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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Jupiter.
und die Witterung wird nämlich für dasselbe Land im Sommer
und Winter nur wenig verschieden seyn, aber es wird, in Be-
ziehung auf dieselben Eigenschaften, sehr viel darauf ankommen,
ob das Land nahe oder ferne von dem Aequator liegt. In der
dem Aequator zunächst liegenden Zone herrscht ein ewiger Frühling
oder Sommer, da die Sonne beinahe immer in dem Scheitel der
Bewohner dieser Zonen erscheint. Unter den beiden Polen aber
sieht man die Sonne, selbst wenn sie, in der Mitte ihres soge-
nannten Sommers, am höchsten steht, nur drei Grade über dem
Horizonte. Diese unglücklichen Gegenden müssen also unter ewigen
Schneefeldern und Eisgebirgen begraben seyn, die um so weniger
aufthauen oder abnehmen können, da die über hundert Millionen
Meilen entfernte Sonne auf den Jupiter nur mehr als eine sehr
kleine Scheibe, siebenundzwanzigmal kleiner als auf der Erde, er-
scheint. Aehnliche scharfe Abschnitte des Klimas wird man auch
in den zwischen jenen beiden Extremen liegenden Gegenden be-
merken, da die lange Dauer der Jahreszeiten (sein Jahr ist zwölf
der unseren gleich) dort auch einen stärkeren und bleibenderen
Eindruck machen wird, und es ist daher sehr wahrscheinlich, daß
die constanten, dem Aequator parallelen Streifen, von welchen
wir oben gesprochen haben, eine Folge dieses Eindrucks, gleichsam
ein stehender Typus der dort so sehr verschiedenen Klimate seyn
mögen.

§. 98. (Masse Jupiters.) So wie die Umlaufszeit und die
Abplattung dieses Planeten nur schwer mit Genauigkeit zu be-
stimmen ist, eben so große und wohl noch größere Schwierigkeiten
bot die Masse desselben dar, deren genaue Kenntniß den Astro-
nomen doch sehr wichtig ist, weil von ihr der größte Theil der
Störungen abhängt, welche die anderen, besonders die ihm näher
stehenden Planeten erfahren. Wir werden im Folgenden sehen,
auf welche Weise man das Verhältniß der Masse eines mit
Satelliten versehenen Planeten gegen die Masse der Sonne be-
stimmen kann, wenn die Umlaufszeit des Planeten um die Sonne,
die Umlaufszeit des Satelliten um seinen Hauptplaneten, und
endlich der scheinbare Halbmesser der Bahn dieses Satelliten zur
Zeit der mittlern Entfernung des Jupiters von der Sonne durch

Jupiter.
und die Witterung wird nämlich für daſſelbe Land im Sommer
und Winter nur wenig verſchieden ſeyn, aber es wird, in Be-
ziehung auf dieſelben Eigenſchaften, ſehr viel darauf ankommen,
ob das Land nahe oder ferne von dem Aequator liegt. In der
dem Aequator zunächſt liegenden Zone herrſcht ein ewiger Frühling
oder Sommer, da die Sonne beinahe immer in dem Scheitel der
Bewohner dieſer Zonen erſcheint. Unter den beiden Polen aber
ſieht man die Sonne, ſelbſt wenn ſie, in der Mitte ihres ſoge-
nannten Sommers, am höchſten ſteht, nur drei Grade über dem
Horizonte. Dieſe unglücklichen Gegenden müſſen alſo unter ewigen
Schneefeldern und Eisgebirgen begraben ſeyn, die um ſo weniger
aufthauen oder abnehmen können, da die über hundert Millionen
Meilen entfernte Sonne auf den Jupiter nur mehr als eine ſehr
kleine Scheibe, ſiebenundzwanzigmal kleiner als auf der Erde, er-
ſcheint. Aehnliche ſcharfe Abſchnitte des Klimas wird man auch
in den zwiſchen jenen beiden Extremen liegenden Gegenden be-
merken, da die lange Dauer der Jahreszeiten (ſein Jahr iſt zwölf
der unſeren gleich) dort auch einen ſtärkeren und bleibenderen
Eindruck machen wird, und es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß
die conſtanten, dem Aequator parallelen Streifen, von welchen
wir oben geſprochen haben, eine Folge dieſes Eindrucks, gleichſam
ein ſtehender Typus der dort ſo ſehr verſchiedenen Klimate ſeyn
mögen.

§. 98. (Maſſe Jupiters.) So wie die Umlaufszeit und die
Abplattung dieſes Planeten nur ſchwer mit Genauigkeit zu be-
ſtimmen iſt, eben ſo große und wohl noch größere Schwierigkeiten
bot die Maſſe deſſelben dar, deren genaue Kenntniß den Aſtro-
nomen doch ſehr wichtig iſt, weil von ihr der größte Theil der
Störungen abhängt, welche die anderen, beſonders die ihm näher
ſtehenden Planeten erfahren. Wir werden im Folgenden ſehen,
auf welche Weiſe man das Verhältniß der Maſſe eines mit
Satelliten verſehenen Planeten gegen die Maſſe der Sonne be-
ſtimmen kann, wenn die Umlaufszeit des Planeten um die Sonne,
die Umlaufszeit des Satelliten um ſeinen Hauptplaneten, und
endlich der ſcheinbare Halbmeſſer der Bahn dieſes Satelliten zur
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[128/0138] Jupiter. und die Witterung wird nämlich für daſſelbe Land im Sommer und Winter nur wenig verſchieden ſeyn, aber es wird, in Be- ziehung auf dieſelben Eigenſchaften, ſehr viel darauf ankommen, ob das Land nahe oder ferne von dem Aequator liegt. In der dem Aequator zunächſt liegenden Zone herrſcht ein ewiger Frühling oder Sommer, da die Sonne beinahe immer in dem Scheitel der Bewohner dieſer Zonen erſcheint. Unter den beiden Polen aber ſieht man die Sonne, ſelbſt wenn ſie, in der Mitte ihres ſoge- nannten Sommers, am höchſten ſteht, nur drei Grade über dem Horizonte. Dieſe unglücklichen Gegenden müſſen alſo unter ewigen Schneefeldern und Eisgebirgen begraben ſeyn, die um ſo weniger aufthauen oder abnehmen können, da die über hundert Millionen Meilen entfernte Sonne auf den Jupiter nur mehr als eine ſehr kleine Scheibe, ſiebenundzwanzigmal kleiner als auf der Erde, er- ſcheint. Aehnliche ſcharfe Abſchnitte des Klimas wird man auch in den zwiſchen jenen beiden Extremen liegenden Gegenden be- merken, da die lange Dauer der Jahreszeiten (ſein Jahr iſt zwölf der unſeren gleich) dort auch einen ſtärkeren und bleibenderen Eindruck machen wird, und es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß die conſtanten, dem Aequator parallelen Streifen, von welchen wir oben geſprochen haben, eine Folge dieſes Eindrucks, gleichſam ein ſtehender Typus der dort ſo ſehr verſchiedenen Klimate ſeyn mögen. §. 98. (Maſſe Jupiters.) So wie die Umlaufszeit und die Abplattung dieſes Planeten nur ſchwer mit Genauigkeit zu be- ſtimmen iſt, eben ſo große und wohl noch größere Schwierigkeiten bot die Maſſe deſſelben dar, deren genaue Kenntniß den Aſtro- nomen doch ſehr wichtig iſt, weil von ihr der größte Theil der Störungen abhängt, welche die anderen, beſonders die ihm näher ſtehenden Planeten erfahren. Wir werden im Folgenden ſehen, auf welche Weiſe man das Verhältniß der Maſſe eines mit Satelliten verſehenen Planeten gegen die Maſſe der Sonne be- ſtimmen kann, wenn die Umlaufszeit des Planeten um die Sonne, die Umlaufszeit des Satelliten um ſeinen Hauptplaneten, und endlich der ſcheinbare Halbmeſſer der Bahn dieſes Satelliten zur Zeit der mittlern Entfernung des Jupiters von der Sonne durch

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/138>, abgerufen am 28.03.2024.