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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister.
1228geschriebene Stadtrecht r)eingeführet sey, läst sich so wenig mit Gewisheit sagen,

als
Desgleichen ists auch mit der Dienstmagd zu halten.
Was man für einen Todschlag und Wunde giebt, ist
dasdritte Theil der Herrschaft, und zwey Theile dem Klä-
ger, dem die Sache angehet.
Was man bessert für Gewalt und Richtigkeit, ist der Herr-
schaft.
Von diesen Gesetzen hat man mancherley Abschriften, die aber der Ordnung, den
Strafgeldern, und den Ausdrücken nach sich unterscheiden. Wir haben diese aus einem
öffentlichen Orte; die ältesten haben so unleserlich und unverständlich deutsch, daß
wir eine neue Ubersetzung hinzu fügen müsten. Die Marken machen in noch nicht sehr
alten Berechnungen viele Schwierigkeiten, indem sie in dem 16 und 17 Jahrh. von
3 bis gegen 40 auf einen Reichsthaler gesprungen. Doch müssen die ältesten Marke
an Silber ein gut Pfund gehalten haben, weil die Oeseringe, die einer halben
Mark gleich kamen, das sind die grossen aus dichtem Silber verfertigten runden
Schnallen, womit die reichen Bäuerinnen ihre Wepen auf der Brust fest machen,
und nun schon ziemlich zur altväterischen Tracht gehören, ein halb Pfund und mehr an
Gewichte betragen.
Jn einer bey dem Archiv befindlichen weitläuftigen Nachricht von der alten lief-
ländischen
Münzvaleur, aus der der Herr Landrath v. Ceumern einen Auszug bey
sein Theatridion drucken lassen, findet sich noch am Ende dieser Werth:
[Spaltenumbruch]
1 Mark Goldes ist nach alter rigischer Gewonheit
1 Mark Silber - -
1 Oehr - -
1 Nagat - -
1 Oertgen*) - -
3 Pfennige machen einen Schilling.
[Spaltenumbruch]
8 Mark Rigisch oder 8 Rthlr.
4 - - - 4 -
- 3 ßl.
- 2 -
- 1 -
Der grossen Gilde in Riga Morgengabe ist 60 Mark löthig a 4 Rthlr. - 240 Rthlr.
- kleinen Gilde - - 40 - - a 4 Rthlr. - 160 Rthlr.
r) Das alte geschriebene Stadtrecht ist in 11 Büchern verfasset, deren Rubrik Menius
S. 6 richtig angiebt. Es| war auch in der Stadt Dörpt eingefüret, ist aber niemals in
Druck gekommen, auser daß das 7 Buch, unter dem Titel einer Vormünder-Ord-
nung
in 60 Artikeln, etwas erweitert bey Nic. Mollin 1591 gedruckt ans Licht ge-
treten, und zum andernmal 1687 zu Riga durch Nöllern wieder abgedruckt worden,
bey welcher andern Auflage man doch die Vorrede vermisset. Um der Historie willen,
wollen wir unsern Lesern aus den übrigen 10 Büchern etliche Artikel aussuchen, die für
andern etwas Seltenes an sich haben.
[Spaltenumbruch] 1 Buch,
17 Kap.
Wenn ein Mann einen Kauf schließt, und einen
Gottespfennig darauf giebet, und wird der Kauf
nicht wiederrufen desselben Tages, und behält den Got-
tespfennig über Nacht, so sol der Kauf stets bleiben zu
beiden Seiten. Es sey denn, daß ein Pferd staar-
blind oder hauptsichtig sey, alsdenn mags ein Mann
wol wiedergeben innerhalb 8 Tagen.
26 Kap.So einem Rathmanne geboten wird von dem
Bürgermeister zu Botschaften oder zu andern Sa-
chen, als gen Dünemünde oder dergleichen, binnen der
Stadtsmarke, und thut er das nicht, so sol er das bes-
sern mit 3 Mark Silbers.
[Spaltenumbruch] In emtione si arrhae per
noctem retineantur, poe-
nitere non licet, exceptis
equis vitiosis, qui intra
octiduum restituantur.
Senatores a Consulibus
vocati obtemperent.

2 Buch,
3 Kap.
Ein Vorsprach sol haben 6 Oehr, daß er einen Mann an seinem Leibe
spricht, und 4 an seiner Gesundheit, und von einer schlechten Klage 4 Pfennige Lübisch.
Wird aber ein Urtel bescholten aufs Haus, davon sol er haben ein Oehr.
3 Buch,
8 Kap.
Es mag sich niemand entschuldigen um Klage mit den Leuten, die mit am
Flooke und am Farde wehren; es mag auf den andern niemand zeugen, auf einige
Handsache von Schuld, mit dem, der sein Compan daran ist, oder dem die Sache
mit angehet.
5 Buch,
19 Kap.
So ein Mann oder Weibsperson in ein geistlich Leben gegeben wird, und
Gehorsam thut, die mag kein Erbe aufböhren, oder fahrende Habe, es wäre ihm
denn gegeben mit Willen.
Ein
*) Daß diese Oertgen die ehmals sogenanten Artte oder Artige seyn, hat schon Herr Caspar von Ceu-
mern
S. 137 aus alten Berechnungen erwiesen.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter.
1228geſchriebene Stadtrecht r)eingefuͤhret ſey, laͤſt ſich ſo wenig mit Gewisheit ſagen,

als
Desgleichen iſts auch mit der Dienſtmagd zu halten.
Was man fuͤr einen Todſchlag und Wunde giebt, iſt
dasdritte Theil der Herrſchaft, und zwey Theile dem Klaͤ-
ger, dem die Sache angehet.
Was man beſſert fuͤr Gewalt und Richtigkeit, iſt der Herr-
ſchaft.
Von dieſen Geſetzen hat man mancherley Abſchriften, die aber der Ordnung, den
Strafgeldern, und den Ausdruͤcken nach ſich unterſcheiden. Wir haben dieſe aus einem
oͤffentlichen Orte; die aͤlteſten haben ſo unleſerlich und unverſtaͤndlich deutſch, daß
wir eine neue Uberſetzung hinzu fuͤgen muͤſten. Die Marken machen in noch nicht ſehr
alten Berechnungen viele Schwierigkeiten, indem ſie in dem 16 und 17 Jahrh. von
3 bis gegen 40 auf einen Reichsthaler geſprungen. Doch muͤſſen die aͤlteſten Marke
an Silber ein gut Pfund gehalten haben, weil die Oeſeringe, die einer halben
Mark gleich kamen, das ſind die groſſen aus dichtem Silber verfertigten runden
Schnallen, womit die reichen Baͤuerinnen ihre Wepen auf der Bruſt feſt machen,
und nun ſchon ziemlich zur altvaͤteriſchen Tracht gehoͤren, ein halb Pfund und mehr an
Gewichte betragen.
Jn einer bey dem Archiv befindlichen weitlaͤuftigen Nachricht von der alten lief-
laͤndiſchen
Muͤnzvaleur, aus der der Herr Landrath v. Ceumern einen Auszug bey
ſein Theatridion drucken laſſen, findet ſich noch am Ende dieſer Werth:
[Spaltenumbruch]
1 Mark Goldes iſt nach alter rigiſcher Gewonheit
1 Mark Silber ‒ ‒
1 Oehr ‒ ‒
1 Nagat ‒ ‒
1 Oertgen*) ‒ ‒
3 Pfennige machen einen Schilling.
[Spaltenumbruch]
8 Mark Rigiſch oder 8 Rthlr.
4 ‒ ‒ ‒ 4 ‒
‒ 3 ßl.
‒ 2 ‒
‒ 1 ‒
Der groſſen Gilde in Riga Morgengabe iſt 60 Mark loͤthig á 4 Rthlr. ‒ 240 Rthlr.
‒ kleinen Gilde ‒ ‒ 40 ‒ ‒ á 4 Rthlr. ‒ 160 Rthlr.
r) Das alte geſchriebene Stadtrecht iſt in 11 Buͤchern verfaſſet, deren Rubrik Menius
S. 6 richtig angiebt. Es| war auch in der Stadt Doͤrpt eingefuͤret, iſt aber niemals in
Druck gekommen, auſer daß das 7 Buch, unter dem Titel einer Vormuͤnder-Ord-
nung
in 60 Artikeln, etwas erweitert bey Nic. Mollin 1591 gedruckt ans Licht ge-
treten, und zum andernmal 1687 zu Riga durch Noͤllern wieder abgedruckt worden,
bey welcher andern Auflage man doch die Vorrede vermiſſet. Um der Hiſtorie willen,
wollen wir unſern Leſern aus den uͤbrigen 10 Buͤchern etliche Artikel ausſuchen, die fuͤr
andern etwas Seltenes an ſich haben.
[Spaltenumbruch] 1 Buch,
17 Kap.
Wenn ein Mann einen Kauf ſchließt, und einen
Gottespfennig darauf giebet, und wird der Kauf
nicht wiederrufen deſſelben Tages, und behaͤlt den Got-
tespfennig uͤber Nacht, ſo ſol der Kauf ſtets bleiben zu
beiden Seiten. Es ſey denn, daß ein Pferd ſtaar-
blind oder hauptſichtig ſey, alsdenn mags ein Mann
wol wiedergeben innerhalb 8 Tagen.
26 Kap.So einem Rathmanne geboten wird von dem
Buͤrgermeiſter zu Botſchaften oder zu andern Sa-
chen, als gen Duͤnemuͤnde oder dergleichen, binnen der
Stadtsmarke, und thut er das nicht, ſo ſol er das beſ-
ſern mit 3 Mark Silbers.
[Spaltenumbruch] In emtione ſi arrhæ per
noctem retineantur, poe-
nitere non licet, exceptis
equis vitioſis, qui intra
octiduum reſtituantur.
Senatores a Conſulibus
vocati obtemperent.

2 Buch,
3 Kap.
Ein Vorſprach ſol haben 6 Oehr, daß er einen Mann an ſeinem Leibe
ſpricht, und 4 an ſeiner Geſundheit, und von einer ſchlechten Klage 4 Pfennige Luͤbiſch.
Wird aber ein Urtel beſcholten aufs Haus, davon ſol er haben ein Oehr.
3 Buch,
8 Kap.
Es mag ſich niemand entſchuldigen um Klage mit den Leuten, die mit am
Flooke und am Farde wehren; es mag auf den andern niemand zeugen, auf einige
Handſache von Schuld, mit dem, der ſein Compan daran iſt, oder dem die Sache
mit angehet.
5 Buch,
19 Kap.
So ein Mann oder Weibsperſon in ein geiſtlich Leben gegeben wird, und
Gehorſam thut, die mag kein Erbe aufboͤhren, oder fahrende Habe, es waͤre ihm
denn gegeben mit Willen.
Ein
*) Daß dieſe Oertgen die ehmals ſogenanten Artte oder Artige ſeyn, hat ſchon Herr Caſpar von Ceu-
mern
S. 137 aus alten Berechnungen erwieſen.
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[30/0048] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter. geſchriebene Stadtrecht r)eingefuͤhret ſey, laͤſt ſich ſo wenig mit Gewisheit ſagen, als q) 1228 r) Das alte geſchriebene Stadtrecht iſt in 11 Buͤchern verfaſſet, deren Rubrik Menius S. 6 richtig angiebt. Es| war auch in der Stadt Doͤrpt eingefuͤret, iſt aber niemals in Druck gekommen, auſer daß das 7 Buch, unter dem Titel einer Vormuͤnder-Ord- nung in 60 Artikeln, etwas erweitert bey Nic. Mollin 1591 gedruckt ans Licht ge- treten, und zum andernmal 1687 zu Riga durch Noͤllern wieder abgedruckt worden, bey welcher andern Auflage man doch die Vorrede vermiſſet. Um der Hiſtorie willen, wollen wir unſern Leſern aus den uͤbrigen 10 Buͤchern etliche Artikel ausſuchen, die fuͤr andern etwas Seltenes an ſich haben. Wenn ein Mann einen Kauf ſchließt, und einen Gottespfennig darauf giebet, und wird der Kauf nicht wiederrufen deſſelben Tages, und behaͤlt den Got- tespfennig uͤber Nacht, ſo ſol der Kauf ſtets bleiben zu beiden Seiten. Es ſey denn, daß ein Pferd ſtaar- blind oder hauptſichtig ſey, alsdenn mags ein Mann wol wiedergeben innerhalb 8 Tagen. So einem Rathmanne geboten wird von dem Buͤrgermeiſter zu Botſchaften oder zu andern Sa- chen, als gen Duͤnemuͤnde oder dergleichen, binnen der Stadtsmarke, und thut er das nicht, ſo ſol er das beſ- ſern mit 3 Mark Silbers. In emtione ſi arrhæ per noctem retineantur, poe- nitere non licet, exceptis equis vitioſis, qui intra octiduum reſtituantur. Senatores a Conſulibus vocati obtemperent. Ein Vorſprach ſol haben 6 Oehr, daß er einen Mann an ſeinem Leibe ſpricht, und 4 an ſeiner Geſundheit, und von einer ſchlechten Klage 4 Pfennige Luͤbiſch. Wird aber ein Urtel beſcholten aufs Haus, davon ſol er haben ein Oehr. Es mag ſich niemand entſchuldigen um Klage mit den Leuten, die mit am Flooke und am Farde wehren; es mag auf den andern niemand zeugen, auf einige Handſache von Schuld, mit dem, der ſein Compan daran iſt, oder dem die Sache mit angehet. So ein Mann oder Weibsperſon in ein geiſtlich Leben gegeben wird, und Gehorſam thut, die mag kein Erbe aufboͤhren, oder fahrende Habe, es waͤre ihm denn gegeben mit Willen. Ein q) Desgleichen iſts auch mit der Dienſtmagd zu halten. Was man fuͤr einen Todſchlag und Wunde giebt, iſt dasdritte Theil der Herrſchaft, und zwey Theile dem Klaͤ- ger, dem die Sache angehet. Was man beſſert fuͤr Gewalt und Richtigkeit, iſt der Herr- ſchaft. Von dieſen Geſetzen hat man mancherley Abſchriften, die aber der Ordnung, den Strafgeldern, und den Ausdruͤcken nach ſich unterſcheiden. Wir haben dieſe aus einem oͤffentlichen Orte; die aͤlteſten haben ſo unleſerlich und unverſtaͤndlich deutſch, daß wir eine neue Uberſetzung hinzu fuͤgen muͤſten. Die Marken machen in noch nicht ſehr alten Berechnungen viele Schwierigkeiten, indem ſie in dem 16 und 17 Jahrh. von 3 bis gegen 40 auf einen Reichsthaler geſprungen. Doch muͤſſen die aͤlteſten Marke an Silber ein gut Pfund gehalten haben, weil die Oeſeringe, die einer halben Mark gleich kamen, das ſind die groſſen aus dichtem Silber verfertigten runden Schnallen, womit die reichen Baͤuerinnen ihre Wepen auf der Bruſt feſt machen, und nun ſchon ziemlich zur altvaͤteriſchen Tracht gehoͤren, ein halb Pfund und mehr an Gewichte betragen. Jn einer bey dem Archiv befindlichen weitlaͤuftigen Nachricht von der alten lief- laͤndiſchen Muͤnzvaleur, aus der der Herr Landrath v. Ceumern einen Auszug bey ſein Theatridion drucken laſſen, findet ſich noch am Ende dieſer Werth: 1 Mark Goldes iſt nach alter rigiſcher Gewonheit 1 Mark Silber ‒ ‒ 1 Oehr ‒ ‒ 1 Nagat ‒ ‒ 1 Oertgen *) ‒ ‒ 3 Pfennige machen einen Schilling. 8 Mark Rigiſch oder 8 Rthlr. 4 ‒ ‒ ‒ 4 ‒ ‒ 3 ßl. ‒ 2 ‒ ‒ 1 ‒ Der groſſen Gilde in Riga Morgengabe iſt 60 Mark loͤthig á 4 Rthlr. ‒ 240 Rthlr. ‒ kleinen Gilde ‒ ‒ 40 ‒ ‒ á 4 Rthlr. ‒ 160 Rthlr. *) Daß dieſe Oertgen die ehmals ſogenanten Artte oder Artige ſeyn, hat ſchon Herr Caſpar von Ceu- mern S. 137 aus alten Berechnungen erwieſen.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/48>, abgerufen am 29.03.2024.