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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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und den ganzen, langen Tag, der Morgen muß
für uns sein."

Der Vater gab scherzend den gewünschten
Befehl, und fragte, ob Eduard nicht wisse,
wie man bei Horn's darauf gekommen, gerade
ihn holen zu lassen.

"Ihr Hausarzt, der alte Geheimrath, fand
den Fall sehr bedenklich", berichtete der Sohn,
"that sehr ängstlich, und daher bestand das
Fräulein selbst darauf, sich von ihm nicht den
Verband anlegen zu lassen, und verlangte, man
solle nach mir schicken. Wenigstens erzählte mir
der Commerzienrath so, ich weiß nicht, ob, um
mir begreiflich zu machen, daß er selbst es nicht
gethan hätte, oder um mir mitzutheilen, welch
schmeichelhaftes Vertrauen die Tochter zu mir
hege."

"Ist sie so schön, als sie zu werden ver-
sprach? Ich habe sie in der Schule gekannt",

und den ganzen, langen Tag, der Morgen muß
für uns ſein.“

Der Vater gab ſcherzend den gewünſchten
Befehl, und fragte, ob Eduard nicht wiſſe,
wie man bei Horn's darauf gekommen, gerade
ihn holen zu laſſen.

„Ihr Hausarzt, der alte Geheimrath, fand
den Fall ſehr bedenklich“, berichtete der Sohn,
„that ſehr ängſtlich, und daher beſtand das
Fräulein ſelbſt darauf, ſich von ihm nicht den
Verband anlegen zu laſſen, und verlangte, man
ſolle nach mir ſchicken. Wenigſtens erzählte mir
der Commerzienrath ſo, ich weiß nicht, ob, um
mir begreiflich zu machen, daß er ſelbſt es nicht
gethan hätte, oder um mir mitzutheilen, welch
ſchmeichelhaftes Vertrauen die Tochter zu mir
hege.“

„Iſt ſie ſo ſchön, als ſie zu werden ver-
ſprach? Ich habe ſie in der Schule gekannt“,

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[22/0034] und den ganzen, langen Tag, der Morgen muß für uns ſein.“ Der Vater gab ſcherzend den gewünſchten Befehl, und fragte, ob Eduard nicht wiſſe, wie man bei Horn's darauf gekommen, gerade ihn holen zu laſſen. „Ihr Hausarzt, der alte Geheimrath, fand den Fall ſehr bedenklich“, berichtete der Sohn, „that ſehr ängſtlich, und daher beſtand das Fräulein ſelbſt darauf, ſich von ihm nicht den Verband anlegen zu laſſen, und verlangte, man ſolle nach mir ſchicken. Wenigſtens erzählte mir der Commerzienrath ſo, ich weiß nicht, ob, um mir begreiflich zu machen, daß er ſelbſt es nicht gethan hätte, oder um mir mitzutheilen, welch ſchmeichelhaftes Vertrauen die Tochter zu mir hege.“ „Iſt ſie ſo ſchön, als ſie zu werden ver- ſprach? Ich habe ſie in der Schule gekannt“,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/34>, abgerufen am 29.03.2024.