Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

künstliche Maschinen; wenn Eure künstliche Thätigkeit
aufhört, so fallt ihr zusammen. Ihr seid isolirt von
der Verbindungsstange der höhern Elektricität, Ihr seid
ohne Bezug zur Gottheit -- eine Krankheit, die Eure
geringe geistige Kommunication mit ihr aufhebt, weil sie
Eure geistige Thätigkeit aufhebt, wirft Euch zu den Thie¬
ren. Meine Religion ist die unzertrennbare Einigung
mit dem Höchsten, sie besteht wie die Atmosphäre, auch
wenn ich selbst unfähig bin, die geistigen Anknüpfungs¬
punkte fest zu halten. Was soll ich zu Deinem theolo¬
gischen Treiben sagen, was unsere Urkunden und die
Worte der alten Glaubenshelden nur mit dem zersetzen¬
den kritischen Auge ansieht und fertig zu sein hofft, wenn
Alles in Wasser aufgelöst ist. Ich bedaure Euch und
gäbe viel drum, wärt Ihr anders. Ade. --

Nachschrift.

Eben erhalte ich Briefe von Berlin. Constantin
ist dort angekommen, hat ein Logis von mehreren Ge¬
mächern gemiethet, ist wieder abgereist und hat seine
Rückehr mit einer Dame angekündigt. Die Adresse fin¬
dest Du beigelegt, erlasse mir die Erforschung des Details
dieser skandalösen Geschichte. Leb wohl! --


künſtliche Maſchinen; wenn Eure künſtliche Thätigkeit
aufhört, ſo fallt ihr zuſammen. Ihr ſeid iſolirt von
der Verbindungsſtange der höhern Elektricität, Ihr ſeid
ohne Bezug zur Gottheit — eine Krankheit, die Eure
geringe geiſtige Kommunication mit ihr aufhebt, weil ſie
Eure geiſtige Thätigkeit aufhebt, wirft Euch zu den Thie¬
ren. Meine Religion iſt die unzertrennbare Einigung
mit dem Höchſten, ſie beſteht wie die Atmoſphäre, auch
wenn ich ſelbſt unfähig bin, die geiſtigen Anknüpfungs¬
punkte feſt zu halten. Was ſoll ich zu Deinem theolo¬
giſchen Treiben ſagen, was unſere Urkunden und die
Worte der alten Glaubenshelden nur mit dem zerſetzen¬
den kritiſchen Auge anſieht und fertig zu ſein hofft, wenn
Alles in Waſſer aufgelöſt iſt. Ich bedaure Euch und
gäbe viel drum, wärt Ihr anders. Ade. —

Nachſchrift.

Eben erhalte ich Briefe von Berlin. Conſtantin
iſt dort angekommen, hat ein Logis von mehreren Ge¬
mächern gemiethet, iſt wieder abgereiſt und hat ſeine
Rückehr mit einer Dame angekündigt. Die Adreſſe fin¬
deſt Du beigelegt, erlaſſe mir die Erforſchung des Details
dieſer ſkandalöſen Geſchichte. Leb wohl! —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="34"/>
kün&#x017F;tliche Ma&#x017F;chinen; wenn Eure kün&#x017F;tliche Thätigkeit<lb/>
aufhört, &#x017F;o fallt ihr zu&#x017F;ammen. Ihr &#x017F;eid i&#x017F;olirt von<lb/>
der Verbindungs&#x017F;tange der höhern Elektricität, Ihr &#x017F;eid<lb/>
ohne Bezug zur Gottheit &#x2014; eine Krankheit, die Eure<lb/>
geringe gei&#x017F;tige Kommunication mit ihr aufhebt, weil &#x017F;ie<lb/>
Eure gei&#x017F;tige Thätigkeit aufhebt, wirft Euch zu den Thie¬<lb/>
ren. Meine Religion i&#x017F;t die unzertrennbare Einigung<lb/>
mit dem Höch&#x017F;ten, &#x017F;ie be&#x017F;teht wie die Atmo&#x017F;phäre, auch<lb/>
wenn ich &#x017F;elb&#x017F;t unfähig bin, die gei&#x017F;tigen Anknüpfungs¬<lb/>
punkte fe&#x017F;t zu halten. Was &#x017F;oll ich zu Deinem theolo¬<lb/>
gi&#x017F;chen Treiben &#x017F;agen, was un&#x017F;ere Urkunden und die<lb/>
Worte der alten Glaubenshelden nur mit dem zer&#x017F;etzen¬<lb/>
den kriti&#x017F;chen Auge an&#x017F;ieht und fertig zu &#x017F;ein hofft, wenn<lb/>
Alles in Wa&#x017F;&#x017F;er aufgelö&#x017F;t i&#x017F;t. Ich bedaure Euch und<lb/>
gäbe viel drum, wärt Ihr anders. Ade. &#x2014;</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Nach&#x017F;chrift.</hi><lb/>
          </head>
          <p>Eben erhalte ich Briefe von Berlin. Con&#x017F;tantin<lb/>
i&#x017F;t dort angekommen, hat ein Logis von mehreren Ge¬<lb/>
mächern gemiethet, i&#x017F;t wieder abgerei&#x017F;t und hat &#x017F;eine<lb/>
Rückehr mit einer Dame angekündigt. Die Adre&#x017F;&#x017F;e fin¬<lb/>
de&#x017F;t Du beigelegt, erla&#x017F;&#x017F;e mir die Erfor&#x017F;chung des Details<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;kandalö&#x017F;en Ge&#x017F;chichte. Leb wohl! &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0044] künſtliche Maſchinen; wenn Eure künſtliche Thätigkeit aufhört, ſo fallt ihr zuſammen. Ihr ſeid iſolirt von der Verbindungsſtange der höhern Elektricität, Ihr ſeid ohne Bezug zur Gottheit — eine Krankheit, die Eure geringe geiſtige Kommunication mit ihr aufhebt, weil ſie Eure geiſtige Thätigkeit aufhebt, wirft Euch zu den Thie¬ ren. Meine Religion iſt die unzertrennbare Einigung mit dem Höchſten, ſie beſteht wie die Atmoſphäre, auch wenn ich ſelbſt unfähig bin, die geiſtigen Anknüpfungs¬ punkte feſt zu halten. Was ſoll ich zu Deinem theolo¬ giſchen Treiben ſagen, was unſere Urkunden und die Worte der alten Glaubenshelden nur mit dem zerſetzen¬ den kritiſchen Auge anſieht und fertig zu ſein hofft, wenn Alles in Waſſer aufgelöſt iſt. Ich bedaure Euch und gäbe viel drum, wärt Ihr anders. Ade. — Nachſchrift. Eben erhalte ich Briefe von Berlin. Conſtantin iſt dort angekommen, hat ein Logis von mehreren Ge¬ mächern gemiethet, iſt wieder abgereiſt und hat ſeine Rückehr mit einer Dame angekündigt. Die Adreſſe fin¬ deſt Du beigelegt, erlaſſe mir die Erforſchung des Details dieſer ſkandalöſen Geſchichte. Leb wohl! —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/44
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/44>, abgerufen am 29.03.2024.