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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
das Schworbische von Oesel, wo die Seeräuber recht ihr Nest hatten, zu1226
erobern, sondern eilte nach Hause, alwo er die Seinigen erst ausruhen lies und
so dann in Semgallen den Gegenbesuch abstattete, wo er bey 1600 Feinde er-
schlug, und viel Beute machte, aber auch 300 Mann schwächer in Riga an-
kam. Albert von Stade meldet die Begebenheit, da die Mönche zu Düne-
münde
von den Heiden zu Märtyrern gemacht worden, zwey Jahre später.

So bald die See wider aufgegangen war, gieng der Herzog Barmm von
Pommern und der Graf von Arnstein nebst einer zahlreichen Pilgergesel-
schaft wieder nach Deutschland. Hierauf hatte sich der Semgaller Aelteste,
Westhard, gespitzet. Er verband sich also mit den Litthauern, überfiel
Ascherade, und verheerte die ganze Gegend. Der Schlosvogt, Marquard
von Bührbach, ein braver und gesetzter Mann, nahm so viel Liefländer und
Letten, als er aufbringen konte, setzte diesen Freibeutern des Morgens nach, jagte
ihnen den Raub ab, und streckte bey 500 ins Gras. Westhard, der eben
beim Früstücken überrumpelt wurde, nahm gleich einen Brand aus dem Feuer,
und schlug den Schlosvogt damit so derb ins Gesicht, daß ihm die Zähne aus
dem Munde fielen. Hierdurch bekam er Zeit zu entwischen. Die von Asche-
rade
gewonnen das Feld und liessen 200 Mann im Stiche. Volquin gab auf
erhaltene Nachricht von diesem vortheilhaften Scharmützel Westharden noch
weiter das Geleite, holte auch die Semgaller ein, erbeutete über 1500 Pferde
und erlegte 2000 Feinde. Doch kostete ihm dieser Sieg gleichfals 600 von den
Seinigen.

Jn eben dem Jahr sandte der Ordensmeister einen lübischen Domherren,
Joh. Volckarson, und die Bürger zu Lübeck, Wilhelm Bertholson,
und Joh. von Bremen an den Kaiser Fridrich den IIten, um denselben im
Namen der Brüder vorzutragen, wie nöthig es dem Orden zur Beschützung der
neuen Republic sey, daß ihm alle Güter und Rechte, so ihnen die Bischöfe von
Liefland und Leal auf eine rechtsbeständige Weise ertheilet oder noch künftig
ertheilen möchten, bestätiget, und alles Metal in und über der Erde, das sonst
zur kaiserl. Kammer gehöre, zugesprochen würde. Der Kaiser wilfahrete dem
Orden in Betrachtung des Todeskampfes, welchen die Brüder täglich auszustehen
hätten, und verbot durchs ganze römische Reich bey 50 Mark reines Goldes,
daß niemand sie in ihren Grenzen beunruhigen solte. Der Urbrief davon ist
bey Parma im Maymonat des 14ten Jndictionsjahrs unterzeichnet. Als Zeu-
gen waren dabey gegenwärtig die Erzbischöfe, Albert von Magdeburg, von
Meiland und der von Jvrea, der Bischof von Chur und Abt zu St. Gal-
len,
die Bischöfe zu Zeitz, Hildesheim, Jacob von Turin und M. von
Ymola, der Hochmeister Herman Landgraf von Thüringen, Herzog zu
Sachsen, Renald Herzog von Spoleto, ein Graf von Wien, von
Queurenberch, von Evresteen, dessen Brüder und andre mehr m).

Der
Jn den folgenden Jahren bedient er sich in öffentlichen Schriften des Titels eines
Bischofs von Sabina. Aus den Documenten seiner Zeit bemerken wir, daß der
vornehmste Adel, auch gräfl. und fürstl. Personen sich an den Bischof gehalten, weil
sie als Pilger und Freiwillige in Liefland dienten. Der Ordensmeister Volquin
hat in Versiegelungen und Unterschriften seinen Rang nach dem Propste zu Riga: doch
folgen auch in vielen die Grafen und Vasallen der Kirche erst nach ihm.
m) Noch gefälliger lauteten die Freiheitsbriefe dieses Friedrichs, die er dem deutschen
Orden verliehen, und an dem die Liefländer nach der Ordensvereinigung Theil nah-
men: als, eine vom April 1221 zu Tarent, von dem alten Besitz der Schlösser, Dorf-
schaften (casalia*)) Menschen und Güter, von dem freien Gebrauch des Wassers, Grases,
Hol-
*) Casalia sind bey Dörfern die Edelhöfe, Landgüter und so genanten Lusthöfgen, die Friedrich der
IIte als König von Sicilien nach der sicilianischen Landsprache so benennet. Hugo Fulcandus,
ein sicilianischer Schriftsteller, braucht das Wort in eben der Bedeutung. Gewöhnlich nennen
die
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Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
das Schworbiſche von Oeſel, wo die Seeraͤuber recht ihr Neſt hatten, zu1226
erobern, ſondern eilte nach Hauſe, alwo er die Seinigen erſt ausruhen lies und
ſo dann in Semgallen den Gegenbeſuch abſtattete, wo er bey 1600 Feinde er-
ſchlug, und viel Beute machte, aber auch 300 Mann ſchwaͤcher in Riga an-
kam. Albert von Stade meldet die Begebenheit, da die Moͤnche zu Duͤne-
muͤnde
von den Heiden zu Maͤrtyrern gemacht worden, zwey Jahre ſpaͤter.

So bald die See wider aufgegangen war, gieng der Herzog Barmm von
Pommern und der Graf von Arnſtein nebſt einer zahlreichen Pilgergeſel-
ſchaft wieder nach Deutſchland. Hierauf hatte ſich der Semgaller Aelteſte,
Weſthard, geſpitzet. Er verband ſich alſo mit den Litthauern, uͤberfiel
Aſcherade, und verheerte die ganze Gegend. Der Schlosvogt, Marquard
von Buͤhrbach, ein braver und geſetzter Mann, nahm ſo viel Lieflaͤnder und
Letten, als er aufbringen konte, ſetzte dieſen Freibeutern des Morgens nach, jagte
ihnen den Raub ab, und ſtreckte bey 500 ins Gras. Weſthard, der eben
beim Fruͤſtuͤcken uͤberrumpelt wurde, nahm gleich einen Brand aus dem Feuer,
und ſchlug den Schlosvogt damit ſo derb ins Geſicht, daß ihm die Zaͤhne aus
dem Munde fielen. Hierdurch bekam er Zeit zu entwiſchen. Die von Aſche-
rade
gewonnen das Feld und lieſſen 200 Mann im Stiche. Volquin gab auf
erhaltene Nachricht von dieſem vortheilhaften Scharmuͤtzel Weſtharden noch
weiter das Geleite, holte auch die Semgaller ein, erbeutete uͤber 1500 Pferde
und erlegte 2000 Feinde. Doch koſtete ihm dieſer Sieg gleichfals 600 von den
Seinigen.

Jn eben dem Jahr ſandte der Ordensmeiſter einen luͤbiſchen Domherren,
Joh. Volckarſon, und die Buͤrger zu Luͤbeck, Wilhelm Bertholſon,
und Joh. von Bremen an den Kaiſer Fridrich den IIten, um denſelben im
Namen der Bruͤder vorzutragen, wie noͤthig es dem Orden zur Beſchuͤtzung der
neuen Republic ſey, daß ihm alle Guͤter und Rechte, ſo ihnen die Biſchoͤfe von
Liefland und Leal auf eine rechtsbeſtaͤndige Weiſe ertheilet oder noch kuͤnftig
ertheilen moͤchten, beſtaͤtiget, und alles Metal in und uͤber der Erde, das ſonſt
zur kaiſerl. Kammer gehoͤre, zugeſprochen wuͤrde. Der Kaiſer wilfahrete dem
Orden in Betrachtung des Todeskampfes, welchen die Bruͤder taͤglich auszuſtehen
haͤtten, und verbot durchs ganze roͤmiſche Reich bey 50 Mark reines Goldes,
daß niemand ſie in ihren Grenzen beunruhigen ſolte. Der Urbrief davon iſt
bey Parma im Maymonat des 14ten Jndictionsjahrs unterzeichnet. Als Zeu-
gen waren dabey gegenwaͤrtig die Erzbiſchoͤfe, Albert von Magdeburg, von
Meiland und der von Jvrea, der Biſchof von Chur und Abt zu St. Gal-
len,
die Biſchoͤfe zu Zeitz, Hildesheim, Jacob von Turin und M. von
Ymola, der Hochmeiſter Herman Landgraf von Thuͤringen, Herzog zu
Sachſen, Renald Herzog von Spoleto, ein Graf von Wien, von
Queurenberch, von Evreſteen, deſſen Bruͤder und andre mehr m).

Der
Jn den folgenden Jahren bedient er ſich in oͤffentlichen Schriften des Titels eines
Biſchofs von Sabina. Aus den Documenten ſeiner Zeit bemerken wir, daß der
vornehmſte Adel, auch graͤfl. und fuͤrſtl. Perſonen ſich an den Biſchof gehalten, weil
ſie als Pilger und Freiwillige in Liefland dienten. Der Ordensmeiſter Volquin
hat in Verſiegelungen und Unterſchriften ſeinen Rang nach dem Propſte zu Riga: doch
folgen auch in vielen die Grafen und Vaſallen der Kirche erſt nach ihm.
m) Noch gefaͤlliger lauteten die Freiheitsbriefe dieſes Friedrichs, die er dem deutſchen
Orden verliehen, und an dem die Lieflaͤnder nach der Ordensvereinigung Theil nah-
men: als, eine vom April 1221 zu Tarent, von dem alten Beſitz der Schloͤſſer, Dorf-
ſchaften (caſalia*)) Menſchen und Guͤter, von dem freien Gebrauch des Waſſers, Graſes,
Hol-
*) Caſalia ſind bey Doͤrfern die Edelhoͤfe, Landguͤter und ſo genanten Luſthoͤfgen, die Friedrich der
IIte als Koͤnig von Sicilien nach der ſicilianiſchen Landſprache ſo benennet. Hugo Fulcandus,
ein ſicilianiſcher Schriftſteller, braucht das Wort in eben der Bedeutung. Gewoͤhnlich nennen
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[19/0037] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. das Schworbiſche von Oeſel, wo die Seeraͤuber recht ihr Neſt hatten, zu erobern, ſondern eilte nach Hauſe, alwo er die Seinigen erſt ausruhen lies und ſo dann in Semgallen den Gegenbeſuch abſtattete, wo er bey 1600 Feinde er- ſchlug, und viel Beute machte, aber auch 300 Mann ſchwaͤcher in Riga an- kam. Albert von Stade meldet die Begebenheit, da die Moͤnche zu Duͤne- muͤnde von den Heiden zu Maͤrtyrern gemacht worden, zwey Jahre ſpaͤter. 1226 So bald die See wider aufgegangen war, gieng der Herzog Barmm von Pommern und der Graf von Arnſtein nebſt einer zahlreichen Pilgergeſel- ſchaft wieder nach Deutſchland. Hierauf hatte ſich der Semgaller Aelteſte, Weſthard, geſpitzet. Er verband ſich alſo mit den Litthauern, uͤberfiel Aſcherade, und verheerte die ganze Gegend. Der Schlosvogt, Marquard von Buͤhrbach, ein braver und geſetzter Mann, nahm ſo viel Lieflaͤnder und Letten, als er aufbringen konte, ſetzte dieſen Freibeutern des Morgens nach, jagte ihnen den Raub ab, und ſtreckte bey 500 ins Gras. Weſthard, der eben beim Fruͤſtuͤcken uͤberrumpelt wurde, nahm gleich einen Brand aus dem Feuer, und ſchlug den Schlosvogt damit ſo derb ins Geſicht, daß ihm die Zaͤhne aus dem Munde fielen. Hierdurch bekam er Zeit zu entwiſchen. Die von Aſche- rade gewonnen das Feld und lieſſen 200 Mann im Stiche. Volquin gab auf erhaltene Nachricht von dieſem vortheilhaften Scharmuͤtzel Weſtharden noch weiter das Geleite, holte auch die Semgaller ein, erbeutete uͤber 1500 Pferde und erlegte 2000 Feinde. Doch koſtete ihm dieſer Sieg gleichfals 600 von den Seinigen. Jn eben dem Jahr ſandte der Ordensmeiſter einen luͤbiſchen Domherren, Joh. Volckarſon, und die Buͤrger zu Luͤbeck, Wilhelm Bertholſon, und Joh. von Bremen an den Kaiſer Fridrich den IIten, um denſelben im Namen der Bruͤder vorzutragen, wie noͤthig es dem Orden zur Beſchuͤtzung der neuen Republic ſey, daß ihm alle Guͤter und Rechte, ſo ihnen die Biſchoͤfe von Liefland und Leal auf eine rechtsbeſtaͤndige Weiſe ertheilet oder noch kuͤnftig ertheilen moͤchten, beſtaͤtiget, und alles Metal in und uͤber der Erde, das ſonſt zur kaiſerl. Kammer gehoͤre, zugeſprochen wuͤrde. Der Kaiſer wilfahrete dem Orden in Betrachtung des Todeskampfes, welchen die Bruͤder taͤglich auszuſtehen haͤtten, und verbot durchs ganze roͤmiſche Reich bey 50 Mark reines Goldes, daß niemand ſie in ihren Grenzen beunruhigen ſolte. Der Urbrief davon iſt bey Parma im Maymonat des 14ten Jndictionsjahrs unterzeichnet. Als Zeu- gen waren dabey gegenwaͤrtig die Erzbiſchoͤfe, Albert von Magdeburg, von Meiland und der von Jvrea, der Biſchof von Chur und Abt zu St. Gal- len, die Biſchoͤfe zu Zeitz, Hildesheim, Jacob von Turin und M. von Ymola, der Hochmeiſter Herman Landgraf von Thuͤringen, Herzog zu Sachſen, Renald Herzog von Spoleto, ein Graf von Wien, von Queurenberch, von Evreſteen, deſſen Bruͤder und andre mehr m). Der l) m) Noch gefaͤlliger lauteten die Freiheitsbriefe dieſes Friedrichs, die er dem deutſchen Orden verliehen, und an dem die Lieflaͤnder nach der Ordensvereinigung Theil nah- men: als, eine vom April 1221 zu Tarent, von dem alten Beſitz der Schloͤſſer, Dorf- ſchaften (caſalia *) ) Menſchen und Guͤter, von dem freien Gebrauch des Waſſers, Graſes, Hol- *) Caſalia ſind bey Doͤrfern die Edelhoͤfe, Landguͤter und ſo genanten Luſthoͤfgen, die Friedrich der IIte als Koͤnig von Sicilien nach der ſicilianiſchen Landſprache ſo benennet. Hugo Fulcandus, ein ſicilianiſcher Schriftſteller, braucht das Wort in eben der Bedeutung. Gewoͤhnlich nennen die l) Jn den folgenden Jahren bedient er ſich in oͤffentlichen Schriften des Titels eines Biſchofs von Sabina. Aus den Documenten ſeiner Zeit bemerken wir, daß der vornehmſte Adel, auch graͤfl. und fuͤrſtl. Perſonen ſich an den Biſchof gehalten, weil ſie als Pilger und Freiwillige in Liefland dienten. Der Ordensmeiſter Volquin hat in Verſiegelungen und Unterſchriften ſeinen Rang nach dem Propſte zu Riga: doch folgen auch in vielen die Grafen und Vaſallen der Kirche erſt nach ihm. E 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/37>, abgerufen am 20.04.2024.