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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

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a. Declination der Nomina.
Dometian's Leben Sava's, dessen Sprache so stark kirchenslavisch gefärbt oder
geradezu kirchenslavisch ist, dass sie nichts beweisen kann; und ebenso verhält
es sich mit dem Leben des heiligen Simon von König Stephan, aus dem a. a. O.
S. 156 si citirt wird, in den übrigen Quellen heisst es sija oder sa. Auf das i in
sija die Vermuthung zu gründen, dass durch Analogiebildung der fertigen Form
si das ja erst angefügt sei, ist deswegen nicht thunlich, weil auch andere Formen
desselben Pronomens schon im Altbulgarischen das i vor j zeigen, z. B. acc. sg.
sem. sija, nom.-acc. dual. msc. sija, acc. plur. msc.-fem. sije, dies i also
jedenfalls erst erklärt und ausser Zusammenhang mit dem des nom. sg. fem. sija
gesetzt sein müsste (auf die eigenthümlichen Formen dieses Pronomens wird uns
die Betrachtung der pronominalen Declination zurückführen; ich bemerke hier
nur vorläufig, dass im ab. si das j nur scheinbar fehlt, die Form steht für sji,
dieses für siji). Obwohl also diese Sprachen für die einst allgemeine Gültigkeit
des -ji kein Zeugniss ablegen, so ist doch anzunehmen, dass auch sie dieselben
einst besassen und nur, wesentlich durch die überwiegende Analogie der Feminina
auf -a, wieder verloren haben. Etwas weiter kommen wir nämlich mit den
anderen Sprachen; im Russischen finden sich die Formen auf -ynji u. s. w.
wenigstens vereinzelt auch in den profanen alten Denkmälern und kommen dia-
lektisch, während die Schriftsprache sie heutzutage gar nicht mehr aufweist, noch
vor : knjagnji (kniaghni) = gemeinrussisch kniaghinia, knjaginja = ab. kunegynji
(Fürstin) Pesni Rybnik. I, 138, v. 297. Am entscheidendsten ist hier das Pol-
nische: diejenigen von den oben aufgestellten Kategorien von Worten, die das
Polnische noch besitzt, haben auch hier i (= ji), nicht ja, z. B. auf -yni : gos-
podyni
(Herrin), bogini (Göttin), prorokini (Prophetin); andere: lani (cerva) =
ab. laniji oder aluniji; sedzi = ab. sadiji. Dass diese Formen alt sind, beweist
auch der Umstand, dass bei den msc. nom. ag., während z. B. der acc. sg. fe-
mininal gebildet wird, sedzie = ab. sadija, die Sprache durch die absonderliche
Nominativform sich gewissermassen hat verführen lassen, einige Casus adjec-
tivisch-pronominal zu bilden, gen. sedziego, dat. sedziemu, weil das i als Nomi-
nativendung sonst nur bei den Adjectiven vorkommt. Da wir nun aus der Ent-
wicklungsgeschichte des Polnischen keine Neigung kennen, auslautendes -ja in
-ji zu verwandeln, das Polnische dem westslavischen Zweige, das Altbulgarische
dem südöstlichen angehört, also zwei der von einander am weitesten entfernten
Sprachen dieselbe Erscheinung zeigen, darf der Schluss gezogen werden, dass
die Endung -ji in den bestimmten Fällen ursprünglich slavisches Gemeingut war.
Ich bemerke noch, dass das Cechische wenigstens in den Worten auf -ynja- dazu
stimmt; hier lautet der nom. sg. im Altcechischen vor dem Auftreten des Laut-
gesetzes, nach welchem später ija, ije zu i wird, -yni, z. B. hospodyni, daher
auch die Kürze des i, während die Formen wie lodi nur aus ladija (ladi),
nicht aus ladiji (ladii) erklärt werden können. Was aber noch mehr zu beach-
ten ist, das Altcechische hat auch das fem. part. auf i : rkuci = ab. rekasti, vgl.
Safarik, Altb. Gramm., übers. von Jordan, p. 70). Die Neigung ferner der west-
slavischen Sprachen, die Formen auf -i nicht zu vermehren, sondern im Gegen-
theil durch die weit geläufigeren auf -a, -ja zu ersetzen (so modern cech. hospo-

a. Declination der Nomina.
Dometian’s Leben Sava’s, dessen Sprache so stark kirchenslavisch gefärbt oder
geradezu kirchenslavisch ist, dass sie nichts beweisen kann; und ebenso verhält
es sich mit dem Leben des heiligen Simon von König Stephan, aus dem a. a. O.
S. 156 si citirt wird, in den übrigen Quellen heisst es sija oder sa. Auf das i in
sija die Vermuthung zu gründen, dass durch Analogiebildung der fertigen Form
si das ja erst angefügt sei, ist deswegen nicht thunlich, weil auch andere Formen
desselben Pronomens schon im Altbulgarischen das i vor j zeigen, z. B. acc. sg.
sem. siją, nom.-acc. dual. msc. sija, acc. plur. msc.-fem. siję, dies i also
jedenfalls erst erklärt und ausser Zusammenhang mit dem des nom. sg. fem. sija
gesetzt sein müsste (auf die eigenthümlichen Formen dieses Pronomens wird uns
die Betrachtung der pronominalen Declination zurückführen; ich bemerke hier
nur vorläufig, dass im ab. si das j nur scheinbar fehlt, die Form steht für sji,
dieses für sĭji). Obwohl also diese Sprachen für die einst allgemeine Gültigkeit
des -ji kein Zeugniss ablegen, so ist doch anzunehmen, dass auch sie dieselben
einst besassen und nur, wesentlich durch die überwiegende Analogie der Feminina
auf -a, wieder verloren haben. Etwas weiter kommen wir nämlich mit den
anderen Sprachen; im Russischen finden sich die Formen auf -ynji u. s. w.
wenigstens vereinzelt auch in den profanen alten Denkmälern und kommen dia-
lektisch, während die Schriftsprache sie heutzutage gar nicht mehr aufweist, noch
vor : knjagnji (княгни) = gemeinrussisch княгиня, knjaginja = ab. kŭnęgynji
(Fürstin) Пѣсни Рыбник. I, 138, v. 297. Am entscheidendsten ist hier das Pol-
nische: diejenigen von den oben aufgestellten Kategorien von Worten, die das
Polnische noch besitzt, haben auch hier i (= ji), nicht ja, z. B. auf -yni : gos-
podyni
(Herrin), bogini (Göttin), prorokini (Prophetin); andere: lani (cerva) =
ab. laniji oder alŭniji; sędzi = ab. sādiji. Dass diese Formen alt sind, beweist
auch der Umstand, dass bei den msc. nom. ag., während z. B. der acc. sg. fe-
mininal gebildet wird, sędzię = ab. sādijā, die Sprache durch die absonderliche
Nominativform sich gewissermassen hat verführen lassen, einige Casus adjec-
tivisch-pronominal zu bilden, gen. sędziego, dat. sędziemu, weil das i als Nomi-
nativendung sonst nur bei den Adjectiven vorkommt. Da wir nun aus der Ent-
wicklungsgeschichte des Polnischen keine Neigung kennen, auslautendes -jā in
-jī zu verwandeln, das Polnische dem westslavischen Zweige, das Altbulgarische
dem südöstlichen angehört, also zwei der von einander am weitesten entfernten
Sprachen dieselbe Erscheinung zeigen, darf der Schluss gezogen werden, dass
die Endung -jī in den bestimmten Fällen ursprünglich slavisches Gemeingut war.
Ich bemerke noch, dass das Čechische wenigstens in den Worten auf -ynjā- dazu
stimmt; hier lautet der nom. sg. im Altčechischen vor dem Auftreten des Laut-
gesetzes, nach welchem später ija, ije zu i wird, -yni, z. B. hospodyni, daher
auch die Kürze des i, während die Formen wie lodi nur aus ladija (ладиꙗ),
nicht aus ladiji (ладии) erklärt werden können. Was aber noch mehr zu beach-
ten ist, das Altčechische hat auch das fem. part. auf i : řkuci = ab. rekąšti, vgl.
Šafařik, Altb. Gramm., übers. von Jordan, p. 70). Die Neigung ferner der west-
slavischen Sprachen, die Formen auf -i nicht zu vermehren, sondern im Gegen-
theil durch die weit geläufigeren auf -a, -ja zu ersetzen (so modern čech. hospo-

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[10/0046] a. Declination der Nomina. Dometian’s Leben Sava’s, dessen Sprache so stark kirchenslavisch gefärbt oder geradezu kirchenslavisch ist, dass sie nichts beweisen kann; und ebenso verhält es sich mit dem Leben des heiligen Simon von König Stephan, aus dem a. a. O. S. 156 si citirt wird, in den übrigen Quellen heisst es sija oder sa. Auf das i in sija die Vermuthung zu gründen, dass durch Analogiebildung der fertigen Form si das ja erst angefügt sei, ist deswegen nicht thunlich, weil auch andere Formen desselben Pronomens schon im Altbulgarischen das i vor j zeigen, z. B. acc. sg. sem. siją, nom.-acc. dual. msc. sija, acc. plur. msc.-fem. siję, dies i also jedenfalls erst erklärt und ausser Zusammenhang mit dem des nom. sg. fem. sija gesetzt sein müsste (auf die eigenthümlichen Formen dieses Pronomens wird uns die Betrachtung der pronominalen Declination zurückführen; ich bemerke hier nur vorläufig, dass im ab. si das j nur scheinbar fehlt, die Form steht für sji, dieses für sĭji). Obwohl also diese Sprachen für die einst allgemeine Gültigkeit des -ji kein Zeugniss ablegen, so ist doch anzunehmen, dass auch sie dieselben einst besassen und nur, wesentlich durch die überwiegende Analogie der Feminina auf -a, wieder verloren haben. Etwas weiter kommen wir nämlich mit den anderen Sprachen; im Russischen finden sich die Formen auf -ynji u. s. w. wenigstens vereinzelt auch in den profanen alten Denkmälern und kommen dia- lektisch, während die Schriftsprache sie heutzutage gar nicht mehr aufweist, noch vor : knjagnji (княгни) = gemeinrussisch княгиня, knjaginja = ab. kŭnęgynji (Fürstin) Пѣсни Рыбник. I, 138, v. 297. Am entscheidendsten ist hier das Pol- nische: diejenigen von den oben aufgestellten Kategorien von Worten, die das Polnische noch besitzt, haben auch hier i (= ji), nicht ja, z. B. auf -yni : gos- podyni (Herrin), bogini (Göttin), prorokini (Prophetin); andere: lani (cerva) = ab. laniji oder alŭniji; sędzi = ab. sādiji. Dass diese Formen alt sind, beweist auch der Umstand, dass bei den msc. nom. ag., während z. B. der acc. sg. fe- mininal gebildet wird, sędzię = ab. sādijā, die Sprache durch die absonderliche Nominativform sich gewissermassen hat verführen lassen, einige Casus adjec- tivisch-pronominal zu bilden, gen. sędziego, dat. sędziemu, weil das i als Nomi- nativendung sonst nur bei den Adjectiven vorkommt. Da wir nun aus der Ent- wicklungsgeschichte des Polnischen keine Neigung kennen, auslautendes -jā in -jī zu verwandeln, das Polnische dem westslavischen Zweige, das Altbulgarische dem südöstlichen angehört, also zwei der von einander am weitesten entfernten Sprachen dieselbe Erscheinung zeigen, darf der Schluss gezogen werden, dass die Endung -jī in den bestimmten Fällen ursprünglich slavisches Gemeingut war. Ich bemerke noch, dass das Čechische wenigstens in den Worten auf -ynjā- dazu stimmt; hier lautet der nom. sg. im Altčechischen vor dem Auftreten des Laut- gesetzes, nach welchem später ija, ije zu i wird, -yni, z. B. hospodyni, daher auch die Kürze des i, während die Formen wie lodi nur aus ladija (ладиꙗ), nicht aus ladiji (ладии) erklärt werden können. Was aber noch mehr zu beach- ten ist, das Altčechische hat auch das fem. part. auf i : řkuci = ab. rekąšti, vgl. Šafařik, Altb. Gramm., übers. von Jordan, p. 70). Die Neigung ferner der west- slavischen Sprachen, die Formen auf -i nicht zu vermehren, sondern im Gegen- theil durch die weit geläufigeren auf -a, -ja zu ersetzen (so modern čech. hospo-

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Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/46>, abgerufen am 28.03.2024.