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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Der Zusammenhang.
physische Wahrheit, Einheit und Güte beruht,
die wir in angezogenem §. 350. deutlicher bestimmet
haben, so können wir auch diesen Zusammenhang,
der bey einem Dinge nothwendig statt haben muß,
wenn anders seine Existenz soll möglich seyn können,
einen metaphysischen Zusammenhang nennen.
Dieser erstreckt sich demnach auf jedes, was, wenn
es existirt, für sich bestehen kann. Da demnach die
Möglichkeit, existiren zu können, bey jedem Dinge,
dafern es ein reales Ding heißen soll, schlechthin er-
forderlich ist (§. 297.), so kömmt dieser metaphysische
Zusammenhang und das gemeinsame Band ebenfalls
schlechthin nothwendig dabey vor, und dieses scheint
auch der Grund zu seyn, warum man in der Meta-
physic, wo man das allen Dingen Gemeinsame vor-
tragen wollte (§. 2. 3.), die Theorie dieses Zusam-
menhangs gleich anfangs vornahm, und die Defini-
tionen dazu einrichtete, (§. 42.).

§. 468.

Jn einem Ganzen, oder so weit in den Din-
gen der Zusammenhang geht, gründet sich eines
auf das andere.
Dieses will schlechthin nichts an-
ders sagen, als daß eines das andere erfordere, vor-
aussetze oder nach sich ziehe, (§. 211. seqq. 229.). Die-
ses hat nun nothwendig statt, weil der Beharrungs-
stand ein genaues Ebenmaaß zwischen den Kräften
und den Theilen erfordert, (§. 350.). Wiefern nun
das, was man in einem Dinge das Wesen oder die
wesentlichen Stücke nennet, der Anfang sey, worauf
sich das übrige gründet, oder wovon es abhängt, ha-
ben wir bereits in angezogenem §. 229. angezeiget,
wo wir zugleich auch anmerkten, wie das, was nach
unserer Art, solche Ganze auszusinnen, willkührlich

zu
F 4

Der Zuſammenhang.
phyſiſche Wahrheit, Einheit und Guͤte beruht,
die wir in angezogenem §. 350. deutlicher beſtimmet
haben, ſo koͤnnen wir auch dieſen Zuſammenhang,
der bey einem Dinge nothwendig ſtatt haben muß,
wenn anders ſeine Exiſtenz ſoll moͤglich ſeyn koͤnnen,
einen metaphyſiſchen Zuſammenhang nennen.
Dieſer erſtreckt ſich demnach auf jedes, was, wenn
es exiſtirt, fuͤr ſich beſtehen kann. Da demnach die
Moͤglichkeit, exiſtiren zu koͤnnen, bey jedem Dinge,
dafern es ein reales Ding heißen ſoll, ſchlechthin er-
forderlich iſt (§. 297.), ſo koͤmmt dieſer metaphyſiſche
Zuſammenhang und das gemeinſame Band ebenfalls
ſchlechthin nothwendig dabey vor, und dieſes ſcheint
auch der Grund zu ſeyn, warum man in der Meta-
phyſic, wo man das allen Dingen Gemeinſame vor-
tragen wollte (§. 2. 3.), die Theorie dieſes Zuſam-
menhangs gleich anfangs vornahm, und die Defini-
tionen dazu einrichtete, (§. 42.).

§. 468.

Jn einem Ganzen, oder ſo weit in den Din-
gen der Zuſammenhang geht, gruͤndet ſich eines
auf das andere.
Dieſes will ſchlechthin nichts an-
ders ſagen, als daß eines das andere erfordere, vor-
ausſetze oder nach ſich ziehe, (§. 211. ſeqq. 229.). Die-
ſes hat nun nothwendig ſtatt, weil der Beharrungs-
ſtand ein genaues Ebenmaaß zwiſchen den Kraͤften
und den Theilen erfordert, (§. 350.). Wiefern nun
das, was man in einem Dinge das Weſen oder die
weſentlichen Stuͤcke nennet, der Anfang ſey, worauf
ſich das uͤbrige gruͤndet, oder wovon es abhaͤngt, ha-
ben wir bereits in angezogenem §. 229. angezeiget,
wo wir zugleich auch anmerkten, wie das, was nach
unſerer Art, ſolche Ganze auszuſinnen, willkuͤhrlich

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[87/0095] Der Zuſammenhang. phyſiſche Wahrheit, Einheit und Guͤte beruht, die wir in angezogenem §. 350. deutlicher beſtimmet haben, ſo koͤnnen wir auch dieſen Zuſammenhang, der bey einem Dinge nothwendig ſtatt haben muß, wenn anders ſeine Exiſtenz ſoll moͤglich ſeyn koͤnnen, einen metaphyſiſchen Zuſammenhang nennen. Dieſer erſtreckt ſich demnach auf jedes, was, wenn es exiſtirt, fuͤr ſich beſtehen kann. Da demnach die Moͤglichkeit, exiſtiren zu koͤnnen, bey jedem Dinge, dafern es ein reales Ding heißen ſoll, ſchlechthin er- forderlich iſt (§. 297.), ſo koͤmmt dieſer metaphyſiſche Zuſammenhang und das gemeinſame Band ebenfalls ſchlechthin nothwendig dabey vor, und dieſes ſcheint auch der Grund zu ſeyn, warum man in der Meta- phyſic, wo man das allen Dingen Gemeinſame vor- tragen wollte (§. 2. 3.), die Theorie dieſes Zuſam- menhangs gleich anfangs vornahm, und die Defini- tionen dazu einrichtete, (§. 42.). §. 468. Jn einem Ganzen, oder ſo weit in den Din- gen der Zuſammenhang geht, gruͤndet ſich eines auf das andere. Dieſes will ſchlechthin nichts an- ders ſagen, als daß eines das andere erfordere, vor- ausſetze oder nach ſich ziehe, (§. 211. ſeqq. 229.). Die- ſes hat nun nothwendig ſtatt, weil der Beharrungs- ſtand ein genaues Ebenmaaß zwiſchen den Kraͤften und den Theilen erfordert, (§. 350.). Wiefern nun das, was man in einem Dinge das Weſen oder die weſentlichen Stuͤcke nennet, der Anfang ſey, worauf ſich das uͤbrige gruͤndet, oder wovon es abhaͤngt, ha- ben wir bereits in angezogenem §. 229. angezeiget, wo wir zugleich auch anmerkten, wie das, was nach unſerer Art, ſolche Ganze auszuſinnen, willkuͤhrlich zu F 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/95>, abgerufen am 19.04.2024.