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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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drängnis ist, mit Hand und Fuß gegen die allgemeine
Wehrpflicht.

Dieser Gegensatz zwischen englischem und deutschem
Wesen und Staatsleben kam der oben zitierten Eng-
länderin zum Bewußtsein, als sie die starke Männlichkeit
für die wirkliche Kraft des modernen Deutschland erklärte.
Heute verspüren es die Landsleute jener Frau zu Wasser
und zu Lande am eigenen Leibe, daß sie klar gesehen hat.
Der männliche Charakter des deutschen Staates und seine
Blüte verhalten sich wie Ursache und Wirkung, und seine
allmähliche Verweiberung
, die in der Frauenstimm-
rechtsbewegung, bewußt oder unbewußt, erstrebt wird,
würde nichts Geringeres als seinen Niedergang
bedeuten
, nicht in wenigen Jahren, aber langsam und
sicher, eintretend als unausbleibliche Folge der demokratisch-
feministischen, antimilitaristischen Knochenerweichung.

Es mußten doch schon ganz zwingende Gründe vor-
handen sein, die den männlichen starken Staat veran-
lassen könnten, seinen männlichen Charakter, den der
Ordnung, Kraft und Sicherheit, durch Hinzuziehung des
weiblichen Geschlechts zur Mitregierung in Gefahr zu
bringen oder gar zu zerstören. - Die Gründe, welche
von den machthungrigen Rechtlerinnen zugunsten einer
solchen Revolution ins Feld geführt werden, sind gottlob
fadenscheinig genug, um selbst bei einer oberflächlichen
Betrachtung in ihrer ganzen Nichtigkeit durchschaut zu
werden.

Seit einigen Jahren, besonders seit der Gewerbe-
zählung von 1907, die außerordentlich hohe Zahlen weib-
licher Erwerbstätiger zutage förderte, machten die Führe-

drängnis ist, mit Hand und Fuß gegen die allgemeine
Wehrpflicht.

Dieser Gegensatz zwischen englischem und deutschem
Wesen und Staatsleben kam der oben zitierten Eng-
länderin zum Bewußtsein, als sie die starke Männlichkeit
für die wirkliche Kraft des modernen Deutschland erklärte.
Heute verspüren es die Landsleute jener Frau zu Wasser
und zu Lande am eigenen Leibe, daß sie klar gesehen hat.
Der männliche Charakter des deutschen Staates und seine
Blüte verhalten sich wie Ursache und Wirkung, und seine
allmähliche Verweiberung
, die in der Frauenstimm-
rechtsbewegung, bewußt oder unbewußt, erstrebt wird,
würde nichts Geringeres als seinen Niedergang
bedeuten
, nicht in wenigen Jahren, aber langsam und
sicher, eintretend als unausbleibliche Folge der demokratisch-
feministischen, antimilitaristischen Knochenerweichung.

Es mußten doch schon ganz zwingende Gründe vor-
handen sein, die den männlichen starken Staat veran-
lassen könnten, seinen männlichen Charakter, den der
Ordnung, Kraft und Sicherheit, durch Hinzuziehung des
weiblichen Geschlechts zur Mitregierung in Gefahr zu
bringen oder gar zu zerstören. – Die Gründe, welche
von den machthungrigen Rechtlerinnen zugunsten einer
solchen Revolution ins Feld geführt werden, sind gottlob
fadenscheinig genug, um selbst bei einer oberflächlichen
Betrachtung in ihrer ganzen Nichtigkeit durchschaut zu
werden.

Seit einigen Jahren, besonders seit der Gewerbe-
zählung von 1907, die außerordentlich hohe Zahlen weib-
licher Erwerbstätiger zutage förderte, machten die Führe-

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[16/0018] drängnis ist, mit Hand und Fuß gegen die allgemeine Wehrpflicht. Dieser Gegensatz zwischen englischem und deutschem Wesen und Staatsleben kam der oben zitierten Eng- länderin zum Bewußtsein, als sie die starke Männlichkeit für die wirkliche Kraft des modernen Deutschland erklärte. Heute verspüren es die Landsleute jener Frau zu Wasser und zu Lande am eigenen Leibe, daß sie klar gesehen hat. Der männliche Charakter des deutschen Staates und seine Blüte verhalten sich wie Ursache und Wirkung, und seine allmähliche Verweiberung, die in der Frauenstimm- rechtsbewegung, bewußt oder unbewußt, erstrebt wird, würde nichts Geringeres als seinen Niedergang bedeuten, nicht in wenigen Jahren, aber langsam und sicher, eintretend als unausbleibliche Folge der demokratisch- feministischen, antimilitaristischen Knochenerweichung. Es mußten doch schon ganz zwingende Gründe vor- handen sein, die den männlichen starken Staat veran- lassen könnten, seinen männlichen Charakter, den der Ordnung, Kraft und Sicherheit, durch Hinzuziehung des weiblichen Geschlechts zur Mitregierung in Gefahr zu bringen oder gar zu zerstören. – Die Gründe, welche von den machthungrigen Rechtlerinnen zugunsten einer solchen Revolution ins Feld geführt werden, sind gottlob fadenscheinig genug, um selbst bei einer oberflächlichen Betrachtung in ihrer ganzen Nichtigkeit durchschaut zu werden. Seit einigen Jahren, besonders seit der Gewerbe- zählung von 1907, die außerordentlich hohe Zahlen weib- licher Erwerbstätiger zutage förderte, machten die Führe-  

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/18>, abgerufen am 28.03.2024.