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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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Anmerkung. Man geht zunächst von f 4 auf h 5 bis f 6, d 5
u. s. w., indem man die Reihe h 5--a 5 analog der Reihe
a 4--h 4 und demnach auch die Reihen a 6--h 6 gleich
a 3--h 3 u. s. w. behandelt; so gelangt man zuletzt auf das
Feld c 5, welches von dem Anfangsfelde a 4 ebenfalls nur
um eine Springerweite entfernt ist.

§. 341. Später abstrahirte man von der Aufstellung
der Figuren und strebte nach correcter ununterbrochener
Führung des Springers über sämmtliche Felder des ganzen
Brettes. Dabei entdeckte man natürlich gewisse Gesetze,
welche zwar in der mathematischen Natur der Aufgabe be-
gründet liegen, aber bisher, wie gesagt, nur durch rein
empirisches Probiren gewonnen wurden. So soll zunächst
Herr von Warnsdorff die Regel angegeben haben, den
Springer stets auf solche Felder zu ziehen, von denen aus
ihm die wenigsten weiteren Züge zu Gebote stehen. Ist
auch diese Regel sehr allgemein, da sich hier häufig die
Auswahl unter mehreren Fällen bieten wird, so genügt sie
doch als nächster Anhalt für das Probiren in jeder Art von
Rösselsprüngen, und man kann nicht verkennen, dass ihr ein
bestimmtes mathematisches Prinzip, wahrscheinlich eine
Wahrheit aus der Lehre vom Grössten und Kleinsten, zu
Grunde liegt. Das hat auch schon der berühmte Astronom
Schumacher erkannt, doch vermochte auch er noch nicht
(vgl. §. 143) die Deduction jener Wahrheit auf rein mathe-
matischem Wege anzugeben. So erscheint ferner begreiflich,
dass selbst der berühmte Mathematiker Euler die mathe-
matische Behandlung umging und statt dessen rein empi-
rische, aber ungemein sinnreiche, Andeutungen für das
Probiren an die Hand gab. Er führt zunächst den Springer
über soviel Felder des Brettes als es angeht und bringt so-
dann die leer gebliebenen Felder durch einfache Umwand-
lung zum Anschluss an die Rösselsprungsreihe. Man sehe
z. B. folgendes Schema:

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Anmerkung. Man geht zunächst von f 4 auf h 5 bis f 6, d 5
u. s. w., indem man die Reihe h 5—a 5 analog der Reihe
a 4—h 4 und demnach auch die Reihen a 6—h 6 gleich
a 3—h 3 u. s. w. behandelt; so gelangt man zuletzt auf das
Feld c 5, welches von dem Anfangsfelde a 4 ebenfalls nur
um eine Springerweite entfernt ist.

§. 341. Später abstrahirte man von der Aufstellung
der Figuren und strebte nach correcter ununterbrochener
Führung des Springers über sämmtliche Felder des ganzen
Brettes. Dabei entdeckte man natürlich gewisse Gesetze,
welche zwar in der mathematischen Natur der Aufgabe be-
gründet liegen, aber bisher, wie gesagt, nur durch rein
empirisches Probiren gewonnen wurden. So soll zunächst
Herr von Warnsdorff die Regel angegeben haben, den
Springer stets auf solche Felder zu ziehen, von denen aus
ihm die wenigsten weiteren Züge zu Gebote stehen. Ist
auch diese Regel sehr allgemein, da sich hier häufig die
Auswahl unter mehreren Fällen bieten wird, so genügt sie
doch als nächster Anhalt für das Probiren in jeder Art von
Rösselsprüngen, und man kann nicht verkennen, dass ihr ein
bestimmtes mathematisches Prinzip, wahrscheinlich eine
Wahrheit aus der Lehre vom Grössten und Kleinsten, zu
Grunde liegt. Das hat auch schon der berühmte Astronom
Schumacher erkannt, doch vermochte auch er noch nicht
(vgl. §. 143) die Deduction jener Wahrheit auf rein mathe-
matischem Wege anzugeben. So erscheint ferner begreiflich,
dass selbst der berühmte Mathematiker Euler die mathe-
matische Behandlung umging und statt dessen rein empi-
rische, aber ungemein sinnreiche, Andeutungen für das
Probiren an die Hand gab. Er führt zunächst den Springer
über soviel Felder des Brettes als es angeht und bringt so-
dann die leer gebliebenen Felder durch einfache Umwand-
lung zum Anschluss an die Rösselsprungsreihe. Man sehe
z. B. folgendes Schema:

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[195/0207] Anmerkung. Man geht zunächst von f 4 auf h 5 bis f 6, d 5 u. s. w., indem man die Reihe h 5—a 5 analog der Reihe a 4—h 4 und demnach auch die Reihen a 6—h 6 gleich a 3—h 3 u. s. w. behandelt; so gelangt man zuletzt auf das Feld c 5, welches von dem Anfangsfelde a 4 ebenfalls nur um eine Springerweite entfernt ist. §. 341. Später abstrahirte man von der Aufstellung der Figuren und strebte nach correcter ununterbrochener Führung des Springers über sämmtliche Felder des ganzen Brettes. Dabei entdeckte man natürlich gewisse Gesetze, welche zwar in der mathematischen Natur der Aufgabe be- gründet liegen, aber bisher, wie gesagt, nur durch rein empirisches Probiren gewonnen wurden. So soll zunächst Herr von Warnsdorff die Regel angegeben haben, den Springer stets auf solche Felder zu ziehen, von denen aus ihm die wenigsten weiteren Züge zu Gebote stehen. Ist auch diese Regel sehr allgemein, da sich hier häufig die Auswahl unter mehreren Fällen bieten wird, so genügt sie doch als nächster Anhalt für das Probiren in jeder Art von Rösselsprüngen, und man kann nicht verkennen, dass ihr ein bestimmtes mathematisches Prinzip, wahrscheinlich eine Wahrheit aus der Lehre vom Grössten und Kleinsten, zu Grunde liegt. Das hat auch schon der berühmte Astronom Schumacher erkannt, doch vermochte auch er noch nicht (vgl. §. 143) die Deduction jener Wahrheit auf rein mathe- matischem Wege anzugeben. So erscheint ferner begreiflich, dass selbst der berühmte Mathematiker Euler die mathe- matische Behandlung umging und statt dessen rein empi- rische, aber ungemein sinnreiche, Andeutungen für das Probiren an die Hand gab. Er führt zunächst den Springer über soviel Felder des Brettes als es angeht und bringt so- dann die leer gebliebenen Felder durch einfache Umwand- lung zum Anschluss an die Rösselsprungsreihe. Man sehe z. B. folgendes Schema: 13*

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/207>, abgerufen am 29.03.2024.