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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die vier neuen Planeten.
obigen Reihe die dritte, oder die Zahl 8, und diese Lücke ist es,
die den Astronomen, und unter ihnen, wie man sagt, zuerst Kepler
auffiel, daher dieselben auch einen bisher unbekannten Pla-
neten in dem großen Zwischenraume vermutheten, welcher die
Bahnen des Mars und Jupiter von einander trennt. Obschon,
wie man gestehen muß, die Zahlen der vorhergehenden Reihe
nicht eben sehr genau sind, da sie eigentlich (I. §. 100) seyn
sollten 4,0; 7,5; 10,3; 15,7; 53,7 u. f., so wollte man doch nicht
von der früher gehegten Meinung abgehen, und unter den deutschen
Astronomen soll es vorzüglich Bode gewesen seyn, der darauf
bestand, in jenem Zwischenraume noch einen neuen Planeten zu
suchen.

§. 85. (Entdeckung der vier neuen Planeten, Entfernungen
und Durchmesser derselben.) Erst mit dem Anfange des gegen-
wärtigen Jahrhunderts bestätigte sich endlich der so lang gehegte
Verdacht, da in jenem Zwischenraume nicht bloß einer, sondern
bald nach einander vier neue Planeten gefunden wurden, nämlich

Ceres am 1. Januar 1801 von Piazzi,
Pallas am 28. März 1802 von Olbers,
Juno am 1. September 1804 von Harding, und
Vesta am 29. März 1807 von Olbers.

Die Umlaufszeiten, also auch die mittlern Entfernungen dieser
Asteroiden, wie sie Herschel nannte, sind alle nahe von gleicher
Größe, wie man aus der bereits (I. S. 224) angeführten Tafel
sehen kann. In deutschen Meilen ausgedrückt, betragen diese mittleren
Entfernungen von der Sonne

bei Vesta 491/2 Millionen Meilen
Juno 55 3/2
Ceres 57 3/2
Pallas 57 3/2

Allein die wahren Entfernungen dieser Planeten sind, wegen
der großen Excentricitäten ihrer Bahnen, sehr verschieden, besonders
bei der Pallas und Juno, wo sie von 41 bis 72 Millionen Meilen
gehen können. Nicht mindere Differenzen findet man auch bei
ihren Entfernungen von der Erde, so daß man hat:


8 *

Die vier neuen Planeten.
obigen Reihe die dritte, oder die Zahl 8, und dieſe Lücke iſt es,
die den Aſtronomen, und unter ihnen, wie man ſagt, zuerſt Kepler
auffiel, daher dieſelben auch einen bisher unbekannten Pla-
neten in dem großen Zwiſchenraume vermutheten, welcher die
Bahnen des Mars und Jupiter von einander trennt. Obſchon,
wie man geſtehen muß, die Zahlen der vorhergehenden Reihe
nicht eben ſehr genau ſind, da ſie eigentlich (I. §. 100) ſeyn
ſollten 4,0; 7,5; 10,3; 15,7; 53,7 u. f., ſo wollte man doch nicht
von der früher gehegten Meinung abgehen, und unter den deutſchen
Aſtronomen ſoll es vorzüglich Bode geweſen ſeyn, der darauf
beſtand, in jenem Zwiſchenraume noch einen neuen Planeten zu
ſuchen.

§. 85. (Entdeckung der vier neuen Planeten, Entfernungen
und Durchmeſſer derſelben.) Erſt mit dem Anfange des gegen-
wärtigen Jahrhunderts beſtätigte ſich endlich der ſo lang gehegte
Verdacht, da in jenem Zwiſchenraume nicht bloß einer, ſondern
bald nach einander vier neue Planeten gefunden wurden, nämlich

Ceres ⚳ am 1. Januar 1801 von Piazzi,
Pallas ⚴ am 28. März 1802 von Olbers,
Juno ⚵ am 1. September 1804 von Harding, und
Veſta ⚶ am 29. März 1807 von Olbers.

Die Umlaufszeiten, alſo auch die mittlern Entfernungen dieſer
Aſteroiden, wie ſie Herſchel nannte, ſind alle nahe von gleicher
Größe, wie man aus der bereits (I. S. 224) angeführten Tafel
ſehen kann. In deutſchen Meilen ausgedrückt, betragen dieſe mittleren
Entfernungen von der Sonne

bei Veſta 49½ Millionen Meilen
Juno 55 3/2
Ceres 57 3/2
Pallas 57 3/2

Allein die wahren Entfernungen dieſer Planeten ſind, wegen
der großen Excentricitäten ihrer Bahnen, ſehr verſchieden, beſonders
bei der Pallas und Juno, wo ſie von 41 bis 72 Millionen Meilen
gehen können. Nicht mindere Differenzen findet man auch bei
ihren Entfernungen von der Erde, ſo daß man hat:


8 *
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[115/0125] Die vier neuen Planeten. obigen Reihe die dritte, oder die Zahl 8, und dieſe Lücke iſt es, die den Aſtronomen, und unter ihnen, wie man ſagt, zuerſt Kepler auffiel, daher dieſelben auch einen bisher unbekannten Pla- neten in dem großen Zwiſchenraume vermutheten, welcher die Bahnen des Mars und Jupiter von einander trennt. Obſchon, wie man geſtehen muß, die Zahlen der vorhergehenden Reihe nicht eben ſehr genau ſind, da ſie eigentlich (I. §. 100) ſeyn ſollten 4,0; 7,5; 10,3; 15,7; 53,7 u. f., ſo wollte man doch nicht von der früher gehegten Meinung abgehen, und unter den deutſchen Aſtronomen ſoll es vorzüglich Bode geweſen ſeyn, der darauf beſtand, in jenem Zwiſchenraume noch einen neuen Planeten zu ſuchen. §. 85. (Entdeckung der vier neuen Planeten, Entfernungen und Durchmeſſer derſelben.) Erſt mit dem Anfange des gegen- wärtigen Jahrhunderts beſtätigte ſich endlich der ſo lang gehegte Verdacht, da in jenem Zwiſchenraume nicht bloß einer, ſondern bald nach einander vier neue Planeten gefunden wurden, nämlich Ceres ⚳ am 1. Januar 1801 von Piazzi, Pallas ⚴ am 28. März 1802 von Olbers, Juno ⚵ am 1. September 1804 von Harding, und Veſta ⚶ am 29. März 1807 von Olbers. Die Umlaufszeiten, alſo auch die mittlern Entfernungen dieſer Aſteroiden, wie ſie Herſchel nannte, ſind alle nahe von gleicher Größe, wie man aus der bereits (I. S. 224) angeführten Tafel ſehen kann. In deutſchen Meilen ausgedrückt, betragen dieſe mittleren Entfernungen von der Sonne bei Veſta 49½ Millionen Meilen Juno 55 3/2 Ceres 57 3/2 Pallas 57 3/2 Allein die wahren Entfernungen dieſer Planeten ſind, wegen der großen Excentricitäten ihrer Bahnen, ſehr verſchieden, beſonders bei der Pallas und Juno, wo ſie von 41 bis 72 Millionen Meilen gehen können. Nicht mindere Differenzen findet man auch bei ihren Entfernungen von der Erde, ſo daß man hat: 8 *

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/125>, abgerufen am 28.03.2024.