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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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oder x = 2",1, das heißt, zur Zeit jener Beobachtung gab die
Uhr gegen wahre Zeit zu viel um 3' 27" + 2",1 oder um 3'
29",1, also ist auch die wahre Zeit der Beobachtung 4h 18'
7",8. Kennt man nun auch, nach §. 156, die Zeitgleichung für
diese wahre Zeit, und beträgt sie z. B. + 2' 30",2, so ist auch
die mittlere Zeit der beobachteten Finsterniß 4h 20' 38",00.

§. 158. (Einführung der mittleren Zeit in das bürgerliche Le-
ben.) In dieser mittleren Zeit pflegen die Astronomen alle ihre
Beobachtungen anzugeben, obschon sie dieselbe alle unmittelbar,
entweder in wahrer oder auch, wie wir bald sehen werden, in
Sternzeit gefunden haben. In derselben mittleren Zeit werden
auch alle Elemente und Tafeln der Planeten berechnet. So be-
ziehen sich die Umlaufszeiten des §. 100 und 149, die täglichen
Bewegungen des §. 142 und §. 144 durchaus nur auf die mittlere
Zeit und die mittleren Sonnentage. Selbst im bürgerlichen Le-
ben hat man, wenigstens in den größern Städten Europa's, diese
mittlere Zeit bereits eingeführt, indem man den Bewohnern der-
selben, meistens von den Sternwarten dieser Städte, jeden Tag
den Augenblick des mittleren Mittags durch ein besonderes
Zeichen anzugeben pflegt, so, daß sie ihre Uhren, und dadurch
auch ihre Geschäfte, nur nach der mittleren Zeit richten, während
unsere Vorfahren, die sich an die wahre Zeit hielten, ihre Uhren,
selbst wenn sie vollkommen gut, d. h. gleichförmig gingen, an
jedem wahren Mittage wieder stellen oder, mit andern Worten,
ihre Uhren durch diese immerwährende Correction verderben muß-
ten, um sie dadurch zu zwingen, mit der ungleichförmig gehenden
Sonne gleichen Schritt zu halten.

Unsere Sonnenuhren z. B., nach welchen leider noch die
meisten unserer Uhrmacher sich zu richten pflegen, weil sie die
besseren Mittel, ihre Zeit zu bestimmen, nicht kennen, geben na-
türlich nur die wahre Zeit an, und man muß daher die Zeit-
gleichung für alle Mittage des Jahrs kennen, um daraus die
mittlere Zeit jedes wahren Mittags zu finden, wenn man die
Uhr, wie es seyn soll, mit dieser mittleren Zeit vergleichen will.
Zwar hat man auch eigene Vorrichtungen an mehreren Sonnen-
ubren angebracht, durch welche man aus dem Endpunkte des
Schattens, welchen ihre Stiele werfen, auch die mittlere Zeit des

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oder x = 2″,1, das heißt, zur Zeit jener Beobachtung gab die
Uhr gegen wahre Zeit zu viel um 3′ 27″ + 2″,1 oder um 3′
29″,1, alſo iſt auch die wahre Zeit der Beobachtung 4h 18′
7″,8. Kennt man nun auch, nach §. 156, die Zeitgleichung für
dieſe wahre Zeit, und beträgt ſie z. B. + 2′ 30″,2, ſo iſt auch
die mittlere Zeit der beobachteten Finſterniß 4h 20′ 38″,00.

§. 158. (Einführung der mittleren Zeit in das bürgerliche Le-
ben.) In dieſer mittleren Zeit pflegen die Aſtronomen alle ihre
Beobachtungen anzugeben, obſchon ſie dieſelbe alle unmittelbar,
entweder in wahrer oder auch, wie wir bald ſehen werden, in
Sternzeit gefunden haben. In derſelben mittleren Zeit werden
auch alle Elemente und Tafeln der Planeten berechnet. So be-
ziehen ſich die Umlaufszeiten des §. 100 und 149, die täglichen
Bewegungen des §. 142 und §. 144 durchaus nur auf die mittlere
Zeit und die mittleren Sonnentage. Selbſt im bürgerlichen Le-
ben hat man, wenigſtens in den größern Städten Europa’s, dieſe
mittlere Zeit bereits eingeführt, indem man den Bewohnern der-
ſelben, meiſtens von den Sternwarten dieſer Städte, jeden Tag
den Augenblick des mittleren Mittags durch ein beſonderes
Zeichen anzugeben pflegt, ſo, daß ſie ihre Uhren, und dadurch
auch ihre Geſchäfte, nur nach der mittleren Zeit richten, während
unſere Vorfahren, die ſich an die wahre Zeit hielten, ihre Uhren,
ſelbſt wenn ſie vollkommen gut, d. h. gleichförmig gingen, an
jedem wahren Mittage wieder ſtellen oder, mit andern Worten,
ihre Uhren durch dieſe immerwährende Correction verderben muß-
ten, um ſie dadurch zu zwingen, mit der ungleichförmig gehenden
Sonne gleichen Schritt zu halten.

Unſere Sonnenuhren z. B., nach welchen leider noch die
meiſten unſerer Uhrmacher ſich zu richten pflegen, weil ſie die
beſſeren Mittel, ihre Zeit zu beſtimmen, nicht kennen, geben na-
türlich nur die wahre Zeit an, und man muß daher die Zeit-
gleichung für alle Mittage des Jahrs kennen, um daraus die
mittlere Zeit jedes wahren Mittags zu finden, wenn man die
Uhr, wie es ſeyn ſoll, mit dieſer mittleren Zeit vergleichen will.
Zwar hat man auch eigene Vorrichtungen an mehreren Sonnen-
ubren angebracht, durch welche man aus dem Endpunkte des
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[312/0324] Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten. oder x = 2″,1, das heißt, zur Zeit jener Beobachtung gab die Uhr gegen wahre Zeit zu viel um 3′ 27″ + 2″,1 oder um 3′ 29″,1, alſo iſt auch die wahre Zeit der Beobachtung 4h 18′ 7″,8. Kennt man nun auch, nach §. 156, die Zeitgleichung für dieſe wahre Zeit, und beträgt ſie z. B. + 2′ 30″,2, ſo iſt auch die mittlere Zeit der beobachteten Finſterniß 4h 20′ 38″,00. §. 158. (Einführung der mittleren Zeit in das bürgerliche Le- ben.) In dieſer mittleren Zeit pflegen die Aſtronomen alle ihre Beobachtungen anzugeben, obſchon ſie dieſelbe alle unmittelbar, entweder in wahrer oder auch, wie wir bald ſehen werden, in Sternzeit gefunden haben. In derſelben mittleren Zeit werden auch alle Elemente und Tafeln der Planeten berechnet. So be- ziehen ſich die Umlaufszeiten des §. 100 und 149, die täglichen Bewegungen des §. 142 und §. 144 durchaus nur auf die mittlere Zeit und die mittleren Sonnentage. Selbſt im bürgerlichen Le- ben hat man, wenigſtens in den größern Städten Europa’s, dieſe mittlere Zeit bereits eingeführt, indem man den Bewohnern der- ſelben, meiſtens von den Sternwarten dieſer Städte, jeden Tag den Augenblick des mittleren Mittags durch ein beſonderes Zeichen anzugeben pflegt, ſo, daß ſie ihre Uhren, und dadurch auch ihre Geſchäfte, nur nach der mittleren Zeit richten, während unſere Vorfahren, die ſich an die wahre Zeit hielten, ihre Uhren, ſelbſt wenn ſie vollkommen gut, d. h. gleichförmig gingen, an jedem wahren Mittage wieder ſtellen oder, mit andern Worten, ihre Uhren durch dieſe immerwährende Correction verderben muß- ten, um ſie dadurch zu zwingen, mit der ungleichförmig gehenden Sonne gleichen Schritt zu halten. Unſere Sonnenuhren z. B., nach welchen leider noch die meiſten unſerer Uhrmacher ſich zu richten pflegen, weil ſie die beſſeren Mittel, ihre Zeit zu beſtimmen, nicht kennen, geben na- türlich nur die wahre Zeit an, und man muß daher die Zeit- gleichung für alle Mittage des Jahrs kennen, um daraus die mittlere Zeit jedes wahren Mittags zu finden, wenn man die Uhr, wie es ſeyn ſoll, mit dieſer mittleren Zeit vergleichen will. Zwar hat man auch eigene Vorrichtungen an mehreren Sonnen- ubren angebracht, durch welche man aus dem Endpunkte des Schattens, welchen ihre Stiele werfen, auch die mittlere Zeit des

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/324>, abgerufen am 19.04.2024.