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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Uranus.
genschaften der Bewohner jener Planeten fortsetzten, und es mag
uns, zum Schlusse dieses Gegenstandes erlaubt seyn, einige dieser
Phantasien zur Erheiterung der Leser hier anzuführen.

§. 122. (Wahrscheinlichkeit, daß die Planeten bewohnt sind.)
Zuerst aber wollen wir bemerken, daß es allerdings sehr wahr-
scheinlich ist, daß auch jene Weltkörper mit Geschöpfen aller Art
bedeckt sind und daß auch dort zahllose organische Wesen sich
ihres Lebens erfreuen. Auf unserer Erde finden wir jedes Sand-
korn, jeden Wassertropfen belebt -- wie sollten so unermeßliche
Kugeln, wie Jupiter, ohne Bewohner seyn! Auf unserer Erde fin-
den wir ferner, nicht bloß bei den Thieren, wo die Abstufungen
unendlich sind, sondern selbst bei den Menschen, welche die ver-
schiedenen Gegenden der Erde bewohnen, bei dem Lappländer und
dem Neger, so große Unterschiede -- wie sollte sie bei den Be-
wohnern des Merkurs und des Uranus nicht noch viel größer
seyn! Und warum sollte es einer lebhaften Einbildungskraft nicht
gegönnt seyn, diese Unterschiede aufzusuchen und sie denjenigen
Verhältnissen, die wir von jenen Planeten kennen, so gut wir nun
eben können, anzupassen? Vorausgesetzt, daß man bei den allge-
meinen Bestimmungen stehen bleibt, ohne sich in das Detail der
geistigen oder körperlichen Vorzüge einzulassen, die jene uns gänz-
lich unbekannten Geschöpfe vor uns haben mögen.

§. 123. (Huygens Meinungen über die Bewohner der Plane-
ten.) Dieß hat Huygens in seinem bekannten Cosmotheoros,
wenigstens in dem ersten Theile desselben, gethan und er hat darin
an dem Cardinal Cusa, an dem unglücklichen Bruno und selbst
an Kepler, in seinem Somnium astronomicum, schon Vorgän-
ger gehabt, dessen Fußstapfen er nur verfolgen und weiter aus-
bilden durfte. So meint Huygens, daß auf allen diesen Welten,
so verschieden sie auch von unserer Erde seyn mögen, doch immer
Wasser zu finden seyn muß, weil ohne dieses weder vegetabili-
sches, noch animalisches Leben gedacht werden kann, ein anderes
Wasser übrigens, als das unsere, da dieses im Saturn gewiß nur
als Eis vorhanden seyn könnte, und da es im Merkur schon längst
in Dampf verwandelt seyn würde. Wo aber eine solche Flüssig-
keit ist, da müssen sich auch, wie er glaubt, Pflanzen finden, die

Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 11

Uranus.
genſchaften der Bewohner jener Planeten fortſetzten, und es mag
uns, zum Schluſſe dieſes Gegenſtandes erlaubt ſeyn, einige dieſer
Phantaſien zur Erheiterung der Leſer hier anzuführen.

§. 122. (Wahrſcheinlichkeit, daß die Planeten bewohnt ſind.)
Zuerſt aber wollen wir bemerken, daß es allerdings ſehr wahr-
ſcheinlich iſt, daß auch jene Weltkörper mit Geſchöpfen aller Art
bedeckt ſind und daß auch dort zahlloſe organiſche Weſen ſich
ihres Lebens erfreuen. Auf unſerer Erde finden wir jedes Sand-
korn, jeden Waſſertropfen belebt — wie ſollten ſo unermeßliche
Kugeln, wie Jupiter, ohne Bewohner ſeyn! Auf unſerer Erde fin-
den wir ferner, nicht bloß bei den Thieren, wo die Abſtufungen
unendlich ſind, ſondern ſelbſt bei den Menſchen, welche die ver-
ſchiedenen Gegenden der Erde bewohnen, bei dem Lappländer und
dem Neger, ſo große Unterſchiede — wie ſollte ſie bei den Be-
wohnern des Merkurs und des Uranus nicht noch viel größer
ſeyn! Und warum ſollte es einer lebhaften Einbildungskraft nicht
gegönnt ſeyn, dieſe Unterſchiede aufzuſuchen und ſie denjenigen
Verhältniſſen, die wir von jenen Planeten kennen, ſo gut wir nun
eben können, anzupaſſen? Vorausgeſetzt, daß man bei den allge-
meinen Beſtimmungen ſtehen bleibt, ohne ſich in das Detail der
geiſtigen oder körperlichen Vorzüge einzulaſſen, die jene uns gänz-
lich unbekannten Geſchöpfe vor uns haben mögen.

§. 123. (Huygens Meinungen über die Bewohner der Plane-
ten.) Dieß hat Huygens in ſeinem bekannten Cosmotheoros,
wenigſtens in dem erſten Theile deſſelben, gethan und er hat darin
an dem Cardinal Cuſa, an dem unglücklichen Bruno und ſelbſt
an Kepler, in ſeinem Somnium astronomicum, ſchon Vorgän-
ger gehabt, deſſen Fußſtapfen er nur verfolgen und weiter aus-
bilden durfte. So meint Huygens, daß auf allen dieſen Welten,
ſo verſchieden ſie auch von unſerer Erde ſeyn mögen, doch immer
Waſſer zu finden ſeyn muß, weil ohne dieſes weder vegetabili-
ſches, noch animaliſches Leben gedacht werden kann, ein anderes
Waſſer übrigens, als das unſere, da dieſes im Saturn gewiß nur
als Eis vorhanden ſeyn könnte, und da es im Merkur ſchon längſt
in Dampf verwandelt ſeyn würde. Wo aber eine ſolche Flüſſig-
keit iſt, da müſſen ſich auch, wie er glaubt, Pflanzen finden, die

Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 11
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[161/0171] Uranus. genſchaften der Bewohner jener Planeten fortſetzten, und es mag uns, zum Schluſſe dieſes Gegenſtandes erlaubt ſeyn, einige dieſer Phantaſien zur Erheiterung der Leſer hier anzuführen. §. 122. (Wahrſcheinlichkeit, daß die Planeten bewohnt ſind.) Zuerſt aber wollen wir bemerken, daß es allerdings ſehr wahr- ſcheinlich iſt, daß auch jene Weltkörper mit Geſchöpfen aller Art bedeckt ſind und daß auch dort zahlloſe organiſche Weſen ſich ihres Lebens erfreuen. Auf unſerer Erde finden wir jedes Sand- korn, jeden Waſſertropfen belebt — wie ſollten ſo unermeßliche Kugeln, wie Jupiter, ohne Bewohner ſeyn! Auf unſerer Erde fin- den wir ferner, nicht bloß bei den Thieren, wo die Abſtufungen unendlich ſind, ſondern ſelbſt bei den Menſchen, welche die ver- ſchiedenen Gegenden der Erde bewohnen, bei dem Lappländer und dem Neger, ſo große Unterſchiede — wie ſollte ſie bei den Be- wohnern des Merkurs und des Uranus nicht noch viel größer ſeyn! Und warum ſollte es einer lebhaften Einbildungskraft nicht gegönnt ſeyn, dieſe Unterſchiede aufzuſuchen und ſie denjenigen Verhältniſſen, die wir von jenen Planeten kennen, ſo gut wir nun eben können, anzupaſſen? Vorausgeſetzt, daß man bei den allge- meinen Beſtimmungen ſtehen bleibt, ohne ſich in das Detail der geiſtigen oder körperlichen Vorzüge einzulaſſen, die jene uns gänz- lich unbekannten Geſchöpfe vor uns haben mögen. §. 123. (Huygens Meinungen über die Bewohner der Plane- ten.) Dieß hat Huygens in ſeinem bekannten Cosmotheoros, wenigſtens in dem erſten Theile deſſelben, gethan und er hat darin an dem Cardinal Cuſa, an dem unglücklichen Bruno und ſelbſt an Kepler, in ſeinem Somnium astronomicum, ſchon Vorgän- ger gehabt, deſſen Fußſtapfen er nur verfolgen und weiter aus- bilden durfte. So meint Huygens, daß auf allen dieſen Welten, ſo verſchieden ſie auch von unſerer Erde ſeyn mögen, doch immer Waſſer zu finden ſeyn muß, weil ohne dieſes weder vegetabili- ſches, noch animaliſches Leben gedacht werden kann, ein anderes Waſſer übrigens, als das unſere, da dieſes im Saturn gewiß nur als Eis vorhanden ſeyn könnte, und da es im Merkur ſchon längſt in Dampf verwandelt ſeyn würde. Wo aber eine ſolche Flüſſig- keit iſt, da müſſen ſich auch, wie er glaubt, Pflanzen finden, die Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 11

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/171>, abgerufen am 20.04.2024.