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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Nächste Folgen d. elliptischen Bewegung d. Planeten.
und man sagt, daß ein Tag vollendet ist, wenn ein solcher Fix-
stern für uns wieder an demselben Punkte, z. B. für denselben
Standpunkt des Auges, an derselben Thurmspitze erscheint, an
welcher er gestern erschienen ist. Diese Zeit eines ganzen Tages
pflegt man dann in 24 gleiche Theile einzutheilen, die man
Stunden nennt, deren jede wieder 60 Minuten, und jede Mi-
nute 60 Secunden hat, und diese kleineren Theile des Tages sind
es eben, welche wir durch die oben erwähnten Pendel, d. h. durch
unsere Uhren, zu messen pflegen.

Da hier von der scheinbaren Bewegung des Himmels, d. h.
von der wahren täglichen Bewegung der Erde, die Rede ist, und
da diese um die Axe der Erde, oder parallel mit dem Aequator,
vor sich geht, so kann man auch sagen, daß der Tag die Zeit ist,
in welcher jeder Punkt des Aequators seinen ganzen Umkreis
oder volle 360 Grade um den Mittelpunkt der Erde zurücklegt,
so daß daher in einer Stunde 15 Grade, in einer Zeitminute 15
Raumminuten, und in einer Zeitsecunde 15 Raumsecunden des
Aequators durch den Meridian gehen.

Gewöhnlich wählt man zu diesem Zwecke unter den fixen
Punkten des Himmels denjenigen, welchen eben der Frühlings-
punkt einnimmt. Dieser Punkt ist zwar, wie wir bereits gesehen
haben, selbst nicht ganz unbeweglich, aber seine Bewegung ist so
langsam und gleichförmig, daß man, wenigstens bei dieser ersten
Betrachtung des Gegenstandes, sie ganz außer Acht lassen kann.

Wir sagen also, daß der Sterntag gleich ist der Zwischen-
zeit zwischen zwei nächsten Durchgängen des Frühlingspunktes
durch den Meridian, und daß, für einen jeden Ort der Erde,
dieser Tag in dem Augenblicke anfängt und endet, in welchem
der Frühlingspunkt durch den Meridian dieses Ortes geht. Eine
Stunde nach dieser Culmination hat jeder Punkt des Aequators,
also auch der Frühlingspunkt selbst, den 24sten Theil seines Um-
kreises zurückgelegt, oder der Stundenwinkel (Einl. §. 19) dieses
Punktes ist gleich einer Stunde, oder gleich 15 Graden, und eben
so wird in 2, 3, 4 Stunden nach der Culmination dieses Punk-
tes der Stundenwinkel desselben 2, 3, 4 Stunden, oder 30, 45,
60 Grade betragen u. s. w., so daß man daher kurz sagen kann:
der Sterntag ist die Zeit zwischen zwei nächsten Culminationen

Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.
und man ſagt, daß ein Tag vollendet iſt, wenn ein ſolcher Fix-
ſtern für uns wieder an demſelben Punkte, z. B. für denſelben
Standpunkt des Auges, an derſelben Thurmſpitze erſcheint, an
welcher er geſtern erſchienen iſt. Dieſe Zeit eines ganzen Tages
pflegt man dann in 24 gleiche Theile einzutheilen, die man
Stunden nennt, deren jede wieder 60 Minuten, und jede Mi-
nute 60 Secunden hat, und dieſe kleineren Theile des Tages ſind
es eben, welche wir durch die oben erwähnten Pendel, d. h. durch
unſere Uhren, zu meſſen pflegen.

Da hier von der ſcheinbaren Bewegung des Himmels, d. h.
von der wahren täglichen Bewegung der Erde, die Rede iſt, und
da dieſe um die Axe der Erde, oder parallel mit dem Aequator,
vor ſich geht, ſo kann man auch ſagen, daß der Tag die Zeit iſt,
in welcher jeder Punkt des Aequators ſeinen ganzen Umkreis
oder volle 360 Grade um den Mittelpunkt der Erde zurücklegt,
ſo daß daher in einer Stunde 15 Grade, in einer Zeitminute 15
Raumminuten, und in einer Zeitſecunde 15 Raumſecunden des
Aequators durch den Meridian gehen.

Gewöhnlich wählt man zu dieſem Zwecke unter den fixen
Punkten des Himmels denjenigen, welchen eben der Frühlings-
punkt einnimmt. Dieſer Punkt iſt zwar, wie wir bereits geſehen
haben, ſelbſt nicht ganz unbeweglich, aber ſeine Bewegung iſt ſo
langſam und gleichförmig, daß man, wenigſtens bei dieſer erſten
Betrachtung des Gegenſtandes, ſie ganz außer Acht laſſen kann.

Wir ſagen alſo, daß der Sterntag gleich iſt der Zwiſchen-
zeit zwiſchen zwei nächſten Durchgängen des Frühlingspunktes
durch den Meridian, und daß, für einen jeden Ort der Erde,
dieſer Tag in dem Augenblicke anfängt und endet, in welchem
der Frühlingspunkt durch den Meridian dieſes Ortes geht. Eine
Stunde nach dieſer Culmination hat jeder Punkt des Aequators,
alſo auch der Frühlingspunkt ſelbſt, den 24ſten Theil ſeines Um-
kreiſes zurückgelegt, oder der Stundenwinkel (Einl. §. 19) dieſes
Punktes iſt gleich einer Stunde, oder gleich 15 Graden, und eben
ſo wird in 2, 3, 4 Stunden nach der Culmination dieſes Punk-
tes der Stundenwinkel deſſelben 2, 3, 4 Stunden, oder 30, 45,
60 Grade betragen u. ſ. w., ſo daß man daher kurz ſagen kann:
der Sterntag iſt die Zeit zwiſchen zwei nächſten Culminationen

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[306/0318] Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten. und man ſagt, daß ein Tag vollendet iſt, wenn ein ſolcher Fix- ſtern für uns wieder an demſelben Punkte, z. B. für denſelben Standpunkt des Auges, an derſelben Thurmſpitze erſcheint, an welcher er geſtern erſchienen iſt. Dieſe Zeit eines ganzen Tages pflegt man dann in 24 gleiche Theile einzutheilen, die man Stunden nennt, deren jede wieder 60 Minuten, und jede Mi- nute 60 Secunden hat, und dieſe kleineren Theile des Tages ſind es eben, welche wir durch die oben erwähnten Pendel, d. h. durch unſere Uhren, zu meſſen pflegen. Da hier von der ſcheinbaren Bewegung des Himmels, d. h. von der wahren täglichen Bewegung der Erde, die Rede iſt, und da dieſe um die Axe der Erde, oder parallel mit dem Aequator, vor ſich geht, ſo kann man auch ſagen, daß der Tag die Zeit iſt, in welcher jeder Punkt des Aequators ſeinen ganzen Umkreis oder volle 360 Grade um den Mittelpunkt der Erde zurücklegt, ſo daß daher in einer Stunde 15 Grade, in einer Zeitminute 15 Raumminuten, und in einer Zeitſecunde 15 Raumſecunden des Aequators durch den Meridian gehen. Gewöhnlich wählt man zu dieſem Zwecke unter den fixen Punkten des Himmels denjenigen, welchen eben der Frühlings- punkt einnimmt. Dieſer Punkt iſt zwar, wie wir bereits geſehen haben, ſelbſt nicht ganz unbeweglich, aber ſeine Bewegung iſt ſo langſam und gleichförmig, daß man, wenigſtens bei dieſer erſten Betrachtung des Gegenſtandes, ſie ganz außer Acht laſſen kann. Wir ſagen alſo, daß der Sterntag gleich iſt der Zwiſchen- zeit zwiſchen zwei nächſten Durchgängen des Frühlingspunktes durch den Meridian, und daß, für einen jeden Ort der Erde, dieſer Tag in dem Augenblicke anfängt und endet, in welchem der Frühlingspunkt durch den Meridian dieſes Ortes geht. Eine Stunde nach dieſer Culmination hat jeder Punkt des Aequators, alſo auch der Frühlingspunkt ſelbſt, den 24ſten Theil ſeines Um- kreiſes zurückgelegt, oder der Stundenwinkel (Einl. §. 19) dieſes Punktes iſt gleich einer Stunde, oder gleich 15 Graden, und eben ſo wird in 2, 3, 4 Stunden nach der Culmination dieſes Punk- tes der Stundenwinkel deſſelben 2, 3, 4 Stunden, oder 30, 45, 60 Grade betragen u. ſ. w., ſo daß man daher kurz ſagen kann: der Sterntag iſt die Zeit zwiſchen zwei nächſten Culminationen

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/318>, abgerufen am 24.04.2024.