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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Halifax und St. John.
Art ist es wohl sehr erklärlich, dass sich das ganze Geschäftsleben
dieses Platzes um die zwei Artikel Holz und Fische dreht.

Die kolossalen Holzmassen, welche im Frühjahre und Herbst
den St. John River herabschwimmen, werden theils hier schon zum
Schiffbau benützt oder in alle Welt, vor allem nach Grossbritannien
verschifft. Hier werden auch grossartige Flosse, "Ocean Timber
Rafts" zusammengestellt, die ein Gewicht von 7000 bis 8000 Tonnen
haben und von Dampfern geleitet, auf dem Meere nach New-York gehen.

Im Jahre 1888 wurde dort ein Holzlager von 32 Millionen Quadratfuss über-
wintert, die Verschiffungen von Dielen und Brettern beliefen sich auf 156,035.720 Qua-
dratfuss, von Fichtenholz wurden 457 Tons ausgeführt, von Birkenholz 5221 Tons.

In Neu-Braunschweig erreicht der Werth aller Fischereiproducte 31/4
bis 4 Millionen Dollars. Geradezu unglaublich ist der Fischreichthum der Flüsse
und Seen, namentlich an Lachsen und Lachsforellen.

Der Schiffverkehr von St. John betrug 1886/87:

[Tabelle]

Die Summe der Tonnenzahl der englischen und canadischen Schiffe erreicht
nicht die der fremden Flaggen, von denen die der Vereinigten Staaten neun Zehntel
umfasst. Neben ihnen sind noch erwähnenswerth die Schiffe unter norwegischer,
schwedischer und spanischer Flagge.

Aehnlich wie in Halifax verspürt man auch bereits in St. John die Wir-
kungen der allgemeinen Entwicklung Canadas und sucht die günstige Position
durch künstliche Nachhilfe so weit als möglich auszunützen.

Zu dem alten Anschlusse an die nach Halifax führende Intercolonialbahn
bei Moncton, das an dem Nordende der Fundy-Bay liegt, erhielt St. John 1889
eine kürzere Verbindung nach Quebec und Montreal durch eine Bahn, die, das
Gebiet der Union durchschneidend, längs des Flusses St. John nach Norden führt.

Man erwartet, dass ein beträchtlicher Theil der bisher über die Vereinigten
Staaten eingeführten Waaren direct nach Canada über St. John verschifft werden
wird, dessen Hafen nie zufriert.

Als Importplatz war St. John schon vor Eröffnung dieser neuen Eisenbahn-
linie ziemlich wichtig, seit ihrer Eröffnung steigert sich seine Bedeutung entschieden.

Canada macht sich aber in Bezug auf jede Art des eigentlichen Verkehres
in demselben Masse von der Union unabhängig, als die Chancen seiner eigenen
Entwicklung durch die Einwanderung steigen.

Consulate: Chile (V. C.), Deutsches Reich, Frankreich (C. A.), Hawaii,
Niederlande (V. C.), Spanien (V. C.), Schweden und Norwegen (V. C.), Uruguay,
Vereinigte Staaten.




4*

Halifax und St. John.
Art ist es wohl sehr erklärlich, dass sich das ganze Geschäftsleben
dieses Platzes um die zwei Artikel Holz und Fische dreht.

Die kolossalen Holzmassen, welche im Frühjahre und Herbst
den St. John River herabschwimmen, werden theils hier schon zum
Schiffbau benützt oder in alle Welt, vor allem nach Grossbritannien
verschifft. Hier werden auch grossartige Flosse, „Ocean Timber
Rafts“ zusammengestellt, die ein Gewicht von 7000 bis 8000 Tonnen
haben und von Dampfern geleitet, auf dem Meere nach New-York gehen.

Im Jahre 1888 wurde dort ein Holzlager von 32 Millionen Quadratfuss über-
wintert, die Verschiffungen von Dielen und Brettern beliefen sich auf 156,035.720 Qua-
dratfuss, von Fichtenholz wurden 457 Tons ausgeführt, von Birkenholz 5221 Tons.

In Neu-Braunschweig erreicht der Werth aller Fischereiproducte
bis 4 Millionen Dollars. Geradezu unglaublich ist der Fischreichthum der Flüsse
und Seen, namentlich an Lachsen und Lachsforellen.

Der Schiffverkehr von St. John betrug 1886/87:

[Tabelle]

Die Summe der Tonnenzahl der englischen und canadischen Schiffe erreicht
nicht die der fremden Flaggen, von denen die der Vereinigten Staaten neun Zehntel
umfasst. Neben ihnen sind noch erwähnenswerth die Schiffe unter norwegischer,
schwedischer und spanischer Flagge.

Aehnlich wie in Halifax verspürt man auch bereits in St. John die Wir-
kungen der allgemeinen Entwicklung Canadas und sucht die günstige Position
durch künstliche Nachhilfe so weit als möglich auszunützen.

Zu dem alten Anschlusse an die nach Halifax führende Intercolonialbahn
bei Moncton, das an dem Nordende der Fundy-Bay liegt, erhielt St. John 1889
eine kürzere Verbindung nach Quebec und Montreal durch eine Bahn, die, das
Gebiet der Union durchschneidend, längs des Flusses St. John nach Norden führt.

Man erwartet, dass ein beträchtlicher Theil der bisher über die Vereinigten
Staaten eingeführten Waaren direct nach Canada über St. John verschifft werden
wird, dessen Hafen nie zufriert.

Als Importplatz war St. John schon vor Eröffnung dieser neuen Eisenbahn-
linie ziemlich wichtig, seit ihrer Eröffnung steigert sich seine Bedeutung entschieden.

Canada macht sich aber in Bezug auf jede Art des eigentlichen Verkehres
in demselben Masse von der Union unabhängig, als die Chancen seiner eigenen
Entwicklung durch die Einwanderung steigen.

Consulate: Chile (V. C.), Deutsches Reich, Frankreich (C. A.), Hawaiï,
Niederlande (V. C.), Spanien (V. C.), Schweden und Norwegen (V. C.), Uruguay,
Vereinigte Staaten.




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[27/0043] Halifax und St. John. Art ist es wohl sehr erklärlich, dass sich das ganze Geschäftsleben dieses Platzes um die zwei Artikel Holz und Fische dreht. Die kolossalen Holzmassen, welche im Frühjahre und Herbst den St. John River herabschwimmen, werden theils hier schon zum Schiffbau benützt oder in alle Welt, vor allem nach Grossbritannien verschifft. Hier werden auch grossartige Flosse, „Ocean Timber Rafts“ zusammengestellt, die ein Gewicht von 7000 bis 8000 Tonnen haben und von Dampfern geleitet, auf dem Meere nach New-York gehen. Im Jahre 1888 wurde dort ein Holzlager von 32 Millionen Quadratfuss über- wintert, die Verschiffungen von Dielen und Brettern beliefen sich auf 156,035.720 Qua- dratfuss, von Fichtenholz wurden 457 Tons ausgeführt, von Birkenholz 5221 Tons. In Neu-Braunschweig erreicht der Werth aller Fischereiproducte 3¼ bis 4 Millionen Dollars. Geradezu unglaublich ist der Fischreichthum der Flüsse und Seen, namentlich an Lachsen und Lachsforellen. Der Schiffverkehr von St. John betrug 1886/87: Die Summe der Tonnenzahl der englischen und canadischen Schiffe erreicht nicht die der fremden Flaggen, von denen die der Vereinigten Staaten neun Zehntel umfasst. Neben ihnen sind noch erwähnenswerth die Schiffe unter norwegischer, schwedischer und spanischer Flagge. Aehnlich wie in Halifax verspürt man auch bereits in St. John die Wir- kungen der allgemeinen Entwicklung Canadas und sucht die günstige Position durch künstliche Nachhilfe so weit als möglich auszunützen. Zu dem alten Anschlusse an die nach Halifax führende Intercolonialbahn bei Moncton, das an dem Nordende der Fundy-Bay liegt, erhielt St. John 1889 eine kürzere Verbindung nach Quebec und Montreal durch eine Bahn, die, das Gebiet der Union durchschneidend, längs des Flusses St. John nach Norden führt. Man erwartet, dass ein beträchtlicher Theil der bisher über die Vereinigten Staaten eingeführten Waaren direct nach Canada über St. John verschifft werden wird, dessen Hafen nie zufriert. Als Importplatz war St. John schon vor Eröffnung dieser neuen Eisenbahn- linie ziemlich wichtig, seit ihrer Eröffnung steigert sich seine Bedeutung entschieden. Canada macht sich aber in Bezug auf jede Art des eigentlichen Verkehres in demselben Masse von der Union unabhängig, als die Chancen seiner eigenen Entwicklung durch die Einwanderung steigen. Consulate: Chile (V. C.), Deutsches Reich, Frankreich (C. A.), Hawaiï, Niederlande (V. C.), Spanien (V. C.), Schweden und Norwegen (V. C.), Uruguay, Vereinigte Staaten. 4*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/43>, abgerufen am 28.03.2024.