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Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

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Erstes Buch. V. Delikte gegen immaterielle Rechtsgüter.

Das Hausrecht steht dem Inhaber der Wohnung, bez.
seinen Stellvertretern zu; bei Räumen, welche wie Flure,
Treppen, Vorräume u. dgl. zur Benutzung der Inhaber
mehrerer Wohnungen bestimmt sind, jedem von diesen; 7 be-
züglich der öffentlichen Räume demjenigen, der über diese zu
verfügen berechtigt ist.

Die Fälle des Hausfriedensbruches.

1. Der einfache Hausfriedensbruch (StGB. §. 123
1. Abs.) begangen entweder

a) durch widerrechtliches (oben §. 28 II) 8 Eindringen
in die genannten Räume; oder
b) dadurch, daß derjenige, der in solchen Räumen ohne
Befugnis verweilt, sich trotz Aufforderung des Berech-
tigten nicht entfernt. 9

Antragsdelikt. Antragsberechtigt ist der Träger des
Hausrechtes; und zwar auch dann, wenn er in der Person
seines Stellvertreters in seinem Hausrechte verletzt worden ist.

Strafe: Gefängnis bis zu 3 Monaten oder Geldstrafe
bis zu 300 Mark.

2. Qualifizierter Fall (StGB. §. 123 3. Abs.);
vorliegend, wenn eine der unter 1 angeführten Handlungen
von einer mit Waffen versehenen (vgl. oben §. 64 II 2 e)
Person oder von Mehreren gemeinschaftlich (oben
§. 61 Note 5) begangen wird.

7 [Spaltenumbruch] RGR. 3. November 1879,
R I 33; 10. Dezember 1879,
E I 121, R I 138.
8 [Spaltenumbruch] Ueberschreitung einer gegebe-
nen Berechtigung hat die Wider-
rechtlichkeit des Plus zur Folge:
RGR. 24. November 1879, E
I 21, R I
92.
9 [Spaltenumbruch] Kündigung der Wohnung,
des Dienstes usw. macht das
Verweilen in den bisher inne-
gehabten Räumen nicht notwen-
dig zu einem widerrechtlichen:
RGR. 24. Februar 1880, E I
222; 27. April 1880, E I 398.
Erſtes Buch. V. Delikte gegen immaterielle Rechtsgüter.

Das Hausrecht ſteht dem Inhaber der Wohnung, bez.
ſeinen Stellvertretern zu; bei Räumen, welche wie Flure,
Treppen, Vorräume u. dgl. zur Benutzung der Inhaber
mehrerer Wohnungen beſtimmt ſind, jedem von dieſen; 7 be-
züglich der öffentlichen Räume demjenigen, der über dieſe zu
verfügen berechtigt iſt.

Die Fälle des Hausfriedensbruches.

1. Der einfache Hausfriedensbruch (StGB. §. 123
1. Abſ.) begangen entweder

a) durch widerrechtliches (oben §. 28 II) 8 Eindringen
in die genannten Räume; oder
b) dadurch, daß derjenige, der in ſolchen Räumen ohne
Befugnis verweilt, ſich trotz Aufforderung des Berech-
tigten nicht entfernt. 9

Antragsdelikt. Antragsberechtigt iſt der Träger des
Hausrechtes; und zwar auch dann, wenn er in der Perſon
ſeines Stellvertreters in ſeinem Hausrechte verletzt worden iſt.

Strafe: Gefängnis bis zu 3 Monaten oder Geldſtrafe
bis zu 300 Mark.

2. Qualifizierter Fall (StGB. §. 123 3. Abſ.);
vorliegend, wenn eine der unter 1 angeführten Handlungen
von einer mit Waffen verſehenen (vgl. oben §. 64 II 2 e)
Perſon oder von Mehreren gemeinſchaftlich (oben
§. 61 Note 5) begangen wird.

7 [Spaltenumbruch] RGR. 3. November 1879,
R I 33; 10. Dezember 1879,
E I 121, R I 138.
8 [Spaltenumbruch] Ueberſchreitung einer gegebe-
nen Berechtigung hat die Wider-
rechtlichkeit des Plus zur Folge:
RGR. 24. November 1879, E
I 21, R I
92.
9 [Spaltenumbruch] Kündigung der Wohnung,
des Dienſtes uſw. macht das
Verweilen in den bisher inne-
gehabten Räumen nicht notwen-
dig zu einem widerrechtlichen:
RGR. 24. Februar 1880, E I
222; 27. April 1880, E I 398.
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[330/0356] Erſtes Buch. V. Delikte gegen immaterielle Rechtsgüter. Das Hausrecht ſteht dem Inhaber der Wohnung, bez. ſeinen Stellvertretern zu; bei Räumen, welche wie Flure, Treppen, Vorräume u. dgl. zur Benutzung der Inhaber mehrerer Wohnungen beſtimmt ſind, jedem von dieſen; 7 be- züglich der öffentlichen Räume demjenigen, der über dieſe zu verfügen berechtigt iſt. Die Fälle des Hausfriedensbruches. 1. Der einfache Hausfriedensbruch (StGB. §. 123 1. Abſ.) begangen entweder a) durch widerrechtliches (oben §. 28 II) 8 Eindringen in die genannten Räume; oder b) dadurch, daß derjenige, der in ſolchen Räumen ohne Befugnis verweilt, ſich trotz Aufforderung des Berech- tigten nicht entfernt. 9 Antragsdelikt. Antragsberechtigt iſt der Träger des Hausrechtes; und zwar auch dann, wenn er in der Perſon ſeines Stellvertreters in ſeinem Hausrechte verletzt worden iſt. Strafe: Gefängnis bis zu 3 Monaten oder Geldſtrafe bis zu 300 Mark. 2. Qualifizierter Fall (StGB. §. 123 3. Abſ.); vorliegend, wenn eine der unter 1 angeführten Handlungen von einer mit Waffen verſehenen (vgl. oben §. 64 II 2 e) Perſon oder von Mehreren gemeinſchaftlich (oben §. 61 Note 5) begangen wird. 7 RGR. 3. November 1879, R I 33; 10. Dezember 1879, E I 121, R I 138. 8 Ueberſchreitung einer gegebe- nen Berechtigung hat die Wider- rechtlichkeit des Plus zur Folge: RGR. 24. November 1879, E I 21, R I 92. 9 Kündigung der Wohnung, des Dienſtes uſw. macht das Verweilen in den bisher inne- gehabten Räumen nicht notwen- dig zu einem widerrechtlichen: RGR. 24. Februar 1880, E I 222; 27. April 1880, E I 398.

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Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/356>, abgerufen am 28.03.2024.