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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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ursache dieses Geistes der Fürsorge, Ordnung, Zuverlässig-
keit und Sicherheit? - Sie sagt: "Deutschland ist voll-
kommen männlich, männlicher als irgend ein anderes Land
von heute. Und diese starke Männlichkeit ist die
wirkliche Kraft des modernen Deutschland.
"
Soweit die Engländerin. - Und wiederum sind es Eng-
länderinnen, nämlich die Suffragetten, die es uns Deut-
schen ad oculos demonstrieren, wohin der Feminismus
die Frauen selbst, die Männer und den Staat zum Schlusse
führt. War es nicht ein Schauspiel zum Erbarmen mit
dem englischen Staat der Herren Grey und Asquith, die
auf keine Weise der englischen Brandstifterinnen Herr zu
werden vermochten! - Die Suffragetten haben den Be-
weis dafür erbracht, daß die politische Tätigkeit - die
ja bekanntlich schon bei den Männern den Charakter ver-
dirbt - das leichter erregbare willenszähe Weib zur
Megäre macht, und daß Disziplin und Achtung vor dem
Gesetz, die Grundsäulen jeglicher staatlichen Ordnung,
selbst bei gebildeten Frauen in so geringem Maße zu er-
warten sind, daß der Staat sich selbst aufgeben würde,
wenn er das weibliche Geschlecht zur Mitherrschaft heran-
zöge.- Was ist unter der feministischen Herrschaft, bei
der in Haus und Schule vorwiegenden Jugenderziehung
durch Frauen mit dem Grundsatz "Never contradict a
lady
", aus der Mannhaftigkeit, Wehrfreudigkeit und
Wahrheitsliebe der Engländer geworden! Lord Kitchener
wünscht Millionenheere von Freiwilligen zu schaffen, aber
die verweiberten Engländer finden wenig Geschmack am
männermordenden Kriege, und der englische Kaufmann
wehrt sich auch heute noch, wo das Land in größter Be-

ursache dieses Geistes der Fürsorge, Ordnung, Zuverlässig-
keit und Sicherheit? – Sie sagt: „Deutschland ist voll-
kommen männlich, männlicher als irgend ein anderes Land
von heute. Und diese starke Männlichkeit ist die
wirkliche Kraft des modernen Deutschland.

Soweit die Engländerin. – Und wiederum sind es Eng-
länderinnen, nämlich die Suffragetten, die es uns Deut-
schen ad oculos demonstrieren, wohin der Feminismus
die Frauen selbst, die Männer und den Staat zum Schlusse
führt. War es nicht ein Schauspiel zum Erbarmen mit
dem englischen Staat der Herren Grey und Asquith, die
auf keine Weise der englischen Brandstifterinnen Herr zu
werden vermochten! – Die Suffragetten haben den Be-
weis dafür erbracht, daß die politische Tätigkeit – die
ja bekanntlich schon bei den Männern den Charakter ver-
dirbt – das leichter erregbare willenszähe Weib zur
Megäre macht, und daß Disziplin und Achtung vor dem
Gesetz, die Grundsäulen jeglicher staatlichen Ordnung,
selbst bei gebildeten Frauen in so geringem Maße zu er-
warten sind, daß der Staat sich selbst aufgeben würde,
wenn er das weibliche Geschlecht zur Mitherrschaft heran-
zöge.– Was ist unter der feministischen Herrschaft, bei
der in Haus und Schule vorwiegenden Jugenderziehung
durch Frauen mit dem Grundsatz „Never contradict a
lady
“, aus der Mannhaftigkeit, Wehrfreudigkeit und
Wahrheitsliebe der Engländer geworden! Lord Kitchener
wünscht Millionenheere von Freiwilligen zu schaffen, aber
die verweiberten Engländer finden wenig Geschmack am
männermordenden Kriege, und der englische Kaufmann
wehrt sich auch heute noch, wo das Land in größter Be-

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[15/0017] ursache dieses Geistes der Fürsorge, Ordnung, Zuverlässig- keit und Sicherheit? – Sie sagt: „Deutschland ist voll- kommen männlich, männlicher als irgend ein anderes Land von heute. Und diese starke Männlichkeit ist die wirkliche Kraft des modernen Deutschland.“ Soweit die Engländerin. – Und wiederum sind es Eng- länderinnen, nämlich die Suffragetten, die es uns Deut- schen ad oculos demonstrieren, wohin der Feminismus die Frauen selbst, die Männer und den Staat zum Schlusse führt. War es nicht ein Schauspiel zum Erbarmen mit dem englischen Staat der Herren Grey und Asquith, die auf keine Weise der englischen Brandstifterinnen Herr zu werden vermochten! – Die Suffragetten haben den Be- weis dafür erbracht, daß die politische Tätigkeit – die ja bekanntlich schon bei den Männern den Charakter ver- dirbt – das leichter erregbare willenszähe Weib zur Megäre macht, und daß Disziplin und Achtung vor dem Gesetz, die Grundsäulen jeglicher staatlichen Ordnung, selbst bei gebildeten Frauen in so geringem Maße zu er- warten sind, daß der Staat sich selbst aufgeben würde, wenn er das weibliche Geschlecht zur Mitherrschaft heran- zöge.– Was ist unter der feministischen Herrschaft, bei der in Haus und Schule vorwiegenden Jugenderziehung durch Frauen mit dem Grundsatz „Never contradict a lady“, aus der Mannhaftigkeit, Wehrfreudigkeit und Wahrheitsliebe der Engländer geworden! Lord Kitchener wünscht Millionenheere von Freiwilligen zu schaffen, aber die verweiberten Engländer finden wenig Geschmack am männermordenden Kriege, und der englische Kaufmann wehrt sich auch heute noch, wo das Land in größter Be-  

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/17>, abgerufen am 29.03.2024.