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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Schiele erhielt nun ein ansehnliches Geschenk
in Papiergeld, eine Kapotte u. dgl. und betrug sich,
wie wenn er eine Heldenthat ausgeführt hätte, auf
die impertinenteste Art gegen jederman. Sein
Geld hat er indeß nach und nach in Landau ver-
hurt und versoffen, auch die Lustseuche, wie meh-
rere dieses Gesindels, hernach mit in Frankreich
hineingeschleppt. Er ist im Herbst 1794 nach der
Schweiz gegangen, nachdem er durch einen fal-
schen Taufschein einen Paß, als ein Polake, er-
halten hatte. Ich wünsche, daß er möge erkannt
werden, um für seine abscheuliche Verrätherey noch
jezt zu büßen. Wer mit so einem Schuft Mitleid
hat, der ist selbst eben auch ein Schuft.

Ein andrer dieser Buben hieß Schwabe, ein
Siebenbürger, der von den Oestreichischen Husaren,
Leopold Toscana, weggelaufen war. Er hatte sich
in Landau in einem Hause bekannt gemacht, und
daselbst einen beträchtlichen Diebstahl begangen.
Der General ließ ihn deswegen einstecken, und er
mußte bis zum Abmarsch ins Innere von Frankreich
gefangen sitzen. Eben so wurden Magerer und
drey andere, welche nächtliche Diebstähle begangen
hatten, bis zum Entsatz von Landau eingesperrt.

Die Frau des schon genannten Bachmayers
hatte in der Stadt ein Hurenmensch aufgetrieben,
welche von da an bey ihr zu schlafen pflegte, und

Schiele erhielt nun ein anſehnliches Geſchenk
in Papiergeld, eine Kapotte u. dgl. und betrug ſich,
wie wenn er eine Heldenthat ausgefuͤhrt haͤtte, auf
die impertinenteſte Art gegen jederman. Sein
Geld hat er indeß nach und nach in Landau ver-
hurt und verſoffen, auch die Luſtſeuche, wie meh-
rere dieſes Geſindels, hernach mit in Frankreich
hineingeſchleppt. Er iſt im Herbſt 1794 nach der
Schweiz gegangen, nachdem er durch einen fal-
ſchen Taufſchein einen Paß, als ein Polake, er-
halten hatte. Ich wuͤnſche, daß er moͤge erkannt
werden, um fuͤr ſeine abſcheuliche Verraͤtherey noch
jezt zu buͤßen. Wer mit ſo einem Schuft Mitleid
hat, der iſt ſelbſt eben auch ein Schuft.

Ein andrer dieſer Buben hieß Schwabe, ein
Siebenbuͤrger, der von den Oeſtreichiſchen Huſaren,
Leopold Toſcana, weggelaufen war. Er hatte ſich
in Landau in einem Hauſe bekannt gemacht, und
daſelbſt einen betraͤchtlichen Diebſtahl begangen.
Der General ließ ihn deswegen einſtecken, und er
mußte bis zum Abmarſch ins Innere von Frankreich
gefangen ſitzen. Eben ſo wurden Magerer und
drey andere, welche naͤchtliche Diebſtaͤhle begangen
hatten, bis zum Entſatz von Landau eingeſperrt.

Die Frau des ſchon genannten Bachmayers
hatte in der Stadt ein Hurenmenſch aufgetrieben,
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[14/0018] Schiele erhielt nun ein anſehnliches Geſchenk in Papiergeld, eine Kapotte u. dgl. und betrug ſich, wie wenn er eine Heldenthat ausgefuͤhrt haͤtte, auf die impertinenteſte Art gegen jederman. Sein Geld hat er indeß nach und nach in Landau ver- hurt und verſoffen, auch die Luſtſeuche, wie meh- rere dieſes Geſindels, hernach mit in Frankreich hineingeſchleppt. Er iſt im Herbſt 1794 nach der Schweiz gegangen, nachdem er durch einen fal- ſchen Taufſchein einen Paß, als ein Polake, er- halten hatte. Ich wuͤnſche, daß er moͤge erkannt werden, um fuͤr ſeine abſcheuliche Verraͤtherey noch jezt zu buͤßen. Wer mit ſo einem Schuft Mitleid hat, der iſt ſelbſt eben auch ein Schuft. Ein andrer dieſer Buben hieß Schwabe, ein Siebenbuͤrger, der von den Oeſtreichiſchen Huſaren, Leopold Toſcana, weggelaufen war. Er hatte ſich in Landau in einem Hauſe bekannt gemacht, und daſelbſt einen betraͤchtlichen Diebſtahl begangen. Der General ließ ihn deswegen einſtecken, und er mußte bis zum Abmarſch ins Innere von Frankreich gefangen ſitzen. Eben ſo wurden Magerer und drey andere, welche naͤchtliche Diebſtaͤhle begangen hatten, bis zum Entſatz von Landau eingeſperrt. Die Frau des ſchon genannten Bachmayers hatte in der Stadt ein Hurenmenſch aufgetrieben, welche von da an bey ihr zu ſchlafen pflegte, und

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/18>, abgerufen am 20.04.2024.