Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Beweisen.
ter unter die Arten vertheilen, (§. 97.) und eben so
lassen sich auch die Arten leichter durchgehen, wenn
man sehen will, ob ein vorgegebener Begriff darun-
ter, oder unter welche derselbe gehöre, oder welchen
er zukomme? Diese zwo Untersuchungen machen so-
dann den ersten und zweyten Fall des §. 332. aus.
Man sieht demnach auch hieraus, wie diese drey Fälle
unter einander zusammenhängen.

§. 339.

Ferner läßt sich anmerken, daß bey allen sechs
Fällen die vorläufige Kenntniß des Schlußsatzes ver-
anlaßt werde, und der Anlaß gründer sich theils auf
die Data, so man vor sich hat, theils auf das Be-
wußtseyn, daß bey denselben das Quaesitum vorkom-
me, und eine gewisse Beschaffenheit habe. Z. E. in
dem ersten Fall, wenn man weis, daß das Subject
nicht unmittelbar unter die schon gesundene höhere
Gattung gehöre, so kömmt allerdings die Frage vor,
die niedrigste subordinirte Gattung oder Art zu fin-
den, unter welche das vorgegebene Subject gehört.
Diese Anlässe aber sind nicht schwer, weil sich über-
haupt die höhern Gattungen leichter finden lassen, als
die niedrigern: und in jedem Schluß in Barbara wird
das Prädicat des Schlußsatzes eine höhere Gattung
seyn, als das Prädicat im Untersatze, es sey denn,
daß der Obersatz identisch wäre, welches aber selten
vorkömmt, weil wir noch wenig identische Sätze ha-
ben.

§. 340.

Auf gleiche Art wird der zweyte Fall (§. 332.)
veranlaßt, weil man voraus wissen muß, daß einige
Arten oder Indiuidua der Gattung D die Eigen-
schaft B haben. Man sieht zugleich, daß jeder Par-
ticularsatz

Etliche

von den Beweiſen.
ter unter die Arten vertheilen, (§. 97.) und eben ſo
laſſen ſich auch die Arten leichter durchgehen, wenn
man ſehen will, ob ein vorgegebener Begriff darun-
ter, oder unter welche derſelbe gehoͤre, oder welchen
er zukomme? Dieſe zwo Unterſuchungen machen ſo-
dann den erſten und zweyten Fall des §. 332. aus.
Man ſieht demnach auch hieraus, wie dieſe drey Faͤlle
unter einander zuſammenhaͤngen.

§. 339.

Ferner laͤßt ſich anmerken, daß bey allen ſechs
Faͤllen die vorlaͤufige Kenntniß des Schlußſatzes ver-
anlaßt werde, und der Anlaß gruͤnder ſich theils auf
die Data, ſo man vor ſich hat, theils auf das Be-
wußtſeyn, daß bey denſelben das Quaeſitum vorkom-
me, und eine gewiſſe Beſchaffenheit habe. Z. E. in
dem erſten Fall, wenn man weis, daß das Subject
nicht unmittelbar unter die ſchon geſundene hoͤhere
Gattung gehoͤre, ſo koͤmmt allerdings die Frage vor,
die niedrigſte ſubordinirte Gattung oder Art zu fin-
den, unter welche das vorgegebene Subject gehoͤrt.
Dieſe Anlaͤſſe aber ſind nicht ſchwer, weil ſich uͤber-
haupt die hoͤhern Gattungen leichter finden laſſen, als
die niedrigern: und in jedem Schluß in Barbara wird
das Praͤdicat des Schlußſatzes eine hoͤhere Gattung
ſeyn, als das Praͤdicat im Unterſatze, es ſey denn,
daß der Oberſatz identiſch waͤre, welches aber ſelten
vorkoͤmmt, weil wir noch wenig identiſche Saͤtze ha-
ben.

§. 340.

Auf gleiche Art wird der zweyte Fall (§. 332.)
veranlaßt, weil man voraus wiſſen muß, daß einige
Arten oder Indiuidua der Gattung D die Eigen-
ſchaft B haben. Man ſieht zugleich, daß jeder Par-
ticularſatz

Etliche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0245" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Bewei&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
ter unter die Arten vertheilen, (§. 97.) und eben &#x017F;o<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch die Arten leichter durchgehen, wenn<lb/>
man &#x017F;ehen will, ob ein vorgegebener Begriff darun-<lb/>
ter, oder unter welche der&#x017F;elbe geho&#x0364;re, oder welchen<lb/>
er zukomme? Die&#x017F;e zwo Unter&#x017F;uchungen machen &#x017F;o-<lb/>
dann den er&#x017F;ten und zweyten Fall des §. 332. aus.<lb/>
Man &#x017F;ieht demnach auch hieraus, wie die&#x017F;e drey Fa&#x0364;lle<lb/>
unter einander zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 339.</head><lb/>
            <p>Ferner la&#x0364;ßt &#x017F;ich anmerken, daß bey allen &#x017F;echs<lb/>
Fa&#x0364;llen die vorla&#x0364;ufige Kenntniß des Schluß&#x017F;atzes ver-<lb/>
anlaßt werde, und der Anlaß gru&#x0364;nder &#x017F;ich theils auf<lb/>
die <hi rendition="#aq">Data,</hi> &#x017F;o man vor &#x017F;ich hat, theils auf das Be-<lb/>
wußt&#x017F;eyn, daß bey den&#x017F;elben das <hi rendition="#aq">Quae&#x017F;itum</hi> vorkom-<lb/>
me, und eine gewi&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;chaffenheit habe. Z. E. in<lb/>
dem er&#x017F;ten Fall, wenn man weis, daß das Subject<lb/>
nicht unmittelbar unter die &#x017F;chon ge&#x017F;undene ho&#x0364;here<lb/>
Gattung geho&#x0364;re, &#x017F;o ko&#x0364;mmt allerdings die Frage vor,<lb/>
die niedrig&#x017F;te &#x017F;ubordinirte Gattung oder Art zu fin-<lb/>
den, unter welche das vorgegebene Subject geho&#x0364;rt.<lb/>
Die&#x017F;e Anla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aber &#x017F;ind nicht &#x017F;chwer, weil &#x017F;ich u&#x0364;ber-<lb/>
haupt die ho&#x0364;hern Gattungen leichter finden la&#x017F;&#x017F;en, als<lb/>
die niedrigern: und in jedem Schluß <hi rendition="#aq">in Barbara</hi> wird<lb/>
das Pra&#x0364;dicat des Schluß&#x017F;atzes eine ho&#x0364;here Gattung<lb/>
&#x017F;eyn, als das Pra&#x0364;dicat im Unter&#x017F;atze, es &#x017F;ey denn,<lb/>
daß der Ober&#x017F;atz identi&#x017F;ch wa&#x0364;re, welches aber &#x017F;elten<lb/>
vorko&#x0364;mmt, weil wir noch wenig identi&#x017F;che Sa&#x0364;tze ha-<lb/>
ben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 340.</head><lb/>
            <p>Auf gleiche Art wird der zweyte Fall (§. 332.)<lb/>
veranlaßt, weil man voraus wi&#x017F;&#x017F;en muß, daß einige<lb/>
Arten oder <hi rendition="#aq">Indiuidua</hi> der Gattung <hi rendition="#aq">D</hi> die Eigen-<lb/>
&#x017F;chaft <hi rendition="#aq">B</hi> haben. Man &#x017F;ieht zugleich, daß jeder Par-<lb/>
ticular&#x017F;atz</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Etliche</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0245] von den Beweiſen. ter unter die Arten vertheilen, (§. 97.) und eben ſo laſſen ſich auch die Arten leichter durchgehen, wenn man ſehen will, ob ein vorgegebener Begriff darun- ter, oder unter welche derſelbe gehoͤre, oder welchen er zukomme? Dieſe zwo Unterſuchungen machen ſo- dann den erſten und zweyten Fall des §. 332. aus. Man ſieht demnach auch hieraus, wie dieſe drey Faͤlle unter einander zuſammenhaͤngen. §. 339. Ferner laͤßt ſich anmerken, daß bey allen ſechs Faͤllen die vorlaͤufige Kenntniß des Schlußſatzes ver- anlaßt werde, und der Anlaß gruͤnder ſich theils auf die Data, ſo man vor ſich hat, theils auf das Be- wußtſeyn, daß bey denſelben das Quaeſitum vorkom- me, und eine gewiſſe Beſchaffenheit habe. Z. E. in dem erſten Fall, wenn man weis, daß das Subject nicht unmittelbar unter die ſchon geſundene hoͤhere Gattung gehoͤre, ſo koͤmmt allerdings die Frage vor, die niedrigſte ſubordinirte Gattung oder Art zu fin- den, unter welche das vorgegebene Subject gehoͤrt. Dieſe Anlaͤſſe aber ſind nicht ſchwer, weil ſich uͤber- haupt die hoͤhern Gattungen leichter finden laſſen, als die niedrigern: und in jedem Schluß in Barbara wird das Praͤdicat des Schlußſatzes eine hoͤhere Gattung ſeyn, als das Praͤdicat im Unterſatze, es ſey denn, daß der Oberſatz identiſch waͤre, welches aber ſelten vorkoͤmmt, weil wir noch wenig identiſche Saͤtze ha- ben. §. 340. Auf gleiche Art wird der zweyte Fall (§. 332.) veranlaßt, weil man voraus wiſſen muß, daß einige Arten oder Indiuidua der Gattung D die Eigen- ſchaft B haben. Man ſieht zugleich, daß jeder Par- ticularſatz Etliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/245
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/245>, abgerufen am 16.04.2024.