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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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schon meist die Praxis, oder sie stützt sich, wie namentlich
gegen die Springer, auf gewisse künstlichere Tempigewinne.
Als besondere Eigenschaft der Dame ist endlich ihre
zwingende Gewalt in Verbindung mit einer anderen Figur,
namentlich dem Thurm, zu erwähnen- Sie vermag so den
feindlichen König in vorgeschriebener Zügezahl von einem
Punkte des Brettes zu jedem anderen zu treiben und darauf
beruht nicht selten die Durchführung gewisser künstlicher
Aufgaben, wie der Selbstmatts und bedingten Matts.

§. 392. Der Thurm bedingt das sogenannte Randmatt
und darauf stützen sich manche ähnliche Matts in der Mitte
des Brettes; auch gestattet er mit der Hülfe von Springern
und Bauern viele künstliche Mattstellungen. Seine Ab-
schneidung ganzer Linien dient zur Mattvorbereitung, und in
Verbindung mit dem Laufer oder der Dame giebt er zum
Abzugsschach Gelegeuheit.

Anmerkung. Die continuirliche Bewegung der Thürme ist
aus §. 372 bekannt; dasselbe Problem zeigt ein Beispiel
des eigentlichen Thurmmatt, damit vergleiche man die
analogen Mattstellungen in §. 369 und §. 380. Die Ab-
schneidung gerader Linien gehört zur eigenthümlichen
Natur des Thurmes; die Abzugschachfähigkeit aber sowie
seine zwingende Gewalt in Verbindung mit Springer oder
Laufer zu seinen besonderen Eigenschaften.

§. 393. Der Laufer ist vorzüglich zum Tempigewinn
und Tempizwang geeignet, begründet das Diagonalmatt und
gewährt in Verbindung mit dem Thurm die Möglichkeit des
Abzugschach.

Anmerkung. Die Continuität des Laufers kann zur allmähli-
gen Bildung eines Abzugschach oder zur Stützung eines
einfacheren Matts (wie in §. 380) dienen. Die Treibkraft
wird besonders bei dem Zusammenwirken beider Laufer
von Bedeutung. Die eigenthümliche Natur des Laufers
giebt zur Abschneidung gewisser in der Diagonale liegen-
der Felder sowie zum Tempigewinne Veranlassung. Man
vergleiche hier §. 365 und §. 369. Auf der Mattkraft des
Laufers beruht das Diagonalmatt, welches, wie in §. 373,
nicht selten mit einem Damenopfer combinirt wird. Die
Italiener nennen es Fianchetto-Matt, die Engländer open-
slant-rayed mate. Noch vergleiche man wegen der Con-
tinuität des Laufers die Remis-Aufgabe in §. 364.

§. 394. Die eigenthümliche Gangweise des Springers
giebt zu den mannigfachsten Ideen Veranlassung. Er ist
besonders wirksam in passender Verbindung mit anderen
Officieren, namentlich Thurm und Läufer. Zwei Springer
haben eine besonders starke Treibkraft dem feindlichen

schon meist die Praxis, oder sie stützt sich, wie namentlich
gegen die Springer, auf gewisse künstlichere Tempigewinne.
Als besondere Eigenschaft der Dame ist endlich ihre
zwingende Gewalt in Verbindung mit einer anderen Figur,
namentlich dem Thurm, zu erwähnen- Sie vermag so den
feindlichen König in vorgeschriebener Zügezahl von einem
Punkte des Brettes zu jedem anderen zu treiben und darauf
beruht nicht selten die Durchführung gewisser künstlicher
Aufgaben, wie der Selbstmatts und bedingten Matts.

§. 392. Der Thurm bedingt das sogenannte Randmatt
und darauf stützen sich manche ähnliche Matts in der Mitte
des Brettes; auch gestattet er mit der Hülfe von Springern
und Bauern viele künstliche Mattstellungen. Seine Ab-
schneidung ganzer Linien dient zur Mattvorbereitung, und in
Verbindung mit dem Laufer oder der Dame giebt er zum
Abzugsschach Gelegeuheit.

Anmerkung. Die continuirliche Bewegung der Thürme ist
aus §. 372 bekannt; dasselbe Problem zeigt ein Beispiel
des eigentlichen Thurmmatt, damit vergleiche man die
analogen Mattstellungen in §. 369 und §. 380. Die Ab-
schneidung gerader Linien gehört zur eigenthümlichen
Natur des Thurmes; die Abzugschachfähigkeit aber sowie
seine zwingende Gewalt in Verbindung mit Springer oder
Laufer zu seinen besonderen Eigenschaften.

§. 393. Der Laufer ist vorzüglich zum Tempigewinn
und Tempizwang geeignet, begründet das Diagonalmatt und
gewährt in Verbindung mit dem Thurm die Möglichkeit des
Abzugschach.

Anmerkung. Die Continuität des Laufers kann zur allmähli-
gen Bildung eines Abzugschach oder zur Stützung eines
einfacheren Matts (wie in §. 380) dienen. Die Treibkraft
wird besonders bei dem Zusammenwirken beider Laufer
von Bedeutung. Die eigenthümliche Natur des Laufers
giebt zur Abschneidung gewisser in der Diagonale liegen-
der Felder sowie zum Tempigewinne Veranlassung. Man
vergleiche hier §. 365 und §. 369. Auf der Mattkraft des
Laufers beruht das Diagonalmatt, welches, wie in §. 373,
nicht selten mit einem Damenopfer combinirt wird. Die
Italiener nennen es Fianchetto-Matt, die Engländer open-
slant-rayed mate. Noch vergleiche man wegen der Con-
tinuität des Laufers die Remis-Aufgabe in §. 364.

§. 394. Die eigenthümliche Gangweise des Springers
giebt zu den mannigfachsten Ideen Veranlassung. Er ist
besonders wirksam in passender Verbindung mit anderen
Officieren, namentlich Thurm und Läufer. Zwei Springer
haben eine besonders starke Treibkraft dem feindlichen

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[220/0232] schon meist die Praxis, oder sie stützt sich, wie namentlich gegen die Springer, auf gewisse künstlichere Tempigewinne. Als besondere Eigenschaft der Dame ist endlich ihre zwingende Gewalt in Verbindung mit einer anderen Figur, namentlich dem Thurm, zu erwähnen- Sie vermag so den feindlichen König in vorgeschriebener Zügezahl von einem Punkte des Brettes zu jedem anderen zu treiben und darauf beruht nicht selten die Durchführung gewisser künstlicher Aufgaben, wie der Selbstmatts und bedingten Matts. §. 392. Der Thurm bedingt das sogenannte Randmatt und darauf stützen sich manche ähnliche Matts in der Mitte des Brettes; auch gestattet er mit der Hülfe von Springern und Bauern viele künstliche Mattstellungen. Seine Ab- schneidung ganzer Linien dient zur Mattvorbereitung, und in Verbindung mit dem Laufer oder der Dame giebt er zum Abzugsschach Gelegeuheit. Anmerkung. Die continuirliche Bewegung der Thürme ist aus §. 372 bekannt; dasselbe Problem zeigt ein Beispiel des eigentlichen Thurmmatt, damit vergleiche man die analogen Mattstellungen in §. 369 und §. 380. Die Ab- schneidung gerader Linien gehört zur eigenthümlichen Natur des Thurmes; die Abzugschachfähigkeit aber sowie seine zwingende Gewalt in Verbindung mit Springer oder Laufer zu seinen besonderen Eigenschaften. §. 393. Der Laufer ist vorzüglich zum Tempigewinn und Tempizwang geeignet, begründet das Diagonalmatt und gewährt in Verbindung mit dem Thurm die Möglichkeit des Abzugschach. Anmerkung. Die Continuität des Laufers kann zur allmähli- gen Bildung eines Abzugschach oder zur Stützung eines einfacheren Matts (wie in §. 380) dienen. Die Treibkraft wird besonders bei dem Zusammenwirken beider Laufer von Bedeutung. Die eigenthümliche Natur des Laufers giebt zur Abschneidung gewisser in der Diagonale liegen- der Felder sowie zum Tempigewinne Veranlassung. Man vergleiche hier §. 365 und §. 369. Auf der Mattkraft des Laufers beruht das Diagonalmatt, welches, wie in §. 373, nicht selten mit einem Damenopfer combinirt wird. Die Italiener nennen es Fianchetto-Matt, die Engländer open- slant-rayed mate. Noch vergleiche man wegen der Con- tinuität des Laufers die Remis-Aufgabe in §. 364. §. 394. Die eigenthümliche Gangweise des Springers giebt zu den mannigfachsten Ideen Veranlassung. Er ist besonders wirksam in passender Verbindung mit anderen Officieren, namentlich Thurm und Läufer. Zwei Springer haben eine besonders starke Treibkraft dem feindlichen

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/232>, abgerufen am 20.04.2024.