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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

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i. Die Casus des Singulars.

3. eine Anzahl Nomina (meistens nom. agentis) masc. gen., aber femininaler
Flexion auf Suffix -ija- nom. sg. -ii, d. i. -iji, z. B. sodii (Richter), sadiji,
gen. sadije, acc. sadija u. s. w., pis'chii (Schreiber), pisiciji, vergl. Miklos.,
Bild. d. Nomina; Vgl. Gr. III, 40.

4. Participium praes. act., part. praet. act. I, und die Comparative, deren
Stämme zum Behufe der Femininalbildung das Suffix -ja- anfügen: part. praes.
nesasti, part. praet. act. I nesusi, comp. dobrejisi zu den Stämmen: nesat-, nesus-,
dobrejis-

5. nom. sg. fem. des Pronomens si (dieser) -- si.

Zunächst ist hier anzumerken, dass die lautliche Gestalt der Endung richtig
als -ji anzusetzen ist. Das steht zunächst für die Participial- und Comparativform
fest: denn jedes auslautende (wie inlautende) volle i ist immer eine alte Länge
(die ursprüngliche Kürze wird im Slavischen zu i), und das j ist in den Laut-
verbindungen st = tj, s = sj enthalten. Für die unter 1. angeführten Beispiele
steht das i als Länge nach der eben angeführten Regel sicher, und die Hand-
schriften mit genauerer Lautbezeichnung des j (z. B. cod. Suprasliensis) schreiben
dobryni, d. h. dobrynji, also auch hier ist das -ji- gesichert. Die Fälle unter
2. und 3. schreibt Miklosich ladii, sodii, d. h. ladiji, sadiji, also mit kurzem
Auslaut, oder, wie er diese Schreibung eigentlich aufgefasst haben will, in noch
späterer Form ladij, sadij. Das ist aber eben nur eine Anbequemung an die
spätere Gestalt dieser Worte, so gut wie z. B. die Schreibung delai 2. sg. imper.,
d. h. delaj, statt des für ältere Zeit allein richtigen delai, d. h. delaji, vergl.
z. B. nesi niesi 2. sg. imper. zu Wurzel nes (nesti, tragen). Es ergiebt sich in
der That von selbst, dass, wenn für 1. und 4. -ji sicher steht, für die völlig
gleichen Erscheinungen in 2. und 3. nicht ji oder j angesetzt werden kann. Der
Lautwert der slavischen Schreibung als -ji musste hier zunächst festgestellt
werden, damit man nicht ohne weiteres das i des Slavischen mit dem i der San-
kritfeminina wie bharati u. a. identificire. Dann aber bleibt zu untersuchen,
ist das -ji überhaupt als Vergleichungsmaterial zu gebrauchen, d. h. lässt sich
mit Grund voraussetzen, dass es in eine vorslavische Periode gehört? In den
südslavischen Sprachen findet sich, so weit mir der Sprachschatz bekannt ist,
keine Spur des -ji mehr, die betreffenden Worte haben alle -ja (bei Suffix -ija
mit Wegfall des i), so slovenisch boginja = ab. bogynji, ladja, sodja (= ab.
sadiji), ebenso im Neubulgarischen robine, d. i. robinju = robinja (Sklavin, alt-
bulg. rabynji) mrave = mravju = mravja, oder noch die vollere Form mravija.
Nun haben freilich diese beiden Sprachen für die Geschichte jener Bildungen
keine grosse Bedeutung, weil ihre Quellen sehr jung sind. Die Feminina der
betreffenden Participien werden entweder gar nicht mehr gebraucht oder, wenn
noch, mit dem nom. sg. auf -a, die fem. comp haben immer -a; ebenso ist hier
die Form si oder eine entsprechende nicht vorhanden. Von etwas grösserer Be-
deutung könnte das Serbische sein wegen des relativen Alters seiner Quellen, die
bis ins 11. Jahrh. zurückreichen, allein auch hier finden sich nur Formen auf
-a: milostynja (Almosen, ab. milostynji), ladja, sudja. Danicic (Istor. oblika.
Belgrad 1874, p. 9), führt zwar die Form milostynji milostyni an, aber aus

i. Die Casus des Singulars.

3. eine Anzahl Nomina (meistens nom. agentis) masc. gen., aber femininaler
Flexion auf Suffix -ijā- nom. sg. -ии, d. i. -iji, z. B. сѫдии (Richter), sądiji,
gen. sądiję, acc. sądiją u. s. w., письчии (Schreiber), pisĭčiji, vergl. Miklos.,
Bild. d. Nomina; Vgl. Gr. III, 40.

4. Participium praes. act., part. praet. act. I, und die Comparative, deren
Stämme zum Behufe der Femininalbildung das Suffix -jā- anfügen: part. praes.
nesąšti, part. praet. act. I nesŭši, comp. dobrějĭši zu den Stämmen: nesąt-, nesŭs-,
dobrějĭs-

5. nom. sg. fem. des Pronomens (dieser) — si.

Zunächst ist hier anzumerken, dass die lautliche Gestalt der Endung richtig
als -jī anzusetzen ist. Das steht zunächst für die Participial- und Comparativform
fest: denn jedes auslautende (wie inlautende) volle i ist immer eine alte Länge
(die ursprüngliche Kürze wird im Slavischen zu ĭ), und das j ist in den Laut-
verbindungen št = tj, š = sj enthalten. Für die unter 1. angeführten Beispiele
steht das ī als Länge nach der eben angeführten Regel sicher, und die Hand-
schriften mit genauerer Lautbezeichnung des j (z. B. cod. Suprasliensis) schreiben
добрын̑и, d. h. dobrynjī, also auch hier ist das -jī- gesichert. Die Fälle unter
2. und 3. schreibt Miklosich ладий, сѫдий, d. h. ladijĭ, sądijĭ, also mit kurzem
Auslaut, oder, wie er diese Schreibung eigentlich aufgefasst haben will, in noch
späterer Form ladij, sądij. Das ist aber eben nur eine Anbequemung an die
spätere Gestalt dieser Worte, so gut wie z. B. die Schreibung дѣлай 2. sg. imper.,
d. h. dělaj, statt des für ältere Zeit allein richtigen дѣлаи, d. h. dělajī, vergl.
z. B. nesi нєси 2. sg. imper. zu Wurzel nes (nesti, tragen). Es ergiebt sich in
der That von selbst, dass, wenn für 1. und 4. -jī sicher steht, für die völlig
gleichen Erscheinungen in 2. und 3. nicht oder j angesetzt werden kann. Der
Lautwert der slavischen Schreibung als -jī musste hier zunächst festgestellt
werden, damit man nicht ohne weiteres das i des Slavischen mit dem ī der San-
kritfeminina wie bharatī u. a. identificire. Dann aber bleibt zu untersuchen,
ist das -jī überhaupt als Vergleichungsmaterial zu gebrauchen, d. h. lässt sich
mit Grund voraussetzen, dass es in eine vorslavische Periode gehört? In den
südslavischen Sprachen findet sich, so weit mir der Sprachschatz bekannt ist,
keine Spur des -ji mehr, die betreffenden Worte haben alle -ja (bei Suffix -ija
mit Wegfall des i), so slovenisch boginja = ab. bogynji, ladja, sodja (= ab.
sądiji), ebenso im Neubulgarischen robinè, d. i. robinjŭ = robinja (Sklavin, alt-
bulg. rabynji) mravè = mravjŭ = mravja, oder noch die vollere Form mravijá.
Nun haben freilich diese beiden Sprachen für die Geschichte jener Bildungen
keine grosse Bedeutung, weil ihre Quellen sehr jung sind. Die Feminina der
betreffenden Participien werden entweder gar nicht mehr gebraucht oder, wenn
noch, mit dem nom. sg. auf -a, die fem. comp haben immer -a; ebenso ist hier
die Form si oder eine entsprechende nicht vorhanden. Von etwas grösserer Be-
deutung könnte das Serbische sein wegen des relativen Alters seiner Quellen, die
bis ins 11. Jahrh. zurückreichen, allein auch hier finden sich nur Formen auf
-a: milostynja (Almosen, ab. milostynji), ladja, sudja. Daničic (Истор. облика.
Belgrad 1874, p. 9), führt zwar die Form milostynji милостыни an, aber aus

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[9/0045] i. Die Casus des Singulars. 3. eine Anzahl Nomina (meistens nom. agentis) masc. gen., aber femininaler Flexion auf Suffix -ijā- nom. sg. -ии, d. i. -iji, z. B. сѫдии (Richter), sądiji, gen. sądiję, acc. sądiją u. s. w., письчии (Schreiber), pisĭčiji, vergl. Miklos., Bild. d. Nomina; Vgl. Gr. III, 40. 4. Participium praes. act., part. praet. act. I, und die Comparative, deren Stämme zum Behufe der Femininalbildung das Suffix -jā- anfügen: part. praes. nesąšti, part. praet. act. I nesŭši, comp. dobrějĭši zu den Stämmen: nesąt-, nesŭs-, dobrějĭs- 5. nom. sg. fem. des Pronomens sĭ (dieser) — si. Zunächst ist hier anzumerken, dass die lautliche Gestalt der Endung richtig als -jī anzusetzen ist. Das steht zunächst für die Participial- und Comparativform fest: denn jedes auslautende (wie inlautende) volle i ist immer eine alte Länge (die ursprüngliche Kürze wird im Slavischen zu ĭ), und das j ist in den Laut- verbindungen št = tj, š = sj enthalten. Für die unter 1. angeführten Beispiele steht das ī als Länge nach der eben angeführten Regel sicher, und die Hand- schriften mit genauerer Lautbezeichnung des j (z. B. cod. Suprasliensis) schreiben добрын̑и, d. h. dobrynjī, also auch hier ist das -jī- gesichert. Die Fälle unter 2. und 3. schreibt Miklosich ладий, сѫдий, d. h. ladijĭ, sądijĭ, also mit kurzem Auslaut, oder, wie er diese Schreibung eigentlich aufgefasst haben will, in noch späterer Form ladij, sądij. Das ist aber eben nur eine Anbequemung an die spätere Gestalt dieser Worte, so gut wie z. B. die Schreibung дѣлай 2. sg. imper., d. h. dělaj, statt des für ältere Zeit allein richtigen дѣлаи, d. h. dělajī, vergl. z. B. nesi нєси 2. sg. imper. zu Wurzel nes (nesti, tragen). Es ergiebt sich in der That von selbst, dass, wenn für 1. und 4. -jī sicher steht, für die völlig gleichen Erscheinungen in 2. und 3. nicht jĭ oder j angesetzt werden kann. Der Lautwert der slavischen Schreibung als -jī musste hier zunächst festgestellt werden, damit man nicht ohne weiteres das i des Slavischen mit dem ī der San- kritfeminina wie bharatī u. a. identificire. Dann aber bleibt zu untersuchen, ist das -jī überhaupt als Vergleichungsmaterial zu gebrauchen, d. h. lässt sich mit Grund voraussetzen, dass es in eine vorslavische Periode gehört? In den südslavischen Sprachen findet sich, so weit mir der Sprachschatz bekannt ist, keine Spur des -ji mehr, die betreffenden Worte haben alle -ja (bei Suffix -ija mit Wegfall des i), so slovenisch boginja = ab. bogynji, ladja, sodja (= ab. sądiji), ebenso im Neubulgarischen robinè, d. i. robinjŭ = robinja (Sklavin, alt- bulg. rabynji) mravè = mravjŭ = mravja, oder noch die vollere Form mravijá. Nun haben freilich diese beiden Sprachen für die Geschichte jener Bildungen keine grosse Bedeutung, weil ihre Quellen sehr jung sind. Die Feminina der betreffenden Participien werden entweder gar nicht mehr gebraucht oder, wenn noch, mit dem nom. sg. auf -a, die fem. comp haben immer -a; ebenso ist hier die Form si oder eine entsprechende nicht vorhanden. Von etwas grösserer Be- deutung könnte das Serbische sein wegen des relativen Alters seiner Quellen, die bis ins 11. Jahrh. zurückreichen, allein auch hier finden sich nur Formen auf -a: milostynja (Almosen, ab. milostynji), ladja, sudja. Daničic (Истор. облика. Belgrad 1874, p. 9), führt zwar die Form milostynji милостыни an, aber aus

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Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/45>, abgerufen am 25.04.2024.