störungen.
nähe ſich weiter von der Erde entfernen, und die kleinſte Entfer-
nung wird gegen die mittlere größer, d. h. ſeine Excentricität
wird wieder kleiner erſcheinen.

Wenn aber für eine andere Zeit die Abſiden mit den Syzy-
gien zuſammen fallen, ſo ändert ſich, wie durch dieſelbe Rechnung
gezeigt werden kann, die Centralkraft der Erde mehr, als in
allen andern Fällen, woraus daher, durch Wiederholung derſelben
Schlüſſe, folgt, daß dann die Excentricität der Mondsbahn
größer erſcheinen muß. Als Endreſultat alles Vorhergehenden
werden wir alſo annehmen, daß die Excentricität, oder was daſ-
ſelbe iſt, die Gleichung des Mittelpunktes der Mondsbahn am
größten erſcheint, wenn die Abſiden in die Syzygien, und am
kleinſten, wenn ſie in die Quadraturen fallen, und das iſt es,
worauf die eigentliche Erklärung der Evection beruht.

§. 79. (Variation.) Die zweite große Ungleichheit der
Mondslänge heißt die Variation. Sie kann ſich bis auf 0,65
Grade erheben, und hat dieſen ihren größten Werth in den vier
Punkten, die zwiſchen den Syzygien und Quadraturen in der
Mitte liegen, das heißt, in den vier Octanten, während ſie in
den Syzygien und Quadraturen ſelbſt verſchwindet. Ihr Aus-
druck iſt 0°,65 Sin 2 A, wo wieder A gleich der Länge des Mon-
des weniger jener der Sonne iſt. Daraus folgt zugleich, daß die
Periode dieſer Störung gleich 14,76 Tagen, oder gleich einem halben
ſynodiſchen (I. §. 98) Monat iſt.

Es läßt ſich nämlich durch eine einfache Rechnung, die wir
aber hier, unſerem Zwecke gemäß, nicht näher anführen wollen,
leicht zeigen, daß die Tangentialkraft (vergl. §. 63) des Mondes
im Allgemeinen, in den Syzygien am größten, und in den Qua-
draturen am kleinſten iſt, und daß ſie daher in den Octanten in
ihrem mittleren Werthe ſeyn muß, woraus dann unmittelbar
folgt, daß die Geſchwindigkeit des Mondes im erſten und dritten
Quadranten von A, durch die Wirkung der Sonne vermindert, im
zweiten und vierten Quadranten aber vermehrt wird, was mit
der erwähnten Erſcheinung der Variation unmittelbar im Zuſam-
menhange ſteht.

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trächtliche Störung des Mondes durch die Sonne, die jährliche

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[120/0132] Periodiſche Störungen. nähe ſich weiter von der Erde entfernen, und die kleinſte Entfer- nung wird gegen die mittlere größer, d. h. ſeine Excentricität wird wieder kleiner erſcheinen. Wenn aber für eine andere Zeit die Abſiden mit den Syzy- gien zuſammen fallen, ſo ändert ſich, wie durch dieſelbe Rechnung gezeigt werden kann, die Centralkraft der Erde mehr, als in allen andern Fällen, woraus daher, durch Wiederholung derſelben Schlüſſe, folgt, daß dann die Excentricität der Mondsbahn größer erſcheinen muß. Als Endreſultat alles Vorhergehenden werden wir alſo annehmen, daß die Excentricität, oder was daſ- ſelbe iſt, die Gleichung des Mittelpunktes der Mondsbahn am größten erſcheint, wenn die Abſiden in die Syzygien, und am kleinſten, wenn ſie in die Quadraturen fallen, und das iſt es, worauf die eigentliche Erklärung der Evection beruht. §. 79. (Variation.) Die zweite große Ungleichheit der Mondslänge heißt die Variation. Sie kann ſich bis auf 0,65 Grade erheben, und hat dieſen ihren größten Werth in den vier Punkten, die zwiſchen den Syzygien und Quadraturen in der Mitte liegen, das heißt, in den vier Octanten, während ſie in den Syzygien und Quadraturen ſelbſt verſchwindet. Ihr Aus- druck iſt 0°,65 Sin 2 A, wo wieder A gleich der Länge des Mon- des weniger jener der Sonne iſt. Daraus folgt zugleich, daß die Periode dieſer Störung gleich 14,76 Tagen, oder gleich einem halben ſynodiſchen (I. §. 98) Monat iſt. Es läßt ſich nämlich durch eine einfache Rechnung, die wir aber hier, unſerem Zwecke gemäß, nicht näher anführen wollen, leicht zeigen, daß die Tangentialkraft (vergl. §. 63) des Mondes im Allgemeinen, in den Syzygien am größten, und in den Qua- draturen am kleinſten iſt, und daß ſie daher in den Octanten in ihrem mittleren Werthe ſeyn muß, woraus dann unmittelbar folgt, daß die Geſchwindigkeit des Mondes im erſten und dritten Quadranten von A, durch die Wirkung der Sonne vermindert, im zweiten und vierten Quadranten aber vermehrt wird, was mit der erwähnten Erſcheinung der Variation unmittelbar im Zuſam- menhange ſteht. §. 80. (Jährliche Gleichung des Mondes.) Eine dritte be- trächtliche Störung des Mondes durch die Sonne, die jährliche

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/132>, abgerufen am 24.04.2024.