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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Triest.
wurde 1862 die Umwandlung des offenen Hafens in einen geschlossenen
projectirt und die Arbeiten nach den Plänen des französischen Ingenieurs
Paulin Talabot im Jahre 1867 begonnen. Der gänzliche Ausbau
der prächtigen Hafenanlagen ist noch nicht vollendet. Die letzteren
nehmen den nordöstlichen Theil des alten Hafens in der Länge von
1200 m ein. Vier breite Molen, welchen ein 1100 m langer Wellen-
brecher vorgelagert ist, bilden drei grosse geschützte Bassins, die
eine Quai-Entwicklung von 2800 m bei 39·5 ha Fläche und 8·5 m
Wassertiefe besitzen. Dem nördlichsten Bassin zunächst gelegen ist
der Petroleumhafen, der mit den neuesten Einrichtungen für die ge-
fahrlose Ausladung des Steinöles ausgestattet ist. Auf den 80 m breiten
Hauptmolen erheben sich geräumige Hangars, die gleichwie die aus-
gedehnten Lagerhäuser auf der mehr als 21 ha messenden An-
schüttungsfläche nächst des Bahnhofes mit dem Schienenstrange
der Südbahn und der bei Sta. Andrea ausmündenden Staatsbahn
verbunden sind. Die glänzende elektrische Beleuchtung des neuen
Hafens gestattet auch bei Nacht die Verladung und Löschung der
Frachten.

Die Herstellungskosten der ganzen Hafenanlage, die eine Material-
bewegung von 6,000.000 m3 erforderte, belaufen sich auf mehr als
20 Millionen Gulden. Neuester Zeit wird beabsichtigt, auch den süd-
lichen Theil des Hafens von Triest umzubauen, einen Holzhafen nach
St. Andrea und den Petroleumhafen nach Sta. Sabba zu verlegen. Nach
dem Ausbau der Lagerhäuser wird die bereits beschlossene Aufhebung
des Freihafenpatentes stattfinden, von welcher Massregel eine weitere
Belebung des Handelsverkehrs von Triest mit Recht zu erwarten ist.

Der Golf von Triest zählt zu den landschaftlich reizendsten Partien
der Adriaküsten.

Im Norden senken die steilen Abfälle des felsigen Karstplateaus,
dessen Rand die Ortschaften Prosecco und Sta. Croce schmücken,
schluchtenreich zum Strande sich herab. Das malerische Duino, auf
hohen senkrecht zum Meere abstürzenden Felsen erbaut, von dem aus
der Blick über das weite Lagunenfeld von Grado und Aquileja schweift,
ist der westlichste Markpunkt im Bilde des Golfes. Gegen Triest zu fesseln
das in majestätischer Ruhe auf trotzigen Felsen emporragende Schloss
von Miramar und die herrlichen Terrassen seines immergrünen Parkes
die Aufmerksamkeit des Beobachters. Villen, Gärten und an waldige
Schluchten gelehnte Ortschaften, von welchen Barcola ein beliebter
Ausflugsort der Triester, geleiten nun den Küstensaum in form- und
farbenreicher Abwechslung bis zum Weichbilde der Stadt.


Triest.
wurde 1862 die Umwandlung des offenen Hafens in einen geschlossenen
projectirt und die Arbeiten nach den Plänen des französischen Ingenieurs
Paulin Talabot im Jahre 1867 begonnen. Der gänzliche Ausbau
der prächtigen Hafenanlagen ist noch nicht vollendet. Die letzteren
nehmen den nordöstlichen Theil des alten Hafens in der Länge von
1200 m ein. Vier breite Molen, welchen ein 1100 m langer Wellen-
brecher vorgelagert ist, bilden drei grosse geschützte Bassins, die
eine Quai-Entwicklung von 2800 m bei 39·5 ha Fläche und 8·5 m
Wassertiefe besitzen. Dem nördlichsten Bassin zunächst gelegen ist
der Petroleumhafen, der mit den neuesten Einrichtungen für die ge-
fahrlose Ausladung des Steinöles ausgestattet ist. Auf den 80 m breiten
Hauptmolen erheben sich geräumige Hangars, die gleichwie die aus-
gedehnten Lagerhäuser auf der mehr als 21 ha messenden An-
schüttungsfläche nächst des Bahnhofes mit dem Schienenstrange
der Südbahn und der bei Sta. Andrea ausmündenden Staatsbahn
verbunden sind. Die glänzende elektrische Beleuchtung des neuen
Hafens gestattet auch bei Nacht die Verladung und Löschung der
Frachten.

Die Herstellungskosten der ganzen Hafenanlage, die eine Material-
bewegung von 6,000.000 m3 erforderte, belaufen sich auf mehr als
20 Millionen Gulden. Neuester Zeit wird beabsichtigt, auch den süd-
lichen Theil des Hafens von Triest umzubauen, einen Holzhafen nach
St. Andrea und den Petroleumhafen nach Sta. Sabba zu verlegen. Nach
dem Ausbau der Lagerhäuser wird die bereits beschlossene Aufhebung
des Freihafenpatentes stattfinden, von welcher Massregel eine weitere
Belebung des Handelsverkehrs von Triest mit Recht zu erwarten ist.

Der Golf von Triest zählt zu den landschaftlich reizendsten Partien
der Adriaküsten.

Im Norden senken die steilen Abfälle des felsigen Karstplateaus,
dessen Rand die Ortschaften Prosecco und Sta. Croce schmücken,
schluchtenreich zum Strande sich herab. Das malerische Duino, auf
hohen senkrecht zum Meere abstürzenden Felsen erbaut, von dem aus
der Blick über das weite Lagunenfeld von Grado und Aquileja schweift,
ist der westlichste Markpunkt im Bilde des Golfes. Gegen Triest zu fesseln
das in majestätischer Ruhe auf trotzigen Felsen emporragende Schloss
von Miramar und die herrlichen Terrassen seines immergrünen Parkes
die Aufmerksamkeit des Beobachters. Villen, Gärten und an waldige
Schluchten gelehnte Ortschaften, von welchen Barcola ein beliebter
Ausflugsort der Triester, geleiten nun den Küstensaum in form- und
farbenreicher Abwechslung bis zum Weichbilde der Stadt.


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[7/0027] Triest. wurde 1862 die Umwandlung des offenen Hafens in einen geschlossenen projectirt und die Arbeiten nach den Plänen des französischen Ingenieurs Paulin Talabot im Jahre 1867 begonnen. Der gänzliche Ausbau der prächtigen Hafenanlagen ist noch nicht vollendet. Die letzteren nehmen den nordöstlichen Theil des alten Hafens in der Länge von 1200 m ein. Vier breite Molen, welchen ein 1100 m langer Wellen- brecher vorgelagert ist, bilden drei grosse geschützte Bassins, die eine Quai-Entwicklung von 2800 m bei 39·5 ha Fläche und 8·5 m Wassertiefe besitzen. Dem nördlichsten Bassin zunächst gelegen ist der Petroleumhafen, der mit den neuesten Einrichtungen für die ge- fahrlose Ausladung des Steinöles ausgestattet ist. Auf den 80 m breiten Hauptmolen erheben sich geräumige Hangars, die gleichwie die aus- gedehnten Lagerhäuser auf der mehr als 21 ha messenden An- schüttungsfläche nächst des Bahnhofes mit dem Schienenstrange der Südbahn und der bei Sta. Andrea ausmündenden Staatsbahn verbunden sind. Die glänzende elektrische Beleuchtung des neuen Hafens gestattet auch bei Nacht die Verladung und Löschung der Frachten. Die Herstellungskosten der ganzen Hafenanlage, die eine Material- bewegung von 6,000.000 m3 erforderte, belaufen sich auf mehr als 20 Millionen Gulden. Neuester Zeit wird beabsichtigt, auch den süd- lichen Theil des Hafens von Triest umzubauen, einen Holzhafen nach St. Andrea und den Petroleumhafen nach Sta. Sabba zu verlegen. Nach dem Ausbau der Lagerhäuser wird die bereits beschlossene Aufhebung des Freihafenpatentes stattfinden, von welcher Massregel eine weitere Belebung des Handelsverkehrs von Triest mit Recht zu erwarten ist. Der Golf von Triest zählt zu den landschaftlich reizendsten Partien der Adriaküsten. Im Norden senken die steilen Abfälle des felsigen Karstplateaus, dessen Rand die Ortschaften Prosecco und Sta. Croce schmücken, schluchtenreich zum Strande sich herab. Das malerische Duino, auf hohen senkrecht zum Meere abstürzenden Felsen erbaut, von dem aus der Blick über das weite Lagunenfeld von Grado und Aquileja schweift, ist der westlichste Markpunkt im Bilde des Golfes. Gegen Triest zu fesseln das in majestätischer Ruhe auf trotzigen Felsen emporragende Schloss von Miramar und die herrlichen Terrassen seines immergrünen Parkes die Aufmerksamkeit des Beobachters. Villen, Gärten und an waldige Schluchten gelehnte Ortschaften, von welchen Barcola ein beliebter Ausflugsort der Triester, geleiten nun den Küstensaum in form- und farbenreicher Abwechslung bis zum Weichbilde der Stadt.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/27>, abgerufen am 18.04.2024.