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Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

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Drittes Buch. Delikte gegen "uneigentliche" Rechtsgüter.
sei es von einem Inländer, sei es von einem Ausländer be-
gangen, ohne weiteres nach heimischem Recht bestraft.

II. Die Arten.

1. Die eigentliche Münzfälschung (StGB. §. 146);
und zwar;

a) das Nachmachen2 von unechtem Gelde (Falschmün-
zerei);
b) das Verfälschen von echtem Gelde, d. h. die Vor-
nahme einer solchen Veränderung an den Geldzeichen,
durch welche echtem Gelde der Schein höheren Wertes
oder verrufenem Gelde das Ansehen eines noch gel-
tenden gegeben wird;

beides (a und b) in Verbreitungsabsicht, d. h. in
der Absicht, das nachgemachte oder verfälschte Geld als echtes
zu gebrauchen oder sonst als echtes3 in Verkehr zu bringen.

Die Vollendung tritt nicht erst mit dem Verbreiten,
sondern schon mit dem Fälschen ein.

Strafe: Zuchthaus nicht unter 2 Jahren, mit fakul-
tativer Polizeiaufsicht; bei mildernden Umständen Gefängnis.

2. Das Verbreiten gefälschten (nachgemachten oder
verfälschten) Geldes; und zwar:

a) wenn die Fälschung von dem Verbreiter selbst, aber
ohne Verbreitungsabsicht vorgenommen worden;
b) wenn der Verbreiter sich das gefälschte Geld ander-
weitig verschafft hat.
2 [Spaltenumbruch] Ein gewisser Grad von
Aehnlichkeit, so daß die Mög-
lichkeit einer, wenn auch kurzen
Cirkulation gegeben ist, muß
gefordert werden.
3 [Spaltenumbruch] Doch genügt hier im Urteil
die Feststellung der Absicht "in[Spaltenumbruch] Verkehr zu bringen"; die Worte
"als echt", die als selbstverständ-
lich im Gesetze fehlen, brauchen
nicht ausdrücklich festgestellt zu
werden; RGR. 30. April 1880,
E I 408, R I 703.

Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter.
ſei es von einem Inländer, ſei es von einem Ausländer be-
gangen, ohne weiteres nach heimiſchem Recht beſtraft.

II. Die Arten.

1. Die eigentliche Münzfälſchung (StGB. §. 146);
und zwar;

a) das Nachmachen2 von unechtem Gelde (Falſchmün-
zerei);
b) das Verfälſchen von echtem Gelde, d. h. die Vor-
nahme einer ſolchen Veränderung an den Geldzeichen,
durch welche echtem Gelde der Schein höheren Wertes
oder verrufenem Gelde das Anſehen eines noch gel-
tenden gegeben wird;

beides (a und b) in Verbreitungsabſicht, d. h. in
der Abſicht, das nachgemachte oder verfälſchte Geld als echtes
zu gebrauchen oder ſonſt als echtes3 in Verkehr zu bringen.

Die Vollendung tritt nicht erſt mit dem Verbreiten,
ſondern ſchon mit dem Fälſchen ein.

Strafe: Zuchthaus nicht unter 2 Jahren, mit fakul-
tativer Polizeiaufſicht; bei mildernden Umſtänden Gefängnis.

2. Das Verbreiten gefälſchten (nachgemachten oder
verfälſchten) Geldes; und zwar:

a) wenn die Fälſchung von dem Verbreiter ſelbſt, aber
ohne Verbreitungsabſicht vorgenommen worden;
b) wenn der Verbreiter ſich das gefälſchte Geld ander-
weitig verſchafft hat.
2 [Spaltenumbruch] Ein gewiſſer Grad von
Aehnlichkeit, ſo daß die Mög-
lichkeit einer, wenn auch kurzen
Cirkulation gegeben iſt, muß
gefordert werden.
3 [Spaltenumbruch] Doch genügt hier im Urteil
die Feſtſtellung der Abſicht „in[Spaltenumbruch] Verkehr zu bringen“; die Worte
„als echt“, die als ſelbſtverſtänd-
lich im Geſetze fehlen, brauchen
nicht ausdrücklich feſtgeſtellt zu
werden; RGR. 30. April 1880,
E I 408, R I 703.
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[354/0380] Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter. ſei es von einem Inländer, ſei es von einem Ausländer be- gangen, ohne weiteres nach heimiſchem Recht beſtraft. II. Die Arten. 1. Die eigentliche Münzfälſchung (StGB. §. 146); und zwar; a) das Nachmachen 2 von unechtem Gelde (Falſchmün- zerei); b) das Verfälſchen von echtem Gelde, d. h. die Vor- nahme einer ſolchen Veränderung an den Geldzeichen, durch welche echtem Gelde der Schein höheren Wertes oder verrufenem Gelde das Anſehen eines noch gel- tenden gegeben wird; beides (a und b) in Verbreitungsabſicht, d. h. in der Abſicht, das nachgemachte oder verfälſchte Geld als echtes zu gebrauchen oder ſonſt als echtes 3 in Verkehr zu bringen. Die Vollendung tritt nicht erſt mit dem Verbreiten, ſondern ſchon mit dem Fälſchen ein. Strafe: Zuchthaus nicht unter 2 Jahren, mit fakul- tativer Polizeiaufſicht; bei mildernden Umſtänden Gefängnis. 2. Das Verbreiten gefälſchten (nachgemachten oder verfälſchten) Geldes; und zwar: a) wenn die Fälſchung von dem Verbreiter ſelbſt, aber ohne Verbreitungsabſicht vorgenommen worden; b) wenn der Verbreiter ſich das gefälſchte Geld ander- weitig verſchafft hat. 2 Ein gewiſſer Grad von Aehnlichkeit, ſo daß die Mög- lichkeit einer, wenn auch kurzen Cirkulation gegeben iſt, muß gefordert werden. 3 Doch genügt hier im Urteil die Feſtſtellung der Abſicht „in Verkehr zu bringen“; die Worte „als echt“, die als ſelbſtverſtänd- lich im Geſetze fehlen, brauchen nicht ausdrücklich feſtgeſtellt zu werden; RGR. 30. April 1880, E I 408, R I 703.

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Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/380>, abgerufen am 29.03.2024.