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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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muß man im Besondern, im Nächsten wirken, nicht
aber unschlüssig stehen bleiben, wie es Dir am Ende
begegnen wird. Das nächste, klar ausgesprochene
Ziel der Menschen ist die Freiheit; schaff sie herbei,
wir wollen sehn, was darnach entsteht -- "schlag
Du erst diese Welt in Trümmern, die andere mag
darnach entstehen" --

Leopold war's, der mich in der Beschreibung
Margarethens, van Waelens schöner Tochter, störte.
Du kannst ermessen, wie er nach gewöhnlicher Ma-
nier nicht drei Tage mit zwei schönen Weibern leben
konnte, ohne der ältern zu sagen, sie sei bezaubernd,
und die jüngere, den Engel seines Lebens, um Herz
und Hand zu bitten. So wie er damals in aller
Geschwindigkeit eine Prinzessin heirathen wollte, so
macht er's noch heut mit jedem hübschen Mädchen.
Es ist nicht etwa die Absicht eines ungeschickten Roue,
der unter der schützenden Aegide einer baldigen Hoch-
zeit dreist seinen Liebeswünschen folgen zu können
glaubt -- Gott bewahre, es ist Leopolds schnell er-
regtes, überwallendes Herz, es ist sein augenblick-
licher, vollkommener Ernst, und das Wunder ist
groß, daß ihn noch nirgends eine Schöne eben so

muß man im Beſondern, im Nächſten wirken, nicht
aber unſchlüſſig ſtehen bleiben, wie es Dir am Ende
begegnen wird. Das nächſte, klar ausgeſprochene
Ziel der Menſchen iſt die Freiheit; ſchaff ſie herbei,
wir wollen ſehn, was darnach entſteht — „ſchlag
Du erſt dieſe Welt in Trümmern, die andere mag
darnach entſtehen“ —

Leopold war’s, der mich in der Beſchreibung
Margarethens, van Waelens ſchöner Tochter, ſtörte.
Du kannſt ermeſſen, wie er nach gewöhnlicher Ma-
nier nicht drei Tage mit zwei ſchönen Weibern leben
konnte, ohne der ältern zu ſagen, ſie ſei bezaubernd,
und die jüngere, den Engel ſeines Lebens, um Herz
und Hand zu bitten. So wie er damals in aller
Geſchwindigkeit eine Prinzeſſin heirathen wollte, ſo
macht er’s noch heut mit jedem hübſchen Mädchen.
Es iſt nicht etwa die Abſicht eines ungeſchickten Roué,
der unter der ſchützenden Aegide einer baldigen Hoch-
zeit dreiſt ſeinen Liebeswünſchen folgen zu können
glaubt — Gott bewahre, es iſt Leopolds ſchnell er-
regtes, überwallendes Herz, es iſt ſein augenblick-
licher, vollkommener Ernſt, und das Wunder iſt
groß, daß ihn noch nirgends eine Schöne eben ſo

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[24/0032] muß man im Beſondern, im Nächſten wirken, nicht aber unſchlüſſig ſtehen bleiben, wie es Dir am Ende begegnen wird. Das nächſte, klar ausgeſprochene Ziel der Menſchen iſt die Freiheit; ſchaff ſie herbei, wir wollen ſehn, was darnach entſteht — „ſchlag Du erſt dieſe Welt in Trümmern, die andere mag darnach entſtehen“ — Leopold war’s, der mich in der Beſchreibung Margarethens, van Waelens ſchöner Tochter, ſtörte. Du kannſt ermeſſen, wie er nach gewöhnlicher Ma- nier nicht drei Tage mit zwei ſchönen Weibern leben konnte, ohne der ältern zu ſagen, ſie ſei bezaubernd, und die jüngere, den Engel ſeines Lebens, um Herz und Hand zu bitten. So wie er damals in aller Geſchwindigkeit eine Prinzeſſin heirathen wollte, ſo macht er’s noch heut mit jedem hübſchen Mädchen. Es iſt nicht etwa die Abſicht eines ungeſchickten Roué, der unter der ſchützenden Aegide einer baldigen Hoch- zeit dreiſt ſeinen Liebeswünſchen folgen zu können glaubt — Gott bewahre, es iſt Leopolds ſchnell er- regtes, überwallendes Herz, es iſt ſein augenblick- licher, vollkommener Ernſt, und das Wunder iſt groß, daß ihn noch nirgends eine Schöne eben ſo

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/32>, abgerufen am 18.04.2024.