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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.
den Mond nur verstellt, und zwar nur für diejenigen verstellt,
welche sich in der Richtung der durch Sonne und Mond gehenden
Linie befinden, während die außer jener Richtung liegenden Be-
wohner der Erde, wie dort bei der Wolke, diese Finsterniß ent-
weder gar nicht, oder doch eine andere Größe derselben sehen.
Man sieht daraus, daß die Berechnung einer Sonnenfinsterniß
mehr Schwierigkeiten darbietet, als die einer Mondsfinsterniß,
weil dort auch auf den Stand des Beobachters Rücksicht genom-
men werden muß, die hier ganz wegfällt. Doch hat man die
Regeln, welche man bei der Berechnung beider Arten von Finster-
nissen zu beobachten hat, auf so einfache Ausdrücke zurückgebracht,
daß sie von jedem nur mit einiger Kenntniß des Gegenstandes
versehenen Anfänger ohne Mühe ausgeführt werden können.

Uebrigens sind die Sonnenfinsternisse für die ganze Erde im
allgemeinen viel häufiger, als die des Mondes, da in 18 Jahren nahe
40 derselben statt haben; für einen bestimmten Ort der Erde aber,
z. B. für Paris oder Wien sind die daselbst sichtbaren Sonnenfin-
sternisse beinahe dreimal seltener, als die Mondsfinsternisse, so daß
im Durchschnitte jeder Ort nur alle zwei Jahre eine Sonnen-
finsterniß, und erst in 200 Jahren eine totale zu erwarten hat.

Die nächsten in Europa sichtbaren größeren Sonnenfinster-
nisse sind:

1836 am 15. Mai.
1837 -- 4. Mai.
1839 -- 15. März.
1841 -- 21. Februar und 18. Julius.
1842 -- 8. Julius.

Die älteste Nachricht von Finsternissen, die auf uns gekom-
men ist, ist die von dem Jahre 2550 vor Ch. G. welche wie die
heiligen Bücher der Chinesen erzählen, die Astronomen Ho und Hi
falsch berechneten, und dafür mit dem Tode bestraft wurden. Die
älteste eigentliche Beobachtung von Finsternissen hat uns Ptole-
mäus in seinem Almagest erhalten. Sie bestehen in zwei Monds-
finsternissen, welche die Chaldäer zu Babylon i. J. 719 und 720
vor Ch. beobachtet haben.

§. 176. (Satelliten Jupiters.) Um den Planeten Jupiter
bewegen sich vier Monde, die gleich nach der Erfindung der Fern-

Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.
den Mond nur verſtellt, und zwar nur für diejenigen verſtellt,
welche ſich in der Richtung der durch Sonne und Mond gehenden
Linie befinden, während die außer jener Richtung liegenden Be-
wohner der Erde, wie dort bei der Wolke, dieſe Finſterniß ent-
weder gar nicht, oder doch eine andere Größe derſelben ſehen.
Man ſieht daraus, daß die Berechnung einer Sonnenfinſterniß
mehr Schwierigkeiten darbietet, als die einer Mondsfinſterniß,
weil dort auch auf den Stand des Beobachters Rückſicht genom-
men werden muß, die hier ganz wegfällt. Doch hat man die
Regeln, welche man bei der Berechnung beider Arten von Finſter-
niſſen zu beobachten hat, auf ſo einfache Ausdrücke zurückgebracht,
daß ſie von jedem nur mit einiger Kenntniß des Gegenſtandes
verſehenen Anfänger ohne Mühe ausgeführt werden können.

Uebrigens ſind die Sonnenfinſterniſſe für die ganze Erde im
allgemeinen viel häufiger, als die des Mondes, da in 18 Jahren nahe
40 derſelben ſtatt haben; für einen beſtimmten Ort der Erde aber,
z. B. für Paris oder Wien ſind die daſelbſt ſichtbaren Sonnenfin-
ſterniſſe beinahe dreimal ſeltener, als die Mondsfinſterniſſe, ſo daß
im Durchſchnitte jeder Ort nur alle zwei Jahre eine Sonnen-
finſterniß, und erſt in 200 Jahren eine totale zu erwarten hat.

Die nächſten in Europa ſichtbaren größeren Sonnenfinſter-
niſſe ſind:

1836 am 15. Mai.
1837 — 4. Mai.
1839 — 15. März.
1841 — 21. Februar und 18. Julius.
1842 — 8. Julius.

Die älteſte Nachricht von Finſterniſſen, die auf uns gekom-
men iſt, iſt die von dem Jahre 2550 vor Ch. G. welche wie die
heiligen Bücher der Chineſen erzählen, die Aſtronomen Ho und Hi
falſch berechneten, und dafür mit dem Tode beſtraft wurden. Die
älteſte eigentliche Beobachtung von Finſterniſſen hat uns Ptole-
mäus in ſeinem Almageſt erhalten. Sie beſtehen in zwei Monds-
finſterniſſen, welche die Chaldäer zu Babylon i. J. 719 und 720
vor Ch. beobachtet haben.

§. 176. (Satelliten Jupiters.) Um den Planeten Jupiter
bewegen ſich vier Monde, die gleich nach der Erfindung der Fern-

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[335/0347] Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten. den Mond nur verſtellt, und zwar nur für diejenigen verſtellt, welche ſich in der Richtung der durch Sonne und Mond gehenden Linie befinden, während die außer jener Richtung liegenden Be- wohner der Erde, wie dort bei der Wolke, dieſe Finſterniß ent- weder gar nicht, oder doch eine andere Größe derſelben ſehen. Man ſieht daraus, daß die Berechnung einer Sonnenfinſterniß mehr Schwierigkeiten darbietet, als die einer Mondsfinſterniß, weil dort auch auf den Stand des Beobachters Rückſicht genom- men werden muß, die hier ganz wegfällt. Doch hat man die Regeln, welche man bei der Berechnung beider Arten von Finſter- niſſen zu beobachten hat, auf ſo einfache Ausdrücke zurückgebracht, daß ſie von jedem nur mit einiger Kenntniß des Gegenſtandes verſehenen Anfänger ohne Mühe ausgeführt werden können. Uebrigens ſind die Sonnenfinſterniſſe für die ganze Erde im allgemeinen viel häufiger, als die des Mondes, da in 18 Jahren nahe 40 derſelben ſtatt haben; für einen beſtimmten Ort der Erde aber, z. B. für Paris oder Wien ſind die daſelbſt ſichtbaren Sonnenfin- ſterniſſe beinahe dreimal ſeltener, als die Mondsfinſterniſſe, ſo daß im Durchſchnitte jeder Ort nur alle zwei Jahre eine Sonnen- finſterniß, und erſt in 200 Jahren eine totale zu erwarten hat. Die nächſten in Europa ſichtbaren größeren Sonnenfinſter- niſſe ſind: 1836 am 15. Mai. 1837 — 4. Mai. 1839 — 15. März. 1841 — 21. Februar und 18. Julius. 1842 — 8. Julius. Die älteſte Nachricht von Finſterniſſen, die auf uns gekom- men iſt, iſt die von dem Jahre 2550 vor Ch. G. welche wie die heiligen Bücher der Chineſen erzählen, die Aſtronomen Ho und Hi falſch berechneten, und dafür mit dem Tode beſtraft wurden. Die älteſte eigentliche Beobachtung von Finſterniſſen hat uns Ptole- mäus in ſeinem Almageſt erhalten. Sie beſtehen in zwei Monds- finſterniſſen, welche die Chaldäer zu Babylon i. J. 719 und 720 vor Ch. beobachtet haben. §. 176. (Satelliten Jupiters.) Um den Planeten Jupiter bewegen ſich vier Monde, die gleich nach der Erfindung der Fern-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/347>, abgerufen am 28.03.2024.