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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Jahreszeiten.
gemäß bemerkt worden ist. Lambert gab in seiner Photometrie
eine andere Tafel, die aber eben so wenig mit den Beobachtungen
übereinstimmt, da auch sie auf alle übrigen Ursachen, welche die
Wärme eines Ortes bedingen, keine Rücksicht nimmt.

§. 90. (Schneegränze und isothermische Linien.) Eine der
vorzüglichsten dieser auf die Temperatur eines Ortes einwirkenden
Bedingungen ist die Höhe desselben über der Meeresfläche. In
den Tropenländern von Amerika hängt die Wärme der Orte fast
gar nicht von der geographischen Breite, sondern bloß von ihrer
Höhe ab, indem man z. B. von dem Rio guayaquil bis auf den
Gipfel des Chimborasso alle Klimate von der Tropenregion bis
zur Polarzone durchwandern kann. Ueberhaupt befindet sich über
jedem einzelnen Orte der Erde in der Atmosphäre ein Punkt,
wo selbst in der Mitte des Sommers Eis und Schnee nicht mehr
aufthauen, oder wo das Thermometer nicht über den Gefrierpunkt
steigt. Eine durch alle diese Punkte über der Erde gezogene Fläche
heißt die Schneegränze. Nach Humboldt ist die Höhe der
Schneegränze über der Oberfläche der Erde in der nördlichen He-
misphäre

in der Breite 0° . . 14.800 Par. Fuß
-- 23,5 . . 14.200 --
-- 30 . . 13.500 --
-- 35 . . 11.100 --
-- 40 . . 9.860 --
-- 45 . . 8.500 --
-- 62 . . 5.142 --
-- 66,5 . . 4.014 --
-- 70 . . 3.400 --

Die Schneegränze liegt also unter dem Aequator am höchsten
und senkt sich von da gegen die Pole immer tiefer zur Erde, bis
sie endlich, unter den Polen selbst, mit der Meeresfläche zusam-
menfällt. Auf der südlichen Hemisphäre, wo überhaupt die Kälte
vorherrscht, liegt die Schneegränze durchaus beträchtlich tiefer,
als in der nördlichen.

Wenn man die im Laufe eines oder mehrerer Jahre täglich
zu bestimmten Stunden beobachteten Thermometerstände addirt und
ihre Summe durch die Anzahl der Beobachtungen dividirt, so

Jahreszeiten.
gemäß bemerkt worden iſt. Lambert gab in ſeiner Photometrie
eine andere Tafel, die aber eben ſo wenig mit den Beobachtungen
übereinſtimmt, da auch ſie auf alle übrigen Urſachen, welche die
Wärme eines Ortes bedingen, keine Rückſicht nimmt.

§. 90. (Schneegränze und iſothermiſche Linien.) Eine der
vorzüglichſten dieſer auf die Temperatur eines Ortes einwirkenden
Bedingungen iſt die Höhe deſſelben über der Meeresfläche. In
den Tropenländern von Amerika hängt die Wärme der Orte faſt
gar nicht von der geographiſchen Breite, ſondern bloß von ihrer
Höhe ab, indem man z. B. von dem Rio guayaquil bis auf den
Gipfel des Chimborasso alle Klimate von der Tropenregion bis
zur Polarzone durchwandern kann. Ueberhaupt befindet ſich über
jedem einzelnen Orte der Erde in der Atmoſphäre ein Punkt,
wo ſelbſt in der Mitte des Sommers Eis und Schnee nicht mehr
aufthauen, oder wo das Thermometer nicht über den Gefrierpunkt
ſteigt. Eine durch alle dieſe Punkte über der Erde gezogene Fläche
heißt die Schneegränze. Nach Humboldt iſt die Höhe der
Schneegränze über der Oberfläche der Erde in der nördlichen He-
miſphäre

in der Breite 0° . . 14.800 Par. Fuß
— 23,5 . . 14.200 —
— 30 . . 13.500 —
— 35 . . 11.100 —
— 40 . . 9.860 —
— 45 . . 8.500 —
— 62 . . 5.142 —
— 66,5 . . 4.014 —
— 70 . . 3.400 —

Die Schneegränze liegt alſo unter dem Aequator am höchſten
und ſenkt ſich von da gegen die Pole immer tiefer zur Erde, bis
ſie endlich, unter den Polen ſelbſt, mit der Meeresfläche zuſam-
menfällt. Auf der ſüdlichen Hemiſphäre, wo überhaupt die Kälte
vorherrſcht, liegt die Schneegränze durchaus beträchtlich tiefer,
als in der nördlichen.

Wenn man die im Laufe eines oder mehrerer Jahre täglich
zu beſtimmten Stunden beobachteten Thermometerſtände addirt und
ihre Summe durch die Anzahl der Beobachtungen dividirt, ſo

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[208/0220] Jahreszeiten. gemäß bemerkt worden iſt. Lambert gab in ſeiner Photometrie eine andere Tafel, die aber eben ſo wenig mit den Beobachtungen übereinſtimmt, da auch ſie auf alle übrigen Urſachen, welche die Wärme eines Ortes bedingen, keine Rückſicht nimmt. §. 90. (Schneegränze und iſothermiſche Linien.) Eine der vorzüglichſten dieſer auf die Temperatur eines Ortes einwirkenden Bedingungen iſt die Höhe deſſelben über der Meeresfläche. In den Tropenländern von Amerika hängt die Wärme der Orte faſt gar nicht von der geographiſchen Breite, ſondern bloß von ihrer Höhe ab, indem man z. B. von dem Rio guayaquil bis auf den Gipfel des Chimborasso alle Klimate von der Tropenregion bis zur Polarzone durchwandern kann. Ueberhaupt befindet ſich über jedem einzelnen Orte der Erde in der Atmoſphäre ein Punkt, wo ſelbſt in der Mitte des Sommers Eis und Schnee nicht mehr aufthauen, oder wo das Thermometer nicht über den Gefrierpunkt ſteigt. Eine durch alle dieſe Punkte über der Erde gezogene Fläche heißt die Schneegränze. Nach Humboldt iſt die Höhe der Schneegränze über der Oberfläche der Erde in der nördlichen He- miſphäre in der Breite 0° . . 14.800 Par. Fuß — 23,5 . . 14.200 — — 30 . . 13.500 — — 35 . . 11.100 — — 40 . . 9.860 — — 45 . . 8.500 — — 62 . . 5.142 — — 66,5 . . 4.014 — — 70 . . 3.400 — Die Schneegränze liegt alſo unter dem Aequator am höchſten und ſenkt ſich von da gegen die Pole immer tiefer zur Erde, bis ſie endlich, unter den Polen ſelbſt, mit der Meeresfläche zuſam- menfällt. Auf der ſüdlichen Hemiſphäre, wo überhaupt die Kälte vorherrſcht, liegt die Schneegränze durchaus beträchtlich tiefer, als in der nördlichen. Wenn man die im Laufe eines oder mehrerer Jahre täglich zu beſtimmten Stunden beobachteten Thermometerſtände addirt und ihre Summe durch die Anzahl der Beobachtungen dividirt, ſo

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/220>, abgerufen am 20.04.2024.