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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

Der modenesische Bischof Wilhelm war etliche Jahr im Lande. Sei-1225
ne Geschäfte, welche er mit Volmacht und im Namen des Papsts glücklich und
zum Besten von Liefland ausrichtete, bestanden ausser andern erbaulichen Ar-
beiten auch in Beilegung der Grenzstreitigkeiten, wobey er der Stadt Riga
durch Anweisung einer richtigen Mark und Grenze besondere Dienste gethan,
weil sie in allen folgenden Grenzirrungen für entscheidend angenommen wor-
den. Jn der Jacobi Kirche entschied er den Streit zwischen dem Bischof und
Meister über die Worte: "Mit aller weltlichen und geistlichen Gerichtbarkeit" also:
der Meister hat das Gericht über die Brüder und deren Geistliche in weltlichen Hän-
deln: im Geistlichen stehen alle, ja der Meister selbst, unter dem Bischof, an
welchen auch die Apellation ergehet. Als Zeugen davon waren zugegen Albert
Bisch. z. Riga, Lambert B. z. Semgallen, Mag. Ludolph, Domherr zu
Lübeck, Siegfried Domherr zu Hildesheim, Arnold, Kapellan des Bi-
schof Alberts, im August in der 13 Jndiction.

Am 8ten April sprach er Volquin das Jus patronatus auf die damals1226
in der Vorstadt gelegene Jacobskirche ab, weil der Bischof dieses Recht durch
besondere Briefe des Papsts erhalten. Den Brüdern wird die Jürgenskirche
angewiesen, doch ohne eine Parochie dabey zu haben. Ausser den vorhin gedach-
ten war noch Hr. Dietrich Abt zu Dünemünde zugegen l).

Wie
ita quoque flumen sit liberum et apertum, vt nulli quocunque genere piscationis li-
ceat piscari ab ipso gurgustio, infra vsque ad locum a dextris in descensu, vbi via
Ruthenorum. Haec autem libertas et apertio aquae permaneat omnibus temporibus,
quibus Dnus Episcopus vel praedicti fratres piscari voluerint, in gurgnstio supra di-
cto. Ad maiorem euidentiam termini praecipimus ab vtroque latere crucem adpo-
ni, a praedicto autem termino vsque ad stagnum nulli facere vel habere liceat gur-
gustium, quod teneat vltra dimidium aquae.
Huius igitur actionis testes sunt Rothmarus Praepositus Tarbatensis et eius con-
uentus ac ceteri testes. Datum anno Domini
1224.
Palaggen verfertiget. Man bindet dünne Stöcke von Gränen oder Tannen, deren Dicke im
Durchschnit 1 oder anderthalb Zolle beträget, und welche die Fischer Tharen nennen, mit Bast an
drey Stangen, die anderthalb bis 2 Faden lang sind und eine Elle weit von einander liegen,
ganz dichte zusammen. Der Palaggen aber liegen 60, 80 bis 100 Stück nach der Breite des
Stroms neben einander, werden gegen den Strom vor die Böcke bis auf den Grund gesetzet,
und an die Böcke mit Bast oder Witzen, das ist zusammen geflochtenen jungen Birken, ange-
bunden. Jn den Palaggen wird eine Oefnung gelassen, vor welche die eigentliche Lachskammer
zu liegen komt. Diese Lachskammern, deren wol 5 bis 7 in einer Wehren liegen, sind viereckigt
und haben vorne einen weiten Eingang, worein der Lachs, der aus der See gegen den Strom
gehet, den Strich nimt, hinten aber sich durch eine Oefnung von etwan 4 bis 5 Zoll drengen und
durcharbeiten mus. Weil nun der Fisch sich gleich auf die Seite wendet, und in der geraumen
Kammer den Eingang nicht wieder findet, so heben die Fischer ihren Gefangenen mit einem gros-
sen so genanten Kessel heraus, und keulen ihn auf den Kopf, daß er davon das Ausreissen ver-
gist. Die Lachswehren werden im Anfang des Maymonats geschlagen, gleichwie die Neunau-
genwehren im September. Diese letzten haben eben dieselbe Zusammensetzung, nur daß an
statt der Kammern Körbe von feinem Weidenstrauch angesetzet werden, die den gewöhnlichen Fisch-
reusen ähnlich sehen. Jn kleinern Flüssen sind die Gurgustia oder Kasten kleiner und mit einem
Glöcklein versehen, welches bey dem Einschlupfen des Lachses oder eines andern grossen Fisches
klingeln mus. Auch die Aale müssen diesen Weg mehrentheils wandern.
l) Er bestätigte nicht nur die bischöflichen Verträge mit den Ordensbrüdern, z. E. daß
man von dem Urteil des Meisters sich auf den Bischof berufen könne; sondern stiftete
auch einen Vergleich zwischen dem semgallischen Bischof Lambert, und zwischen
dem Syndicus und der rigischen Bürgerschaft wegen des Schlosses Babat, das
auch der heil. Marie Schlos heisset. Von der Vereinigung der Babat mit der
semgallischen Aa an bis nach der See, gehöret der halbe Strom und das ganze dis-
seitige Ufer der Bürgerschaft, welche eben so wie der Bischof selbst, die Freyheit hat,
auf dem bischöflichen Theil Gras zu hauen, Heu zu machen, Holz zu fällen, und
ein ewiges Recht in der Babat zu fischen behält. Jm Jahr 1226 schlichtete er die
Verdrieslichkeiten, die sich zwischen dem Abt und den Mönchen in Dünemünde, und
zwischen der Stadt entsponnen. Er verordnete dazu die Comißarien, Lambert, ei-
nen
E
Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

Der modeneſiſche Biſchof Wilhelm war etliche Jahr im Lande. Sei-1225
ne Geſchaͤfte, welche er mit Volmacht und im Namen des Papſts gluͤcklich und
zum Beſten von Liefland ausrichtete, beſtanden auſſer andern erbaulichen Ar-
beiten auch in Beilegung der Grenzſtreitigkeiten, wobey er der Stadt Riga
durch Anweiſung einer richtigen Mark und Grenze beſondere Dienſte gethan,
weil ſie in allen folgenden Grenzirrungen fuͤr entſcheidend angenommen wor-
den. Jn der Jacobi Kirche entſchied er den Streit zwiſchen dem Biſchof und
Meiſter uͤber die Worte: „Mit aller weltlichen und geiſtlichen Gerichtbarkeit‟ alſo:
der Meiſter hat das Gericht uͤber die Bruͤder und deren Geiſtliche in weltlichen Haͤn-
deln: im Geiſtlichen ſtehen alle, ja der Meiſter ſelbſt, unter dem Biſchof, an
welchen auch die Apellation ergehet. Als Zeugen davon waren zugegen Albert
Biſch. z. Riga, Lambert B. z. Semgallen, Mag. Ludolph, Domherr zu
Luͤbeck, Siegfried Domherr zu Hildesheim, Arnold, Kapellan des Bi-
ſchof Alberts, im Auguſt in der 13 Jndiction.

Am 8ten April ſprach er Volquin das Jus patronatus auf die damals1226
in der Vorſtadt gelegene Jacobskirche ab, weil der Biſchof dieſes Recht durch
beſondere Briefe des Papſts erhalten. Den Bruͤdern wird die Juͤrgenskirche
angewieſen, doch ohne eine Parochie dabey zu haben. Auſſer den vorhin gedach-
ten war noch Hr. Dietrich Abt zu Duͤnemuͤnde zugegen l).

Wie
ita quoque flumen ſit liberum et apertum, vt nulli quocunque genere piſcationis li-
ceat piſcari ab ipſo gurguſtio, infra vsque ad locum a dextris in deſcenſu, vbi via
Ruthenorum. Haec autem libertas et apertio aquae permaneat omnibus temporibus,
quibus Dnus Epiſcopus vel praedicti fratres piſcari voluerint, in gurgnſtio ſupra di-
cto. Ad maiorem euidentiam termini praecipimus ab vtroque latere crucem adpo-
ni, a praedicto autem termino vsque ad ſtagnum nulli facere vel habere liceat gur-
guſtium, quod teneat vltra dimidium aquae.
Huius igitur actionis teſtes ſunt Rothmarus Praepoſitus Tarbatenſis et eius con-
uentus ac ceteri teſtes. Datum anno Domini
1224.
Palaggen verfertiget. Man bindet duͤnne Stoͤcke von Graͤnen oder Tannen, deren Dicke im
Durchſchnit 1 oder anderthalb Zolle betraͤget, und welche die Fiſcher Tharen nennen, mit Baſt an
drey Stangen, die anderthalb bis 2 Faden lang ſind und eine Elle weit von einander liegen,
ganz dichte zuſammen. Der Palaggen aber liegen 60, 80 bis 100 Stuͤck nach der Breite des
Stroms neben einander, werden gegen den Strom vor die Boͤcke bis auf den Grund geſetzet,
und an die Boͤcke mit Baſt oder Witzen, das iſt zuſammen geflochtenen jungen Birken, ange-
bunden. Jn den Palaggen wird eine Oefnung gelaſſen, vor welche die eigentliche Lachskammer
zu liegen komt. Dieſe Lachskammern, deren wol 5 bis 7 in einer Wehren liegen, ſind viereckigt
und haben vorne einen weiten Eingang, worein der Lachs, der aus der See gegen den Strom
gehet, den Strich nimt, hinten aber ſich durch eine Oefnung von etwan 4 bis 5 Zoll drengen und
durcharbeiten mus. Weil nun der Fiſch ſich gleich auf die Seite wendet, und in der geraumen
Kammer den Eingang nicht wieder findet, ſo heben die Fiſcher ihren Gefangenen mit einem groſ-
ſen ſo genanten Keſſel heraus, und keulen ihn auf den Kopf, daß er davon das Ausreiſſen ver-
giſt. Die Lachswehren werden im Anfang des Maymonats geſchlagen, gleichwie die Neunau-
genwehren im September. Dieſe letzten haben eben dieſelbe Zuſammenſetzung, nur daß an
ſtatt der Kammern Koͤrbe von feinem Weidenſtrauch angeſetzet werden, die den gewoͤhnlichen Fiſch-
reuſen aͤhnlich ſehen. Jn kleinern Fluͤſſen ſind die Gurguſtia oder Kaſten kleiner und mit einem
Gloͤcklein verſehen, welches bey dem Einſchlupfen des Lachſes oder eines andern groſſen Fiſches
klingeln mus. Auch die Aale muͤſſen dieſen Weg mehrentheils wandern.
l) Er beſtaͤtigte nicht nur die biſchoͤflichen Vertraͤge mit den Ordensbruͤdern, z. E. daß
man von dem Urteil des Meiſters ſich auf den Biſchof berufen koͤnne; ſondern ſtiftete
auch einen Vergleich zwiſchen dem ſemgalliſchen Biſchof Lambert, und zwiſchen
dem Syndicus und der rigiſchen Buͤrgerſchaft wegen des Schloſſes Babat, das
auch der heil. Marie Schlos heiſſet. Von der Vereinigung der Babat mit der
ſemgalliſchen Aa an bis nach der See, gehoͤret der halbe Strom und das ganze diſ-
ſeitige Ufer der Buͤrgerſchaft, welche eben ſo wie der Biſchof ſelbſt, die Freyheit hat,
auf dem biſchoͤflichen Theil Gras zu hauen, Heu zu machen, Holz zu faͤllen, und
ein ewiges Recht in der Babat zu fiſchen behaͤlt. Jm Jahr 1226 ſchlichtete er die
Verdrieslichkeiten, die ſich zwiſchen dem Abt und den Moͤnchen in Duͤnemuͤnde, und
zwiſchen der Stadt entſponnen. Er verordnete dazu die Comißarien, Lambert, ei-
nen
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[17/0035] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. Der modeneſiſche Biſchof Wilhelm war etliche Jahr im Lande. Sei- ne Geſchaͤfte, welche er mit Volmacht und im Namen des Papſts gluͤcklich und zum Beſten von Liefland ausrichtete, beſtanden auſſer andern erbaulichen Ar- beiten auch in Beilegung der Grenzſtreitigkeiten, wobey er der Stadt Riga durch Anweiſung einer richtigen Mark und Grenze beſondere Dienſte gethan, weil ſie in allen folgenden Grenzirrungen fuͤr entſcheidend angenommen wor- den. Jn der Jacobi Kirche entſchied er den Streit zwiſchen dem Biſchof und Meiſter uͤber die Worte: „Mit aller weltlichen und geiſtlichen Gerichtbarkeit‟ alſo: der Meiſter hat das Gericht uͤber die Bruͤder und deren Geiſtliche in weltlichen Haͤn- deln: im Geiſtlichen ſtehen alle, ja der Meiſter ſelbſt, unter dem Biſchof, an welchen auch die Apellation ergehet. Als Zeugen davon waren zugegen Albert Biſch. z. Riga, Lambert B. z. Semgallen, Mag. Ludolph, Domherr zu Luͤbeck, Siegfried Domherr zu Hildesheim, Arnold, Kapellan des Bi- ſchof Alberts, im Auguſt in der 13 Jndiction. 1225 Am 8ten April ſprach er Volquin das Jus patronatus auf die damals in der Vorſtadt gelegene Jacobskirche ab, weil der Biſchof dieſes Recht durch beſondere Briefe des Papſts erhalten. Den Bruͤdern wird die Juͤrgenskirche angewieſen, doch ohne eine Parochie dabey zu haben. Auſſer den vorhin gedach- ten war noch Hr. Dietrich Abt zu Duͤnemuͤnde zugegen l). 1226 Wie k) *) l) Er beſtaͤtigte nicht nur die biſchoͤflichen Vertraͤge mit den Ordensbruͤdern, z. E. daß man von dem Urteil des Meiſters ſich auf den Biſchof berufen koͤnne; ſondern ſtiftete auch einen Vergleich zwiſchen dem ſemgalliſchen Biſchof Lambert, und zwiſchen dem Syndicus und der rigiſchen Buͤrgerſchaft wegen des Schloſſes Babat, das auch der heil. Marie Schlos heiſſet. Von der Vereinigung der Babat mit der ſemgalliſchen Aa an bis nach der See, gehoͤret der halbe Strom und das ganze diſ- ſeitige Ufer der Buͤrgerſchaft, welche eben ſo wie der Biſchof ſelbſt, die Freyheit hat, auf dem biſchoͤflichen Theil Gras zu hauen, Heu zu machen, Holz zu faͤllen, und ein ewiges Recht in der Babat zu fiſchen behaͤlt. Jm Jahr 1226 ſchlichtete er die Verdrieslichkeiten, die ſich zwiſchen dem Abt und den Moͤnchen in Duͤnemuͤnde, und zwiſchen der Stadt entſponnen. Er verordnete dazu die Comißarien, Lambert, ei- nen k) ita quoque flumen ſit liberum et apertum, vt nulli quocunque genere piſcationis li- ceat piſcari ab ipſo gurguſtio, infra vsque ad locum a dextris in deſcenſu, vbi via Ruthenorum. Haec autem libertas et apertio aquae permaneat omnibus temporibus, quibus Dnus Epiſcopus vel praedicti fratres piſcari voluerint, in gurgnſtio ſupra di- cto. Ad maiorem euidentiam termini praecipimus ab vtroque latere crucem adpo- ni, a praedicto autem termino vsque ad ſtagnum nulli facere vel habere liceat gur- guſtium, quod teneat vltra dimidium aquae. Huius igitur actionis teſtes ſunt Rothmarus Praepoſitus Tarbatenſis et eius con- uentus ac ceteri teſtes. Datum anno Domini 1224. *) Palaggen verfertiget. Man bindet duͤnne Stoͤcke von Graͤnen oder Tannen, deren Dicke im Durchſchnit 1 oder anderthalb Zolle betraͤget, und welche die Fiſcher Tharen nennen, mit Baſt an drey Stangen, die anderthalb bis 2 Faden lang ſind und eine Elle weit von einander liegen, ganz dichte zuſammen. Der Palaggen aber liegen 60, 80 bis 100 Stuͤck nach der Breite des Stroms neben einander, werden gegen den Strom vor die Boͤcke bis auf den Grund geſetzet, und an die Boͤcke mit Baſt oder Witzen, das iſt zuſammen geflochtenen jungen Birken, ange- bunden. Jn den Palaggen wird eine Oefnung gelaſſen, vor welche die eigentliche Lachskammer zu liegen komt. Dieſe Lachskammern, deren wol 5 bis 7 in einer Wehren liegen, ſind viereckigt und haben vorne einen weiten Eingang, worein der Lachs, der aus der See gegen den Strom gehet, den Strich nimt, hinten aber ſich durch eine Oefnung von etwan 4 bis 5 Zoll drengen und durcharbeiten mus. Weil nun der Fiſch ſich gleich auf die Seite wendet, und in der geraumen Kammer den Eingang nicht wieder findet, ſo heben die Fiſcher ihren Gefangenen mit einem groſ- ſen ſo genanten Keſſel heraus, und keulen ihn auf den Kopf, daß er davon das Ausreiſſen ver- giſt. Die Lachswehren werden im Anfang des Maymonats geſchlagen, gleichwie die Neunau- genwehren im September. Dieſe letzten haben eben dieſelbe Zuſammenſetzung, nur daß an ſtatt der Kammern Koͤrbe von feinem Weidenſtrauch angeſetzet werden, die den gewoͤhnlichen Fiſch- reuſen aͤhnlich ſehen. Jn kleinern Fluͤſſen ſind die Gurguſtia oder Kaſten kleiner und mit einem Gloͤcklein verſehen, welches bey dem Einſchlupfen des Lachſes oder eines andern groſſen Fiſches klingeln mus. Auch die Aale muͤſſen dieſen Weg mehrentheils wandern. E

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/35>, abgerufen am 20.04.2024.