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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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Man setze die 32 Figuren auf die numerirten Felder
und zwar einen Springer auf h 8; sodann nehme man mit
letzterem nach der Reihenfolge der Zahlen sämmtliche Stücke
vom Brett.

Anmerkung. Das gegebene Schema findet sich auf S. 74
eines von Paulus Guerinus von Forli in lateinischer
Sprache geschriebenen Manuscripts aus dem Jahre 1512.
Es scheint noch nicht bekannt zu sein, dass sich derselbe
halbe Rösselsprung in einem alten bei Janot in Paris ge-
druckten Quartbändchen (aus ziemlich gleicher Zeit) findet,
welches auf 12 unpaginirten Blättern 21 bildlich dargestellte
Schachaufgaben und darunter jene Springerführung ent-
hält. In beiden Werkchen sind statt der Zahlen Buch-
staben angegeben, und man hat deshalb vielleicht die
Identität beider Schemata übersehen. Die Anweisung ist
in der ersteren Schrift: "Si vis capere omnes scacchos cu
milite qui stat in angulo (d. i. Sp. auf h 8 oder Nr. 1) et
in nullo tractu defficere, trahe milite sup alfabetus rufeus
(hier Nr. 1 bis 16) usque ad P (hier 16), deinde incipiat
ab alfabeto nigro (hier Nr. 17--32) et procedat per ordinem
et accipiat omnes nullo tractu vacuo et ultimo remanebit
miles in angulo ubi scribitur q (hier 32). In dem franzö-
sischen Werkchen heisst es: "C'est pour lever tous les
echez (= omnes scacchos, alle Schachsteine) au traict du
chevalier .. tou chevalier doyt estre au coing dester de tou
joueur et se doit rendre a loposite." Daraus folgt, dass
man von der anderen Seite, also von der schwarzen Partei
aus die andere Hälfte des Brettes in analoger Weise mit
dem Springer betreten soll, so dass 1 auf a 1, 2 auf c 2,
3 auf e 1 u. s. w. fällt.

§. 340. In ähnlicher Weise giebt auch Gianutio in
seinem seltenen Schachwerke von 1597 einen halben Rössel-
sprung, den man nach Ponziani's Behauptung noch bis vor
wenig Jahren für die erste Probe dieser Aufgabe hielt.
Ueberträgt man sein Schema auf die untere Hälfte des
Brettes, also auf die Reihen (a 1--h 1) bis (a 4--h 4), so
hebt er auf dem Felde a 4 an und geht über folgende
Punkte: a 4, c 3, e 4, g 3, h 1, f 2, d 1, b 2, c 4, e 3, g 4,
h 2, f 1, d 2, b 1, a 3, c 2, a 1, b 3, d 4, f 3, h 4, g 2,
e 1, d 3, b 4, a 2, c 1, e 2, g 1, h 3, f 4. Dieser Rössel-
sprung ist zugleich der erste vollkommenere, da man ihn
analog auch auf der zweiten Hälfte des Brettes ausführen
kann, und da hiebei Anfang und Ausgang wieder in
einander übergehen
.

Man setze die 32 Figuren auf die numerirten Felder
und zwar einen Springer auf h 8; sodann nehme man mit
letzterem nach der Reihenfolge der Zahlen sämmtliche Stücke
vom Brett.

Anmerkung. Das gegebene Schema findet sich auf S. 74
eines von Paulus Guerinus von Forli in lateinischer
Sprache geschriebenen Manuscripts aus dem Jahre 1512.
Es scheint noch nicht bekannt zu sein, dass sich derselbe
halbe Rösselsprung in einem alten bei Janot in Paris ge-
druckten Quartbändchen (aus ziemlich gleicher Zeit) findet,
welches auf 12 unpaginirten Blättern 21 bildlich dargestellte
Schachaufgaben und darunter jene Springerführung ent-
hält. In beiden Werkchen sind statt der Zahlen Buch-
staben angegeben, und man hat deshalb vielleicht die
Identität beider Schemata übersehen. Die Anweisung ist
in der ersteren Schrift: „Si vis capere omnes scacchos cu
milite qui stat in angulo (d. i. Sp. auf h 8 oder Nr. 1) et
in nullo tractu defficere, trahe milite sup alfabetus rufeus
(hier Nr. 1 bis 16) usque ad P (hier 16), deinde incipiat
ab alfabeto nigro (hier Nr. 17—32) et procedat per ordinem
et accipiat omnes nullo tractu vacuo et ultimo remanebit
miles in angulo ubi scribitur q (hier 32). In dem franzö-
sischen Werkchen heisst es: „C’est pour lever tous les
echez (= omnes scacchos, alle Schachsteine) au traict du
chevalier .. tou chevalier doyt estre au coing dester de tou
joueur et se doit rendre a loposite.“ Daraus folgt, dass
man von der anderen Seite, also von der schwarzen Partei
aus die andere Hälfte des Brettes in analoger Weise mit
dem Springer betreten soll, so dass 1 auf a 1, 2 auf c 2,
3 auf e 1 u. s. w. fällt.

§. 340. In ähnlicher Weise giebt auch Gianutio in
seinem seltenen Schachwerke von 1597 einen halben Rössel-
sprung, den man nach Ponziani’s Behauptung noch bis vor
wenig Jahren für die erste Probe dieser Aufgabe hielt.
Ueberträgt man sein Schema auf die untere Hälfte des
Brettes, also auf die Reihen (a 1—h 1) bis (a 4—h 4), so
hebt er auf dem Felde a 4 an und geht über folgende
Punkte: a 4, c 3, e 4, g 3, h 1, f 2, d 1, b 2, c 4, e 3, g 4,
h 2, f 1, d 2, b 1, a 3, c 2, a 1, b 3, d 4, f 3, h 4, g 2,
e 1, d 3, b 4, a 2, c 1, e 2, g 1, h 3, f 4. Dieser Rössel-
sprung ist zugleich der erste vollkommenere, da man ihn
analog auch auf der zweiten Hälfte des Brettes ausführen
kann, und da hiebei Anfang und Ausgang wieder in
einander übergehen
.

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[194/0206] Man setze die 32 Figuren auf die numerirten Felder und zwar einen Springer auf h 8; sodann nehme man mit letzterem nach der Reihenfolge der Zahlen sämmtliche Stücke vom Brett. Anmerkung. Das gegebene Schema findet sich auf S. 74 eines von Paulus Guerinus von Forli in lateinischer Sprache geschriebenen Manuscripts aus dem Jahre 1512. Es scheint noch nicht bekannt zu sein, dass sich derselbe halbe Rösselsprung in einem alten bei Janot in Paris ge- druckten Quartbändchen (aus ziemlich gleicher Zeit) findet, welches auf 12 unpaginirten Blättern 21 bildlich dargestellte Schachaufgaben und darunter jene Springerführung ent- hält. In beiden Werkchen sind statt der Zahlen Buch- staben angegeben, und man hat deshalb vielleicht die Identität beider Schemata übersehen. Die Anweisung ist in der ersteren Schrift: „Si vis capere omnes scacchos cu milite qui stat in angulo (d. i. Sp. auf h 8 oder Nr. 1) et in nullo tractu defficere, trahe milite sup alfabetus rufeus (hier Nr. 1 bis 16) usque ad P (hier 16), deinde incipiat ab alfabeto nigro (hier Nr. 17—32) et procedat per ordinem et accipiat omnes nullo tractu vacuo et ultimo remanebit miles in angulo ubi scribitur q (hier 32). In dem franzö- sischen Werkchen heisst es: „C’est pour lever tous les echez (= omnes scacchos, alle Schachsteine) au traict du chevalier .. tou chevalier doyt estre au coing dester de tou joueur et se doit rendre a loposite.“ Daraus folgt, dass man von der anderen Seite, also von der schwarzen Partei aus die andere Hälfte des Brettes in analoger Weise mit dem Springer betreten soll, so dass 1 auf a 1, 2 auf c 2, 3 auf e 1 u. s. w. fällt. §. 340. In ähnlicher Weise giebt auch Gianutio in seinem seltenen Schachwerke von 1597 einen halben Rössel- sprung, den man nach Ponziani’s Behauptung noch bis vor wenig Jahren für die erste Probe dieser Aufgabe hielt. Ueberträgt man sein Schema auf die untere Hälfte des Brettes, also auf die Reihen (a 1—h 1) bis (a 4—h 4), so hebt er auf dem Felde a 4 an und geht über folgende Punkte: a 4, c 3, e 4, g 3, h 1, f 2, d 1, b 2, c 4, e 3, g 4, h 2, f 1, d 2, b 1, a 3, c 2, a 1, b 3, d 4, f 3, h 4, g 2, e 1, d 3, b 4, a 2, c 1, e 2, g 1, h 3, f 4. Dieser Rössel- sprung ist zugleich der erste vollkommenere, da man ihn analog auch auf der zweiten Hälfte des Brettes ausführen kann, und da hiebei Anfang und Ausgang wieder in einander übergehen.

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/206>, abgerufen am 25.04.2024.