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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Uranus.
nur mehr unter einem Durchmesser von 100 Secunden, nicht ganz
noch einmal so groß, als uns die Venus, oder 19 mal kleiner,
als die Sonne uns erscheint, und in der Oberfläche 360 mal
kleiner, daher auch im Allgemeinen die Beleuchtung, welche Uranus
von der Sonne erhält, 360 mal kleiner, als die Beleuchtung der
Erde seyn wird, so daß also seine hellsten Mittage kaum unserer
sternhellen Mitternacht gleichen mögen.

Da dieser Planet so ungemein weit von uns entfernt ist, so
wissen wir von seiner Oberfläche wenig mehr, als daß sie uns wie
eine kleine, runde, matt aber durchaus gleichförmig beleuchtete
Scheibe erscheint. Streifen und Flecken können wir auf dieser
Fläche nicht mehr erkennen, also auch die Rotation dieses Plane-
ten nicht bestimmen. Doch kann sie ihm nicht wohl mangeln, ja
seine Umdrehung scheint sogar sehr schnell zu seyn, da der ältere
Herschel mit seinen starken Telescopen eine bedeutende Abplattung
an zwei einander gegenüberstehenden Punkten seines Umfangs be-
merkt hat.

§. 119. (Satelliten des Uranus.) Derselbe vortreffliche Beobach-
ter hat auch sechs Monde entdeckt, die sich um diesen Planeten be-
wegen. Allein sie sind bisher nur von Herschel selbst gesehen wor-
den, da die Fernröhre aller andern Astronomen zu schwach sind,
diese matten Lichtpünktchen erkennen zu lassen. Selbst der jüngere
Herschel hat, mit den Telescopen seines Vaters, nur zwei dieser
sechs Satelliten des Uranus wieder zu seinem Gesichte bringen
können. Ueberhaupt gehören diese Monde und die zwei innersten
des Saturn zu den lichtschwächsten und am schwersten zu sehenden
Gegenständen des Himmels, und es wird vielleicht noch lange
dauern, bis wir sie mit unsern dioptrischen Fernröhren ohne An-
stand sehen werden, da diese in Beziehung auf die Oeffnung ihrer
Objective und also auf die Lichtstärke der durch sie gesehenen
Gegenstände doch noch immer zu sehr hinter den großen Spie-
geln der katoptrischen Fernröhre, wie sie Herschel vorzugsweise ge-
braucht hat, zurück stehen. Demungeachtet scheinen diese Uranus-
monde eine beträchtliche Größe zu haben, weil sie sonst auch nicht
einmal Herschel hätte sehen können. Unser Mond, in jene Ent-
fernung versetzt, würde uns nur mehr unter einem Durchmesser

Uranus.
nur mehr unter einem Durchmeſſer von 100 Secunden, nicht ganz
noch einmal ſo groß, als uns die Venus, oder 19 mal kleiner,
als die Sonne uns erſcheint, und in der Oberfläche 360 mal
kleiner, daher auch im Allgemeinen die Beleuchtung, welche Uranus
von der Sonne erhält, 360 mal kleiner, als die Beleuchtung der
Erde ſeyn wird, ſo daß alſo ſeine hellſten Mittage kaum unſerer
ſternhellen Mitternacht gleichen mögen.

Da dieſer Planet ſo ungemein weit von uns entfernt iſt, ſo
wiſſen wir von ſeiner Oberfläche wenig mehr, als daß ſie uns wie
eine kleine, runde, matt aber durchaus gleichförmig beleuchtete
Scheibe erſcheint. Streifen und Flecken können wir auf dieſer
Fläche nicht mehr erkennen, alſo auch die Rotation dieſes Plane-
ten nicht beſtimmen. Doch kann ſie ihm nicht wohl mangeln, ja
ſeine Umdrehung ſcheint ſogar ſehr ſchnell zu ſeyn, da der ältere
Herſchel mit ſeinen ſtarken Teleſcopen eine bedeutende Abplattung
an zwei einander gegenüberſtehenden Punkten ſeines Umfangs be-
merkt hat.

§. 119. (Satelliten des Uranus.) Derſelbe vortreffliche Beobach-
ter hat auch ſechs Monde entdeckt, die ſich um dieſen Planeten be-
wegen. Allein ſie ſind bisher nur von Herſchel ſelbſt geſehen wor-
den, da die Fernröhre aller andern Aſtronomen zu ſchwach ſind,
dieſe matten Lichtpünktchen erkennen zu laſſen. Selbſt der jüngere
Herſchel hat, mit den Teleſcopen ſeines Vaters, nur zwei dieſer
ſechs Satelliten des Uranus wieder zu ſeinem Geſichte bringen
können. Ueberhaupt gehören dieſe Monde und die zwei innerſten
des Saturn zu den lichtſchwächſten und am ſchwerſten zu ſehenden
Gegenſtänden des Himmels, und es wird vielleicht noch lange
dauern, bis wir ſie mit unſern dioptriſchen Fernröhren ohne An-
ſtand ſehen werden, da dieſe in Beziehung auf die Oeffnung ihrer
Objective und alſo auf die Lichtſtärke der durch ſie geſehenen
Gegenſtände doch noch immer zu ſehr hinter den großen Spie-
geln der katoptriſchen Fernröhre, wie ſie Herſchel vorzugsweiſe ge-
braucht hat, zurück ſtehen. Demungeachtet ſcheinen dieſe Uranus-
monde eine beträchtliche Größe zu haben, weil ſie ſonſt auch nicht
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[158/0168] Uranus. nur mehr unter einem Durchmeſſer von 100 Secunden, nicht ganz noch einmal ſo groß, als uns die Venus, oder 19 mal kleiner, als die Sonne uns erſcheint, und in der Oberfläche 360 mal kleiner, daher auch im Allgemeinen die Beleuchtung, welche Uranus von der Sonne erhält, 360 mal kleiner, als die Beleuchtung der Erde ſeyn wird, ſo daß alſo ſeine hellſten Mittage kaum unſerer ſternhellen Mitternacht gleichen mögen. Da dieſer Planet ſo ungemein weit von uns entfernt iſt, ſo wiſſen wir von ſeiner Oberfläche wenig mehr, als daß ſie uns wie eine kleine, runde, matt aber durchaus gleichförmig beleuchtete Scheibe erſcheint. Streifen und Flecken können wir auf dieſer Fläche nicht mehr erkennen, alſo auch die Rotation dieſes Plane- ten nicht beſtimmen. Doch kann ſie ihm nicht wohl mangeln, ja ſeine Umdrehung ſcheint ſogar ſehr ſchnell zu ſeyn, da der ältere Herſchel mit ſeinen ſtarken Teleſcopen eine bedeutende Abplattung an zwei einander gegenüberſtehenden Punkten ſeines Umfangs be- merkt hat. §. 119. (Satelliten des Uranus.) Derſelbe vortreffliche Beobach- ter hat auch ſechs Monde entdeckt, die ſich um dieſen Planeten be- wegen. Allein ſie ſind bisher nur von Herſchel ſelbſt geſehen wor- den, da die Fernröhre aller andern Aſtronomen zu ſchwach ſind, dieſe matten Lichtpünktchen erkennen zu laſſen. Selbſt der jüngere Herſchel hat, mit den Teleſcopen ſeines Vaters, nur zwei dieſer ſechs Satelliten des Uranus wieder zu ſeinem Geſichte bringen können. Ueberhaupt gehören dieſe Monde und die zwei innerſten des Saturn zu den lichtſchwächſten und am ſchwerſten zu ſehenden Gegenſtänden des Himmels, und es wird vielleicht noch lange dauern, bis wir ſie mit unſern dioptriſchen Fernröhren ohne An- ſtand ſehen werden, da dieſe in Beziehung auf die Oeffnung ihrer Objective und alſo auf die Lichtſtärke der durch ſie geſehenen Gegenſtände doch noch immer zu ſehr hinter den großen Spie- geln der katoptriſchen Fernröhre, wie ſie Herſchel vorzugsweiſe ge- braucht hat, zurück ſtehen. Demungeachtet ſcheinen dieſe Uranus- monde eine beträchtliche Größe zu haben, weil ſie ſonſt auch nicht einmal Herſchel hätte ſehen können. Unſer Mond, in jene Ent- fernung verſetzt, würde uns nur mehr unter einem Durchmeſſer

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/168>, abgerufen am 29.03.2024.