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Ledermann, Frieda: Zur Geschichte der Frauenstimmrechtsbewegung. Berlin, 1918.

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gewerkschaftlich organisierte
Frauen   
221071"(1914)
Gegenwärtig festzustellende
Gesamtzahl organisierter
Frauen   
985625Frauen

Diese Gesamtzahl von beinahe 1 Million orga-
nisierter Frauen erhöht sich um ein Vielfaches, wenn
man die nichtorganisierten Gesinnungsgenossinnen,
deren Zahl unter dem Eindruck des Kriegserlebnisses
sich erheblich vermehrt hat, in Rechnung stellt.

Die allgemeine Auffassung, welche die Stellung-
nahme deutscher Männer gegenüber der Zubilligung
politischer Frauenrechte so ungünstig beeinflußt, un-
terscheidet sich durchschnittlich nicht von derjeni-
gen der Gegner in aller Welt. Ihre Widerlegung ist
in einem amerikanischen Flugblatte enthalten:

"Man will uns glauben machen, daß
1. jede Frau verheiratet, geliebt, beschützt und ver-
sorgt ist,
2. jeder Mann allabendlich zu Hause sitzt,
3. jede Frau kleine Kinder hat,
4. alle Frauen, wenn sie die politischen Rechte er-
halten haben, sich in die Politik stürzen und ihr
Haus vernachlässigen werden.
Wie liegen die Dinge tatsächlich?
1. Eine Menge Frauen ist nicht verheiratet, viele
sind Witwen, die ihre Kinder erziehen und sich
ihren eigenen Erwerb suchen müssen. Tausende
haben kein anderes Heim als das, welches sie
sich schaffen, und müssen oft noch Angehörige
erhalten. Viele der Verheirateten werden weder
geliebt, noch versorgt, noch beschützt.
Übertrag764554Frauen
gewerkschaftlich organisierte
Frauen   
221071(1914)
Gegenwärtig festzustellende
Gesamtzahl organisierter
Frauen   
985625Frauen

Diese Gesamtzahl von beinahe 1 Million orga-
nisierter Frauen erhöht sich um ein Vielfaches, wenn
man die nichtorganisierten Gesinnungsgenossinnen,
deren Zahl unter dem Eindruck des Kriegserlebnisses
sich erheblich vermehrt hat, in Rechnung stellt.

Die allgemeine Auffassung, welche die Stellung-
nahme deutscher Männer gegenüber der Zubilligung
politischer Frauenrechte so ungünstig beeinflußt, un-
terscheidet sich durchschnittlich nicht von derjeni-
gen der Gegner in aller Welt. Ihre Widerlegung ist
in einem amerikanischen Flugblatte enthalten:

„Man will uns glauben machen, daß
1. jede Frau verheiratet, geliebt, beschützt und ver-
sorgt ist,
2. jeder Mann allabendlich zu Hause sitzt,
3. jede Frau kleine Kinder hat,
4. alle Frauen, wenn sie die politischen Rechte er-
halten haben, sich in die Politik stürzen und ihr
Haus vernachlässigen werden.
Wie liegen die Dinge tatsächlich?
1. Eine Menge Frauen ist nicht verheiratet, viele
sind Witwen, die ihre Kinder erziehen und sich
ihren eigenen Erwerb suchen müssen. Tausende
haben kein anderes Heim als das, welches sie
sich schaffen, und müssen oft noch Angehörige
erhalten. Viele der Verheirateten werden weder
geliebt, noch versorgt, noch beschützt.
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[38/0038] Übertrag 764554 Frauen gewerkschaftlich organisierte Frauen 221071 〃 (1914) Gegenwärtig festzustellende Gesamtzahl organisierter Frauen 985625 Frauen Diese Gesamtzahl von beinahe 1 Million orga- nisierter Frauen erhöht sich um ein Vielfaches, wenn man die nichtorganisierten Gesinnungsgenossinnen, deren Zahl unter dem Eindruck des Kriegserlebnisses sich erheblich vermehrt hat, in Rechnung stellt. Die allgemeine Auffassung, welche die Stellung- nahme deutscher Männer gegenüber der Zubilligung politischer Frauenrechte so ungünstig beeinflußt, un- terscheidet sich durchschnittlich nicht von derjeni- gen der Gegner in aller Welt. Ihre Widerlegung ist in einem amerikanischen Flugblatte enthalten: „Man will uns glauben machen, daß 1. jede Frau verheiratet, geliebt, beschützt und ver- sorgt ist, 2. jeder Mann allabendlich zu Hause sitzt, 3. jede Frau kleine Kinder hat, 4. alle Frauen, wenn sie die politischen Rechte er- halten haben, sich in die Politik stürzen und ihr Haus vernachlässigen werden. Wie liegen die Dinge tatsächlich? 1. Eine Menge Frauen ist nicht verheiratet, viele sind Witwen, die ihre Kinder erziehen und sich ihren eigenen Erwerb suchen müssen. Tausende haben kein anderes Heim als das, welches sie sich schaffen, und müssen oft noch Angehörige erhalten. Viele der Verheirateten werden weder geliebt, noch versorgt, noch beschützt.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-06-26T14:08:50Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-26T14:08:50Z)

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Zitationshilfe: Ledermann, Frieda: Zur Geschichte der Frauenstimmrechtsbewegung. Berlin, 1918, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledermann_frauenstimmrechtsbewegung_1918/38>, abgerufen am 23.04.2024.