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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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386. Die eigenthümliche Natur der Tempinutzungen oder
der Tempigewinn stützt sich auf die Natur einzelner Fi-
guren (vgl. §. 391, 393) und auf die vorhin erwähnte De-
maskation. Die Mattkraft der Tempinutzungen oder der
Tempizwang folgt entweder ähnlichen Gesichtspunkten (vgl.
§. 369) oder beruht auf dem Demaskationszwang (§. 369,
382) und Räumungszwang (§. 382, 386). -- Continuität von
Opfern ist eine häufig benutzte Combination; wir haben in
§. 385 ein Beispiel gegeben. Dort opfert sich der Bauer
f 4, um dem Springer Platz zu machen; das ist ein Räu-
mungsopfer. Sodann opfert sich der Springer, um theils
den Thurm d 1 zu demaskiren, theils den feindlichen Thurm
wieder vom Felde f 4 zu treiben; das ist ein Demaskations-
opfer. Hierauf opfert sich die Dame auf g 4, um den
feindlichen Thurm zum Verlassen der f-Linie zu zwingen,
damit dem eignen Thurm f 1 das Feld f 6 demaskirt werde;
das ist ein Demaskationszwangopfer. Hieran schliesst sich
endlich das Thurmopfer auf f 6, um die Wirksamkeit des
feindlichen Springers von dem Felde e 8 abzulenken oder
ihn zur Räumung des Punktes d 7 zu zwingen; das ist ein
Räumungszwangopfer. Für die eigenthümliche Natur der
Opfer ergeben sich daraus von selbst die einzelnen Mög-
lichkeiten, je nachdem der Zweck des Opfers eine oder
mehrere der gedachten Absichten für sich hat. Von be-
sonderer Wichtigkeit sind aber noch die Wegräumungs-
opfer, d. h. Aufopferungen, um die Wirksamkeit feindlicher
Figuren von gewissen Punkten oder vom Schachbieten ab-
zulenken, damit, namentlich in letzterem Falle die Vorbe-
reitung der Mattstellung mit Sicherheit erfolgen mag. Der
hauptsächlichste Mattzweck der Opfer ist oben angegeben;
meist soll der König (wie in §. 374, 375) verstellt oder
blossgestellt oder in eine Mattstellung hineingetrieben wer-
den. Endlich lassen sich noch die Opfer nach der zu
opfernden Figur in Damenopfer, Figurenopfer und Bauer-
opfer scheiden.

§. 397. Anfang und Ende der Lösung eines Problemes
geben nicht selten zu einigen besonderen Combinationen
Veranlassung. Dahin gehören die Einleitungen und die Matt-
positionen. Erstere bestehen in einer Reihe selbstständiger
Züge, welche vor der eigentlichen Idee des Problemes vor-
hergehen, letztere geben durch ihre Eleganz und Schönheit
in der Postirung der Steine zuweilen die eigentliche Basis
von Aufgaben.

Anmerkung. Die Einleitungen, welche an und für sich
gar nicht zum Wesen der Aufgabe gehören, unterscheiden
sich dadurch hauptsächlich von den so eben erörterten
Vorbereitungen. Sie bestehen oft in einem einzigen Zuge,
z. B. in einem Bauerschach, Damenschach u. s. w. und
können vollständig von der eigentlichen Aufgabe abgelöst
386. Die eigenthümliche Natur der Tempinutzungen oder
der Tempigewinn stützt sich auf die Natur einzelner Fi-
guren (vgl. §. 391, 393) und auf die vorhin erwähnte De-
maskation. Die Mattkraft der Tempinutzungen oder der
Tempizwang folgt entweder ähnlichen Gesichtspunkten (vgl.
§. 369) oder beruht auf dem Demaskationszwang (§. 369,
382) und Räumungszwang (§. 382, 386). — Continuität von
Opfern ist eine häufig benutzte Combination; wir haben in
§. 385 ein Beispiel gegeben. Dort opfert sich der Bauer
f 4, um dem Springer Platz zu machen; das ist ein Räu-
mungsopfer. Sodann opfert sich der Springer, um theils
den Thurm d 1 zu demaskiren, theils den feindlichen Thurm
wieder vom Felde f 4 zu treiben; das ist ein Demaskations-
opfer. Hierauf opfert sich die Dame auf g 4, um den
feindlichen Thurm zum Verlassen der f-Linie zu zwingen,
damit dem eignen Thurm f 1 das Feld f 6 demaskirt werde;
das ist ein Demaskationszwangopfer. Hieran schliesst sich
endlich das Thurmopfer auf f 6, um die Wirksamkeit des
feindlichen Springers von dem Felde e 8 abzulenken oder
ihn zur Räumung des Punktes d 7 zu zwingen; das ist ein
Räumungszwangopfer. Für die eigenthümliche Natur der
Opfer ergeben sich daraus von selbst die einzelnen Mög-
lichkeiten, je nachdem der Zweck des Opfers eine oder
mehrere der gedachten Absichten für sich hat. Von be-
sonderer Wichtigkeit sind aber noch die Wegräumungs-
opfer, d. h. Aufopferungen, um die Wirksamkeit feindlicher
Figuren von gewissen Punkten oder vom Schachbieten ab-
zulenken, damit, namentlich in letzterem Falle die Vorbe-
reitung der Mattstellung mit Sicherheit erfolgen mag. Der
hauptsächlichste Mattzweck der Opfer ist oben angegeben;
meist soll der König (wie in §. 374, 375) verstellt oder
blossgestellt oder in eine Mattstellung hineingetrieben wer-
den. Endlich lassen sich noch die Opfer nach der zu
opfernden Figur in Damenopfer, Figurenopfer und Bauer-
opfer scheiden.

§. 397. Anfang und Ende der Lösung eines Problemes
geben nicht selten zu einigen besonderen Combinationen
Veranlassung. Dahin gehören die Einleitungen und die Matt-
positionen. Erstere bestehen in einer Reihe selbstständiger
Züge, welche vor der eigentlichen Idee des Problemes vor-
hergehen, letztere geben durch ihre Eleganz und Schönheit
in der Postirung der Steine zuweilen die eigentliche Basis
von Aufgaben.

Anmerkung. Die Einleitungen, welche an und für sich
gar nicht zum Wesen der Aufgabe gehören, unterscheiden
sich dadurch hauptsächlich von den so eben erörterten
Vorbereitungen. Sie bestehen oft in einem einzigen Zuge,
z. B. in einem Bauerschach, Damenschach u. s. w. und
können vollständig von der eigentlichen Aufgabe abgelöst
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[223/0235] 386. Die eigenthümliche Natur der Tempinutzungen oder der Tempigewinn stützt sich auf die Natur einzelner Fi- guren (vgl. §. 391, 393) und auf die vorhin erwähnte De- maskation. Die Mattkraft der Tempinutzungen oder der Tempizwang folgt entweder ähnlichen Gesichtspunkten (vgl. §. 369) oder beruht auf dem Demaskationszwang (§. 369, 382) und Räumungszwang (§. 382, 386). — Continuität von Opfern ist eine häufig benutzte Combination; wir haben in §. 385 ein Beispiel gegeben. Dort opfert sich der Bauer f 4, um dem Springer Platz zu machen; das ist ein Räu- mungsopfer. Sodann opfert sich der Springer, um theils den Thurm d 1 zu demaskiren, theils den feindlichen Thurm wieder vom Felde f 4 zu treiben; das ist ein Demaskations- opfer. Hierauf opfert sich die Dame auf g 4, um den feindlichen Thurm zum Verlassen der f-Linie zu zwingen, damit dem eignen Thurm f 1 das Feld f 6 demaskirt werde; das ist ein Demaskationszwangopfer. Hieran schliesst sich endlich das Thurmopfer auf f 6, um die Wirksamkeit des feindlichen Springers von dem Felde e 8 abzulenken oder ihn zur Räumung des Punktes d 7 zu zwingen; das ist ein Räumungszwangopfer. Für die eigenthümliche Natur der Opfer ergeben sich daraus von selbst die einzelnen Mög- lichkeiten, je nachdem der Zweck des Opfers eine oder mehrere der gedachten Absichten für sich hat. Von be- sonderer Wichtigkeit sind aber noch die Wegräumungs- opfer, d. h. Aufopferungen, um die Wirksamkeit feindlicher Figuren von gewissen Punkten oder vom Schachbieten ab- zulenken, damit, namentlich in letzterem Falle die Vorbe- reitung der Mattstellung mit Sicherheit erfolgen mag. Der hauptsächlichste Mattzweck der Opfer ist oben angegeben; meist soll der König (wie in §. 374, 375) verstellt oder blossgestellt oder in eine Mattstellung hineingetrieben wer- den. Endlich lassen sich noch die Opfer nach der zu opfernden Figur in Damenopfer, Figurenopfer und Bauer- opfer scheiden. §. 397. Anfang und Ende der Lösung eines Problemes geben nicht selten zu einigen besonderen Combinationen Veranlassung. Dahin gehören die Einleitungen und die Matt- positionen. Erstere bestehen in einer Reihe selbstständiger Züge, welche vor der eigentlichen Idee des Problemes vor- hergehen, letztere geben durch ihre Eleganz und Schönheit in der Postirung der Steine zuweilen die eigentliche Basis von Aufgaben. Anmerkung. Die Einleitungen, welche an und für sich gar nicht zum Wesen der Aufgabe gehören, unterscheiden sich dadurch hauptsächlich von den so eben erörterten Vorbereitungen. Sie bestehen oft in einem einzigen Zuge, z. B. in einem Bauerschach, Damenschach u. s. w. und können vollständig von der eigentlichen Aufgabe abgelöst

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/235>, abgerufen am 19.04.2024.