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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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collegium, worin mir gemeldet wurde, daß wegen
meiner Versorgung an die hallische Universität sey
geschrieben worden. Auf den Bericht der Universität
würde es nun ankommen, was mit mir zu machen
sey.

"Oh weh geschrien!" dachte ich, und verlohr
auf einmal alle Hoffnung einer Versorgung.

Der Professor Klügel, welcher damals gerade
Prorektor der Universität war, ließ mich rufen,
und trug mir auf, einen schriftlichen Aufsatz einzu-
chen, und anzugeben, wie ich etwan in Zukunft zu
existiren gedächte, um mich einer Unterstützung
von Seiten der Regierung erfreuen zu können.
Ich hielt zwar die Zeit, welche ich auf einen Auf-
satz dieser Art verwenden würde, für völlig verloh-
ren, doch aber reichte ich einen beym Prorektor ein,
und Herr Klügel versprach mir, die Sache aufs vor-
theilhafteste vorzutragen.

Ich ging zu Herrn Wolf, und dieser aufrichti-
ge Mann ließ mich merken, daß ich durch die Uni-
versität nichts zu hoffen hätte: ich sey, sagte er,
einigen, vorzüglich Theologen und Philosophen,
unvortheilhaft beschrieben, und daher zweifle er gar
sehr, daß ich reussiren würde.

Im Grunde konnte ich auch weiter nichts erwar-
ten, als einen übeln Bericht nach Berlin. Ich
hatte bisher nicht eines einzigen Professors Freund-

collegium, worin mir gemeldet wurde, daß wegen
meiner Verſorgung an die halliſche Univerſitaͤt ſey
geſchrieben worden. Auf den Bericht der Univerſitaͤt
wuͤrde es nun ankommen, was mit mir zu machen
ſey.

„Oh weh geſchrien!“ dachte ich, und verlohr
auf einmal alle Hoffnung einer Verſorgung.

Der Profeſſor Kluͤgel, welcher damals gerade
Prorektor der Univerſitaͤt war, ließ mich rufen,
und trug mir auf, einen ſchriftlichen Aufſatz einzu-
chen, und anzugeben, wie ich etwan in Zukunft zu
exiſtiren gedaͤchte, um mich einer Unterſtuͤtzung
von Seiten der Regierung erfreuen zu koͤnnen.
Ich hielt zwar die Zeit, welche ich auf einen Auf-
ſatz dieſer Art verwenden wuͤrde, fuͤr voͤllig verloh-
ren, doch aber reichte ich einen beym Prorektor ein,
und Herr Kluͤgel verſprach mir, die Sache aufs vor-
theilhafteſte vorzutragen.

Ich ging zu Herrn Wolf, und dieſer aufrichti-
ge Mann ließ mich merken, daß ich durch die Uni-
verſitaͤt nichts zu hoffen haͤtte: ich ſey, ſagte er,
einigen, vorzuͤglich Theologen und Philoſophen,
unvortheilhaft beſchrieben, und daher zweifle er gar
ſehr, daß ich reuſſiren wuͤrde.

Im Grunde konnte ich auch weiter nichts erwar-
ten, als einen uͤbeln Bericht nach Berlin. Ich
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[37/0045] collegium, worin mir gemeldet wurde, daß wegen meiner Verſorgung an die halliſche Univerſitaͤt ſey geſchrieben worden. Auf den Bericht der Univerſitaͤt wuͤrde es nun ankommen, was mit mir zu machen ſey. „Oh weh geſchrien!“ dachte ich, und verlohr auf einmal alle Hoffnung einer Verſorgung. Der Profeſſor Kluͤgel, welcher damals gerade Prorektor der Univerſitaͤt war, ließ mich rufen, und trug mir auf, einen ſchriftlichen Aufſatz einzu- chen, und anzugeben, wie ich etwan in Zukunft zu exiſtiren gedaͤchte, um mich einer Unterſtuͤtzung von Seiten der Regierung erfreuen zu koͤnnen. Ich hielt zwar die Zeit, welche ich auf einen Auf- ſatz dieſer Art verwenden wuͤrde, fuͤr voͤllig verloh- ren, doch aber reichte ich einen beym Prorektor ein, und Herr Kluͤgel verſprach mir, die Sache aufs vor- theilhafteſte vorzutragen. Ich ging zu Herrn Wolf, und dieſer aufrichti- ge Mann ließ mich merken, daß ich durch die Uni- verſitaͤt nichts zu hoffen haͤtte: ich ſey, ſagte er, einigen, vorzuͤglich Theologen und Philoſophen, unvortheilhaft beſchrieben, und daher zweifle er gar ſehr, daß ich reuſſiren wuͤrde. Im Grunde konnte ich auch weiter nichts erwar- ten, als einen uͤbeln Bericht nach Berlin. Ich hatte bisher nicht eines einzigen Profeſſors Freund-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/45>, abgerufen am 24.04.2024.