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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Die Freunde, welche so dachten und sagten,
hatten allerdings Recht: aber ihre Gründe sind
nicht vermögend mich zu bestimmen, meinen Vor-
satz aufzugeben. Ich will mich erklären: nicht um
der Recensenten willen: denn diese mögen meine
Arbeit aufnehmen wie sie wollen, daran liegt
mir und meinem Publikum gar nichts, und
ich würde mich auch vergebens bemühen, vor
den Augen der Recensirmänner, besonders derer
zu Jena, Erlangen und Berlin Gnade zu finden,
da ich selbst schon mehrmals mein Glaubensbe-
kenntniß von Recensisten und Recensisterey öffent-
lich abgelegt, und dadurch mich den Herren
schlecht genug empfohlen habe. -- Also nicht we-
gen der Recensenten, sondern um meine Leser
von dem zu unterrichten, was sie in diesem Ban-
de zu erwarten haben, soll hier meine Erklärung
über die Herausgabe desselben das erste Kapitel
ausfüllen.

Ich weiß selbst, so gut und besser als sonst
einer auf der ganzen Erde, wie wenig ich bedeu-
te, und zu allen Zeiten meines Lebens bedeutet
habe. Dieses Nichtvielbedeuten meiner Person
hängt theils vom Schicksal, theils von meinem eig-
nen Betragen ab: denn hätte jenes wollen Etwas
aus mir machen, so hätte ich eben so gut Assessor
eines Consistoriums, Hofrath, Regierungsrath,

Die Freunde, welche ſo dachten und ſagten,
hatten allerdings Recht: aber ihre Gruͤnde ſind
nicht vermoͤgend mich zu beſtimmen, meinen Vor-
ſatz aufzugeben. Ich will mich erklaͤren: nicht um
der Recenſenten willen: denn dieſe moͤgen meine
Arbeit aufnehmen wie ſie wollen, daran liegt
mir und meinem Publikum gar nichts, und
ich wuͤrde mich auch vergebens bemuͤhen, vor
den Augen der Recenſirmaͤnner, beſonders derer
zu Jena, Erlangen und Berlin Gnade zu finden,
da ich ſelbſt ſchon mehrmals mein Glaubensbe-
kenntniß von Recenſiſten und Recenſiſterey oͤffent-
lich abgelegt, und dadurch mich den Herren
ſchlecht genug empfohlen habe. — Alſo nicht we-
gen der Recenſenten, ſondern um meine Leſer
von dem zu unterrichten, was ſie in dieſem Ban-
de zu erwarten haben, ſoll hier meine Erklaͤrung
uͤber die Herausgabe deſſelben das erſte Kapitel
ausfuͤllen.

Ich weiß ſelbſt, ſo gut und beſſer als ſonſt
einer auf der ganzen Erde, wie wenig ich bedeu-
te, und zu allen Zeiten meines Lebens bedeutet
habe. Dieſes Nichtvielbedeuten meiner Perſon
haͤngt theils vom Schickſal, theils von meinem eig-
nen Betragen ab: denn haͤtte jenes wollen Etwas
aus mir machen, ſo haͤtte ich eben ſo gut Aſſeſſor
eines Conſiſtoriums, Hofrath, Regierungsrath,

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[2/0010] Die Freunde, welche ſo dachten und ſagten, hatten allerdings Recht: aber ihre Gruͤnde ſind nicht vermoͤgend mich zu beſtimmen, meinen Vor- ſatz aufzugeben. Ich will mich erklaͤren: nicht um der Recenſenten willen: denn dieſe moͤgen meine Arbeit aufnehmen wie ſie wollen, daran liegt mir und meinem Publikum gar nichts, und ich wuͤrde mich auch vergebens bemuͤhen, vor den Augen der Recenſirmaͤnner, beſonders derer zu Jena, Erlangen und Berlin Gnade zu finden, da ich ſelbſt ſchon mehrmals mein Glaubensbe- kenntniß von Recenſiſten und Recenſiſterey oͤffent- lich abgelegt, und dadurch mich den Herren ſchlecht genug empfohlen habe. — Alſo nicht we- gen der Recenſenten, ſondern um meine Leſer von dem zu unterrichten, was ſie in dieſem Ban- de zu erwarten haben, ſoll hier meine Erklaͤrung uͤber die Herausgabe deſſelben das erſte Kapitel ausfuͤllen. Ich weiß ſelbſt, ſo gut und beſſer als ſonſt einer auf der ganzen Erde, wie wenig ich bedeu- te, und zu allen Zeiten meines Lebens bedeutet habe. Dieſes Nichtvielbedeuten meiner Perſon haͤngt theils vom Schickſal, theils von meinem eig- nen Betragen ab: denn haͤtte jenes wollen Etwas aus mir machen, ſo haͤtte ich eben ſo gut Aſſeſſor eines Conſiſtoriums, Hofrath, Regierungsrath,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/10>, abgerufen am 29.03.2024.