Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Kometen.
größer als der Durchmesser Jupiters, des größten unserer Plane-
ten, so daß der Kopf dieses Kometen, an körperlichem Inhalte
oder an Volum den Jupiter über 340mal und die Erde gegen
510000 mal übertraf, wobei sein ungeheurer Schweif nicht mitge-
rechnet ist, obschon er in seiner Länge die Distanz der Sonne von
der Erde weit hinter sich zurückließ. Man kann sich kaum vor-
stellen, wie eine Masse, die einmal so viele Millionen Meilen von
dem Kopfe des Kometen weggeschleudert worden ist, von der so
schwachen Materie dieses ebenfalls nur dunstförmigen Kopfes wie-
der zurückgezogen werden soll und vielleicht erklärt sich daraus die
Abnahme der Größe, die man bei mehreren schon mehr als ein-
mal wiedergekehrten Kometen bemerkt haben will.

§. 160. (Phasen der Kometen.) Man hat so oft gefragt, ob die
Kometen, so wie die Planeten, an sich dunkle Körper sind und
ihr Licht nur von der Sonne erhalten, oder ob sie, so wie die
letzte, mit einem eigenen, wenn gleich viel schwächeren Lichte
leuchten. -- Diese Frage wäre beantwortet, wenn man mit Ge-
wißheit sagen könnte, ob die Kometen solche Lichtphasen zeigen,
wie sie unser Mond und selbst Venus und Merkur haben. Denn
dann ließe sich nicht weiter zweifeln, daß sie an sich dunkle Kör-
per seyen.

Aber leider ist dieß letzte noch immer nicht ausgemacht. Man
hat so oft behauptet, daß D. Cassini an dem Kometen von 1744
solche Phasen beobachtet habe. Aber wenn man die Stelle in den
Par. Memoiren, wo er diese Erscheinung mittheilt, genauer
betrachtet, so sieht man, daß er nur von der Unregelmäßigkeit in
der Gestalt des Kerns dieses Kometen, nicht aber von eigentlichen
Phasen desselben spricht. Ueberdieß sagen auch Heinsius und
Chezeaux, die beide denselben Kometen ebenfalls beobachtet haben,
ausdrücklich, daß sie an demselben nichts einer Phase Aehnliches
gesehen hätten. An dem Kometen von 1769 will zwar der Eng-
länder Dunn etwas dergleichen bemerkt haben, aber Messier's
Beobachtungen desselben Kometen widersprechen einer solchen Wahr-
nehmung gänzlich. Den Kometen des Jahrs 1819 sah Cacciatore
in Palermo am 5. Junius d. J. unter der Gestalt des Mondes
in seinen Vierteln. Diese Beobachtung könnte für entscheidend

Kometen.
größer als der Durchmeſſer Jupiters, des größten unſerer Plane-
ten, ſo daß der Kopf dieſes Kometen, an körperlichem Inhalte
oder an Volum den Jupiter über 340mal und die Erde gegen
510000 mal übertraf, wobei ſein ungeheurer Schweif nicht mitge-
rechnet iſt, obſchon er in ſeiner Länge die Diſtanz der Sonne von
der Erde weit hinter ſich zurückließ. Man kann ſich kaum vor-
ſtellen, wie eine Maſſe, die einmal ſo viele Millionen Meilen von
dem Kopfe des Kometen weggeſchleudert worden iſt, von der ſo
ſchwachen Materie dieſes ebenfalls nur dunſtförmigen Kopfes wie-
der zurückgezogen werden ſoll und vielleicht erklärt ſich daraus die
Abnahme der Größe, die man bei mehreren ſchon mehr als ein-
mal wiedergekehrten Kometen bemerkt haben will.

§. 160. (Phaſen der Kometen.) Man hat ſo oft gefragt, ob die
Kometen, ſo wie die Planeten, an ſich dunkle Körper ſind und
ihr Licht nur von der Sonne erhalten, oder ob ſie, ſo wie die
letzte, mit einem eigenen, wenn gleich viel ſchwächeren Lichte
leuchten. — Dieſe Frage wäre beantwortet, wenn man mit Ge-
wißheit ſagen könnte, ob die Kometen ſolche Lichtphaſen zeigen,
wie ſie unſer Mond und ſelbſt Venus und Merkur haben. Denn
dann ließe ſich nicht weiter zweifeln, daß ſie an ſich dunkle Kör-
per ſeyen.

Aber leider iſt dieß letzte noch immer nicht ausgemacht. Man
hat ſo oft behauptet, daß D. Caſſini an dem Kometen von 1744
ſolche Phaſen beobachtet habe. Aber wenn man die Stelle in den
Par. Memoiren, wo er dieſe Erſcheinung mittheilt, genauer
betrachtet, ſo ſieht man, daß er nur von der Unregelmäßigkeit in
der Geſtalt des Kerns dieſes Kometen, nicht aber von eigentlichen
Phaſen deſſelben ſpricht. Ueberdieß ſagen auch Heinſius und
Chezeaux, die beide denſelben Kometen ebenfalls beobachtet haben,
ausdrücklich, daß ſie an demſelben nichts einer Phaſe Aehnliches
geſehen hätten. An dem Kometen von 1769 will zwar der Eng-
länder Dunn etwas dergleichen bemerkt haben, aber Meſſier’s
Beobachtungen deſſelben Kometen widerſprechen einer ſolchen Wahr-
nehmung gänzlich. Den Kometen des Jahrs 1819 ſah Cacciatore
in Palermo am 5. Junius d. J. unter der Geſtalt des Mondes
in ſeinen Vierteln. Dieſe Beobachtung könnte für entſcheidend

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="240"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/>
größer als der Durchme&#x017F;&#x017F;er Jupiters, des größten un&#x017F;erer Plane-<lb/>
ten, &#x017F;o daß der Kopf die&#x017F;es Kometen, an körperlichem Inhalte<lb/>
oder an Volum den Jupiter über 340mal und die Erde gegen<lb/>
510000 mal übertraf, wobei &#x017F;ein ungeheurer Schweif nicht mitge-<lb/>
rechnet i&#x017F;t, ob&#x017F;chon er in &#x017F;einer Länge die Di&#x017F;tanz der Sonne von<lb/>
der Erde weit hinter &#x017F;ich zurückließ. Man kann &#x017F;ich kaum vor-<lb/>
&#x017F;tellen, wie eine Ma&#x017F;&#x017F;e, die einmal &#x017F;o viele Millionen Meilen von<lb/>
dem Kopfe des Kometen wegge&#x017F;chleudert worden i&#x017F;t, von der &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwachen Materie die&#x017F;es ebenfalls nur dun&#x017F;tförmigen Kopfes wie-<lb/>
der zurückgezogen werden &#x017F;oll und vielleicht erklärt &#x017F;ich daraus die<lb/>
Abnahme der Größe, die man bei mehreren &#x017F;chon mehr als ein-<lb/>
mal wiedergekehrten Kometen bemerkt haben will.</p><lb/>
            <p>§. 160. (Pha&#x017F;en der Kometen.) Man hat &#x017F;o oft gefragt, ob die<lb/>
Kometen, &#x017F;o wie die Planeten, an &#x017F;ich dunkle Körper &#x017F;ind und<lb/>
ihr Licht nur von der Sonne erhalten, oder ob &#x017F;ie, &#x017F;o wie die<lb/>
letzte, mit einem eigenen, wenn gleich viel &#x017F;chwächeren Lichte<lb/>
leuchten. &#x2014; Die&#x017F;e Frage wäre beantwortet, wenn man mit Ge-<lb/>
wißheit &#x017F;agen könnte, ob die Kometen &#x017F;olche Lichtpha&#x017F;en zeigen,<lb/>
wie &#x017F;ie un&#x017F;er Mond und &#x017F;elb&#x017F;t Venus und Merkur haben. Denn<lb/>
dann ließe &#x017F;ich nicht weiter zweifeln, daß &#x017F;ie an &#x017F;ich dunkle Kör-<lb/>
per &#x017F;eyen.</p><lb/>
            <p>Aber leider i&#x017F;t dieß letzte noch immer nicht ausgemacht. Man<lb/>
hat &#x017F;o oft behauptet, daß D. Ca&#x017F;&#x017F;ini an dem Kometen von 1744<lb/>
&#x017F;olche Pha&#x017F;en beobachtet habe. Aber wenn man die Stelle in den<lb/>
Par. Memoiren, wo er die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung mittheilt, genauer<lb/>
betrachtet, &#x017F;o &#x017F;ieht man, daß er nur von der Unregelmäßigkeit in<lb/>
der Ge&#x017F;talt des Kerns die&#x017F;es Kometen, nicht aber von eigentlichen<lb/>
Pha&#x017F;en de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;pricht. Ueberdieß &#x017F;agen auch Hein&#x017F;ius und<lb/>
Chezeaux, die beide den&#x017F;elben Kometen ebenfalls beobachtet haben,<lb/>
ausdrücklich, daß &#x017F;ie an dem&#x017F;elben nichts einer Pha&#x017F;e Aehnliches<lb/>
ge&#x017F;ehen hätten. An dem Kometen von 1769 will zwar der Eng-<lb/>
länder Dunn etwas dergleichen bemerkt haben, aber Me&#x017F;&#x017F;ier&#x2019;s<lb/>
Beobachtungen de&#x017F;&#x017F;elben Kometen wider&#x017F;prechen einer &#x017F;olchen Wahr-<lb/>
nehmung gänzlich. Den Kometen des Jahrs 1819 &#x017F;ah Cacciatore<lb/>
in Palermo am 5. Junius d. J. unter der Ge&#x017F;talt des Mondes<lb/>
in &#x017F;einen Vierteln. Die&#x017F;e Beobachtung könnte für ent&#x017F;cheidend<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0250] Kometen. größer als der Durchmeſſer Jupiters, des größten unſerer Plane- ten, ſo daß der Kopf dieſes Kometen, an körperlichem Inhalte oder an Volum den Jupiter über 340mal und die Erde gegen 510000 mal übertraf, wobei ſein ungeheurer Schweif nicht mitge- rechnet iſt, obſchon er in ſeiner Länge die Diſtanz der Sonne von der Erde weit hinter ſich zurückließ. Man kann ſich kaum vor- ſtellen, wie eine Maſſe, die einmal ſo viele Millionen Meilen von dem Kopfe des Kometen weggeſchleudert worden iſt, von der ſo ſchwachen Materie dieſes ebenfalls nur dunſtförmigen Kopfes wie- der zurückgezogen werden ſoll und vielleicht erklärt ſich daraus die Abnahme der Größe, die man bei mehreren ſchon mehr als ein- mal wiedergekehrten Kometen bemerkt haben will. §. 160. (Phaſen der Kometen.) Man hat ſo oft gefragt, ob die Kometen, ſo wie die Planeten, an ſich dunkle Körper ſind und ihr Licht nur von der Sonne erhalten, oder ob ſie, ſo wie die letzte, mit einem eigenen, wenn gleich viel ſchwächeren Lichte leuchten. — Dieſe Frage wäre beantwortet, wenn man mit Ge- wißheit ſagen könnte, ob die Kometen ſolche Lichtphaſen zeigen, wie ſie unſer Mond und ſelbſt Venus und Merkur haben. Denn dann ließe ſich nicht weiter zweifeln, daß ſie an ſich dunkle Kör- per ſeyen. Aber leider iſt dieß letzte noch immer nicht ausgemacht. Man hat ſo oft behauptet, daß D. Caſſini an dem Kometen von 1744 ſolche Phaſen beobachtet habe. Aber wenn man die Stelle in den Par. Memoiren, wo er dieſe Erſcheinung mittheilt, genauer betrachtet, ſo ſieht man, daß er nur von der Unregelmäßigkeit in der Geſtalt des Kerns dieſes Kometen, nicht aber von eigentlichen Phaſen deſſelben ſpricht. Ueberdieß ſagen auch Heinſius und Chezeaux, die beide denſelben Kometen ebenfalls beobachtet haben, ausdrücklich, daß ſie an demſelben nichts einer Phaſe Aehnliches geſehen hätten. An dem Kometen von 1769 will zwar der Eng- länder Dunn etwas dergleichen bemerkt haben, aber Meſſier’s Beobachtungen deſſelben Kometen widerſprechen einer ſolchen Wahr- nehmung gänzlich. Den Kometen des Jahrs 1819 ſah Cacciatore in Palermo am 5. Junius d. J. unter der Geſtalt des Mondes in ſeinen Vierteln. Dieſe Beobachtung könnte für entſcheidend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/250
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/250>, abgerufen am 29.03.2024.